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SSRQ ZH NF I/1/11 8-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 11: Gedruckte Mandate für Stadt und/oder Landschaft Zürich, von Sandra Reisinger

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/11 8-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Grosses Mandat der Stadt Zürich

1530 März 26.

Bürgermeister sowie Grosser und Kleiner Rat der Stadt Zürich erlassen ein umfassendes Sammelmandat. Geregelt wird zunächst der sonntägliche Kirchenbesuch, die christliche Erziehung der Kinder sowie der Umgang mit Gotteslästerern (1). Weiterhin werden frühere Bestimmungen bezüglich Eheversprechen und Eheschliessungen (2), die Einhaltung von festgelegten Feiertagen (3) sowie die ordnungsgemässe Verwendung von Kirchengütern (5) wiederholt und ergänzt. Unerlaubte Götzenbilder, Altäre und Gemälde müssen künftig entfernt werden (4). Für Weinschenken, Winkelwirtschaften und weitere Gaststätten werden Verordnungen bezüglich Bewirtung, Ausborgen, Hochzeiten, Spielen und Zechen aufgeführt (6). Es folgen Artikel betreffend den Verkauf von Fleisch gemäss dem zürcherischen Fleischrodel sowie die Koexistenz von Bäckern und Wirten auf der Landschaft (7, 8). Zuletzt werden Verbote der Täufer und fremden Krämer aufgeführt (9, 10).

Am 26. März 1530 erliess die ZürcherOrt: ObrigkeitOrganisation: das Grosse Mandat in gedruckter Form, wobei sich der Begriff «Grosses Mandat» erst ab 1680 durchsetzte (vgl. SSRQ ZH NF I/1/11 30-1). Das Mandat wurde in Zusammenarbeit mit der KirchensynodeOrganisation: geschaffen, was sich daran zeigt, dass Teile davon bereits in den Akten zur Herbstsynode von 1529 fast wortgleich zu finden sind (vgl. Egli, Actensammlung, Nr. 1604). Die einzelnen Artikel und Bestimmungen des Grossen Mandats lassen sich inhaltlich in die Tradition der spätmittelalterlichen Einzelverordnungen bezüglich diverser sittlicher Themen und moralischer Vergehen einreihen (vgl. beispielsweise SSRQ ZH NF I/1/3 26-1). Neu hingegen ist, dass es sich um das erste umfassende Sammelmandat handelt, welches die früheren Einzelvorschriften zusammenfasst und ergänzt. Ausserdem spielen reformatorische Züge, die sich in den biblizistischen Argumentationen sowie der engen Verschränkung von obrigkeitlichen und kirchlichen Forderungen widerspiegeln, eine zentrale Rolle. Charakteristisch sind beim Grossen Mandat des Weiteren die zahlreichen Sanktionen und Busssummen bei diversen Vergehen. Hinzu kommt ein ausgeklügeltes System zur Überwachung der ZürcherOrt: Einwohner durch Beamte und geistliche Amtsträger (Anzeige- respektive Leidepflicht). Inhaltlich lässt sich das Grosse Mandat grob in zehn Bereiche unterteilen, was an die Zehn Gebote aus der Bibel erinnert. Allerdings sind nicht alle Themen aus den Zehn Geboten vertreten (vgl. Weidenmann 2003, S. 466-467, Anm. 48).

Im vorliegenden Exemplar finden sich zahlreiche handschriftliche Eingriffe. Es gibt nicht nur durchgestrichene Textteile, sondern auch Bemerkungen, die darauf hinweisen, dass einzelne Artikel verändert oder gar nicht von der Kanzel verlesen wurden. Zudem gibt es an drei Stellen ausführliche handschriftliche Ergänzungen mit zusätzlichen Verordnungen. Diese finden sich jedoch nicht in späteren gedruckten Ordnungen, weswegen sie nicht als redaktioneller Prozess zu sehen sind. Möglicherweise handelt es sich beim Schreiber um Werner BeyelPerson: , der seit 1529 Stadtschreiber war (HLS, Beyel, Werner).

Das Grosse Mandat von 1530 wurde zunächst 1532 in reduzierter Form wiederholt (StAZH III AAb 1.1, Nr. 23). In der erweiterten Fassung von 1550 blieb es schliesslich weitgehend bis zum 18. Jahrhundert bestehen (vgl. SSRQ ZH NF I/1/11 10-1). Zum Überblick der Sammelmandate von 1530 bis 1791 vgl. Wehrli 1963, S. 12-19. Zum Grossen Mandat von 1530 vgl. Loetz 2002, S. 115-118; Stucki 1996, S. 222-224; Ley 1948, S. 105-125.

Editionstext

Christenlich ansehung des gemeinen Kilchganngs zuͦ hoͤrung Goͤttlichs worts / zuͦsampt abstellung der unnützen überflüssigen Wirtzhüsern und ürtinen / mit angehennckter erklaͤrung / ernüwerung / unnd verbesserung etlicher Mandaten / ordnungen / und gebotten / durch unns Burgermeyster / kleyn und groß Raͤth der Statt ZürichOrt: Organisation: / Der Fyrtagen / Kilchenrechnungen / Goͤtzenn / Ouch zuͦtrinckens / spilens / zeerens / tantzens / der ToͤufferenOrganisation: / und anderer unmassen halb / vornaher ußgangen / yetz von nüwem geordnet unnd erwyteret

Holzschnitt

a–Anno 1530Datum: 1530.Hinzufügung am unteren Rand von anderer Hand–a

[fol. 1v]Seitenumbruch

b–Wir der Burgermeyster Radt und der groß Radt / so man nempt die Zweyhundert der Statt ZürichOrt: Organisation: . Embietend allen und yeden unsern Burgeren / underthanen / hindersaͤssen / Amptlüten und landtsaͤssen / Ober und Undervoͤgten / Ouch allen andern geystlichen und weltlichen personen / in unser Statt / Landen / Herrschafften / Gerichten unnd gebieten / wonhafft unnd gesaͤssenn / was stands unnd nammens die sind / unsern günstlichen gruͦß / geneygten willen / unnd alles guͦts zuͦvor / unnd thuͦnd üch sampt unnd sunders zuͦ vernemmen.
Alßdann uns uß verkündung des haͤllen unbetrüglichen wort Gottes / das wir vorab Gott dem allmaͤchtigen zuͦ eeren / und unser besserung nach dem richtschyt begründter Byblischer geschrifft / one vermischung menschlichen guͦtdunckens ungeschücht allerley ungunsts / sorgen und gefarligkeyten / so uns darob zuͦgestanden / in unser Statt und landschafften zuͦ verkünden gebotten / unser / und der unsern ergerliches zerbrochens laͤben / etwas under die ougen geschlagen / und wir daruß billich bewegt worden / soͤlichs (so vil an uns) uß Oberkeyts und Christenlichen amptspflichten zuͦ verbesseren / unnd ein fromms erbars waͤsen / Ouch guͦt Christenlich sitten by den unsern zezüchten / und deßhalb zuͦ abstellung allerley ergerlichen untugenden und lasteren / deren Christen billich aͤnig sin soͤllend (bezügen wir an Gott) uß Christlichem yfer bißhar eben manig Mandat / gebott unnd verbott ußgon lassenn / der zuͦversicht / die mit bylouffender gnaden Gottes etwas mer frucht bracht hettind / Unnd wiewol uns unverborgen / das der fromm und guͦthertzig keines gsatzes bedürfftig. Diewyl wir aber leyder befindend / dz unsere gebott und Christenliche ansehen von etlichen verstockten vihischen gemuͤten / nit allein ring geachtet / sunder fraͤffenlicher ungehorsamer wyß mit verhaͤngtem zoum ungeschücht Gottes und unserer straaff überfaren unnd verbrochen werdend / Unnd uns beduncken / das unsere Voͤgt und Amptlüt an soͤlicher überfarung / nit wenig schuld habind / hat uns deßhalb also stillschwygend fürzegon / und disen ungehorsamkeyten statt zegeben / fürer nit gezimmen / Sunder für nutz und guͦt ansehen wellen unsere Undervoͤgt / zuͦ sampt etlichen ußgeschoßnen ab der landtschafft zuͦ beruͤffen / unnd mit inen / wie soͤlichem übel zuͦ [fol. 2r]Seitenumbruch begegnen / mit ernstlicher tapfferkeyt zuͦbesprechen / und habent ouch also im nammen Jesu ChristiPerson: unsers Saͤligmachers / im zuͦ sunderem lob und wolgefallen / Ouch zuͦ uffgang / wolfart und erhaltung guͦter erbarer pollicy und Christenlichen laͤbens / in gmeiner unser statt und landtschafft / unser vorußgangne Mandat / Es sye uppiger kleyderen / Gottslesterens / schweerens / zuͦtrinckens / tantzens / oder anderer unmassen halb / mit rechter wüssen ernüwert / bestaͤtiget / und zum teyl gebessert / unnd etlich guͦt ordnungen unnd satzungen / zuͦ vorteyl unnd erlychterung des gemeynen armen manns / von nüwem gesetzt / und diß gemeyn offen Mandat und Edict1 / in gemeiner unser Statt und landtschafft / darumb ußgan zelassen. Ouch by vermydung Goͤttlicher unhuld / und unser schwaͤren straaff / styff gehalten zewerden / erkent und gebotten / wie dann ein yeder uß nachvolgenden Articklen soͤlichs wyter hat zuͦvernemmen.–b

[1]

[1.1] c–Und diewyl erstlich unnd furnemmlich das rych Gottes vor allen dingen zesuͦchen / und sin Goͤttlich wort die rechte waͤgleytung zuͦ disem rych / ouch alles unsers heyls gewüsse sicherheyt ist / Unnd uns dann angelangt / wie etlich nit zuͦ kleiner verletzung der Kilchen Gottes / besunder an enden da Toͤuffisch goͤnner und anhaͤnger / und der selben secten verdacht sygind / wenig oder als vil als nimmer / und etlich vast spadt / und welliche schon by langer wyl zum Gotswort kommind / hieussen under den thüren und uff den Kilchhoͤfen stan / oder wol als bald under der predig / andere uppigkeyt ußzerichtenn / inn Wirtzhüseren sitzen blybind. Zuͦ dem etlich under denen / das Gotswort / und die verkünder desselben / verlachind und schmaͤchlich anziechind. Und über dise ding alle / von den fürgesetzten / besunder unseren Amptlüten und Undervoͤgten / kein uffsehen noch straaff / ouch gar kein Gottsforcht sye. Da so gebietennd wir uffs aller ernstlichest / unnd wellend / Das sich mengklich / der syge Edel oder unedel / hoch oder niderstands / wyb und mann / kind und gsind / wie die in gemelter unser Statt / Landtschafft / Oberkeyten / Herrschafften / Gerichten und gebieten / gesaͤssen unnd wonhafft sind / niemants ußgescheyden / wellicher nit durch kranckheyt / oder ander Eehafft redlich tapffer ursachen / daran eins yeden Zunfft oder gemeynd kommen / sich entschuldigen mag / beflysse zum wenigesten all SontagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche by guͦter zyt zur Kilchen unnd zur predig zegan / Also / das ein yeder wenn [fol. 2v]Seitenumbruch man das dritt zeychen / oder zuͦsamen gelütet hatt / gehorsamlich da erschyne / und sich niemant mit eynicherley gefaͤrden ußzeziechen oder zehinderhalten understande.–c

[1.2] d–Wir wellend ouch nit das yemant / jung oder alt uff den Kilchhoͤfen und under den thüren stan / noch vor oder under der predig / uff den stuben / inn wyn oder Wirtshüseren / noch anderen wincklen (wie dann etlicher bruch ist) sitzenn blybe. Sunder yederman hinyn inn die Kilchen gange / das Goͤttlich wort mit allem ernst / unnd züchten / wie erbaren Christen gebürt / tugentlich hoͤre / unnd da biß zum end belybe. Sich ouch deß ends niemants absünderen noch on Eehafft tapffer ursachen (wie obstadt) vor und ee das Gottswort vollendet / und aller dingen in der Kilchen uß ist / mit gefaͤrdenn ußtretten / oder sich abschweyffig machenn / Deß ouch ein yeder / ob er Eehafft ursachen hab / oder nit / dem Pfarrer oder Predicanten / und den Eltern / in nammen der gmeynd / welliche in deß zuͦ ersuͦchen macht habend / allzyt willigklich rechenschafft und bescheyd zegeben / schuldig sin sol.–d

e–f–Sydtennmal ouch großer mangel an zucht der kynden ist, wellent wir von iren elteren [s]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztgchlechtlich gehept haben, das sy ire kinder vom schweren zum bätten und allem guten [z]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzthüchint, dann so ettwas schwüren und unzucht von kynden vermerkt, würdent wir deß an iren elteren zukommen. Und insonders wirt man fürohin alle sontagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche die mitel predyg umb die einliffeZeit: 11:00 für die dientst und kynd haben, deßhalb unser meynuͦng ist, das man die ge[f]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztilyßenlich herzu [f]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztjüren und die [d]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztkütschen schulmeister ire kynd all sampstagWiederholte Zeitspanne: 7 Wochen im gebät und glouben berichtint. Und welche die elteren nit selbs, doch sy die zu kilchen fürint. Und namlich söllent die latynischen schulmeister ire knaben alle fyrtag mit inen zu [p]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztlredig füren, damit sy in götlicher leer ouch underwysen werden und verstand empffachen mögint.Streichung von späterer Hand–fHinzufügung am linken Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen–e2

[1.3] m–Und so dann nach Christenlicher ordnung / der Predicant / unnd verkünder Goͤttlichs worts / die laster zestraaffen / und uns den willen Gottes anzuͦzoͤygen / billich fry sin sol. So wellend unnd gebietend wir zum ernstlichesten / das niemant das Gottswort / unnd die verkünder desselbigen verachten / vermupffen / verspotten / noch sy zuͦ schaͤntzlen / anzeziehen / zestumpffieren / inn worten zuͦ begryffen / oder fraͤfler verachtlicher wyß / on not / in ir red und predig zefallen / und inen zuͦ widersprechen / oder sy an offner Canntzel zebolderen / oder zuͦrechtfertigenn understan. Sunder ob yemants etwas mangels / oder faͤler an verkündtem wort haben / der selb den Predicanten nahinwaͤrdts zuͦ gelegnen geschickten zyten / unnd orten / unnd nit inn ürtinen bym wyn / darumb tugentlich besprechen / und mit aller saͤnfftmuͤtigkeyt bericht von im erforderen / und nemmen sol / der hoffnung niemant so unverschampt sin / etwas ußzegiessen / das mit Goͤtlicher heyliger geschrifft / nit erhalten werden moͤg.Streichung von späterer Hand–m

[1.4] n– Dann wellicher sich also gefarlicher wyß wider diß unser erbar [fol. 3r]Seitenumbruch gebott setzen / und zum minsten am andren SontagZeitspanne: 1 Woche by der gmeynd zuͦ Kilchen nit gesechenn / Sunder inn obgehoͤrten stucken / eim oder mer ungehorsam funden / und sich nach einer / und der anderen warnung / so im inn unser Statt / unsere Eerichter / unnd uff dem lannd der Predicant oder Seelhirt / zuͦsampt dem Undervogt / den Eegoumeren / und zweyenMenge: 2 erbaren mannen von den Elteren / in nammen der Kilchen zuͦvor thuͦn soͤllend / nit besseren / unnd der gmeynd inn Kilchen und Christenlichen satzungen / glychfoͤrmig machen wurde.Streichung von späterer Hand–n

o– Diewyl sich dann der / oder die selben / inn Christenlichen sachen / die seel unnd conscientz belangend / von einer gemeynd abziehennd / Billich ouch vonn der selben / inn niessung anderer gemeynschafften zytlicher dingen / abgesündert sin. So sol der Lütpriester oder Seelhirt soͤlich ungehorsam / ungotsfoͤrchtig / widerspaͤnig / ergerlich lüt / zur gehorsamkeyt / unnd disem unserem gebott zuͦgelaͤben / anzehalten in unser Statt / erstlich des ungehorsamen Zunfftmeyster / unnd uff dem lannd dem Undervogt / Und ob die sümig / oder nachlaͤssig dannenthin der gemeynd / unnd in der Statt einer Zunfft / oder den zwoͤlffenOrganisation: / in nammen der Zunfft anzoͤygen. Die soͤllend dann den / oder die selben ungehorsamen von unnd uss irer Zunfft / Gemeynd unnd Gsellschafft / Ouch von gebruch / wunn / weyd / holtzes / vaͤlds / unnd aller anderer gemeyner nutzung und gerechtigkeiten / ußschliessen / absünderen / inen soͤlich nutzungen / und in der Statt ire gwaͤrb und begangenschafften verbieten / unnd keinerley gemeynschafft daran lassen noch gestatten. Und soͤlichs so lang beharren / biß sy sich zuͦ Christenlicher gehorsame ergebennd / unnd daran niemants verschonen / noch fürheben.Streichung von späterer Hand–o

[1.5] p– Wo aber die selben ouch sümig / und villicht etwa fürheben / durch dfinger sehen / und eim nit wie dem anderen richten / Oder ob etwar so hartnaͤckig / das er dise absündrung verachten / die nit halten / oder villicht etwas mergklichs zyts getulden / unnd sich nützit daran keren / oder villicht so arm / unnd arbeytselig sin wurd / das im an diser absünderung nützit gelaͤgen / unnd an Zunfftrechten / wunn / weid unnd anderer gemeyner nyessung keinen teyl / unnd nützit daran zuͦ gewinnen oder zuͦ verlieren hette / So sol inn der Statt eins yeden Zunfftmeyster / unnd uff dem Land der Pfarrer / soͤlichs uns / unnd [fol. 3v]Seitenumbruch benanntlich ye zuͦ zyten einem Burgermeyster by sinem Eyd / so lieb im Goͤttliche eer / unser huld / und sin pfruͦnd syge / anzoͤygen und leyden / die wüssen moͤgend / fürer nach irem verdienen zestraaffen / und gehorsam zemachen.Streichung von späterer Hand–p

[1.6] Wir wellend ouch alle die yhenen / so mit gefaͤrden spadt zur Kilchen kommend / sich vor der predig füllend / und inn die Wirts und Wynhüser setzend / uff den Kilchhoͤfen / unnd under den thüren stan belybend / die verkünder des Evangelions / und das Gottswort vermupffend / verlachend / oder mit widerbellung inn ir predig fallend / glycher gstalt / wie die so gar nit zuͦ Kilchen kommend / geachtet / under sy gezellt / und mit inen zuͦ glycher straff gestelt sin.

q–Diewyl ouch das grüsam schweren und gotslesteren gar überhand genommen, also das gott an sinem heiligen lyden und tod, ouch allen anderen trüwen werchen unseres heilbaren erlösung, nutzit unverwysshen und unuffgerupfft belipt, darüs uns ungezwyflet weder glük noch heil angan mag und nit ein wunder were, das uns got all mit einanderen versangkte, deßhalb und zuversünung gotlichs zorns und künftigenn übels, so gebietent wir zum höchsten, das sich ein jeder, es syge frow und man, jung oder alt, hüte vor gotes, seiner wirdigen muter und lieber heiligen lesterüng, schelten und schweren. Denn welcher das ubersicht, er thüge es uß bößer angenomner gewonheit oder bedachtlich, von dem sol fünff schillingWährung: 5 Schillinge zu buß und straff on alle gnad ingezogen werden, so dik das beschycht. Und einer möchte sich so größlich und groblich mit schweren überfaren, wir würdint in darumb straffen an eer, lib und läben, wie es uns bedungkt, wirdig und not sin.Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen–q

[2] r– Unnd wiewol wir vornaher allerley lüterungen der Eehaͤndlen halb gethon3 / tragend sich doch vil irrungen und spaͤnn uss dem zuͦ / das etwa zweyMenge: 2 sich Eelich zuͦsamen versprochen / unnd einander die Ee zuͦgseyt hand / unnd aber mitler zyt / der rüwkouff daryn kumpt / das sy sich anderßwo vereelichend / oder etwa sippschafft und fründtschafft deß bluͦts / oder ander irrungen darzwüschend sind / welliche die Eebeziechenden / mit gefaͤrden undertruckend / und erst nach dem Kilchgang soͤlich vorgande versprechnussen / oder verborgne früntschafft ann tag kommend / daruß dann spaͤnn / und etwa schwaͤr gerichtsuͤbungen erwachsend. Daby sind ouch etlich / die nach bezogner Ee lange zyt on kilchgang by einandern sitzend / dardurch die gemeynden nit wenig argwoͤnig und geergert werdend. Soͤlichs zuͦ fürkummen / So wellennd wir die satzung / so vornaher des Kilchgangs halb von uns gemacht unnd ußgangen4 / widerumb ernüweret / unnd mengklichem / in krafft der selben / zum ernstlichesten gebotten haben / das all unnd yede personen / so sich also miteinander vereelichend / soͤlich ir bezogne Ee / mitt offnem Kilchgang vor der Kilchen / in bysin der nachpurschafft / unverzogenlich offnen und bestaͤten. Ouch soͤlichen Kilchgang zum minsten zwürend / namlich deß naͤchsten SunntagsZeitspanne: 1 Woche darvor / und einest inn der wuchenn / wenn man das Gottswort verkündt / offenlich durch ire pfarrer an der Cantzel verkünden unnd ußruͤffen lassen / Sunst sol der Pfarrer zuͦsampt der gemeynd / disen Kilchgang / on vorganden ruͦff zuͦzelassen / und die vereelichten / by einander wonen zelassenn / nit schuldig sin. Ob aber ye[fol. 4r]Seitenumbruchmants den Kilchgang etwas mercklicher zyt hartnaͤckiger / gefarlicher wyß verziehen / und den / über das er deß von dem Pfarrer und den Eegoumeren einMenge: 1 mal / zweyMenge: 2 / ersuͦcht / nit thuͦn wurde / den sol der Pfarrer mit sampt den Eegoumeren / unseren Eerichteren unverzogenlich leyden / damit die / was sich nach Christenlicher ordnung gebürt / wyter darinn handlen / und die ungehorsamen mit gebürlichen straaffen anhalten moͤgend / Deß wir inen ouch hiemit vollen gwalt zuͦgestelt haben wellend.Streichung von späterer Hand–r

[3] s–Unnd wiewol wir nit gern yemants der Fyrtagen halb mitt gebotten beschwaͤrend. Diewyl aber ein yeder Christ sines naͤchstenn / damit er im nitt anstoß gebe inn disen usserlichen dingenn / so vil im yena müglich zuͦ verschonen / uß liebe pflichtig / unnd wir dann vornaher / vonn wegen gedachter Fyrtagen / welliche unnd wie vil man deren haltenn sol / ein ordnung5 ußgon lassenn / die aber nit alleyn unglychlig gehalten wirdt / sunder ouch die unseren einander wider die liebe / darob tratzend unnd verspottend. Da so wellennd wir umb meerer eynigkeyt willen / gemelt unser ordnung / ouch widerumb ernüwert / und den unseren von Statt und land / hiemit ernstlich befolhen habenn / das sy vorab den SonntagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche / all Zwoͤlff botten tag / zuͦ dem ouch andere Fyrtag / wie die vornaher durch unns bestimpt sind / t–biß zuͦ wyterer unser ynsechungStreichung durch Schwärzen von späterer Hand–t / allenthalben glychlich fyrind / hierinn Christenliche liebe haltind / und einander bruͤderlich verschonind. Dann wellicher soͤlichs fraͤfenlich on not überfaren / also / das der Pfarrer zuͦ sampt den Eltern und Eegoumeren / yeder Kilchhoͤre erkennen moͤchtend / im soͤlichs nit vonn noͤten gewesen sin / der sol dem Allmuͦsen siner Pfarr oder Kilchhoͤry / darunder er gesaͤssenn / zaͤhen schillingWährung: 10 Schillinge buͤssen / Die ouch die Allmuͦser unnd Kilchenpflaͤger vonn im unablaͤßlich ynziehen soͤllennd. Doch wellend wir hiemit niemants sin Eehafft notturfft abgestrickt / Sunder ouch den Hoͤuwet / die Ernn / und HerbstzytZeitspanne: Herbst / ye nach gstalt der geschaͤfften / und gewitters / hiemit vorbehalten haben. So verr / das hierinn durch niemants kein gfard brucht werde.–s

[4] u– So wir ouch uß grund deß unfaͤlbaren wort Gottes / die Maͤss / Altar / Bilder / gemaͤld / und ander derglychen Abgoͤttisch verfuͤrun[fol. 4v]Seitenumbruchgen / inn unser Statt und landtschafft / umb Goͤttlicher eeren willen hingeleyt unnd abzethuͦn gebotten / Werdend wir doch darnebend bericht / das über diß unser Christenlich gebott / unnd dem zewider / an etlichen enden inn Schloͤsszeren / Kilchen / Capellen und anderen hüseren / unserer Landtschafft / noch Goͤtzen / Bilder / Altar / unnd gemaͤld / behalten / und an etlichen orten zuͦ verdachten zyten / liechter gesechen / besunder by etlichen Capellen / oder der selben hoffstetten / mit soͤlichen liechteren noch etlich Walfert und opffer fürgenommen werdind. Diewyl wir dann wol bericht / das soͤlich gespaͤnst und aberglouben / Gott zum hoͤchsten mißfellig. Darumb unseren vorußgangnen Mandaten anzehangen. So wellend und gebietend wir mengklichem / der syge waͤr er welle / zum hoͤchsten by herter und schwaͤrer unser straaff / das mencklich von disen verfuͤrungen abstande / sich deren muͤssige / entschlahe / Ouch soͤliche bilder / altar / unnd derglychen ergerliche ding / hin und abweg thuͤge / unnd sich des ends / gemelten unsern Christenlichen ansechungen verglyche / wie dann soͤlichs ein yeder Christ von Goͤttlicher eeren wegen schuldig ist. Dann wo sich yemants hiewider setzen / unnd disem unserem gebott nit statt thuͦn / den wurdend wir dermaß hierumb straaffen / das er woͤlte sich Gottes unnd unsers willens beflissen haben. Wir gebietend ouch darumb allen unseren Amptlüten / Ober unnd Undervoͤgten / Pfarrern und Eegoumeren / uns soͤlichs / wo sy das erfaren oder innen werden moͤgend / by iren Eyden zeleyden / so lieb inen unser huld syg / und sy unser schwaͤren straff nit erwarten wellend.Streichung von späterer Hand–u

[5] Diewyl sich ouch finden laßt / das mit den Kilchenn guͤteren unnd Almuͦsen der armen / übel huß gehalten / boͤß / unnd an etlichen endenn gar kein rechnung darumb genommen / noch ggebenKorrigiert aus: gegebenv wirdt / unnd gar kein ynsechenn hierinn ist / Soͤllichem ouch zuͦ begegnen / So wellend wir hiemit allen unseren Ober unnd Undervoͤgten / hierinn getrüw flyssig uffsechen zehaben / zum ernstlichesten gebotten habenn / das dise Kilchenguͤter nit mer wie bißhar / mißhandlet / verthan / ußgelichenn / verborget / verschweynnt / oder zuͦ eynichen anderen dingenn / dann zuͦ notturfft der armen verwenndt oder gebrucht / Sunder durch die Kilchenpflaͤger unnd verordnete Amptlüt zum flyssigesten yngezogen / zuͦsamen gehalten / Unnd dem Ober [fol. 5r]Seitenumbruch und Undervogt mit sampt dem Pfarrer / und den Eegoumern jaͤrlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr guͦt erbar rechnung darumb geben. Ouch soͤlliche guͤter allein der vorrath unnd jarnutz on beschwerung und mynderung angeleyten houptguͦts den armen / besunder denen / so inn yeder Kilchhoͤre gesaͤssen / zum trüwlichesten unnd erbaresten / on vortheyl unnd gefaͤrd gehandtreycht / und inen damit geholffen: Wo ouch houptguͤter abgeloͤßt / die selben nit verthon / sunder on verzug mit wüssen und gehaͤll deß Obervogts und Pfarrers / oder doch zum minsten des Undervogts / und nit hinder inen widerumb zuͦ handen deß Allmuͦsens angeleyt / und versichert werdind. Und wo das nit bescheche / das dann der Undervogt / mit sampt dem Pfarrer / oder deren eyntwederer soͤlliches dem Obervogt / unnd wo der ouch sümig sin / Alsdenn on allen verzug unserem Burgermeyster by geschwornnem eyd leyden und anzebringen schuldig sin. Wir woͤllend ouch das inn yeder Pfarr / und by yeder Kilchen zweyMenge: 2 Register oder Urber über die zinß gefaͤl und ynkommen der Kilchen gemacht / da eins den Kilchenpflaͤgern belyben / und das ander dem Obervogt inn unserm nammen zuͦgestelt werden soͤlle.

[6]
[6.1] w–Diser artikel ist ettwas geändert und jetzmal nit zu der kylchen verläsen. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand–w

Und so dann die welt ondas mer dann by unserer lieben Altvorderen zyten zeerhafft / unnütz / und verthuͤig / unnd uns ye beduncken wellen / daß die liederlichen naͤbend oder winckel Wirtzhüser / so inn kurtzen jaren naͤbend den rechten Eetafernen ufgestanden / soͤllichen überflusses / und unmaͤssigen zeerens / spilens / zuͦtrinckens / und anderer lastern / ouch der überfarung unserer erbarer gebotten / nit die geringste ursach unnd fürderung sygend. So habend wir / damit soͤllich unmaß abgestellt werdenn moͤcht / gantz getrüwer vaͤtterlicher meynung / mit rath und gehaͤll / ouch uff trungenlich ernstlich bitt der unseren ab der Landtschafft / etliche notwendige Wirtzhüser unnd Eetafernen / wie wir die den Voͤgten / unnd gegninen allenthalben zuͦschrybenn werdend / bestimpt / ußzilet / unnd die überigenn alle wo unnd welliche / ouch wie die genempt sygind / mit rechter wüssen abgethon / Wellend ouch das die also abgethon heyssen sin unnd belyben / unnd wyter nirKorrigiert aus: nitx gebrucht / ouch keyn andere naͤbend disenn durch yemant waͤr der syge by einer buͦß fünff Marck silbersWährung: 5 Mark Silber / uffgericht noch wyrtschafft gehalten werden soͤlle / Es werde im dann sunderlich durch uns gegoͤndt unnd erloubt. Doch wellend wir den bi[fol. 5v]Seitenumbruchderben lüten / so an gegninen / da wyn wachßt / gesessen / den wyn so sy an iren guͤtern erbuwen / fry vom zapffen hinuß zeschencken / hiemit nit abgeschlagen han / so verr / das sy by obgehoͤrter buͦß inn iren hüsern kein gastung haltind / ouch nyemants darinn zuͦ zeeren / weder brot / spyß noch tranck gebind.

[6.2] y–Ist ouch geänderot, nit geläsenn.Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand–y

Ob ouch ein Stubenknecht uff unser Landtschafft wyrtten / und froͤmbd gest halten woͤlt / das im hiemit gegoͤnt ist / so sol er sich doch darnach han / das er sine gest übernachtZeitspanne: nachts behalten unnd leggen moͤg / Hette aber er sy nit zeleggen / so sol er inen im tagZeitspanne: tags das gelt ouch nit abnemmen / sunder sy by einer buͦß / namlich ein pfundWährung: 1 Pfund und fünff schillingWährung: 5 Schillinge dem Wyrt heym wysen.

[6.3] z–Ist ouch geänderot.Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand–z

Wo und inn wellichen flaͤcken ouch ein Wyrt abgan / oder von im selbs zewirten uff hoͤren / deßhalb ein anderen zenemmen von noͤten sin wurd / sol doch der selb nit durch ein Gemeynd / sunder allein den Undervogt / das Gericht / und wo kein gericht / sunst durch die elteren und geschwornen / als von einer erbarkeyt erwellt / gesetzt / und angenommen werdenn / unnd die Gemeynd sich der bestallung soͤllichen Wyrts nützit beladen.

[6.4] aa– Und mit ernüwerung unsers verbotts deß unmaͤssigen zuͦtrinckens halb / vor langest ußgangen / das wir hiemit bestaͤtiget / damit obangezogne unmaß und überflüssigkeyt noch minder statt haben moͤg / So setzend und ordnend wir / woͤllend ouch soͤlichs inn unser Statt unnd Landtschafften by unsern ungnaden ouch einer Marck silbersWährung: 1 Mark Silber rechter buͦß styff gehalten werden / Das nun hinfür kein Wyrt noch Stubenknecht an SonnWiederholte Zeitspanne: 1 Woche oder andern fyrtagen keinem heymischen weder wyn / brot / noch andere spyß mer vor der predig. Deßglychen ouch deß tagsZeitspanne: tags nyemant mer dann ein abentürten / und einen schlaftrunck geben / ouch keiner mer dann ein abentürten / unnd einen schlaafftrunck thuͦn. Unnd sich niemant der heymischen nachtsZeitspanne: nachts nach den nünenNicht nach: 21:00 imm Wyrtzhuß noch uff den Stuben mer finden lassen soͤlle: Dann wir dises unmaͤssig zeeren / zuͦ vermydung Goͤttlichs zorns / Deßglychen die schabetten / schupffürten / undStreichung durch Schwärzen von späterer Handab schwatzmaͤßly ac–und ander unzimlich schlëm und bräß.Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen–ac wie die bißhar gebrucht / unnd fürer mit was schyns das waͤre / zuͦ abbruch diser unser ordnung gesuͦcht oder gefundenn werdenn moͤchtennd gaͤntzlich hiemitt abgestellet / unnd by gehoͤrdter buͦß zum straͤngistenn [fol. 6r]Seitenumbruch verbotten / ouch die übertraͤtter / es syge der Wyrt oder die Gest / so dick das geschicht / umb die selb buͦß on nachlassung straffen / daran niemants verschonen. Wir woͤllend ouch / nit das die Wyrt yemant zuͦ soͤllichen nachürtinen / oder schlaafftrüncken wyn hinuß / inn ander winckel oder hüser zetragen / Sunder nach den nünenNicht nach: 21:00 nyemant keynen wyn / weder inn noch usserthalb deß Wyrtshuß mee gebind / doch kranck lüt / unnd Kindtbetterin hierinn vorbehaldten / Alles ongefaͤrd.

[6.5] Wir wellend ouch zuͦ merer abstellung vilgehoͤrter unmassen / hiemit allen Wyrtten / und Stubenknechten gehoͤrter unser Landtschafft yngebunden / und zum ernstlichesten verbotten han / niemant heymischen mer waͤr der joch syge / jung oder alt uff wyn / korn / haber / oder anderer frücht / noch ouch (wie man spricht) uff kryden / zeschryben / oder über zechen schillingWährung: 10 Schillinge zeborgen / Dann was einer darüber borget / das sol er verloren han / und kein Amptmann im rechtens darüber gestatten / zuͦ dem uns ein Marck silbersWährung: 1 Mark Silber zuͦ buͦß bezalen / darnach wüsse sich mengklich zerichten. Doch Kindtbetterin / ouch alt unnd kranck lüt nach billichen dingen / wie obstat / hierinn unvergriffen / denen mag ein Wyrt nach sinem guͦt beduncken / und nach dem er getrüwt ynzebringen wol borgen.–aa

ad–Und wie wir vornaher überflüßigen costen abzestellen geordnet und verboten, die hochziten nit mer an die wirt zü verdingen, deßglichen nun einen tagZeitspanne: 1 Tag und nit lenger biß aben[d]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztae zu bäten zyt, ou[ch]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztaf nun an einem gelägnen platz und nit an ofener gaßen zetantzen. Darzuͦ am tantz bi zächen schilligenWährung: 10 Schillinge nit umbzuwerffen. Das erkennen wir zu krafft und wellent, das es gentzlich dabi blibe.Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand–ad

[6.6] ag– Sydtenmal wir aber vornaher umb einen AngsterWährung: 1 Angster zespilen unnd zekurtzwylen / merer args damit zuͦverhuͤtten / erloubt6 / unnd es aber hieby nit beliben / sunder diß unser erloubung durch etlich fraͤfeler wyß mißbrucht / und die spil mit botten unnd anderen gefaͤrden nütdestminder groblich verthüret worden. Diewyl dann das spil / als sich unsere biderben Landtlüt beklagend aller winckel ürtinen / fraͤflen unnd anderer unfuͦren vast zuͦhin die meerest ursach gewesen / unnd nie vil guͦts daruß gevolget ist. Da so habend wir uß disem unnd anderen eehafften beweglichen ursachenn uff trungenlich anruͤffen gemelter unserer Landtlüten alle spil ab erkent und verbotten. Woͤllend ouch dz sich hinfür niemants keinerley spils / es syge mit kartten / würflen / braͤtspilen / schachen / keglen / wetten / grad oder ungrad zemachen / frygenmaͤrckten / tuschen / stoͤcklen / oder andern fuͦgen wie die yemer und under was schyns / ouch mit welchen farben / listen oder gfaͤrden genempt / gsuͦcht oder noch gfunden / und erdacht werden moͤgent / gantz keinerley ußgescheiden / [fol. 6v]Seitenumbruch gebruchen / ouch niemandt weder thür noch wolfeyl / heimlich noch offenlich mer spilen / sunder mengklich deß gantz ab / und ruͤwig ston / und hiemit alle spil umb merer ruͦwen willen abgestelt heyssen und sin soͤllend. Dann wellicher sich hierinn übersechen / den wellend wir / als dick das beschicht / umb ein Marck silbersWährung: 1 Mark Silber straffen.Streichung von späterer Hand–ag

[6.7] Und damit dise ordnung / es syge spilens / zuͦtrinckens / zeerens / und anderer vor erzelter unmassen halb / by handtvestem waͤsen / beston / unnd destbas gehandthabt werden moͤg / So wellent wir hiemit allen unseren Amptlüten / Ober unnd Undervoͤgten / Weyblen / geschwornen / Richtern / gerichten / Eegoumern / Besunder ouch den Pfarrern und Seelhirten / und andern denen die verwaltung des gemeynen manns bevolhen ist / Deßglychen allen Wirtten / Gasthalteren / Stubenknechten / und Wynschaͤncken by iren eyden / die sy sunderlich hierumb schweren soͤllend7 zum thüristen yngebunden han / guͦt acht / sorg und flyssig ynsehen hierüber zehaben / Und besunder die übertraͤtter ye zuͦ zyten einem Obervogt / und wo der sümig unserm Burgermeister / oder einem uss den Oberesten Meistern / uff deß übertraͤtters kosten zeleyden / und daran niemants fürzeheben / Dann soͤlte es sich finden / daß iren einer soͤlichs gewüßt / und nit geleydet hett / den woͤllend wir an sinem lyb / eer oder guͦt nach unserm guͦt beduncken / und dermaß straffen / das ungezwyflet ander sich hievor zuͦvergoumen wol ein exempel nemmen moͤgent / Deß welle mengklich gewarnet sin.

[7]
[7.1] ah–Ist ouch nit geläsen.Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand–ah

Und so denn die unglycheyt deß gewichts / und fleyschkouffs daß das fleysch uff unserer Landtschafft nit by unserem gewicht ouch etwas türer dann inn unser Statt / und ungeschetzt verkoufft worden / vil irrung bracht / und das fleysch dardurch nit wenig gesteygert / soͤlchen beschwaͤrden ouch zuͦbegegnen / und unseren biderben Landtlüten / die uns soͤlichs anbracht / hierinn zewillfaren. So setzend / ordnent und wellend wir / dz usserthalb den stetten / so villicht von alterhar eigen und sunder maͤß und gwicht gehept / Sunst inn aller unser Statt und Landtschafft / Gericht und Gebieten nun hinfür eynerley gwicht sin. Und die Metzger oder ander so sich metzgens oder fleysch verkouffens underzyechen woͤllend / das fleysch by unserem gewicht / ouch umb den pfennig wie mans ye zuͦ zyten in unser Statt gibt / lut unsers fleyschrodels by verlierung deß fleyschs oder sovil waͤrts uß[fol. 7r]Seitenumbruchwegen und verkouffen / ouch ysene stein so by uns gefaͤchtet / und verzeychnet / unnd kein andere bruchen / ouch das fleysch nit thürer noch hoͤcher bezalt nemmen. Das inen ouch die Schetzer so die gmeynden hierüber ordnen werdend / lut gedachten unsers fleyschrodels zeschetzen / und die buͦssen deren sich die selben gmeynden verglychend / und was sy daruff setzend / abzenemmen macht haben soͤllend.

[7.2] ai–Ouch nit geläsen.Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand–ai

Und umb merer glycheyt willen / so wellend wir / wo ein Wirt und ein Beck in eim Flaͤcken oder Dorff by einander sind / deren yeder sinen gwaͤrb für sich selbs zuͦ vollfuͤren vermag / das dann der Wirt den Pfister ungeirrt lassen. Wo aber kein Pfister / das alßdenn dem Wirt beyd gewaͤrb / als zebachen und zewirten / miteinander nachgelassen sin soͤlle.

[8] aj–Ouch nit geläßen.Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand–aj

Ob aber yemants in unseren Landtschafften / gerichten / gebieten / und Oberkeyten / als villicht zuͦ WinterthurOrt: 8 / SteynOrt: / EglisowOrt: und anderßwo in oberzelten dingen / als zuͦtrinckens / spilens / tantzens / der Wirten wirtshüseren und ürtinen halb / etwas guͦter Christenlicher satzungen und ordnungen angesehen / oder an sy von iren elteren gewachsen waͤrind / Die wellend wir hiemit nit abgethon / noch sy darvon traͤngt / Sunder so verr die zuͦ der eer Gotts / deß naͤchsten nutz / und verbesserung unsers zerbrochnen laͤbens / ouch abstellung der lasteren dienlich / und unsern Christenlichen satzungen / Mandaten und ordnungen nit zewider oder abbrüchig sind / gern zuͦ / und by iren wirden beston lassen.9 Doch wo nit von altem haͤr sunder gewicht / das da unser gewicht nun hinfür brucht / unnd das fleysch allenthalben / kein ort ußgenommen / zuͦ Stett unnd zuͦ Doͤrfferen durch alle lanndtschafft hinweg / mit glychem pfenning / lut unsers fleyschrodels / und nit thürer weder verkoufft noch bezalt werde.

[9] ak– Glycher gstalt / diewyl uns ouch anlangt / wie sich etlich in unsern landtschafften der irrigen sect der ToͤuffernOrganisation: über unser schwaͤre Mandat und verbott nit zuͦ kleiner unser verachtung und ynfuͤrung schaͤdlicher irrsals anzemassen / unnd darinn zuͦ verwicklen understandind / Ouch etlich der unsern inen fürschub unnd underschlouff gebind / sy ynzüchind / enthaltind / und sich irer irrseligen leeren / winckel predigen und heimlichen versamlungen gnoß und teylbar machind. Und dann dise sect zuͦ zerrüttung aller Oberkeyten und guͦter Regimenten [fol. 7v]Seitenumbruch zum hoͤchsten dienstlich. So gebietend wir nochmaln zum thüristen treffenlichsten und ernstlichesten / so hoch / trüwlich und vaͤtterlich wir ye mer soͤllend / koͤnnend und moͤgend / Das sich mengklich by hocher und schwaͤrer unser straff und ungnad von disen schaͤdlichen versamlungen und irrigen leren abzühe / deren niemants anhange noch statt / inen ouch keinerley hilff / underschlouff / platz noch fürschub gebe / sy nit uffenthaldte / huse oder herberge / ouch keinerley gemeinschafft / noch gesellschafft mit inen fürnemme / Sunder mengklich sich iren ruͤwige / unnd gaͤntzlich entschlache / Dann wir deren unverdacht sin / sy ouch inn unseren Landen und Gebieten schlechts nit lyden / noch gedulden woͤllend. Und gebietend ouch darumb zum aller hoͤchsten allen unseren Landtsaͤssen / zuͦgehoͤrigen und verwandten / unnd mit nammen allen unsern Ober und Undervoͤgten / Weyblen / Pflaͤgern / Richtern / Gerichten geschwornnen Eegoumern / und Pfarrern / wo sy die erfaren moͤgend / unns by iren gschwornnen Eyden zeleyden / sy niendert zegetulden noch fürkommen zelassen / Sunder angends zuͦ inen zegryffen und uns zuͦüberantwurten: Dann wir die ToͤufferOrganisation: / ire goͤnner unnd anhaͤnger lut unser satzungen an irem laͤben / und die so inen fürschub thuͦnd / sy nit leydend / verjagend / oder uns faͤngklich zuͦfuͤrend / nach irem verschulden / als lüth die trüw unnd eyd an iren Herren überfaren hand / on gnad straffen / daran niemandts schonen. Wir woͤllend ouch das die Pfarrer / deßglychen die Undervoͤgt / Eegoumer unnd Amptlüth die yhenen so sich eygner vermaͤssenheyt on gwaltsame der Oberkeyt ussz eelicher bywonung vonn einanderen absünderent unseren Eerichteren / deßglychen die so sich deß Jareyds zeschweren entzüchend / unseren Obervoͤgten / und wo die sümig unns und ye zuͦ zyten unserm Burgermeyster wyter der gepür nach wüssen moͤgen mit inen zehandlen / anzeygind / unnd inen keynerley weg fürhebind / So wyt sy unser straff überhebt sin woͤllend.Streichung von späterer Hand–ak

[10] al–Ist ouch nit geläsen.Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand–al Unnd so denn uns vonn wegen der OugstalerOrganisation: / GryscheneyerenOrganisation: WaͤlschenOrganisation: ParretlisOrganisation: und anderen froͤmbden Kraͤmern Waͤnnlistrageren / unnd Landtfareren vilerley klegten fürkommen / das sy nemlich den jungen soͤllich ir kramm und kinderwaͤrch / dings und uff borg / und aber die jungen inen dargegen hinder iren elteren / korn / habern / brot / fleysch / waͤrch / unnd ander der glych ding gebind / darzuͦ sy etwa biderb lüth / und deren kind umb soͤllich maͤrtzlery oder kraͤmery [fol. 8r]Seitenumbruch mit gericht understandind umbzeziechen / Geschwygen deß beschyß und betrugs / damit die unsern sunst durch sy überfuͤrt werdend alles zuͦ beschwaͤrd unnd verderbung deß gemeinen armen manns / damit dann die unseren soͤllicher beschwaͤrden ouch überhept blyben moͤgend. So wellend wir den gemeldten Kraͤmern / und Landtsfareren / was gadtung oder handtierung sy joch fuͤrend / uß gehoͤrdten und andern eehafften / uns darzuͦ bewegenden / ursachen unser Statt und Landtschafft / Oberkeyt / Gericht und Gebiet darinn zehusieren / oder feyl zehaben oder sich ützit darinn zesummen by verlierung irer hab und krams hiemit wüssentlich abkündt / verbotten / und sy daruß verwisen / also / das sy weder heymlich noch offenlich mer darinn feyl haben / ouch nützit verkouffen / ire kraͤm nit ufthuͦn noch sechen lassen / noch sich ützit usserthalb schnuͦrschlechten durchzugs darinn uffenthalten noch summen / Sunder unserer Herrschafften / Gerichten und Gebieten muͤssigen / und üsseren soͤllend / Dann wellicher soͤllichs übersechen wurde / der sol sin hab verwürckt haben / und darnebend unser straaff erwardten. Deßhalb wir ouch allen und yeden unseren Ober und Undervoͤgten / und andern Amptlüthen / Weyblen / Richtern und geschwornnen / getrüw und ernstlich uffsechen hierinn zehaben hiemit gebotten. Dann wir die gemaͤldten Kraͤmer und Landtfarer in unser Statt unnd Herrschafften schlaͤchts nit haben noch getulden / Besunder ouch unsere Amptlüt / wo sy inen platz und fürschub geben / und nit hin wysen wurdend / darumb straffen wellind.
Actum / und getruckt inn unser Statt ZürichAusstellungsort: / Sambstag deß sechß und zwentzigesten tags Mertzens. Im tusent / fünffhundertesten / und dryssigesten JarOriginaldatierung: 26.3.1530.

[fol. 8v]Seitenumbruch

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am unteren Rand von anderer Hand.
  2. Streichung von späterer Hand.
  3. Streichung von späterer Hand.
  4. Streichung von späterer Hand.
  5. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen.
  6. Streichung von späterer Hand.
  7. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  8. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  9. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  10. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  11. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  12. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  13. Streichung von späterer Hand.
  14. Streichung von späterer Hand.
  15. Streichung von späterer Hand.
  16. Streichung von späterer Hand.
  17. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen.
  18. Streichung von späterer Hand.
  19. Streichung von späterer Hand.
  20. Streichung durch Schwärzen von späterer Hand.
  21. Streichung von späterer Hand.
  22. Korrigiert aus: gegeben.
  23. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand.
  24. Korrigiert aus: nit.
  25. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  26. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  27. Streichung von späterer Hand.
  28. Streichung durch Schwärzen von späterer Hand.
  29. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen.
  30. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand.
  31. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  32. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  33. Streichung von späterer Hand.
  34. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  35. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand.
  36. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand.
  37. Streichung von späterer Hand.
  38. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  1. Ein vermeintliches Sammelmandat des Jahres 1526Datum: 1526, welches Johann Jakob WirzPerson: in den 1790er Jahren erwähnt, ist laut Inge Spillmann-Weber nicht auffindbar (Spillmann-Weber 1997, S. 92-93).
  2. Im Exemplar StAZH B III 4, fol. 148r-155r steht am Rand handschriftlich zu dieser Stelle: «Die prediger nit verachten noch in der kirchen widersprechen wir verbietend.».
  3. Vgl. beispielsweise die Eheordnung von 1525 (SSRQ ZH NF I/1/11 1-1).
  4. Weder bei Egli, Actensammlung noch bei Spillmann-Weber 1997 findet sich ein Hinweis auf diese Ordnung.
  5. Hier ist wahrscheinlich die Feiertagsordnung von 1526 gemeint (ZBZ Ms A 38, fol. 139r).
  6. Vgl. das Mandat betreffend sittliches Verhalten und Spielen um Geld von 1528 (StAZH III AAb 1.1, Nr. 5).
  7. Es war vorgeschrieben, dass die Vögte allen Wirten in ihren Verwaltungsgebieten beim jährlichen Schwörtag das Grosse Mandat von 1530 vorlesen mussten (StAZH B III 4, fol. 91r-v).
  8. Der Rat der Stadt ZürichOrt: Organisation: versandte das vorliegende Mandat unter anderem auch an die Stadt WinterthurOrt: . Da die WinterthurerOrganisation: bereits eigene Satzungen betreffend Kirchgang, Spiel, Geselligkeit und Fleischverkauf erlassen hatten, betonten die Zürcher, dass einheitliche Regelungen in Angelegenheiten des christlichen Glaubens im gesamten Untertanengebiet erforderlich seien (vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 256-1).
  9. Das Grosse Mandat wurde in wenig abgeänderter Form vom Landvogt Philipp BrunnerPerson: im Herbst 1530 für den ThurgauOrt: erlassen (SSRQ TG I/2, Nr. 88).