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SSRQ ZH NF I/1/3 88-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 88-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid des Kaufhausschreibers der Stadt Zürich

ca. 1516 – 1518.

Der Kaufhausschreiber soll schwören, das im Kaufhaus abgelegte Gut getreulich zu verwahren und die darauf fälligen Abgaben wie Zoll, Hausgeld und Ungeld zuhanden der Stadt einzunehmen, auch den Zoll zur Schnelli und den Klotener Zoll einzunehmen und den städtischen Salzkauf zu tätigen, und sämtliche Einnahmen den Säckelmeistern der Stadt zu übergeben. Der Schreiber hat gegenüber allen Handeltreibenden im Kaufhaus gerecht zu handeln. Ihm ist untersagt, mit jemandem eine Geschäftsgemeinschaft einzugehen, mit der ihm anvertrauten Handelsware Gewerbe zu treiben und ohne Wissen von Bürgermeister und Rat daraus etwas zu verleihen.

Die vorliegende Aufzeichnung basiert auf einem Eid aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (StAZH B II 4, Teil II, fol. 20v; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 192-193, Nr. 97). Der neue Eid wurde für das 1516-1518 entstandene Satzungsbuch der Stadt ZürichOrt: verschriftlicht. Gegenüber der älteren Fassung erwähnt er zusätzlich zum Salzzoll und dem KlotenerOrt: Zoll auch denjenigen an der SchnelliOrt: . Die Version des Eides des Jahres 1604 hingegen enthält nur noch den Verweis auf den Salzzoll (StAZH B III 5, fol. 192r). Die Einrichtung eines städtischen Kaufhauses wurde im Jahr 1412 beschlossen. Baulich umfasste das KaufhausOrt: eine ganze Gebäudegruppe rund um den HottingerturmOrt: gegenüber der WasserkircheOrt: , wobei auch das SalzhausOrt: zu diesem Komplex gehörte.

Zum KaufhausOrt: vgl. KdS ZH NA I, S. 265-266; Hüssy 1946, S. 80-87; für eine exemplarische Kaufhausordnung vgl. StAZH A 58.1, Nr. 15.

Editionstext


Eydt, den ein kouffhußschriber unnd
zoller an der SchnelliOrt: sol schweren


Es sol unnser kouffhußschryber schwëren, unnsers KouffhusesOrt: zuͦ warten, das guͦt, so dar innn geleit wirt, zum besten
zu besorgen, ab–davon zoll, hußgelt, umgelt unnd anders, das
unnser gmeinen statt zuͦgehort, ouch den zoll zur SchnelliOrt: 1, c–den
zoll zue ClottenOrt:
Streichung von späterer Hand
–c, zoll unnd umgelt, so im geleit wirt, nach sag
der rödlen
Unterstrichen von späterer Hand
–b in zenemen unnd inzuͦziehen2 unnd dartzu den
saltz kouff3 von gmeiner unnser statt wëgen zuͦ vertigen, lut
unnser ordnung unnd darinn unnser gmeinen statz nutz
unnd fromen zefu̍rdren unnd schaden zuwënden, so ferr er
kan unnd mag, unnd das, so er uffnimpt unnd in zücht d [fol. 66v]Seitenumbruch
oder von der saltzkoufs wegene gewu̍nt unnd also unser statt
gefalt unnd zuͦgehort, alles unnser statt secklern zeantwortten.

Unnd mëniglichem in dem KouffhußOrt: glich unnd gmein zesind
unnd einem nit fu̍rer dann dem andren fu̍r zeschieben und
sonderlich keinen gwerb mit guͦt, das in das KouffhußOrt: zuͦ
verkouffen gefuͤrt unnd gleit wirt, zetriben. Unnd niemas
gemeinder zesind, der den gwërb, so das KouffhußOrt: beru̍rt, tribt
unnd von den gesten keins geͣltz zekomen an unnßer buͤrger,
sonder das von dem guͦt zenëmen, daruff er lihet, unnd
besonnder ouch uß der statt unnd KouffhußesOrt: guͦt niemant
nudzit zelihen, on eins bu̍rgermeister unnd ratsOrganisation: wu̍ssen
unnd befelch, alles getruwlich unnd unngefarlich.

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am rechten Rand von späterer Hand: den saltz zoll.
  2. Unterstrichen von späterer Hand.
  3. Streichung von späterer Hand.
  4. Streichung: oder.
  5. Streichung: t.
  1. Der Zoll zur SchnelliOrt: befand sich am Limmatufer beim Haus zum RüdenOrt: . Zur Bezeichnung vgl. Bluntschli 1742, S. 406.
  2. Zu den erwähnten Zöllen vgl. Hüssy 1946, S. 68-80; 105-109; Schnyder 1938, S. 154-157; 183-185 sowie die Ordnung betreffend Ausdehnung der Zollfreiheit in der Grafschaft KyburgOrt: auf WinterthurOrt: und HettlingenOrt: (SSRQ ZH NF I/2/1 121-1).
  3. Zum städtischen Salzkauf vgl. Hüssy 1946, S. 42-46.