SSRQ ZH NF I/1/3 144-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner
Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 144-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Verordnung der Stadt Zürich betreffend verspätete Teilnahme an den Ratssitzungen
1528 August 29.
Stückbeschreibung
- Signatur: StAZH B III 2, S. 364-365
- Originaldatierung: 1528 August 29 Überlieferung: Eintrag
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 24.0 × 33.0
- Sprache: Deutsch
-
Edition
- Egli, Actensammlung, Nr. 1481
Weitere Überlieferungen
- Signatur: StAZH B III 4, fol. 49r-v
- Originaldatierung: ca. 1539 – 1541 Überlieferung: Eintrag
- Beschreibstoff: Pergament
- Format B × H (cm): 20.0 × 29.5
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Bussenregelungen im Falle verspäteter oder unterlassener Teilnahme an Sitzungen des KleinenOrganisation: und Grossen RatsOrganisation: sind in ZürichOrt: bereits seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts überliefert (vgl. beispielsweise die Ordnung des Jahres 1374: Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 242, Nr. 38). Während der 1520er Jahre erliess der RatOrganisation: gleich mehrere diesbezügliche Beschlüsse (StAZH B III 2, S. 351; StAZH B III 2, S. 352). Die vorliegende Ordnung wurde am 7. Oktober 1529 bestätigt und um eine Bestimmung ergänzt, welche im Falle des Fernbleibens von Sitzungen, zu denen die Ratsmitglieder bei ihrem Eid aufgeboten worden waren, erhöhte Bussen vorsah (StAZH B III 2, S. 366). Auch in den späten 1530er Jahren scheint die vorliegende Ordnung noch Gültigkeit besessen zu haben, da sie von Stadtschreiber Werner BeyelPerson: unverändert in das Schwarze Buch übernommen wurde. Bestimmungen zur Anwesenheitskontrolle enthält auch die 1542 erlassene Geschäftsordnung des RatsOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 182-1).
Gemeinsame Elemente in fast allen der überlieferten Bestimmungen sind das Läuten der Ratsglocke zur Ankündigung einer bevorstehenden Sitzung sowie das Aufbieten der Räte durch den Bürgermeister bei ihrem Eid oder bei einem Geldbetrag, den sie im Falle des Nichterscheinens zu entrichten hatten. Eine neue Situation ergab sich schliesslich im Zuge der erneuerten Ratsordnung von 1545/46, die erstmals in der Geschichte der Stadt eine fixe Besoldung für die Mitglieder des KleinenOrganisation: und des Grossen RatesOrganisation: einführte (SSRQ ZH NF I/1/3 186-1). In diesem Zusammenhang wurden auch die Sanktionen für unentschuldigte Absenzen neu geregelt. In einem Zusatz zu dieser Ordnung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts findet erstmals die Verwendung einer Uhr («weckerli») Erwähnung. Diese wurde bei Sitzungsbeginn laufen gelassen, wobei die Bussen für Zuspätkommende im Viertelstundentakt anstiegen (StAZH B III 6, fol. 238r-v). Im 17. Jahrhundert wurden weitere Bestimmungen erlassen (vgl. die Ordnung von 1631 und deren Nachträge: StAZH B III 7, fol. 2r-v).
Für die Absenzenregelungen vgl. Hauswirth 1973, S. 33; Sigg 1971, S. 121-123; Ruoff 1941, S. 43; für die Einführung der Ratsbesoldung vgl. Bächtold 1982, S. 161-168.
Editionstext
Wie die gehaltten werden sollent, so sich
deß ratsOrganisation: verspaͤtend
Allsdann unnsere herren burgermeister, clein unnd gross rett
der statt ZürichOrt: Organisation: untzhar vil unnd mangerley ordnungen unnd satzungen
zuͦ nutz unnd erenn gmeiner ir statt unnd lannds, wie man inn die
raͤttOrganisation: gan unnd das regiment versechenn sölt, gemachot, damit guͦt
pollicyen, frid unnd recht gehaltenn, der statt sachenn, ouch richer
unnd armer geschaͤfft unverzogennlich ußgericht mëchtind waͤrden, unnd aber sollich obgeruͤrt satzungen nit zuͦ fürgang kommen noch gehaltenn, allso das man, so inn cleinOrganisation: unnd gross retOrganisation:
gelütot wordenn, aͤbenn spatt unnd schlechtlich har zuͦ ganngen, dardurch die gehorsammen das zit verlorenn unnd dest weniger hatt
mogenn ussgericht waͤrdenn. Deßhalb die genanten
unnsere herrenn mit gmeinem ein heiligem ratt unnd guͦter vorbetrachtung gmeiner ir statt unnd lands mergklichenn obliggenden
hendlenn unnd sachenn zuͦ trost, nutz unnd guͦtem, damit die nit inn
abfall gericht, sonnders vill mer zuͦ uffganng, wolfart und merung
gebracht, nachfolgennde satzung, so von unnsern vor eltern
ouch vill jarenn daher loblich gefürt unnd inn übung gewaͤßen,
widerumb vestenklich zuͦ halten uff unnd angenomen habennt.
Namlich, das man hinfüro inn den cleynenOrganisation: unnd großenn rattOrganisation:
ein halbe stundZeitspanne: 30 Minuten lanng lütenn und ein burgermeister oder statthalter
inn den selbenn cleinenOrganisation: oder grossenn rattOrganisation: bi dem eid oder gellt
gebietenn laßenn solle unnd mu̍ge, je nach ville unnd große ye
zuͦ zittenn der geschefftenn unnd inn guͦt beduͤnkt. Unnd so inn
den rattOrganisation: bi gelt gebottenn wirt, wann dann die ratzOrganisation: glogg verlütet wirt, das dann ein burgermeister nider sitzenn und den
rattOrganisation: anhebenn soll. Unnd so die erst frag umbganngen unnd geendet
ist, soll ein burgermeister oder statthalter gwalt haben, so es [S. 365]Seitenumbruch
inn mangel halb der raͤttenOrganisation: oder burgernOrganisation: bedunkt not sin,
zwennMenge: 2 zuͦ der thürenn, namlich an jetliche sidtenn einenMenge: 1 zuͦ setzen,
welliche dann von denen, so nach der erst gehebtenn frag inhin
komment unnd nit urlob habennt, einen saͤchserWährung: 6 Pfennige von stunden an
erforderenn unnd in züchenn. Unnd so der rattOrganisation: uff stan will,
soll man das buͤchli laͤßenn unnd wellicher onHinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichenc urloub nit gegenwu̍rtig unnd bi gelt gebottenn ist, soll man uff schribenn
unnd also einer die buͦss darbi dann gebottenn ist, one intrag
unnd fürwort gebenn. Wellicher aber sich freffenlich darwider setzenn unnd die buͦs nit gebenn welte, der soll inn
dem nachgenden rattOrganisation: offennlich gelässenn unnd mit im geschaffot werdenn, das er gehorsam erschine. Unnd soll ouch
ein jeder, er syge der raͤttennOrganisation: oder burgerOrganisation: , zuͦ den ratstagen
sin eid unnd eer woll bedennkenn, sich vor gfarlichenn
ußzügenn eins urlobs huͤttenn unnd inn cleinenOrganisation: oder grossen
raͤttennOrganisation: an siner gewonlichenn statt, wie im die gebenn
unnd do er innhin genomen, angezoigt wordenn ist, vom
anfang bis zuͦ end blibenn sitzenn unnd nit wie es dann
untzhar unwäsennlich zuͦ ganngenn vom einem sitz und
bannk zum andern rennen, d klapperen unnd
schwetzenn, alles getruwlich unnd ungefarlich. Actum
sambstag nach BartholomeyPerson: anno etcAbkürzung xxviiiOriginaldatierung: 29.8.1528.
Regest