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SSRQ ZH NF II/3 30-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 30-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Beschlagnahmung der Güter und Rechte des Junkers Kaspar von Bonstetten im Amt Greifensee

1451 November 4. Greifensee

Der Vogt von Greifensee, Heinrich Röist, hält an der Richtstätte in Greifensee auf offener Strasse Gericht und bestätigt den Vertretern von Bürgermeister, Räten und Bürgern der Stadt Zürich, dass sie alle Güter und Rechte des Junkers Kaspar von Bonstetten im Amt Greifensee beschlagnahmen dürfen. Dazu gehören die Burg sowie alle Höfe, Weinberge, Gerichte, Twing und Bann, Zehnten, Zinsen, Äcker, Wiesen, Wälder, Weiden, Fischenzen, Gewässer, Eigenleute, Pfänder und Lehen. Bonstetten hatte sich zusammen mit anderen für eine Schuld von 5000 Gulden verpflichtet, war der dreimaligen Vorladung zum Rechtstag aber nicht nachgekommen. Der Aussteller siegelt.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 775
  • Originaldatierung: 1451 November 4
  • Überlieferung: Original
  • Erhaltungszustand: Entwertungsschnitte
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 55.0 × 20.5
  • 1 Siegel:
    1. Heinrich RöistPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch
  • Regest

Möglicherweise hatte sich Kaspar von BonstettenPerson: als Inhaber der Burg und Herrschaft UsterOrt: infolge des Alten Zürichkriegs verschuldet. Als die EidgenossenOrganisation: in den Jahren 1443 und 1444 brandschatzend durch das Zürcher OberlandOrt: zogen, war es BonstettenPerson: – vermutlich mit Geldzahlungen – gelungen, sie von der Zerstörung der Burg UsterOrt: und der Schädigung seiner Eigenleute im Amt GrüningenOrt: abzuhalten (Baumeler 2010, S. 155-156).

Die Urkunde ist zerschnitten und somit entwertet; BonstettenPerson: hat seine Schulden wohl beglichen und die Pfändung seiner Güter dadurch abgewendet. Es ist anzunehmen, dass der Zürcher RatOrganisation: sehr darauf erpicht gewesen wäre, UsterOrt: in seine Herrschaft zu integrieren. Nach diesem ersten, missglückten Versuch gelang dies erst 1544 (SSRQ ZH NF II/3 65-1).

Editionstext


Ich, Heinrich RoͤistPerson: , vogt in dem ampt GriffenseeOrt: und richtter in diser nachgeschribner sach von des yetzgenttenyetzgenantten amptz GriffenseeOrt: wegen, tuͦn kund aller menglichem, die disen brieff lessent, sechent oder hoͤrent lessen, das fu̍r mich komen sind an der statt, da ich zuͦ GriffenseeOrt: an offner,
fryer straß an gewonlicher richtstatt offennlich in verbannem gericht zuͦ gricht sass, der fu̍rsichttigen, ersamen, wisen, des burgermeisters, der raͤtten und der burgern gemeinlich der statt Zu̍richOrt: Organisation: , miner gnedigen, lieben herren, volmechttig bottschafft, offenbartent vor mir ingericht
durch iren fu̍rsprechen, nach dem und die yetzgenttenyetzgenantten min herren von Zu̍richOrt: des vesten junckher Caspars von BomstettenPerson: guͦt, das er in dem genttengenantten ampt GriffenseeOrt: hett, es were burg, burgstal, burgsaͤss, hoffstetten, hoffreittinen, reben, gericht, twing, benne, zechenden,
zinse, nu̍tz, gu̍lt, hoͤff, guͤtter, acker, matten, wisen, holtz, veld, wunn, weid, vischentzen, wasser, wasserru̍nssen, eigenlu̍t, pfandschafften, lechenschafften, manschafften, geldschulden, halbling, ligendz, varendz, gendz, stendz, pfenningWährung: 1 Pfennig und des wertt, wie guͦt den namen hette und gehaben
moͤchtte, darinne gantz nu̍tzit ussgelassen noch vorbehept, von der schuld wegen, so er den gentengenanten minen herren von Zu̍richOrt: schuldig were, ingebott und gericht genomen hettind und im gen den gebott, wie das des amptz GriffenseeOrt: recht were, uff den ersten tag, den andern
tag harfu̍rgericht verku̍nt, und er noch niement von sinen wegen uff der selben tagen derwedern komen wer, das gebott zuͦ verantwurtind, denn das er die verkundung, die gericht und das recht verschmacht hett, von des wegen die obgentenobgenanten min herren a–von
von
Korrigiert: von
–a Zu̍richOrt: die vergangnen zwen rechttag mit urteil und mit recht behalten hettind, nach sag der urteil brieffen inen darumb von dem gericht geben.1 Und won uff hu̍t der dritt und letst rechttag sye und uff dem nechstvergangnen andern rechttlichen
tag bekennt were, irem obgenttenobgenantten widersecher den hu̍ttigen als den dritten und letsten tag ouch ze verku̍ndint, ob er noch antwurtten woͤlt, das er kem und das taͤtte, also begertind sy an dem rechtten ze erfarent, ob dem von BomstettenPerson: soͤllich verku̍ndung also
beschechen were.
Also fand sich vor mir ingericht, das dem von BomstettenPerson: die verku̍ndung, wie vorstaͧt und gericht und urteil geben hatt, beschechen was, uff das miner herren von Zu̍richOrt: botten aber durch iren fu̍rsprechen rettent, nach dem und sich vor gericht
erfunden hette, das irem obgentenobgenanten widersecher harfu̍r gericht verku̍nt were, wie das des amptz GriffenseeOrt: recht ist, und er aber noch niemant von sinen wegen ingericht gegenwu̍rttig wer, der antwurtten woͤlte, und das gericht und recht verschmachtte,
begerttind sy an dem rechtten ze erfarent, was nun recht were. Also fragt ich urteil umb, und ward mit einhelliger urteil nach miner frag uff den eid erteilt, sidmalen dem von BomstettenPerson: uff den ersten tag, den andern tag und uff hu̍tt als uff den dritten
und letsten tag harfu̍rgericht verku̍nt wer zeantwurtend und er uff die vergangnen zwey gericht nit komen were, die verachtet hett, darumb min herren von Zu̍richOrt: die mit recht behept hettind, und er uff hu̍t als den dritten und letsten rechttag aber nit
hie were und darinne das gericht verachtotte und verschmachtte, das nun miner herren von Zu̍richOrt: botten ir clag offnen moͤchttind mit brieffen oder wortten, wie sy dero getru̍wtind zegniessind, wenn das bescheche, das denn aber fu̍rer volgieng, das recht
were.
Uff das miner herren von Zu̍richOrt: botten einen brieff vorgericht liessent lessen, darinne sich der genant Caspar von BomstettenPerson: mit sampt ettlichen andern gen minen herren von Zu̍richOrt: umb fu̍nff tusent guldinWährung: 5000 Gulden hobtguͦtz da von jerlichenWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zins
und costen und schaden verschriben hat nach innhaltung desselben brieffs. Und als der brieff gehoͤrtt ward, liessent miner herren von Zu̍richOrt: botten durch iren fu̍rsprechen reden, von soͤllicher schuld wegen hettind sy dem von BomstettenPerson: das sin, das in
dem ampt GriffenseeOrt: lege und were, als vorgenempt stuͦnde, in gebott genomen, dem selben von BomstettenPerson: uff den ersten tag, den andern tag und uff hu̍t als uff den dritten und den letsten tag verku̍nt were ze antwurtten, ob er woͤlte, wie das davor geschriben
staͧt, und aber der von BomstettenPerson: noch niement von sinen wegen hie were, der antwurtten woͤlte, und sunder die verku̍ndung, die gericht und das recht von dem von BomstettenPerson: verachtet und verschmacht were, getru̍wtind sy, ir herren soͤltind des alles
so verr geniessen, das inen Caspars von BomstettenPerson: guͦt, wie das vor eigenlich genempt ist, das in dem ampt GriffenseeOrt: lege und were, an ir schuld, hoptguͦt, zins,Hinzufügung oberhalb der Zeileb costen und schaden vervallen sin soͤlte, und das sy das an das ir zuͦ iren handen ziechen und nemen moͤchtind,
damit zehandeln und zewandeln als mit irem eigenlichen guͦt, satztend das zuͦ recht.
Also fragt ich urteil umb und ward nach miner frag uff den eid erteilt, nach dem und die obgenttenobgenantten min herren von Zu̍richOrt: den ersten tag und den andern tag gen dem
von BomstettenPerson: mit recht behalten hettind und dar inne gehandelt und getaͧn, was recht were, und hu̍t als uff den dritten und den letsten tag aber hie vorgericht werind, irs rechtten erwarttotind und irem vilgentenvilgenanten widersecher der dritt und letst
tag nach des amptz GriffenseeOrt: recht ouch verku̍nt were und er die verku̍ndung, die gericht und das recht verachtet und verschmacht hette, das min herren von Zu̍richOrt: des alles und irs besigelten brieffs, den sy vorgericht gezoͧigt hettind, so
verr geniessen soͤltind, das sy des obgentenobgenanten Caspars von BomstettenPerson: guͦt, das in dem ampt GriffenseeOrt: lege und were, es syent bu̍rg, bu̍rgstal, bu̍rgsaͤss, hoffstetten, hoffreittine, reben, gericht, twing, benne, zechenden, zinsen, nu̍tz, gu̍lt, hoͤff, guͤtter,
acker, matten, wissen, holtz, veld, wunn, weid, vischentzen, wasser, wasserru̍nssen, eigenlu̍t, pfandschafften, lechenschafften, manschafften, geldschulden, halbling, ligendz, varendz, gendz, stendz, pfenning und des wertt, wie guͦt den namen hette und gehaben moͤchte,
dar inne gantz nu̍tzit ussgelassen noch vorbehept, zuͦ iren handen an das ir nemen und ziechen, das nutzen, bruchen, niessen, besetzen und entsetzen moͤchten als ir eigenlich guͦt, wie inen das fuͦgklich were, und ob sy min, obgenttenobgenantten vogtz, nottu̍rfftig werent,
das ich inen von des gerichtz und des amptz wegen zuͦ soͤllichem hilfflich sin und das gericht sy daby, so verr es moͤchtte, schirmen und hanthaben soͤlte. Des alles begerttent der obgentenobgenanten miner herren von Zu̍richOrt: botten eins brieffs, der
inen zegebent nach miner frag bekennt ward.
Und des alles zuͦ gezu̍gnu̍sse und warem urkund, so hab ich, obgentterobgenantter vogt, min insigel von des gerichtz wegen, als urteil gab, offennlich gehenckt an disen brieff, doch dem ampt GriffenseeOrt:
an aller siner fryheitt, rechtten und altem herkomen, ouch mir und minen erben unschedlich, der geben ist uff donrstag nach aller heiligenOrganisation: tag nach der gebu̍rt Cristi viertzechenhundert fu̍nfftzig und ein jareOriginaldatierung: 4.11.1451.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
GantbrGantbriefUnsichere Lesungc umb des von BonstettenPerson:
guͦt im ambt GryfennseeOrt: ,
1451Originaldatierung: 1.1.1451 – 31.12.1451

Anmerkungen

  1. Korrigiert: von.
  2. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  3. Unsichere Lesung.
  1. Die hier erwähnte Urkunde ist nur als Entwurf vom 27. Oktober 1451Datum: 27.10.1451 erhalten (StAZH A 123.1, Nr. 4).