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SSRQ ZH NF I/2/1 134-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 134-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Einsetzung der Weberschauer und Webermesser der Stadt Winterthur

1483 Dezember 12 – 1486 April 19.

Schultheiss und Rat von Winterthur setzen vier vereidigte Ratsverordnete ein, die zu festgelegten Zeiten die Qualität der von den Webern in der Stadt produzierten Stoffe begutachten und kennzeichnen sollen. Sie erhalten für jede Prüfung 2 Pfennig für Stoffe unter 60 Ellen und 4 Pfennig für Stoffe über 60 Ellen. Ware ohne Mängel sollen sie in der Ratsstube mit dem städtischen Zeichen doppelt markieren. Ware, welche die Kontrolleure mehrheitlich beanstanden, soll nur einfach gezeichnet werden, der Weber erhält in diesem Fall 1 Haller weniger pro Elle. Die Tuchmesser sollen alle zwei bis drei Wochen die Gerätschaften der Weber inspizieren, Missstände sollen bestraft werden. Zu Webermessern werden Heini Bosshart und Heini Herr bestellt, zu Weberschauern Hans Böni und Bartholomäus Keck. In einem Nachtrag wird vermerkt, dass Jakob Geilinger und Hans Schalker zu Weberschauern ernannt wurden und sich zur Einhaltung dieser Bestimmungen verpflichtet haben.

  • Signatur: STAW B 2/5, S. 54-55
  • Originaldatierung: 1483 Dezember 12 – 1486 April 19 (Der Eintrag datiert vom 12. Dezember 1483, der Nachtrag vom 19. April 1486.)
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 23.0 × 34.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Konrad Landenberg
  • Edition
    • QZWG, Bd. 2, Nr. 1395

  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 553-554
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

Bereits in der zweiten Hälfte der 1460er Jahre hatten Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: eine Ordnung für das Weberhandwerk erlassen, die Bussen für die Missachtung von Qualitätsstandards vorsah (SSRQ ZH NF I/2/1 89-1), wobei sie sich einer fremden Vorlage bedienten, die auf einer zünftischen Organisation der Handwerker basierte. Anstelle von Zunftausschüssen, welche eine Kontrollfunktion gegenüber den Zunftangehörigen ausübten, waren in WinterthurOrt: vom RatOrganisation: eingesetzte Amtleute mit dieser Aufgabe betraut.

Der vorliegende Ratsbeschluss wurde auch in das von Gebhard HegnerPerson: angelegte Kopial- und Satzungsbuch eingetragen, das nur in einer späten Abschrift überliefert ist (winbib Ms. Fol. 27, S. 553-554).

Editionstext

[Marginalie am linken Rand:]
WēberOrganisation:

Actum uff fritag vor LuciePerson: ,
anno etcAbkürzung lxxxiijo
Originaldatierung: 12.12.1483

Mine herren haben angesaͤhen maͤnigfaltig clag, so der weberOrganisation: halb
beschaͤhen ist, der meinung, das sy die zwilchen, ouch die koufftuͦchere
nicht ordenlich oder nutzlich dem gmeinen man arbeitend noch
webend, da durch, wō das mit raut nit fu̍rkomen wurde, gemeinem
weberhandwerckOrganisation: , ouch gmeiner unnser statt zuͦ ku̍nfftigen tagen merglich
unnutz daruß erwāchsen moͤchte, unnd haben also geordnet unnd
gesetzt, das fu̍rohin allwegen vierMenge: 4 mann von einem rauteOrganisation: erwelt
unnd dartzuͦ geordnet werden, das die by iren gesworen eiden, so sy
darumb liplich zuͦ got unnd den hailgen schweren soͤllen, alle die
zwilchen unnd koufftuͦchere, so von den webernOrganisation: alhie den burgern
oder andern uslu̍ten geweben, vlislich unnd ordenlich besaͤhen unnd
daran sin soͤllen, das soͤlche tuͦchere an der breiti gerecht, ouch
von garn guͦt, desglichen an der wiße unnd von der arbait
wol unnd gerecht gearbait unnd geweben sigen.
Unnd [S. 55]Seitenumbruch
woͤlche tuͤcher also in der gstalt gearbait unnd usgewēben
werdent, die selben soͤllen sy in unnser rautstuben1 unnd
niendert anderswa zesamen lēgen unnd daruff unnser statt
gesworen zeichen zuͦ zweyenMenge: 2 maln schlahen unnd darmit zeichnen.
Woͤlche tuͤcher aber in obgemelter mauß nit gearbaitet wurden,
also das sy a–an der breitiHinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichen–a, an gutem garn, an der wiße oder an der arbeit
mangel hetten, damit die vierMenge: 4 gesworen beschoͤwer oder der
merteil under inen sich uff ir eid erkanten, das sy ouch, so dick sich das
gepurt, tun soͤllen, das es nit genem, gerechtHinzufügung oberhalb der Zeileb unnd guͦt koufmans guͦt
wēre, uff die selben tuͤcher soͤllen sy nit mer dann ein zeichen
schlahen. Unnd uff woͤlche also nitmer denn ein zeichen getān
wurde, darumb sol man dem weber, der das geweben hette,
ein hallerWährung: 1 Haller minder von einer elnLängenmass: 1 Elle geben dennKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: mc von dem tuͦch, das mit
den zweyenMenge: 2 zeichen gezeichnet wirt.
Die obgenannten beschōwer
soͤllen ouch by iren geschworen eiden kein tuͦch vor der mittel
mess
Zeit: 6:00
und nach vesperzitZeitspanne: abends nit besaͤhen, ze sammen legen noch
zeichnen. Unnd was sy also von tuͦch ze samen legend
und zeichnent, daran sol man inen von dem messen
von lx elnLängenmass: 60 Ellen , und was daru̍ber bitz an die jc elnLängenmass: 100 Ellen ist, iiij ₰Währung: 4 Pfennige
und was under lx elnLängenmass: 60 Ellen bitz uff die xxx elnLängenmass: 30 Ellen ist, ij ₰Währung: 2 Pfennige geben.

Die obgemelten tuͦchmesser soͤllen ouch allwegen by iren eiden allwegen
ob xiiij tagenZeitspanne: 14 Tage und under iij wōchenZeitspanne: 3 Wochen vlislich umbgān unnd
der weberOrganisation: geschier besaͤhen, damit die ordenlich unnd gerecht
an inen selbs sigen. Dann woͤlche wēber soͤlch ir geschier nit recht gebruchtend, soͤllen gestraufft werden by der pen, so vormals daruff
gesetzt ist. Item mine herren haben ouch fu̍ro gesetzt, das die
wēberOrganisation: alle linituͤcher mit offenn unnd zweyenMenge: 2 streichen weben
soͤllen. Woͤlche das u̍bersaͤhend, woͤllen sy by der pen, daruff
gesetzt, strauffen.2

Item ditz sind die zwenMenge: 2 messer: Heini BoshartPerson: unnd Heini HerrPerson: ,
und die zwenMenge: 2 schower: Hanns BoͤniPerson: und Bartholome KeckPerson: .3
d

Anmerkungen

  1. Hinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichen.
  2. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  3. Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: m.
  4. Hinzufügung am unteren Rand von späterer Hand:
    Item Jacob GeilingerPerson: und Hanns SchalckerPerson: sind zuͦ schowern
    angenomen uff e mitwochen vor JeoryPerson: , anno etcAbkürzung lxxxvjoOriginaldatierung: 19.4.1486.
    Die habend geschworn, die schōw ze tuͦnd, wie obstaut.
  1. Die untere Etage des RathausesOrt: wurde als Kaufhaus genutzt, vgl. KdS ZH VI, S. 75.
  2. Hier endet die Abschrift in winbib Ms. Fol. 27, S. 553-554.
  3. Vgl. die Eidformel der Tuchbeschauer und der Webermesser (SSRQ ZH NF I/2/1 188-1).