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SSRQ ZH NF I/1/11 10-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 11: Gedruckte Mandate für Stadt und/oder Landschaft Zürich, von Sandra Reisinger

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/11 10-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Grosses Mandat der Stadt Zürich, Ehesatzung von 1539 und Synodenordnung von 1532

1550.

Bürgermeister sowie Grosser und Kleiner Rat der Stadt Zürich erlassen ein erneuertes Mandat, das von allen Pfarrern des Zürcher Herrschaftsgebiets ein bis zwei Mal jährlich in den Kirchen verlesen werden soll. Alle Personen sind dazu verpflichtet, jeden Sonntag die Predigt zu besuchen und weder davor noch danach in Wirtshäusern oder Gesellschaftsstuben zu bleiben. Störungen oder Verspottungen des Gottesdienstes sind verboten. Damit die Jugend christlich erzogen wird, sollen die Eltern dafür sorgen, dass ihre Kinder und das Gesinde die Predigten besuchen, beten lernen und sich des Fluchens enthalten. Personen, die sich vom Gottesdienst fernhalten oder sich von der christlichen Gemeinde absondern, werden zuerst verwarnt, ihnen danach gewisse Privilegien entzogen und schliesslich bestraft (1). Es ist verboten, Täufern zu helfen oder an ihren Versammlungen teilzunehmen. Alle Täufer sollen unverzüglich der Obrigkeit angezeigt werden (2). Bilder und Objekte, die während der Reformation entfernt wurden, dürfen nicht gebraucht oder wiedereingeführt werden (3). Der Aberglaube, die Zauberei und die Wahrsagerei sind bei Strafe verboten (4). Weiterhin wird verordnet, dass Almosen nur noch für die Armen eingesetzt werden dürfen sowie, dass Rechnungen ausgestellt und in jeder Pfarrei zwei Verzeichnisse über Zinsen und Einkommen geführt werden müssen (5). An Feiertagen und Sonntagen darf niemand arbeiten und alle Läden müssen geschlossen bleiben (6). Gotteslästerung und Fluchen sind verboten und müssen unverzüglich mit einem sogenannten Erdkuss oder mit der finanziellen Abgabe an eine arme Person gesühnt werden (7). Verboten werden des Weiteren alle Spiele und Wetten (8). Wer jemanden zum Trinken animiert, soll gebüsst werden. Männer, die in Gesellschaftsstuben oder Winkelhäusern übermässig essen und trinken, während ihre Frauen und Kinder zu Hause Mangel leiden, sollen durch die Amtleute befragt und gegebenenfalls gebüsst werden (9). Es ist verboten, zerhauene Kleider oder Hosen zu tragen (10). Ausserdem dürfen Dolche oder kurze Gewehre nicht zusammen mit langen Gewehren, sondern jeweils nur eine Waffe, innerhalb des zürcherischen Herrschaftsgebiets getragen werden (11). Verordnet wird weiterhin, dass Hochzeiten nicht mehr an Wirte in Auftrag gegeben werden sollen. Hochzeiten dürfen maximal einen Tag bis abends zur Gebetszeit dauern und Nachhochzeiten sollen vermieden werden. Das Tanzen an Hochzeiten wird untersagt (12). Wirte müssen darauf achten, dass an Sonntagen oder an Feiertagen vor der Predigt sowie nach 21 Uhr keine Zechereien (schebeten) mehr stattfinden. Bei Zuwiderhandlung werden sowohl der Wirt als auch der Gast bestraft. Weiterhin soll in den Wirtshäusern nicht mehr auf Naturalien oder auf Beträge über 10 Schilling ausgeborgt werden. Das Verbot der Bewirtung nach 21 Uhr sowie die Einschränkungen betreffend Ausborgen gelten nicht für Wöchnerinnen und kranke Personen (13). Es ist nicht erlaubt, ohne obrigkeitliche Erlaubnis als Reisläufer in die Fremde zu gehen. Alle Werber sollen den Vögten angezeigt oder direkt zur Obrigkeit geführt werden (14). Zuletzt folgen Bestimmungen betreffend Wucher, Gülten und Zinsen. Wucherpraktiken und Fürkauf sind verboten. Das Verbot der Naturaliengülten und der festgesetzte Zinssatz von 5 Prozent gelten weiterhin. Ablösungen von Naturaliengülten müssen zur ursprünglichen Kaufsumme erfolgen. Die Rückzahlung von ausgeborgten Naturalien darf nicht dann erfolgen, wenn die Getreidepreise am höchsten sind, sondern gemäss dem ursprünglichen Preis. Der Kleinhandel (Pfragen) und Kauf auf Mehrschatz ist in den Städten weiterhin nur an den Märkten und zu den festgesetzten Marktzeiten erlaubt. Für den Kauf und Verkauf von Getreide und Wein gilt grundsätzlich Marktzwang. Schädliche Käufe aufgrund von Wucherpraktiken sind nichtig, führen zum Verlust der Ware und gegebenenfalls zur Bestrafung durch die Obrigkeit. Bei Notdurft eines Nachbarn, Freundes oder einer anderen Person ist der Verkauf von Gütern ausserhalb des Marktes für den Hausgebrauch erlaubt (15). Im Anschluss an die Bestimmungen folgen eine überarbeitete Fassung der Ehesatzung von 1539 sowie eine überarbeitete Fassung der Synodenordnung von 1532.

In ZürichOrt: wurden zwischen 1530 und 1790 zahlreiche gedruckte, mehrere Themenbereiche umfassende Sammelmandate erlassen. Der Begriff «Grosses Mandat» konnte sich jedoch erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durchsetzen (vgl. Grosses Mandat von 1680: SSRQ ZH NF I/1/11 30-1). Nachdem der Rat der Stadt ZürichOrt: Organisation: das erste gedruckte Grosse Mandat im Jahre 1530 erliess (SSRQ ZH NF I/1/11 8-1) und dieses bereits zwei Jahre später in einer stark gekürzten Fassung erneut herausgab (StAZH III AAb 1.1, Nr. 23), kam es 1534 zu einer ungedruckten Neufassung des Grossen Mandats (StAZH E II 372, fol. 1r-8v). Ausschlaggebend dafür war ein Fürtrag von Heinrich EngelhardPerson: , Leo JudPerson: und Heinrich BullingerPerson: vor dem RatOrganisation: . Darin wurden die wenig besuchten Gottesdienste, die Zunahme des Fluchens, Lästerns, der Unzucht, des Spielens, Prassens, Zutrinkens und Aufwands sowie die übermässige Anzahl der Wirtshäuser kritisiert. Grund für all diese Laster sei, dass die Bestimmungen des Grossen Mandats der Bevölkerung weitgehend unbekannt wären. Aus diesem Grund wurde im Fürtrag empfohlen, das Grosse Mandat mehrere Male pro Jahr von der Kanzel zu verlesen sowie die Amtleute eidlich stärker an ihre Pflichten zu binden (StAZH E II 1, S. 187-189).

In der Herbstsynode des Jahres 1549 wurde den Pfarrern vorgeworfen, dass diese das Grosse Mandat zu wenig häufig verlesen würden, was dazu führe, dass niemand die Bestimmungen einhalte. Da sich jedoch herausstellte, dass in vielen Pfarreien keine oder nur wenige gedruckte Exemplare vorhanden waren, beschloss die SynodeOrganisation: , alle bisherigen Satzungen, Ordnungen und Mandate zusammenzufassen und erneut drucken zu lassen (StAZH E II 1, S. 353 und 355). Unter Mithilfe von BullingerPerson: wurden neben den Bestimmungen des Mandats von 1534 weitere Verordnungen zusammengetragen und in Form des vorliegenden Grossen Mandats gedruckt. Im Anschluss an das Grosse Mandat von 1550 finden sich ausserdem die Ehesatzungen von 1539 und die Synodenordnung von 1532 in jeweils leicht abgeänderten Versionen. In der Frühjahrssynode vom 6. Mai 1550 wurde beschlossen, dass alle Pfarrer ein gedrucktes Exemplar erhalten sollten. Die Pfarrer wurden ermahnt, dieses auf der Pfarrei zu belassen und es zweimal jährlich zu verlesen (StAZH E II 1, S. 359).

Im Vergleich zum Grossen Mandat von 1530 sind im vorliegenden Mandat neu Regelungen betreffend das Tragen zerhauener Hosen und Waffen, Reislauf, Wucher, Fürkauf sowie betreffend Gülten und Zinsen aufgeführt. Die Bestimmungen betreffend Gotteslästerung sind zudem deutlich ausführlicher. Hingegen fehlen im vorliegenden Mandat gewerbespezifische Regelungen. Im Grossen Mandat von 1530 finden sich diesbezüglich noch Artikel zu den Metzgern, Bäckern, Hausierern und Krämern.

Vom vorliegenden Mandat existieren zwei Versionen mit jeweils mehreren Exemplaren. Satzidentische Exemplare zum vorliegenden Mandat sind: StAZH E III 86.1, Nr. 1; StAZH Di 440 RP, jedoch mit falschem Titelblatt; ZBZ Ms B 74, Nr. 10, fol. 113r-131v. Von der anderen Version gibt es unter anderem folgende Exemplare: StAZH III AAb 1.1, Nr. 31; StAZH III AAb 5.1 Nr. 25, Nr. 26 und Nr. 27; StAZH E IV 3.2.5 sowie ZBZ AW 1025. Die meisten Unterschiede sind jedoch gering und orthographischer Natur. Lediglich im Artikel zu den Zechereien («schebeten») sowie im Titelblatt finden sich einige textliche Abweichungen. Der grösste Unterschied der beiden Versionen zeigt sich bei der Datierung. Während das vorliegende Mandat auf das Jahr 1550 datiert ist, fehlt in der anderen Version eine Datierung. Gemäss Inge Spillmann-Weber ist es unwahrscheinlich, dass im 16. Jahrhundert zwei fast identische Mandate zu unterschiedlichen Zeiten gedruckt wurden. Aus diesem Grund lässt sich auch das undatierte Mandat auf 1550 datieren (Spillmann-Weber 1997, S. 58-60).

Zum Grossen Mandat von 1550 und dessen Vorgeschichte vgl. Loetz 2002, S. 115-118; Spillmann-Weber 1997, S. 58-60; Bächtold 1982, S. 61-64; Wehrli 1963, S. 16.

Editionstext


Christenlich Ordnung unnd satzung eines Ersamen Rats der Statt ZürychOrt: Organisation: / den
gmeinen Kilchgang und predigen / die WidertoͤufferOrganisation: / Froͤmbde Religion / Verbotten abergloͤubig künst / Kilchenrechnungen / Fyrtagen / Gottslesteren / Spilen / Zuͦtrincken / Kleider / Waffen zetragen /
Hochzyt und tantzen / Schebeten und zeeren / Reißlouffen / Wuͦcher
und fürkouff / Die Ee und ander derglychen stuck / belangend.
Sampt der ordnung Synodi / vornaher ußgangen.
yetzund aber alles in ein kurtzen begriff verfaßt
und zuͦsamen gestellt. Getruck worden /
Anno 1550Originaldatierung: 1.1.1550 – 31.12.1550

Holzschnitt
[Vermerk oberhalb der Zeile von Hand des 17. Jh.:]
Numero V.
Getruckt mandat anno 1550Originaldatierung: 1.1.1550 – 31.12.1550.
[Vermerk unterhalb der Zeile von Hand des 16. Jh.:]
Der pfarr zuͦ dem
Grossen MünstMünsterOrganisation:
[S. 97.2]Seitenumbruch [S. 97.3]Seitenumbruch

Wir Burgermeister / klein unnd groß
Raͤdt / der Statt ZürychOrt:
Organisation:
. Thuͦnd kundt mengklichem / und woͤllend / das nun hinfür / alle Pfarrer
und diener der kilchen / inn unsern Stetten / Graffschafften / Herrschafften / Landen / Grichten unnd
gebieten / nachvolgend Satzung und ordnung / dem Christen volck
in den kilchen / einWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr oder zweymal im JarWiederholte Zeitspanne: 6 Monate / ye nach dem die gelaͤgenheit und noturfft erfordert / offentlich verlaͤsen / und dermassen trüwlich ynbilden soͤllend / das mengklich wüsse sich darnach zuͦ richten /
gottsfoͤrchtig und frommklich zelaͤben / und niemants die unwüssenheit diser unser Mandaten und erkantnussen / zuͦ siner entschuldigung
fürwenden moͤge. Sonders die übertretter und ungehorsamen der
selben / durch uns oder unsere Amptlüt / Voͤgt und diener / gestraafft
und gebuͤßt werdind.

Von dem gmeinen Kilchgang und Predigen


Diewyl erstlich und fürnemlich das rych Gottes vor allen dingen zuͦ suͦchen / und sin goͤttlich wort die recht waͤgleitung zuͦ sinem
rych / ouch alles unsers heils gewüsse sicherheit ist / und dann etlich
nit zuͦ kleiner verletzung der kilchen Gottes / besonder an den enden
da Toͤuffisch genger und anhenger / und der selben Secten verdacht
sind / wenig / oder als vil als niemer / und etlich fast spat / zum Gottswort kommend. So gebietend wir uff das aller ernstlichest / unnd
woͤllend / Das sich mengklich / der sye Edel oder unedel / hoch oder
niderstands / wyb und mann / kind und gsind / wie die in gemelter unser Statt / Landschafft / Oberkeiten / Herrschafften / Grichten unnd
gebieten gsessen und wonhafft sind / niemants ußgenommen / welcher nit durch kranckheit / oder ander Eehafft / redlich / dapfer ursachen / daran eins yeden Zunfft oder gmeind kommen / sich entschuldigen mag / beflyse zum wenigisten all SontagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche / und uff die zyt so man
das Nachtmal des Herren halt / by guͦter zyt zur kilchen und predge
zegon. Also das ein yeder / wenn man das dritt zeichen / oder zesamen [S. 97.4]Seitenumbruch
gelütet hat / gehorsamlich da erschyne / und sich nimants mit einicherley gefaͤrden ußzuͦziehen / oder zuͦ hinderhalten understande.

Wir woͤllend ouch nit / das yemants / jung oder alt / uff den kilchhoͤfen / und under den thüren ston / noch vor ald under der predig uff
den stuben / in wyn oder wirtzhüseren / noch anderen wincklen (wie
dann ettlicher bruch ist) sitzen blybe / sonders yederman hinyn in die
kilchen gange / das Goͤttlich wort mit allem ernst und züchten / wie
erbaren Christen gebürt / tugentlich hoͤre / und da biß zum end blybe.
Sich ouch des ends und gebaͤtts niemants absünderen / noch on eehafft
dapffer ursachen (wie obstadt) vor und ee das Gottswort vollendet /
und aller dingen in der Kilchen uß ist / mit geferden ußtretten / oder sich
abschweyff machen. Des ouch ein yeder / ob er eehafft ursachen habe
oder nit / dem Pfarrer oder Predicanten / und den elteren inn namen
der gmeind / welche in des zeersuͦchen maacht habend / allzyt willigklich rechenschafft und bscheid zuͦ geben schuldig sin sol.

Es sol ouch niemands das Gottswort und verkünder deß selben
verspotten noch verachten / oder fraͤffner verachtlicher wyß / on not
in ir red und predig fallen / und inen widersprechen. Sonders / ob yemants etwas mangels oder feler am verkündten wort haben / Der
selb dann den Predicanten nachinwerdts / zuͦ gelaͤgnen geschickten
zyten und orten / darumb tugendtlich ansprechen / und guͤtlichen bericht von im erforderen und nemmen sol. Der hoffnung niemandts
so unverschampt sin / etwas ußzegiessen / dz mit Goͤttlicher gschrifft
nit erhalten werden moͤge.

Sidtmal dann umb Christenlicher ufpflantzung willen / damit
die jugend desterbaß in Goͤttlichem willen und gsatzten underricht
werden moͤgind / verordnet ist / Das die Elteren ire kind und gsind /
nach dem imbis zur kinder predig fuͤren und wysen soͤllend. So woͤllend wir das soͤllichem statt gethon / und ob yemands daran sümig /
der selb darumb geleidet unnd gestraafft werde. Man sol ouch die
kinder vom schweren zum baͤtten und allem guͦten züchen. Dann so
etwas schwuͤren und unzucht von kinden vermerckt / wurdend wir
deß an iren elteren zuͦkommen.
[S. 97.5]Seitenumbruch

Unnd welcher sich also gefarlicher wyß / wider diß erbar gebott
setzen / und zum minsten am anderen SontagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche / by der gmeind zuͦ kilchen nit gesehen / sonder in obgehoͤrten stucken / eim oder mer / ungehorsam funden / und sich nach einer unnd der anderen warnung / so
in unser Statt unsere Eerichter / und uff dem land der Predicant
oder Seelhirt / zuͦsampt dem Undervogt / den Eegoumeren / und
zweyenMenge: 2 erbaren mannen von den elteren / in nammen der Kilchen zuͦvor thuͦn soͤllend / nit besseren / und der gmeind in Kilchen und Christenlichen satzungen glychfoͤrmig machen wurde.

Diewyl sich dann / der oder die selben / in Christenlichen sachen /
die seel und conscientz belangend / von einer gmeind abziehend / billich ouch von der selben in niessung anderer gmeinschafften zytlicher
dingen abgesündert sin. So sol der Lütpriester oder Seelhirt / soͤllich ungehorsam / ungottsfoͤrchtig / widerspennig / ergerlich lüt zur gehorsamkeit / und disem unserem gebott zegelaͤben anzehalten / in unser statt erstlich des ungehorsamen Zunfftmeister / und uff dem Land
dem Undervogt / und ob die sümig oder nachlessig / dannethin der
Gmeind / und in der statt einer Zunfft / oder den ZwoͤlffenOrganisation: in nammen
der zunfft anzeigen. Die soͤllend dann den / oder die selben ungehorsamen / von und usser irer Zunfft / gmeind und gsellschafft / ouch von
gebruch / wunn / weid / holtzes / vaͤlds und aller anderer gemeiner nutzung und gerechtigkeiten ußschliessen / absünderen / inen soͤllich nutzungen / und in der SattKorrigiert: Statta ire gwerb und die begangenschafften verbieten / und keinerley gmeinschafft daran lassen noch gestatten: und
soͤllichs so lang beharren / biß sy sich zuͦ Christenlicher gehorsame ergebend / und daran niemands verschonen noch fürheben.

Wo aber die selben ouch sümig / unnd vilicht etwan fürheben /
durch die finger saͤhen / und eim nit wie dem anderen richten. Oder
ob etwar so hartneckig / das er dise absünderung verachten / die nitt
halten / oder vilicht etwas mercklichs zyts gedulden / und sich nützid
daran keeren / oder vilicht so arm und arbeitfaͤlig sin wurd / das im
an diser absünderung nützid gelaͤgen / unnd an zunfftraͤchten / wunn /
weid / und anderer gmeinen niessung keinen teil / unnd nützid daran
zuͦ gwünnen oder zuͦ verlieren hette. So sol in der Statt eins yeden
Zunfftmeister / unnd uff dem Land der Pfarrer / soͤllichs uns / unnd [S. 97.6]Seitenumbruch
benantlich yezuͦ zyten / einem Burgermeister by sinem eyd / so lieb im
Goͤttliche eer / unser huld / und sin pfruͦnd sye / anzeigen und leiden / die
wüssen moͤgen fürter nach irem verdienen zestraaffen unnd gehorsam zemachen.

Von den WidertoͤufferenOrganisation:


Als etlich in unseren Oberkeiten der irrigen Sect der ToͤufferenOrganisation: /
über unsere schwaͤre mandat und gebott / nit zuͦ kleiner unser verachtung / und ynfuͤrung schaͤdlicher irsals / anzuͦmassen / und daryn zuͦverwicken understond: ouch ettlich der unseren inen fürschub und
underschlouff gebend / sy ynzühend / enthaltend / und sich irer irsaͤligen leeren / winckelpredigen und heimlichen versamlungen / genoß
und teilbar machend / und dann dise Sect zuͦ zerrüttung aller Oberkeiten und guͦter Regimenten zum hoͤchsten dienstlich. So gebietend
wir zum treffenlichisten und ernstlichisten / daß sich mengklich by hoher und schwaͤrer unser straaff und ungnad / von disen schaͤdlichen
versamlungen / und irrigen leeren abzühen / deren niemants anhange /
noch statt / inen ouch keinerley hilff / underschlouff / platz / noch fürschub gebe / sy nitt ufenthalte / huse / oder herberge / ouch keinerley
gmeinschafft oder gsellschafft mit inen fürnemmen / sonders menklich
sich iren ruͤwige und gentzlich entschlahe. Dann wir deren unverdacht sin / sy ouch in unseren Landen und gebieten schlechts nit lyden
noch gedulden. Sonders woͤllend das angentz zuͦ inen gegriffen /
und uns überantwort werdind / damit wir die ToͤufferOrganisation: / ire günner und
anhenger / luth unser satzungen / an irem laͤben / Und die so inen fürschub thuͦnd / sy nit leidend / verjagend / oder uns gfengklich zuͦfuͤrend /
nach irem verschulden (als lüt die trüw und eyd iren Herren überfaren hand) on gnad straaffen moͤgind / und darinn nyemandts verschonet werden.

Von Froͤmbder Religion


Ist unser ernstlich meinung / wie die Bilder und anders / im anfang der Reformation / nach vermoͤg des wort Gottes / hin und ab [S. 97.7]Seitenumbruch
gethon / das soͤllichs niemants me gebruchen / noch widerumb ynfuͤren oder ufrichten. Dann deren dingen halb / sol es beston by allen
unseren mandaten / wie die anfangs der Reformation / wider allerley froͤmbder Religion ußgangen sind.

Von verbottnen Abergloͤubigen künsten


Nach dem wir vernommen / wie in unseren Landtschafften und
gebieten / etlich personen mit verfuͤrischen / abergloͤubischen sachen
und stucken umbgangind / und sich wider Goͤttlichs und menschlichs verbott undernemmind / lüt und vech zuͦ saͤgnen / unnd den lüten
warzuͦsagen. Dardurch dann die biderben lüt von anruͤffung und
vertruwung / vorab Goͤttlicher und rechter natürlicher hilff abgefuͤrt / und an rechtgeschaffnem Christenlichem glouben nit wenig geschwecht werdend / darab wir billich schwer mißfallens tragend.
Diewyl aber soͤlliche saͤgen und aberglouben by den Christen fast
schaͤdlich / und von keiner frommen Oberkeit nie gelitten worden /
wir ouch gentzlich geneigt / unnd von Oberkeit wegen schuldig sind /
alles das abzuͦstellen / das Christenlicher warheit engegen ist. So
gebiettend und verbietend wir / by schwerer unser straaff und ungnad / das sich mengklich soͤllicher saͤgen / warsaͤgens / zouberens /
und anderer verbottner unnatürlicher abergloͤubigen stucken und
sachen entzüche / darvon abstande / und sich niemands mer diser dingen gebruche / an vech oder lüten. Auch den warsaͤgeren und saͤgneren / niemants mer nachlouffe / heimlich noch offentlich / in kein wyß
noch waͤg. Dann ob hierinn yemands / es waͤre wyb oder mann / ungehorsam wurdind erfunden. Die selben soͤllend / wo die erfaren werdend / by den eyden geleydet werden / woͤllend wir sy dermaß straffen / das mengklich saͤhen muͦß / dz wir darab groß mißfallen habind.


Von den Kilchenguͤteren
und Rechnungen


Diewyl sich ouch finden laßt / das mit den Kilchenguͤteren / und
Almuͦsen der armen / übel hußgehalten / boͤß / und an etlichen enden [S. 97.8]Seitenumbruch
gar kein rechnung darumb genommen / noch gegeben wirdt / und gar
kein ynsaͤhen hierinn ist. Soͤllichem ouch zuͦ begegnen / so woͤllend
wir hiemit allen unseren Ober und Undervoͤgten / hierinn getrüw
flyssig ufsaͤhen zehaben zum ernstlichisten gebotten haben. Das dise
Kilchenguͤter nit mer / wie bißhar / mißhandlet / verthon / ußgelihen /
verborget / verschweint / oder zuͦ einichen anderen dingen / dann zuͦ
notturfft der Armen / verwendt oder gebrucht: sonder durch die Kilchenpflaͤger und verordnete Amptlüt zum flyssigisten yngezogen / zuͦsamen gehalten / unnd dem Ober und Undervogt mit sampt dem
Pfarrer / und den Eegoumeren jaͤrlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr guͦt erbar rechnung darumb
geben / ouch soͤlliche guͤter allein der vorradt und jarnutz / on beschwaͤrung und minderung angleiten houptguͦts / den Armen / besunder denen so in yeder Kilchhoͤre gesaͤssen / zum trüwlichisten und erbaresten /
on vorteil und geferd / gehandtreicht / und inen damit geholffen.
Wo
ouch houptguͤter abgeloͤßt / die selben nit verthon / sonder on verzug
mit wüssen und gehell des Obervogts und Pfarrers / oder doch zum
minsten des Undervogts / und nit hinder inen / widerumb zuͦhanden
des Allmuͦsens angleit und versicheret werdind. Unnd wo das nit
beschaͤhe / daß dann der Undervogt / mit sampt dem Pfarrer / oder
deren eintwaͤderer / soͤlliches dem Obervogt / und wo der ouch sümig sin / als dann on allen verzug unserem Burgermeister by geschwornem eyd leyden und anzebringen schuldig sin.
Wir woͤllend
ouch das in yeder Pfarr / und by yeder kilchen zweyMenge: 2 Register oder
Urbar / über die zinsgefell und ynkommen der kilchen gemacht / da
eins den Kilchenpflaͤgeren belyben / und das ander dem Obervogt
inn unserem namen zuͦgestelt werden soͤlle.

Von den Fyrtagen


Habend wir geordnet und angesehen / das die unseren von Statt
und Land / vorab den SontagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche / darzuͦ den heiligen WyenechtDatum: 25. Dezember (Kirchenfest) / und den
volgenden tagDatum: 26. Dezember daruf / deßglych die BeschnydungDatum: 1. Januar (Kirchenfest) und Uffart ChristiDatum: beweglicher Feiertag /
ouch den OstermontagDatum: beweglicher Feiertag / und den PfingstmontagDatum: beweglicher Feiertag / so wir by unserer kilchen / von waͤgen des Nachtmals deß Herren / und verkündung sins
goͤttlichen worts / angenommen / allenthalben glych fyren / und uff
soͤlich tag niemants weder durch sich selbs / noch sine dienst und gsind [S. 97.9]Seitenumbruch
werchen noch arbeiten. Deßglych die Kraͤmer / Buͦchfuͤrer / Gleserfuͤrer / handtwerchs lüt / noch andere / es sygend froͤmbd oder heimisch / uff die selben tag ire laͤden zuͦhalten / und darinn nüt feil haben
noch verkouffen / sonders mengklich harinn Christenliche liebe halten /
und ein anderen bruͤderlich verschonen soͤllind. Dann welche das /
es waͤrind wyb oder mann / jung oder alt / übersaͤhind / von den und
den selben / yedem in sonderheit / wellend wir / so offt und dick es beschicht / ein halb Marck silbersWährung: 0.5 Mark Silber zuͦ rechter straaff und buͦß ynzüchen
lassen. Und gebietend daruf / das ein yeder den anderen darumb unseren Voͤgten und Amptlüten leiden und anzeigen soͤlle.

Von Gottslesteren


Damit uns Gott der allmaͤchtig glück / gnad / und heil verlyhe /
Gebietend wir / das yederman / jung und alt personen / frowen und
mann / dienstknecht und jungfrowen / sich huͤte vor Gottes und sines
heiligen namens lesterung / schelten / und schweeren. Dann weliche
das übersaͤhend / sy thuͤgind es uß boͤser angenomner gwonheit oder
verdaͤchtlich / der unnd die selben übertraͤttenden / soͤllend angentz
durch die naͤchst person / bym Eyd buͦß zethuͦnd / so offt es bschicht /
erfordert werden: und die glych inn der fuͦßstapffen sich uff die knüw
niderlassen / unnd den herd küssen / oder aber dem leider ein schillingWährung: 1 Zürcher Schilling
unser waͤrschafft / also bar zuͦ sinen handen antworten / und die selb
buͦß fürderlich durch Gottes willen dem naͤchsten armen menschen /
ald inn den stock des gemeinen Almuͦsens gegeben / und verordnet
werden / und wedere straaff einer oder eine annimpt und vollstreckt /
damit soll gebuͤßt syn. Und waͤr sich harinn ungehorsam erzeigte /
das dann die person so den schwuͦr gehoͤrt / und gemeldet hatt / soͤlichs bym Eyd / in unser Statt einem Burgermeister / unnd uff der
Landtschafft unsern Voͤgten / unverzogenlich fuͤrbringen. Damit
die schuldigen gehorsam gemacht / und nach irem verdienen wyter
gestraafft werdind. Und eins oder eine moͤchte so groblich / schantlich und boͤß schwuͤr thuͦn / man wurde es by eegemelter buͦß nit blyben lassen / sonders die schuldigen wyter an lyb / laͤben / eer und guͦt
hertenklich straaffen. Allwaͤg nach gestalt der sach / und eins yeden
überfaren und verhandlung.
[S. 97.10]Seitenumbruch

Von dem Spilen


Wir habend uß allerley eehafften beweglichen ursachen / alle spil
aberkent und verbotten. Woͤllend ouch das sich hynfür niemants
keinerley spils / es sye mit karten / würflen / bretspilen / schaachen / keglen / wetten / grad ald ungrad zemachen / fryen merckten / tuschen /
stoͤcklen / oder andern fuͦgen / wie die yemer / und under was schyns /
ouch mit welchen farwen / listen oder geferden genempt / gesuͦcht oder
noch gefunden / und erdacht werden moͤgend / gantz keinerley ußgescheiden / gebruchen. Ouch niemants umb gaͤlt noch deß waͤrdt / weder thür noch wolfeyl / heimlich noch offentlich / mer spilen / sonders
mengklich des gantz ab und ruͤwig ston / und hiemit alle spil / umb merer ruͦwen willen / abgestelt heissen und syn soͤllend. Dann welcher
sich harinn übersaͤhen / den woͤllend wir / so dick das beschicht / umb
fuͤnff pfundWährung: 5 Pfund : ouch den der in sinem huß und herberg spilen laßt / umb
zwifache / und ob er darzuͦ selbs spilt / umb dryfache buͦß straaffen /
und die buͦssen mengklichem unverschont abnemmen lassen.

Vom Zuͦtrincken

b

Zuͦ verhuͤtung des überflüssigen füllens unnd zuͦtrinckens / woͤllend wir / das niemants zuͦtrincken / nach es dem anderen bringen /
weder mit namlichen worten / «Ich bring dirs» / noch sunst mit wincken /
stupffen / mupffen / oder anderen worten / wercken / wysen / noch gebaͤrden / by fünff schillingenWährung: 5 Schillinge buͦß: und soͤlle ein yeder soͤlichs unsern
Voͤgt und Amptlüten leiden / on allen verzug. Wurde es aber einer
widergaͤben / den soll man übernachtZeitspanne: nachts inn Turn legen / und im fünff
pfund
Währung: 5 Pfund
abnemmen ee er daruß kumpt. Die Voͤgt und Amptlüt soͤllend ouch den sachen flyssig nachfragen / und es den gsellen bim Eyd
zuͦhin legen / und von den schuldigen die buͦssen ynziehen lassen / so
dick das geleidet wirt. Deßglych wo sy vernemmend / das ettlich
inn sonderbar stuben / und winckelhüser schlüffend / einanderen füllend / und das ir üppenklich verzeerend / wyb und kind daheimen
manglen lassend / und niemant nüt leidete / das die selben Amptlüt [S. 97.11]Seitenumbruch
soͤlichen argwoͤnigen orten unnd enden nachfragen / die gsellen für
sich selbs beschicken / ires zuͦtrinckens halb flyssig erkunnen / und die
buͦssen von inen ynziehen soͤllend.

Von Kleideren


Es sol niemands / er sye burger / hindersaͤß / landtmann oder dienstknecht / in unseren Oberkeiten wonhafft / machen noch machen lassen / kein zerhouwne kleider / und mit nammen zerhouwen hosen / und
die selben weder inn oder ußerthalb unseren Gericht und Gebieten
tragen / by der buͦß ein pfundWährung: 1 Pfund und fünff schillingWährung: 5 Schillinge daruf gesetzt. Die /
so offt das übersaͤhen wirt / yngezogen sol werden.

Von waaffen zetragen


Ist angesehen / das hinfür keiner der unseren / in unsern Stett /
Gricht / und Gebieten / keinen dolchen oder kurtz gwer und darzuͦ ein
lang gwer oder waaffen miteinanderen / weder heimlich noch offentlich / in keinen waͤg / an im tragen noch haben. Sonders ein yeder sich
an einem gwer und waaffen vernuͤgen lassen / by der buͦß fünff pfundenWährung: 5 Pfund . Welcher aber ußerthalb unseren Oberkeiten woͤlte wandlen /
ryten / oder gon / der selb mag als dann dolchen unnd andere gweer
mit im nemmen / so vil er nottürfftig zesind vermeint.

Von Tantzen und hochzyten

c

Und wie wir vornacher überflüssigen kosten abzuͦstellen geordnet und verbotten / die hochzyt nitt mer an die Wirt zuͦ verdingen.
Thaͤte aber yemands darwider / es werind die Brutlüt oder die
Wirt / der soͤlle zaͤhen pfundWährung: 10 Pfund zuͦ rechter buͦß verfallen sin. Deßglych
nun einen tagZeitspanne: 1 Tag hochzyt zuͦ halten / und die nachhochzyt zuͦ vermyden /
ouch nit lenger dann biß abentsZeitspanne: abends zuͦ baͤttenzyt an den hochzyten / und
sunst gar nit / ouch nit mit blossem lyb zuͦ tantzen / darzuͦ am Tantz [S. 97.12]Seitenumbruch
by zaͤhen schillingenWährung: 10 Schillinge nit umbzewerffen. Das erkennend wir zuͦ krefften / und woͤllend das es gentzlich darby blybe.


Von Schebeten und
zeerhaffte


Damit unmaß und überflüssigkeit dest minder statt haben moͤge /
setzend und ordnend wir / woͤllend ouch soͤllichs in unser Statt und
Landtschafft by unsern ungnaden / ouch fünff pfundenWährung: 5 Pfund rechter buͦß /
styff gehalten werden: Namlich / das nun hinfür kein Wirt noch Stubenknecht / an SonnWiederholte Zeitspanne: 1 Woche oder anderen Fyrtagen keinem heimschen / weder wyn / brot / noch andere spyß mer / vor der predig: deßglychen
ouch des tagsZeitspanne: tags niemant mer / dann ein abendürten / und ein schlaafftrunck geben / ouch keiner mer dann ein abendürten / und einen schlaafftrunck thuͦn / und sich niemandt der heimischen nachtsZeitspanne: nachts nach den nünenNicht nach: 21:00 im Wirtshuß noch uff den stuben mer finden lassen soͤlle.
Dann
wir dises unmessig zeeren / zuͦ vermydung Goͤttlichs zorns: deßglychen die Schebeten / schupffürten / schwatzmaͤßli / und ander unzimliche schlemm und praͤß / wie die bißhar gebrucht / und fürer mit was
schyns das waͤre / zuͦ abbruch diser unser Ordnung gesuͦcht / oder gefunden werden moͤchtend / gentzlich hiemit abgestelt / und by gehoͤrter buͦß zum strengisten verbotten. Ouch die übertretter es sye der
Wirt oder gest / so dick das beschicht / umb die selb buͦß on nachlaß
straaffen / daran niemands verschonen. Wir woͤllend ouch nit das
die Wirt yemands zuͦ soͤllichen nachürtinen / oder schlaafftrüncken
wyn hinuß in ander winckel oder wirtzhüser zetragen / sonder nach
den nünen
Zeit
/ weder inn noch ußerthalb des wirtzhuß mer gebind. Doch
kranck lüt und kindtbetteren hierinn vorbehalten / Alles on geferd.

Wir woͤllend ouch zuͦ merer abstellung vilgehoͤrter unmaß / hiemit allen Wirten und Stubenknechten gemelter unserer Landtschafft
yngebunden und zum ernstlichisten gebotten han / niemand heimischen mer / wer der joch sye / jung oder alt / uff wyn / korn / haber / oder
andere frücht / noch ouch (wie man spricht) uff kryden zeschryben /
oder über zaͤhen schillingWährung: 10 Schillinge zeborgen. Dann was einer darüber borget / [S. 97.13]Seitenumbruch
das sol er verloren han / unnd kein Amptman im raͤchtens darüber
gestatten / zuͦ dem uns fünff pfundWährung: 5 Pfund zuͦ buͦß bezalen: darnach wüsse sich
mengklich zerichten. Doch kindtbetterin / ouch alt unnd kranck lüt /
nach billichen dingen / wie obstadt hierinn vergriffen / denen mag ein
Wirt nach sinem guͦten beduncken / und nach dem er getrüwt ynzebringen / wol borgen.

Vom Krieglouffen


Es ist wolbedachtlich geordnet unnd gesetzt / das niemands on
unseren willen und erlouben / in kein froͤmbd ußlendisch reisen / louffen / ryten / noch gon / sonders mengklich anheimsch blyben / und uff
uns / als die recht ordenlich Oberhand / warten. Dann woͤllicher ungehorsam erschynen / zuͦ des selben lyb und guͦt sol man gryffen / und
sonderlich die hüser beschliessen / und alle die haab / so vorhanden sin
mag / zuͦ unseren handen nemmen. Ouch das ein yeder / wo er ufwigler / geltußgeber / oder sunst knecht wüßte / so hinlouffen woͤltind /
schuldig sye / die uns ald unseren Voͤgten zuͦ leiden und anzuͦzeigen.
Und wo die Voͤgt nit glych vorhanden werind / das dann einer guͦt
redlich gsellen zuͦ im nemmen / und gwalt haben soͤlle / soͤllich ungehorsam lüt gfengklich anzuͦnemmen / und in unser gefangenschafft zuͦ
überantworten / die inhalt unser vor ußgangnen gebotten wüssen
zuͦ straaffen.


Vom wuͦcher und beschwerlichem fürkouff


Zuͦ abstellung der unbillichen vorteiligen gesuͤchen / es sye in ußlyhen / kouffen und verkouffen / sind die jar har allerley gebotten und
warnungen ußgangen. Das sich ein yeder soͤllichs ungebürlichen
ußlyhens / waͤchßlens / fürkouffens / und anderer ungebürlichen handtierungen / wie die heimlich oder offentlich mit mengerley gattungen
geschaͤhen moͤchtend / woͤlle muͤssigen unnd entschlahen: darby lassend wir es nachmalen blyben.
[S. 97.14]Seitenumbruch

Unnd fürnemlich woͤllend wir / das man kein pfennigzins und
gülten / mit früchten / wyn / vech / und anderer whar machen / sonders
die mit barem gelt erkouffen soͤlle: Namlich ye von zwentzig guldinenWährung: 20 Gulden houptguͦts / einen guldinWährung: 1 Gulden zins / uff abloͤsung / und niemands wyter zuͦ zins forderen noch nemmen / inhalt unserer Mandaten der gülten halb ußgangen.

Zuͦ dem / das niemands under den unseren gelt uff guͤter ußlyhen /
und die selben zuͦ iren handen nemmen / die bewerben und nützen / biß
inen ir gelt wider erlegt wirt. Sonders soͤllichs / als ein beschwerd
und treffenlicher nachteil des gemeinen armen manns / abgestellt und
verbotten heissen und sin.

Das ouch fürterhin keiner / so dem anderen kernen / haber / rogken /
und ander frücht / fürsetzt uff beit / borg / zil oder tag / wyter und mer
uff in schlahen und abnemmen soͤlle / dann die summa / so er ußgelihen
hab / gesin sye.

Deßglych keiner / er maͤrckte joch mit dem anderen umb dings / uff
borg oder bars / im selbs ettlich maͤrckt und tag im jar vorbehalten
soͤlle / die bezalungen / so die frücht am thüristen sind / zethuͦnd. Sonds /
so also umb dings oder bars koufft oder verkoufft wirt / glych angentz die summa des maͤrckts oder kouffs benamset / und wyter wuͦcher underlassen.

Das ouch niemand gar nüt uff Pfragen ald Merschatz in unseren Landen und gebieten / weder in doͤrfferen / hüseren / schüren / uff
den stoͤcken / hoͤfen / strassen / noch in anderen wincklen / orten oder plaͤtzen / wie die genempt werden moͤchtend / dann allein in Stetten an
fryen offnen maͤrckten / wo die bißhar sind gehalten worden. Ouch
kein gelt uff frücht zuͦ anderen zyten / zilen und tagen zuͦ waͤren / geben
ald nemmen. Deßglych keinerley frücht uff dem vaͤld / noch wyn ann
raͤben / kouffen noch verkouffen. Sonders von disen unbillichen geferden / boͤsen koͤuffen / unnd gesuͤchen / abston / und die frücht zuͦ feilem
maͤrckt und kouff kommen lassen / und biderb lüt nit der maß beschwaͤren.

Dann wir soͤllich und ander vorteilig und schaͤdlich koͤuff / wuͦcher [S. 97.15]Seitenumbruch
und handlungen / von Oberkeits waͤgen / dann als yetz / und yetz als
dann / hiemit zeunkrefften / ab und zenüt erkennt. Woͤllend ouch die
nüt gelten lassen / unnd nüt desterminder die ungehorsamen / ob yemands hierwider thaͤte / nach gestalt der handlungen und sachen /
mit verlierung erkouffter haab / oder in ander waͤg / nach dem wir
den feler findend / unnd benantlich der maß so ruch und thür straaffen / das mengklich sehen muͦß / das wir ein schwaͤr mißfallen daran /
und es schlechtlich nit gehebt haben / noch lyden woͤllend. Ob aber
die Müller iren kunden zimlicher wyß / ouch ein nachpur / unnd ein
guͦt fründ dem anderen / deßglychen ein Lehenherr sinen Leelüten /
on fürkouff zehilff kommen / und zuͦ kouffen geben / nach dem yetlichs
notturfft und sin hußbruch erhoͤuscht / Oder ob yemands gelt umb
wyn / wie von alter har kommen ist / uff die Rechnung geben ald nemmen woͤlte / das sol niemand abgestrickt sin; doch dz kein gferd hierinn
gebrucht werde.
[S. 97.16]Seitenumbruch
[...]Editorisch irrelevant1
[S. 97.25]Seitenumbruch
[...]Editorisch irrelevant2

Anmerkungen

  1. Korrigiert: Statt.
  2. Hinzufügung am linken Rand von Hand des 16. Jh.: NBNota Bene.
  3. Hinzufügung am rechten Rand von Hand des 16. Jh.: *.
  1. Die hier abgedruckte Ehesatzung ist eine überarbeitete Fassung der Satzung von 1539 (vgl. StAZH III AAb 1.1, Nr. 25).
  2. Die hier abgedruckte Synodenordnung ist eine überarbeitete Fassung der Synodenordnung von 1532. Für die Unterschiede vgl. SSRQ ZH NF I/1/11 9-1.