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SSRQ ZH NF I/2/1 119-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 119-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid des Mesmers an der Pfarrkirche in Winterthur

1482 Januar 5.

Der Mesmer schwört, den Nutzen der Pfarrkirche in Winterthur zu fördern, vor Schaden zu warnen und diesen abzuwenden, Wachs und anderes Kirchengut abzuliefern, die Messutensilien sauber zu halten und zu versorgen, das Jahrzeitbuch sicher vor fremdem Zugriff aufzubewahren, dem Rektor das Opfer zu übergeben, zu den üblichen Zeiten zu läuten und keinen Unfrieden zwischen dem Rektor und den Kaplänen zu stiften. Von späterer Hand wird ergänzt: Und die Leuchter zur richtigen Zeit zu entzünden und zu löschen, die Altartücher und anderen Kirchenschmuck sauber zu halten und zu versorgen und den Staub auszuschütteln. Nach solchem Eid ist Hans Pfeifer genannt Widmer als Mesmer angenommen worden.

  • Signatur: STAW B 2/3, S. 480 (Eintrag 1)
  • Originaldatierung: 1482 Januar 5
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 23.0 × 34.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Wügerli
  • Teiledition

Der Mesmer oder Sigrist war ein städtischer Amtmann und unterstand den Weisungen des Schultheissen und Rats von WinterthurOrt: Organisation: . Als diese 1481 festlegten, wann und wie der Mesmer zu läuten habe (Vigil, Vesper, Frühmesse, Mittag, Ave Maria am Abend, Freitagmittag mit der grossen Glocke), trugen sie ihm auf: «Unnd wo inn ettwar anders hiesse, mag unnd sol er sprechen, ein schultheis unnd ein rautOrganisation: habent inn soͤllichs geheisen unnd empfolhet» (STAW B 2/3, S. 469; Teiledition: Illi 1993, S. 145). Offenbar versuchte der Rektor damals Einfluss auf den Mesmer zu nehmen, vgl. Ziegler 1900, S. 66-67. Zu den Aufgaben des Mesmers vor der Reformation vgl. Grenacher-Berthoud 1972, S. 14-19.

Wie die Aufzeichnung des Amtseids anlässlich der Einsetzung des Ruedi HuberPerson: im Jahr 1488 zeigt, waren die Tätigkeiten des Mesmers vielfältig. HuberPerson: musste sich verpflichten, die Leuchter in der Kirche rechtzeitig anzuzünden und zu löschen, Altartücher und Messgewänder auszustauben, den Boden zu wischen und die Schlüssel nicht seiner Frau oder seinen Kindern auszuhändigen, sondern die Kirche abends und morgens abzuschliessen (STAW B 2/5, S. 286). HuberPerson: zog sich das Missfallen der Obrigkeit zu, so drohte man ihm die Absetzung von seinem Amt an, falls man ihn betrunken fände (STAW B 2/5, S. 537).

Mit der Reformation änderten sich die Aufgaben des Mesmers, vgl. Grenacher-Berthoud 1972, S. 19-21. So enthalten die Eidformeln in den WinterthurerOrt: Eidbüchern des 17. Jahrhunderts keine detaillierten Anweisungen mehr. Der Mesmer wird pauschal verpflichtet, «alles der kilchen zuͦghörig zem thrüwlichsten zuͦversëhen» und Frau und Kindern den Schlüssel nicht zu überlassen (winbib Ms. Fol. 241, fol. 20r; STAW B 3a/10, S. 54).

Editionstext

[Marginalie am linken Rand:]
Sigrist

Schwert der kilchen nutz ze fu̍rderen, irn schaden zuͦ
wenden unnd zuͦ warnen unnd das schaffen gethon werden.
Wachs unnd alles ander der kilchen guͦt zuͦm tru̍wlichosten
dar ze keren, die messachen suber ze haben unnd ze halten,
mit uff hencken dar zuͦ ze sehen. Ouch das jarzit buͦch
zuͦ beschliessen unnd nieman dar u̍ber ze laussen, denn
der dar u̍ber gesetzt ist. Ouch dem kilcheren sin opffer getru̍wlich ze antwurten. Ordenlich zuͦ allen zitten, wie
vonn alter her komen ist, zelu̍ten, es sige zumer1 zitten oder
gegen dem wetter, wol ze warten.2 Unnd ein gemeiner sigrist
zesind gegenn kilchherren unnd capplon unnd keinen unwillen
unnder inn ze machen mit worten noch mit wercken. a
Hanns
Pfiffer, genannt Widmar
Person:
, haut soͤllichs zuͦ den helgen geschworn unnd habent inn mine herren zuͦ sigrist uff genomen.
Actum an sampstag vor epiphanie domini, anno domini
im lxxxij jar
Originaldatierung: 5.1.1482
.

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am linken Rand von späterer Hand mit Einfügungszeichen von :
    Und die amplen
    und liechter zuͦ
    rechten ziten anzunden und ze
    loͤschen, ouch die
    altar tuͤcher und
    alle ander
    zierung der
    kilchen suber
    und gantz
    unwuͦstlich
    halten mit
    uff und
    ab hencken, den stoub
    allwēgen
    daruß ze schu̍ttenUnsichere Lesungb.
  1. Die Lesung ist nicht eindeutig. Vermutlich ist «zu mehr Zeiten» im Sinne von «häufiger als herkömmlich» gemeint.
  2. 1478 wurde dem Amtsinhaber aufgetragen, pünktlich die Tagmesse und das Ave Maria sowie die Feuerglocke zu läuten (STAW B 2/3, S. 356).