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SSRQ ZH NF I/1/3 3-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 3-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Metzger

1455.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich haben aus dem Kleinen Rat alt Bürgermeister Rudolf von Cham, Johannes Keller und Heinrich Effinger abgeordnet, um mit Vertretern der Metzger eine Handwerksordnung zu vereinbaren, damit die Fleischversorgung der Stadtgemeinde gewährleistet ist und alle Metzger ihr Auskommen haben. Die Ordnung regelt den Fleischverkauf für alle Wochentage von Montag bis Samstag, Verstösse gegen diese Bestimmungen sollen mit einer Busse von 1 Pfund und 5 Schilling an den Rat und die Zunft bestraft werden (1). Weiter dürfen sich die Metzger bei einer Busse von 6 Pfennig gegenseitig keine Kunden von ihren Verkaufsständen durch Rufen abwerben, Zuwiderhandelnde müssen angezeigt werden. Die Busse ist an die Zunft zu entrichten (2). Die Metzger dürfen ihre Ware nur von ihrem Verkaufsstand (Fleischbank) aus zum Kauf anbieten (3). Es werden zwei Männer, einer des Kleinen Rats und ein Vertreter der Metzger, dazu verordnet, die Menge des angebotenen Fleisches zu kontrollieren, damit kein Mangel entsteht (4). Die vorliegende Ordnung wird durch die drei Verordneten vor Bürgermeister und Rat gebracht, welche diese überprüfen und gegebenenfalls ändern oder annullieren können (5).

  • Signatur: StAZH A 77.3, Nr. 4
  • Originaldatierung: 1455 (Datierung aufgrund des Inhalts)
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch
  • Edition
    • QZWG, Bd. 1, Nr. 1111

Die vorliegende Ordnung lässt sich aufgrund der Bezeichnung von Rudolf von ChamPerson: als alt Bürgermeister annäherungsweise datieren, da dieser im Baptistalrat des Jahres 1453 das Amt von Johannes KellerPerson: erstmals übernahm (HLS, Cham, Rudolf von). Folglich ist die Metzgerordnung frühestens im darauffolgenden Jahr entstanden, sicherlich jedoch vor dem Ausscheiden von Johannes KellerPerson: aus dem Kleinen RatOrganisation: im Jahr 1460.

Seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts setzte der RatOrganisation: eine enge Kontrolle der gewerblichen Tätigkeit der MetzgerOrganisation: durch, was sich nicht zuletzt an der Existenz einer Reihe ausführlicher Ordnungen aus diesem Zeitraum ablesen lässt. Dazu gehören namentlich die Ordnung für die Fleischwaage des Jahres 1412 sowie die Handwerksordnungen der Jahre 1418, 1423 und 1431 (Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/1, S. 10, Nr. 14; QZZG, Bd. 1, Nr. 75; Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/1, S. 173-175, Nr. 204; StAZH C I, Nr. 563; Teiledition: QZZG, Bd. 1, Nr. 119/VI). Zentrale Dokumente für die Versorgungspolitik der Stadt ZürichOrt: stellen zudem die jährlich erneuerten Ordnungen für den Fleischverkauf dar (SSRQ ZH NF I/1/3 71-1).

Zum Metzgerhandwerk im spätmittelalterlichen ZürichOrt: vgl. Girardet 1994.

Editionstext


Nach dem und unser herren burgermeister und raͤttOrganisation: von irem raͧttOrganisation: Ruͦdolffen von
Chaͧm
Person:
, alt burgermeister, Johannsen KellerPerson: und Heinrichen EffingerPerson: irs raͧtzOrganisation: darzuͦ
geben habend, die metzgerOrganisation: zuͦ hoͤrren und von wegen zuͦ reden, das die armen in ir
zunfft by den richen und die richen by den armen beliben moͤchtind, ouch ir gantze
gemeindOrganisation: mit guͦttem fleisch versorget wurdint, also sind die metzerKorrigiert: metzgerOrganisation: a, so von ir
zunfft darzu geordnet sind, fu̍r die dryMenge: 3 komen, die selben dryMenge: 3 mit inen und sy mit den
dryenMenge: 3 von wegen gerett und disen nachgeschribnen weg fu̍rgenomen, der sy beduͦcht einer gantzen gemeindOrganisation: fuͤglichen und eben zu sinde und das die metzgerOrganisation: ,
die richen und die armen, beliben moͤchtind, und ist dis der weg.

Des ersten, das alle metzgerOrganisation: guͦtz, redlichs fleisch allerley, nach diser ordnung sag,
veil habind und das jeklicher zweyerley fleischs und nit mer veil haben
soͤllent, als das von minen herren angesechen ist, und kitzis fleisch nit fu̍r einerley fleisches gehalten werde, als das in dem fleisch schetz rodel1 ouch gelu̍ttert ist.

Item das einer an dem mentagZeitspanne: Montag schinden mag iiijMenge: 4 klein hoͤptly, welicherley er
wil. Und schindet er mer daru̍ber, das mag er tuͦn, doch also wenn man zuͦ
Sant PetterOrt: unsern herren in der fromeß gehebt, hatt er dann mer geschunden
dann die obgenanten iiijMenge: 4 hoͤptly, so sol er das fleisch, so er danocht haͧt, alles in
henken und das den tagZeitspanne: 1 Tag nicht mer veil haben, wol des nechsten margtes darnach,
ob es danocht frisch ist und das die meister bedunkt, mag er dz veil haben und
die wile er des alten fleisches veil haͧt, sol er nicht mer darzuͦ schinden und
welicher das u̍bersiKorrektur überschrieben, ersetzt: iebchet, das der j libAbkürzungWährung: 1 Pfund v Währung: 5 Schillinge minen herren und der zunfft ouch
so vil vervallen sig. Schindet er aber nit mer dann iiijMenge: 4 hoͤptly, so mag
er das fleisch den tagZeitspanne: 1 Tag allen veil haben.

Item uff den zinstagZeitspanne: Dienstag ein ochsen oder ein rind und ijMenge: 2 kleini hoͤptly darzuͦ und
aͧn ein rind vjMenge: 6 kleine hoͤptly. Und ob er mer schindet, als er tun mag, so sol
er das alles, ob er es nit uff das obgenant zitte hette verkoufft, in henken und
damit tuͦn, wie vor staͧt, und nicht anders, by der obgenanten buͦß.

Item uff die mittwuchenZeitspanne: Mittwoch einer iijMenge: 3 kleine hoͤptly in obgeschribner masse.

Item uff den donrstagZeitspanne: Donnerstag zu schinden als uff dem zinstagZeitspanne: Dienstag.
[S. 2]Seitenumbruch

Item uff den samstagZeitspanne: Samstag einer ein ochsen oder ein rind und iiijMenge: 4 kleine hoͤptly
darzuͦ und welicher nit ein rind hette, xijMenge: 12 kleine hoͤptly. Die selben summ
mag er den samstagZeitspanne: Samstag allen veil haben. Ob er aber darzuͦ mer schunde, als
er tuͦn mag, und das zu abendZeitspanne: abends, so die glogg vjZeit: 18:00 schlaͧt, nitt verkofft haͧtt,
wie vil er denacht uff die sechseZeit: 18:00 fleisch unverkoufft haͧt, das sol er alles
in henken und nicht mer verkoͧffen. Schindet er aber nicht mere dann
die obgenannte summe, so mag er das den samstagZeitspanne: Samstag alle veil haben. Und
wirt im des u̍tzit u̍ber, das sol er dannenthin ouch nit mer veil haben,
ales by der obgenaͧmpten buͦß.

Item die metzgerOrganisation: su̍llend ouch jederman lassen gaͧn ungerüfft und ungeschru̍wen: «Kum hie her». Es stande dann einer vor eines bank und
frage inn, was fleisches er hab und des gelichen, das er von im kouffen
well, so mag derselb wol mit im reden, was oder welicherley er well,
und welicher daru̍ber rüffet, der sol vj ₰Währung: 6 Pfennige ze buͦß gebe ir zunfft, als
dick er das tuͦt, und jeklicher den andern umb das vorgeschriben und
dis leiden by sinem eide den zweyenMenge: 2, so von einem raͧttOrganisation: darzuͦ geben werdent,
die grossen busse und die vj ₰Währung: 6 Pfennige iren meistern.

Item das jeklicher sin fleisch uff sinem bank und niendert anderswa
veil habe.

Item min herren haben zwenMenge: 2 darzuͦ geben, einen von dem raͧtteOrganisation: und einen
von den metzgernOrganisation: , die daruff luͦgen sollend, ob uff deheinen tage fleisches
gebresten wolte, das sy dann heissind fleisch dar legen, dz nu̍tz gebreste.

Und die obgeschribnen ordnung habend die dryMenge: 3 an min herrn burgermeister
und raͧtt
Organisation:
gebracht, die die versuchen wellent untz zuͦ sant FrenenPerson:
tag
Datum: 1. September
, doch also das die selben min herren vor sant FrenenPerson: tagDatum: 1. September oder
darnach solichs moͤgend endern, mindern oder meren, ald dz gentzlich
abtuͦn, wie es inen gevellig ist, und sy das nu̍tze und gu̍t bedunkt sin.
[S. 3]Seitenumbruch [S. 4]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
OrdnungKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: Erkanntnußc, wie mann das fleisch außtheilen
und verkauffen solle
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] 14 secseculumDatum: 1400

Anmerkungen

  1. Korrigiert: metzgerOrganisation: .
  2. Korrektur überschrieben, ersetzt: ie.
  3. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: Erkanntnuß.
  1. Der Fleischrodel wurde alljährlich erneuert (vgl. die Ordnung der Stadt ZürichOrt: für den Fleischverkauf des Jahres 1500, SSRQ ZH NF I/1/3 71-1).