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SSRQ ZH NF I/2/1 173-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 173-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verkauf eines Zinses von Einkünften der Stadt Winterthur an Heinrich Petenhuser

1499 Mai 20.

Der Schultheiss, beide Räte und die Bürger der Stadt Winterthur verkaufen Heinrich Petenhuser, derzeit Spitalmeister, um 200 Pfund Haller einen jährlichen Zins von 10 Pfund Haller von den städtischen Einkünften, zahlbar am 24. Juni. Bei Zahlungsverzug dürfen der Käufer und seine Erben das bewegliche und unbewegliche Vermögen der Stadt pfänden. Die Verkäufer behalten sich den Rückkauf des Zinses vor. Sie siegeln mit dem grossen Siegel der Stadt Winterthur.

  • Signatur: STAW URK 1825
  • Originaldatierung: 1499 Mai 20
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 38.5 × 25.0 (Plica: 5.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Konrad Landenberg

Neben Steuern, Zöllen und Gebühren dienten Finanzgeschäfte als wichtige Einnahmequellen der Städte. Renten wurden an Bürgerinnen und Bürger sowie an städtische Institutionen wie das SpitalOrganisation: verkauft, aber auch an auswärtige Anleger, andere Städte, kirchliche Einrichtungen oder Adelige, vgl. Isenmann 2012, S. 518-519, 542-549. Konnte der Bedarf an liquiden Mitteln bei einheimischen Gläubigern gedeckt werden, waren die Kosten und Risiken der Rentengeschäfte überschaubar. Es waren keine Botenreisen erforderlich, man brauchte keine Kreditvermittler einzuschalten, es drohten keine Prozesse vor auswärtigen Gerichten bei Zahlungsverzug und Bürger auf Reisen mussten nicht befürchten, für die Schulden ihrer Stadt gepfändet zu werden, vgl. Gilomen 2007, S. 62-75.

1417 hatten Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: das Verfügungsrecht über die Einkünfte der Stadtherrschaft erworben (SSRQ ZH NF I/2/1 51-1). Allerdings belasteten der Schuldendienst und die Rückzahlungen der Kapitalanleihen der Herzöge von ÖsterreichOrganisation: , die auf Erträge aus WinterthurOrt: verschrieben waren, die städtischen Finanzen noch bis ins späte 15. Jahrhundert, vgl. Niederhäuser 2014, S. 103-105; Hauser 1903.

Editionstext


Wir, schultheiß, cleinOrganisation: und gros raͤteOrganisation: und alle burgere gemeinlich zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , bekennen offenlich und tuͦnd kund aller
mengklichem mit disem briefe, das wir zuͦ gmeiner u̍nser statt handen von dem erbern Heini PetenhuserPerson: , diser zite
u̍nser spitalmeister, zwey hundert pfund haller guͦter Zu̍richer wērungWährung: 200 Zürcher Pfund bār ingenommen und empfangen unnd darumb mit einhelligem willen fu̍r u̍nns unnd alle u̍nser nachkommen dem selben Heini PetenhuserPerson: und sinen erben
eins staͤtten, redlichen koufs ze kouffen geben haben zehen pfund haller gemelter wērungWährung: 10 Zürcher Pfund jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zins und geltz usser
und ab gemeiner u̍nser statt stu̍ren, ungelten, zoͤllen, zinsen, gu̍lten, allmenden und allen andern nu̍tzen unnd
gefaͤllen, der selben unnser statt zuͦ gehoͤrende, also, das wir unnd alle u̍nser nachkommen dem gemelten Heini PetenhuserPerson: und sinen erben die bestimbten zehen pfund hallerWährung: 10 Pfund zins fu̍rohin jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr uff sant Johans baptistenPerson: tageDatum: 24. Juni (Termin/Frist) fu̍r
all krieg, aucht, benne, fu̍r alles verhefften, abgang, intrāg und gemeinlich fu̍r entwērung allermengklichs zuͦ iren
sichern handen antwurten unnd geben soͤllen, gantz ōn allen iren costen und schaden.
Dann woͤlches jārs wir und
u̍nser nachkommen dāran su̍mig wurden, so moͤchten der gemelt Heini PetenhuserPerson: und sine erben u̍nns, schultheiß, raͤteOrganisation:
unnd burgere alle gemeinlich zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , unnd u̍nnser nachkommen darumb fu̍rnaͤmen unnd beku̍mbern, dartzuͦ
an den gemelten gmeiner u̍nser statt ligenden unnd varenden guͤtere, so wir inen darumb in crafft ditz briefs pfandbar gemacht haben, in verrechtvertigiter varender underpfands wise angriffen, noͤten, pfenden, die verganten und
verkouffen, alles solang bitz er und sine erben desselben irs gefallnen zins jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr uff zil, wie obstāt, mit sampt allem
costen und schaden, ob inen der von clag, angriffung, gerichtzcosten oder in anderwēge ungevaͤrlich ichtzit daruff
gangen wēre, usgericht und bezalt worden sind, gentzlich, ōn ir engeltnuß. Hievor allem u̍nns, u̍nnser nachkommen
noch u̍nnser guͦte, sampt noch sonder, dhein frighait, gnad, burgrecht noch sunst, mit nammen nu̍tzet u̍berall, weder frigen
noch schirmen sol, indheinwise, dann wir u̍nns des alles verzigen unnd daruff by guͦten tru̍wen fu̍r u̍nns unnd u̍nser
nachkommen gelopt haben, dem obgenannten Heini PetenhuserPerson: und sinen erben ditz redlichen koufs und zins fu̍r allen abgang und intrāg recht wēren ze sind gegen mengklichem nach dem rechten, ōn geverde.
Doch hier inne vorbehalten
den widerkouff, also das wir unnd u̍nnser nachkommen die bestimbten zehen pfund hallerWährung: 10 Pfund zins von dem genannten Heini
Petenhuser
Person:
und sinen erben wol widerkouffen und abloͤsen mu̍gen, wann wir woͤllen, samenthafftig mit zwey hundert
pfund haller hoptguͦtz obgemelter wērung
Währung: 200 Zürcher Pfund
, allwēgen vor sant Johanns tag baptistePerson: Datum: 24. Juni (Termin/Frist) desselben jārs ōne zins und
darnach mit dem zins, ouch mit allen usstelligen zinsen zuͦ sampt costen und schaden, ob inen darby ichtzit unvergolten
usstuͤnde, unnd ouch inen soͤlch losung zwen gantz moͤnatZeitspanne: 2 Monate zevor verkunden, alles ungevaͤrlich.
Hierumb zuͦ offem
urkunde so haben wir u̍nnser gmeiner statt WinterthurOrt: groͤsser insigel fu̍r u̍nns unnd u̍nnser nachkomen offenlich gehenckt an disen briefe.
Geben an mentag vor sant UrbanusPerson: tag, nach Cristi gepu̍rt viertzehenhundert
nu̍ntzig unnd nu̍n jāre
Originaldatierung: 20.5.1499
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite:]
Heini PetenhuserPerson:
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Hand jetz kind im spittalOrganisation: .
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Schuldbrief auf die statt WinterthurOrt:
um 200  ħWährung: 200 Pfund capitcapital
gegen
Heini PetenhuserPerson: , spittalmeister zu WinterthurOrt: ,
a anno 1499Datum: 1499

Anmerkungen

  1. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von Hand des 19. Jh.: 20 MaiDatum: 20.5.1499.