SSRQ ZH NF I/2/1 218-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer
Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 218-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Stiftung zur Feier des Tags der heiligen Anna durch den Rektor der Pfarrkirche in Winterthur Ulrich Graf
1518.
Stückbeschreibung
- Signatur: STAW Ki 50, S. 163
- Originaldatierung: 1518 Überlieferung: Aufzeichnung
- Beschreibstoff: Pergament
- Format B × H (cm): 35.0 × 51.0
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Die Verehrung der heiligen AnnaPerson: , der Mutter MariasPerson: , erreichte ihren Höhepunkt gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts, vgl. Dörfler-Dierken 1992, S. 13-26, 67-74. Zu dieser und zu weiteren Stiftungen, die der feierlichen Begehung von Heiligenfesten an der Pfarrkirche in WinterthurOrt: dienten, vgl. Ziegler 1900, S. 25-26.
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Editionstext
AugAugustusDatum: August
Zuͦ wissenn, das der ersam unnd wirdig heͣrr Ulrich GraffPerson: , der zit kilchher zuͦ
WinterthurOrt: , dem allmeͣchtigen gott, der hohgelopten jungfroͧwen und muͦter gots
MariePerson: und der aller heiligsten muͦter sant AnnenPerson: und irem heiligen gemahel
JoachimPerson: verordnet und gestifft hatt den tag und fest sant AnnenPerson: Datum: 26. Juli, nuͦ
fürhin in die ewigkeit hochzitlich sol begangen werden in dem chor
der pfarrkilchen zu WinterthurOrt: in massen, als hernach volgett:
Zum ersten, das ein caplon sancti NicolaiPerson: 1 das erst ampt von sant
AnnenPerson: loblich uff dem chor altar sol singenn bis uffs offertoffertorium, als sust der
bruͦch ist zu andern hochzitlichen tagen, wenn der tag sinen fyrtag nit a–anzeigen
istUnsichere Lesung–a. Ob aber es sich also begëb, so soll ein kilchher oder lütpriester dasselbig ampt
singenn. Ob aber sich ouch begëb, das ein lych gegenwirtig wër und die begreptnüs
nit möchte verzogen wërdenn, angesëhen pfarrlich rëcht und das heil der abgestorben
nit gehindert werd, so soll das erst ampt von der begrebnüs sin und durch den kilchhernn oder sinen lütpriester versehenn werdenn unnd nüntdestminder söllich mëss
von sant AnnenPerson: , wie hernach statt, vonn dem kilchhern oder sinem hellffer uff nëhst
zinstag darnach geleͣsenn werdenn.2 Es sollend ouch ein yetlicher caplon sampt einem
kilchhernn unnd synem lütpriester, so das erst ampt gehalten wirt, uff sinem altar
(ob er inn haben mag) mëss leͣsen, luttende von sant AnnennPerson: , und die ander
collect für den stiffter, die dritt von sant JoachimPerson: . Für und umb söllich
göttlich dienst unnd empter sol ein procurprocurator der zit einem kilchhernn, lütpriester
und den xiijMenge: 13 caplönen yedem geben ij Währung: 2 Schillinge vj ħWährung: 6 Haller .3 Uff den selben tag soll
das fron ampt wie von alterher uff sant AnnenPerson: altar4 gesungen werden von
dess selben altars caplon oder durch ein bestelltenn usserrhalb der verpfruͦndten der
kilchenn zu WinterthurOrt: . Söllen ouch die ministranten uff gemelten tag,
angelegt mit dalmatdalmatica, zu dem fronampt ministrieren, darvon sol man einem
geben vj ħWährung: 6 Haller . Item der organist sol dann zum selben ampt schuldig sin,
die orgell schlahen, darvon gilt man im ij Währung: 2 Schillinge unnd synem trëtter vj ħWährung: 6 Haller .
Der kilchher soll ouch uff den selben tag durch sich selbs oder einen andern geschickten
das gots wort verkündenn und das lob sant AnnenPerson: nit vergessen. Darvon
sol er habenn v ħWährung: 5 Schillinge . Und ob der organist die orgel nit schlueg unnd
der kilchher durch sich oder einen andern die predig nit thët, sol die selbig absentz
gewendtt werdenn zu zierde und notturfft sant AnnenPerson: altar, anderst soll nüt
versuͦmpt werdenn, sonder verdienet alles, wie obluͦt. Der kilchen sol werden
gëben ij Währung: 2 Schillinge , dem sigrist j Währung: 1 Schilling unnd dem procurprocurator für sin arbeit j Währung: 1 Schilling . Ob sich
aber begeb, das ein caplon, wer der wër, durch liederlicheit oder ungeschicktlicheit dess tags nit mëss hielte, mag und sol der selbig nëhst zinstag darnach söllich
mëss lësen onverzogenlich, als vorstat, so hatt er verdient. Unnd ob aber er
dasselbig nit thuͦn wolte, soll der procurprocurator söllich mëss leͣsenn oder einen andern
zulassenn und die pntzpresentz gëbenn, uff das die goͤttlichen empter unnd das lob
ssant AnnenPerson: nit underwegen blyb. Soͤllichs soll gegen eim yetlichen gehalten
werdenn, es wer dann, das kranckheit einen entschuldigt. Für und umb
söllichs usszerichtenn hatt der obgemelt herr Ulrich GraffPerson: gebenn dritthalb
pfund gëltsWährung: 2.5 Pfund in rëchter wëruͦng uff unnd ab sinem wingartenn, ist j juchartFlächenmass: 1 Juchart ,
gelëgenn zu Tachlins PruͦnnennOrt: , mit anwand und stöss, inhaltt dess
brieffs, darumb vor einem ersamen unnd wysen rat der statt WinterthurOrt: Organisation:
uffgericht. Actum anno domini mo v co lviijoOriginaldatierung: 1.1.1518 – 31.12.1518.
Anmerkungen
- Unsichere Lesung.↩
- Der Inhaber der Frühmesspfründe, die später mit dem Nikolausaltar verbunden war, zelebrierte die erste Messe des Tages (STAW URK 8; Edition: UBZH, Bd. 5, Nr. 1725), vgl. Illi 1993, S. 127-128; Ziegler 1900, S. 10-11.↩
- Dienstags war der Inhaber der Nikolauspfründe von seinen liturgischen Diensten befreit (STAW URK 1612).↩
- Zur Verteilung der Präsenzgelder an die bei liturgischen Handlungen anwesenden Geistlichen vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 127-1.↩
- Diese Altarpfründe wurde im Jahr 1403 gestiftet (STAW URK 367), vgl. Illi 1993, S. 128; Ziegler 1933, S. 20.↩
Regest