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SSRQ ZH NF I/2/1 147-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 147-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Einsetzung und Eid der Weinzieher in Winterthur

1485 Oktober 22.

Klaus Hafner und Heinrich Rosenegger wurden als Weinzieher in Winterthur eingesetzt. Sie sollen Auswärtigen und Einheimischen ihre Dienste zur Verfügung stellen und keine anderen Vergütungen ausser ihrem Lohn verlangen. Dieser beträgt pro Saum Wein, den sie in den oder aus dem Keller verladen, 4 Haller von Bürgern und 6 Haller von Auswärtigen und pro Saum Wein, den sie von einem Keller zum anderen transportieren, 1 Schilling Haller. Nur die Weinzieher dürfen Wein auf- und abladen. Sie sind nicht verpflichtet, mehr als 6 Saum Wein mit ihren Gerätschaften zu transportieren, sofern der Kunde nicht für den Verlust haftet. Sie sind überdies für die Eichung zuständig und sollen diese Aufgabe korrekt ausführen. Pro Saum erhalten sie 1 Pfennig Lohn. Beide haben geschworen, diese Tätigkeit nach bestem Vermögen auszuüben. Rosenegger soll künftig ohne Erlaubnis des Rats nicht mehr jagen und Vögel fangen.

  • Signatur: STAW B 2/5, S. 152 (Eintrag 1)
  • Originaldatierung: 1485 Oktober 22
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 23.0 × 34.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Konrad Landenberg

Schon in den 1470er Jahren übten die Weinzieher in WinterthurOrt: die Aufgaben eines Eichmeisters aus (STAW B 2/3, S. 379). Anlässlich der Vergabe des Amts mussten sie sich verpflichten, für verursachte Schäden zu haften und sich nicht an den Vorräten in den Kellern zu bedienen (STAW B 2/3, S. 371). Die Weinzieher konnten den sogenannten Ablässer vertreten, der bei Kaufgeschäften den Wein abmass und die Tarife für Zoll und Weinsteuer ansetzte, vgl. die Eidformeln des Ablässers und des Weinziehers in den WinterthurerOrt: Eidbüchern des 17. Jahrhunderts: winbib Ms. Fol. 241, fol. 12r, 13v-14r; STAW B 3a/10, S. 30-31, 36-37.

Tarife für das Eichen der Masse, das «sinnen» oder «fechten», sind bereits für das Jahr 1405 überliefert. In WinterthurOrt: waren demnach folgende Masse in Gebrauch: Viertel, halbes Viertel, Vierdung und Immi als Trockenmasse; Saum, Mass und halbe Mass für Flüssigkeiten (STAW B 2/1, fol. 7v). Eine Tarifliste der Sinner aus den 1520er Jahren nennt ausserdem noch halbes Saum, Zuber, Eimer und Vierling als Masse für Wein (STAW B 2/2, fol. 69r). Um zu verhindern, dass Hohlmasse nach der Eichung in betrügerischer Absicht verändert wurden, verboten die ZürcherOrganisation: die Verwendung von Massen aus Kupfer, die man ausbeulen konnte. In ihrem Schreiben vom 21. März 1555 stellten sie den WinterthurernOrganisation: zwar frei, welche Masse sie in ihrer Stadt zulassen wollten, doch sollten sie nur hölzerne und keine kupfernen Hohlmasse für die Landschaft eichen lassen (STAW AH 97/1; Entwurf: StAZH B IV 19, fol. 126v).

Editionstext

[Marginalie am linken Rand:]
Winziher ampt
Actum uff samstag nach GalliPerson: , anno etcAbkürzung lxxxvoOriginaldatierung: 22.10.1485

habend mine herren Clausen HafnerPerson: unnd Heinrich RosnegkerPerson:
das winzieher ampt gelihen also, das sy soͤlch ampte nach irem
vermu̍gen zum aller besten versaͤhen und mengklichem
froͤmbden und heimschen vlisig warten, sich guͦtz willens bruchen
und von niemand keinen win, essen noch anders nit vordern
dann ir zimlichen lon, von j sōmVolumenmass: 1 Saum Wein in und uss dem keller
ziehen iiij hallerWährung: 4 Haller von einem burger und von froͤmbden vj hallerWährung: 6 Haller ,
und von einem keller zum andern ziehen von j sōmVolumenmass: 1 Saum Wein j  hallerWährung: 1 Schilling .1
Es sol ouch sunst niemand anders win uff noch ab laden
denn allein die winzieher. Sy soͤllen ouch nu̍t schuldig sin,
keinem u̍ber vj sōmVolumenmass: 6 Saum Wein mit irem geschier win uff noch ab
ziehen, der, des der win sige, woͤlle dann den win mit sinem
verlust dartuͦn.
Me habend sy inen die sinn gelihen
und enpfolhen, das sy der sinn getru̍wlich warten und
die zum aller besten, wie die zeichen in dem sōm stēnd, vlisig
versaͤhen, das mengklichem recht beschaͤhe, und von j sōmVolumenmass: 1 Saum Wein
j ₰Währung: 1 Pfennig zuͦ irem lon nēmen.
Uff das habend sy beid
geschworn, die aͤmpter mit gedingen, wie obstaut, zum
besten a ze versaͤhen. Und sonderlich sol RosnegkerPerson:
fu̍roh[i]Auslassung, sinngemäss ergänztbn nit mer jagen, voglen noch sperwer vahen denn mit
willen eins rautzOrganisation: .

Anmerkungen

  1. Streichung: ver.
  2. Auslassung, sinngemäss ergänzt.
  1. Diesen Tarif sah bereits ein Ratsbeschluss vom 11. Oktober 1471 vor (STAW B 2/2, fol. 22v). Später wurde kein Unterschied mehr gemacht zwischen Bürgern und Auswärtigen, das Verladen des Weins in den oder aus dem Keller kostete nun für alle 6 Haller pro Saum (STAW B 2/6, S. 22, zu 1497).