SSRQ ZH NF I/1/3 110-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner
Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 110-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Verbot des Tragens geschlitzter Hosen und langer Hosenlätze für Stadt und Landschaft Zürich
1520.
Stückbeschreibung
- Signatur: StAZH A 43.1.4, Nr. 4
- Originaldatierung: 1520 (Datierung aufgrund der Schreiberhand) Überlieferung: Aufzeichnung (Einzelblatt)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 21.0 × 14.5
- Sprache: Deutsch
Weitere Überlieferungen
- Signatur: StAZH A 42.2.1, Nr. 19
- Originaldatierung: 1520 (Datierung gemäss Archivvermerk (20. Jh.)) Überlieferung: Aufzeichnung (Einzelblatt)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Die Verbreitung von Kleidungsstücken mit Schlitzen in der äusseren Stoffschicht, durch welche ein darunter liegender und meist andersfarbiger Stoff sichtbar wurde, wurde in der EidgenossenschaftOrt: des frühen 16. Jahrhunderts wesentlich durch die aus OberitalienOrt: heimkehrenden Söldner gefördert und ist insofern vergleichbar mit dem Auftauchen der Farbe Gelb in der Kleidermode dieser Zeit, vgl. Simon-Muscheid 1995.
Während erste ZürcherOrt: Kleidervorschriften für beide Geschlechter bereits aus dem 14. Jahrhundert datieren (QZWG, Bd. 1, Nr. 236; Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/1, S. 185-187, Nr. 372), wurden die meisten Verbote geschlitzter Kleidung im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts erlassen. In diesem Zeitraum lässt sich auch das vorliegende Stück chronologisch situieren.
Neben den Schlitzen wurden auch zu lange Hosenlätze verboten, andere Erlasse verbanden dies zusätzlich mit Bestimmungen gegen das Tanzen, das Spielen sowie verschwenderische Lebensführung. Das vorliegende Mandat ist in einer zweiten Ausfertigung überliefert (StAZH A 42.2.1, Nr. 19), zwischen 1520 und 1530 erneuerten Bürgermeister und RatOrganisation: ihr Verbot mehrfach (Zürcher Kirchenordnungen, Bd. 1, Nr. 12, 24, 41). Zudem sah die Obrigkeit sich veranlasst, auch auf der Landschaft anlässlich der Befragung zur BadenerOrt: Disputation daran zu erinnern (StAZH A 95.1, Nr. 8.3). Zum letzten Mal erwähnt wurden geschlitzte Kleider in ZürichOrt: in einem Mandat des Jahres 1572 (SSRQ ZH NF I/1/11 12-1). Vgl. Spillmann-Weber 1997, S. 153-156; Zehnder 1976, S. 85-87; Wehrli 1966; Vincent 1935, S. 47-51.
Editionstext
Unser herren bürgermeister, radt und der groß radt, so man nempt
die zweyhundert, der stat ZürichOrt: Organisation: hand angesehen unnd geordnet,Textvariante in StAZH A 42.2.1, Nr. 19: wellennta das hinfür
niemans, er syge bürger, hindersäß, lantman, oderAuslassung in StAZH A 42.2.1, Nr. 19b dienst knecht, frömbd
oder heimscher, in unnßer herren statt, land noch gepietten, solle tragen, machen
noch machen lassen keine zerhouwne cleider noch ouch so groß unndAuslassung in StAZH A 42.2.1, Nr. 19c
unwesenlich letz an den hosen, als man jetz treit, sonder so sol ein jeder
sine cleider, so zerhowen sind, ob er die wil tragen, wider lassenAuslassung in StAZH A 42.2.1, Nr. 19d zesamen neyen,
des glich die grossen unwesenlichen letz an den hoßen laßen abnemmen
unnd recht gestaltsam machen. Unnd ob jemats darüber sölliche zerhowne
kleider unnd unzimlich letz an den hosen truͤge, machte oder liesse machen,
da sol der traget unnd der es ladt machen unnd der schnider, so söllichs
machet, jeder geben j Währung: 1 Pfund v Währung: 5 Schillinge 1 on alle gnad zuͦ straff unnd buͦß.
Unnd ob einer sölliche cleider oder letz usserthalb unnser herren piett
machen unnd zerhowen liesse, der sol iiɉ Währung: 2.5 Pfund , das ist zwyfache
buß, geben.
Anmerkungen
- Textvariante in StAZH A 42.2.1, Nr. 19: wellennt.↩
- Auslassung in StAZH A 42.2.1, Nr. 19.↩
- Auslassung in StAZH A 42.2.1, Nr. 19.↩
- Auslassung in StAZH A 42.2.1, Nr. 19.↩
- Der genannte Betrag wurde in fast allen Verboten von geschlitzten Kleidern bis zum Jahr 1572 wiederholt. Einzig die Fassung des Erlasses vom 28. August 1520 nennt die wesentlich höhere Busse von 1 respektive 2 Mark (Zürcher Kirchenordnungen, Bd. 1, Nr. 10).↩
Regest