SSRQ ZH NF I/1/3 42-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner
Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 42-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Ordnung der Stadt Zürich für die Zimmerleute und Maurer sowie Festsetzung der Löhne
1490.
Stückbeschreibung
- Signatur: StAZH A 77.14, Nr. 162
- Originaldatierung: 1490 (Datierung aufgrund der Schreiberhand) Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 22.0 × 31.0
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Wie in anderen spätmittelalterlichen Städten war auch in ZürichOrt: das Bauhandwerk neben dem Rebbau das Handwerk mit dem höchsten Anteil unselbständiger Lohnarbeit. Die aus diesem Bereich überlieferten Satzungen geben deshalb wertvolle Einblicke in die vormodernen Lohnverhältnisse. Die erste überlieferte Lohnordnung der Stadt ZürichOrt: stammt aus dem Jahr 1335 und wurde für die ZimmerleuteOrganisation: erlassen (Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/1, S. 72, Nr. 172; vgl. auch die ergänzenden Bestimmungen für ländliche Tagelöhner und Handwerker von 1424: Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/2, S. 362-363, Nr. 179). Die vorliegende Aufzeichnung lässt sich der Hand des seit 1485 als Unterschreiber in der StadtkanzleiOrganisation: tätigen, nachmaligen Stadtschreiber Johannes GrossPerson: zuschreiben. Einen Anhaltspunkt für die Datierung des Stücks bietet seine Ähnlichkeit zu GrossPerson: ' Niederschrift des Vierten Geschworenen Briefes (SSRQ ZH NF I/1/3 27-1).
Die beiden Handwerksgesellschaften der ZimmerleuteOrganisation: und MaurerOrganisation: fassten die wichtigsten Berufe des Bauhandwerks zusammen. Zur Gesellschaft der ZimmerleuteOrganisation: gehörten neben den ZimmerleutenOrganisation: auch die TischmacherOrganisation: , während die MaurerOrganisation: mit den SteinmetzenOrganisation: verbunden waren. Die Beziehungen der Handwerksgesellschaften innerhalb der Zunft zur ZimmerleutenOrganisation: wurden im Jahr 1459 ausführlich geregelt (StAZH W I 5.1.2; Edition: QZZG, Bd. 1, Nr. 151). Von den der Zunft zur ZimmerleutenOrganisation: angehörenden unselbständigen Arbeitskräften sind die im Tagelohn angestellten Handwerker zu unterscheiden. Diese waren seit 1490 in der KonstaffelOrganisation: organisiert (vgl. dazu deren Zunftbrief, SSRQ ZH NF I/1/3 49-1). Wie aus der vorliegenden Ordnung hervorgeht, existierten im späten 15. Jahrhundert hinsichtlich der Zunftaufnahme noch keine Vorgaben bezüglich Mindestlehrzeit und Vorweisung eines Meisterstücks; vielmehr reichte die Begutachtung des Kandidaten durch zwei Meister aus. Schärfere Aufnahmebedingungen wurden Mitte des 16. Jahrhunderts für zwei der Bauhandwerke eingeführt, nämlich im Jahr 1548 für die SteinmetzeOrganisation: und die TischmacherOrganisation: (QZZG, Bd. 1, S. 261-263, Nr. 357; 358).
Zu vorliegenden Ordnung vgl. Strolz 1970, S. 113; zum ZürcherOrt: Baugewerbe vgl. Guex 1986; Strolz 1970; zur Lohnentwicklung der unselbständig tätigen Bauhandwerker im 15. und 16. Jahrhundert vgl. Schulz 1987, S. 327-343; zur Verköstigung als Teil der Entlohnung vgl. Rippmann 1996.
Editionstext
Unser herren burgermeister, raͧt und zunftmeister der statt ZürichOrt: Organisation: haben gemeiner statt zuͦ guͦt, damit die inn buw und wesen dester baß enthalten werden moge, diß nach geschriben ordnung und satzung der zimerlütenOrganisation: und murerOrganisation: handtwerchs halb geordnot und gesetzt. Also das all die, so der selben zunft und hantwerchs sind oder hinfür jemer werden, soͤlich ordnung und satzung vestenklich zuͦ halten, mit uf gehepten vingern und gelerten worten schweren und niemans hinfür soͤlich ir zunft und hantwerch lihen soͤllen, er habe dann soͤlichs also geschworn.
Item des ersten welicher der obgenanten beider hantwerchen ir zunft annemen wil, das der vorher von zweyenMenge: 2 guͦten meistern desselben handtwerchs, so darzuͦ verordnot werden, sines hantwerchs bewart werden sol, also das die selben beid by iren eiden bezügen und sagen mogen, das er soͤlichs handtwerchs wirdig und das so wol konne, das ein jeder daran mit im versorget sye und im die zunft billich gelichen werden. Anders sol hinfür keinem mer die zunft gelichen werden.
Die obgenanten handtwerchs lüt beyder handtwerchs soͤllent über jar on alle verhindrung an das werck gan am morgenZeitspanne: morgens fruͤ, so man im MünsterOrt: und zuͦ Sant PeterOrt: zuͦ betten lütetZeit: 21:001 und zuͦ nachtZeitspanne: abends nit ab dem werch gan biß man aber zuͦ betten lütet an den selben enden.
[S. 3]SeitenumbruchItem den selben handtwerchs lüten beyder handtwerch sol man von sant JoͤrgenPerson: tagDatum: 23. April bißKorrektur überschrieben, ersetzt: sb zuͦ sant FrenenPerson: tagDatum: 1. September des tags zuͦ viermalenMenge: 4 essen geben und von sant FrenenPerson: tagDatum: 1. September widerumb biß zuͦ sant JoͤrgenPerson: tagDatum: 23. April des tags zuͦ dryenMenge: 3 malen. Und zuͦ soͤlicher malen soͤllen sy sich von einem benuͤgen spiß und win, als ein byderman das gehaben und erliden mag und nebent soͤlichen malen sol man inen kein win geben und syKorrektur überschrieben, c oͧch nieman me noch anders dann wie obstat an vordern oder begerent durch sich nach ander, sunder sich an lon, spiß und tranck benuͤgen, wie abgeschriben staͧt, on all widerred.
Item all ander tagnower soͤllen glicher wiß an das werck und darab gan, oͧch sich an essen und trincken benuͤgen lassen, wie obstat, und sol man inn zuͦ lon geben von sant PetersPerson: tagDatum: 22. Februar, obgenant, biß zuͦ sant GallenPerson: tagDatum: 16. Oktober des tags iij Währung: 3 Schillinge .
Item von sant GallenPerson: t[ag]Beschädigung durch Restauration, sinngemäss ergänztdDatum: 16. Oktober widerumb biß sant PetersPerson: tagDatum: 22. Februar vorgemelt des tags ij Währung: 2 Schillinge viij ₰Währung: 8 Pfennige .
[S. 4]SeitenumbruchAnmerkungen
- Auslassung, sinngemäss ergänzt.↩
- Korrektur überschrieben, ersetzt: s.↩
- Korrektur überschrieben, .↩
- Beschädigung durch Restauration, sinngemäss ergänzt.↩
- Der erwähnte Glockenschlag ertönte um neun Uhr abendsZeit: 21:00, vgl. StAZH A 81.1, Nr. 6 sowie Casanova 2007, S. 185 und Sutter 2001, S. 181.↩
Regest