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SSRQ ZH NF I/2/1 226-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 226-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Vergleich im Konflikt zwischen dem Inhaber des Widems von Hettlingen und der Gemeinde Hettlingen

1522 Februar 21.

Hans Gisler, Hans Meyer und Hans Bosshart, Bürger und Mitglieder des Rats von Winterthur, schliessen im Auftrag des Schultheissen und Rats einen Vergleich im Konflikt zwischen der Äbtissin und dem Konvent des Klosters Paradies und Wolf von Breitenlandenberg von Neftenbach einerseits und der Gemeinde Hettlingen andererseits um das Widem und die Filialkirche von Hettlingen, nachdem die Äbtissin und Wolf von Breitenlandenberg das Widem zu gewissen, von der Gemeinde als nachteilig empfundenen Konditionen dem Wisshans Müller von Eich als Erbgut geliehen hatten. Der Inhaber des Widems ist verpflichtet, es instand zu halten, auf eigene Kosten ein weiteres Haus zu erbauen und jährlich Zins davon zu leisten. Er und seine Erben sollen für den Altardienst, das Geläute und die Beleuchtung der Filialkirche in Hettlingen, die auf dem Gut des Widems steht und zur Pfarrkirche von Neftenbach gehört, sorgen und bei Bedarf Pfarrer und Sakramente aus Neftenbach herbeiholen. Als Gegenleistung für diese Dienste wird der Zins reduziert, den Müller und seine Nachkommen zahlen sollen. Die Filiale in Hettlingen soll die Pfarrkirche in Neftenbach und den dortigen Pfarrer in ihren Rechten nicht beeinträchtigen. Nur mit Einwilligung der Inhaber des Kirchensatzes und des Zehnten in Neftenbach darf die Gemeinde Hettlingen eine eigene Pfarrpfründe stiften oder errichten. Der Inhaber des Widems und seine Erben müssen auf Wunsch des Klosters Paradies und Wolfs von Landenberg Rechenschaft über die Güter, die zu dem Widem gehören, ablegen. Das Kloster und Wolf von Landenberg sollen die Gemeinde Hettlingen bei ihren Trotten, Stegen und Wegen belassen. Müller ist zur Haltung eines Zuchtstiers verpflichtet. Wenn er und seine Nachkommen das Widem verkaufen wollen, sollen sie es zuerst ihren Lehensherren zu einem geringeren Preis anbieten. Die Streitparteien geloben die Einhaltung des Vergleichs. Die drei Aussteller siegeln.

  • Signatur: StAZH C II 16, Nr. 2252
  • Originaldatierung: 1522 Februar 21
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 54.5 × 26.5 (Plica: 6.5 cm)
  • 3 Siegel:
    1. Hans MeyerPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, abgeschliffen
    2. Hans GislerPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, abgeschliffen
    3. Hans BosshartPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, abgeschliffen
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH C II 16, Nr. 658 (Insert)
  • Originaldatierung: 1523 November 27
  • Überlieferung: Abschrift (Insert)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 41.5 × 25.5 (Plica: 3.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt SchaffhausenPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

Die Kirche in HettlingenOrt: war ursprünglich eine Filialkirche der Pfarrkiche NeftenbachOrt: . Deren Patronatsrecht teilten sich das Kloster ParadiesOrganisation: bei SchaffhausenOrt: und Wolf von BreitenlandenbergPerson: , der seine Rechte 1540 der Stadt ZürichOrt: abtrat, vgl. zu den Herrschaftsverhältnissen in NeftenbachOrt: KdS ZH VIII, S. 32-33, 39-40. Die Bemühungen der Gemeinde HettlingenOrt: Organisation: , eine eigene Pfarrpfründe einzurichten, zogen sich über Jahrzehnte hin, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 255-1; SSRQ ZH NF I/2/1 292-1. 1572 verständigten sich die Städte ZürichOrt: und SchaffhausenOrt: als Inhaber der Kollatur über die Bestellung eines eigenen Prädikanten für HettlingenOrt: (StAZH E I 30.55, Nr. 5). Zu dieser Entwicklung vgl. Kläui 1985, S. 113, 117-135; Häberle 1985, S. 190-191.

Editionstext


Wir, nachgemeltenn Hanns GißlerPerson: , Hanns MeyerPerson: unnd Hanns BoshartPerson: , alle drigMenge: 3 burgere unnd des rautz zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , bekennen unnd thuͦndt kundt allermengklichem mit disem briefe:
Alßdan
sich ettlich irrung unnd spaͤn gehalten haben vor den fromen, ersamen unnd wisen schultheis unnd raute zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , unnsern lieben herren, zwu̍schen der erwu̍rdigen geistlichen frow apptissin unnd covente des gotzhus im BarendisOrganisation: , desglichenn dem edlen unnd vestenn junckher Wolffen von der BreitenlandenbergPerson: zuͦ NefftenbachOrt: an einem unnd den erbern insaͤssen unnd gantzer gemeind zuͦ HettlingenOrt: Organisation: andernteils, antreffen die widem unnd filialkilchen zuͦ HettlingenOrt: , woͤlche widem die gemelten frowen im BarendisOrganisation: unnd junckher Wolff von LandenbergPerson: Wißhansen Mu̍llerPerson: von EichOrt: zuͦ
einem erbguͦt mit ettwas stucken unnd artickeln gelichen haben, darin ein gmeind von HettlingenOrt: Organisation: vermeindt, beschwaͤrdt zuͦ sin etcAbkürzung. Unnd aber die gemelten frowen unnd junckher WolffPerson: dagegen vermeindten, sy hetten im nu̍tzet anders ingebunden, dann was von alterhar der bruch gewesen were, mitsampt andern artickeln hieby unnot zuͦ melden, verhoffende darby zuͦ beliben etcAbkürzung. Unnd so aber die
gemelten u̍nnsere herren schultheis unnd rauteOrganisation: sy inn irem fu̍rnaͤmen gnuͦgsam unnd nach notturfft verhoͤrt unnd u̍nns dartzuͦ verordnet haben, an inen zesuͦchen, ob sy u̍nns in der guͤttlicheit den handel hinzuͦlegenn vertruwen woͤllenn, damit sy des rechtlichenn spruchs vertragenn beliben moͤchten. Uff das haben wir soͤlch irem bevelch stattgethan unnd sovil an inen
erfunden, das sy u̍nns zuͦ allen teilen solch ir spaͤn sampt unnd sonder inn der guͤttlicheit hinzuͦlegenn vertruwt unnd u̍nns daruff uff ir beiderteil gnuͦgsam fu̍rwenden red unnd
widerrede inn der guͤttlicheit mit ir beider parthyen gunst, wu̍ssen unnd willen erkennt habent inn wiß unnd gestalt, wie von artickel zuͦ artickel harnach volget.
Dem ist also zum
ersten, das Wißhanns Mu̍llerPerson: von EichOrt: , dem dann der widem guͦte, zuͦ HettlingennOrt: gelegen, von den genanten frow apptissin unnd covente im BarendisOrganisation: unnd junckher Wolffenn von LandembergPerson:
zuͦ einem erblechenn gelichen ist, die obgemelten widem inn guͦten eren zittigen, bu̍wen, unwuͦstlich halten, deßglichen ein ander hus inn sinem eigen costenn daruff buwen on allen iren costen unnd schaden.

Zum andern so soͤllen er unnd sine erben inen, iren erben unnd nachkomen alle jaͤr jaͤrlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zuͦ rechtem erbzins uff sannt MartisPerson: tagDatum: 11. November (Termin/Frist) darvon geben drig mu̍t kernenVolumenmass: 3 Mütt Dinkel, ein malter haber guͦtz wolbereitz Winterthur meßVolumenmass: 1 Winterthurer Malter Hafer unnd zechen schilling hallerWährung: 10 Schillinge hoͤwgelt. Zum dritten so soͤllen er, sine erbenn unnd alle inhaber genanter widem schuldig sin, das filial, so dann zuͦgehoͤren ist der pfarrkilchenn zuͦ NefftenbachOrt: ,
das genempt wirt die capell, so dann uff der widem guͦtt staͧt, zuͦversehenn mit alter dienen, maͤß unnd zebett zelu̍ten, deßglichen die liechter unnd ampelen anzezu̍nden, wie dann von alterhar ein loblicher bruch unnd gewonheit gewesen ist.1
Zum vierden so soͤllen er, sine erbenn unnd inhaber genanter widem schuldig unnd pflichtig sin, ob es sich gefuͦgte, das die heiligen sacrament nit zuͦ HettlingennOrt: weren unnd so er dann von einem zuͦ HettlingennOrt: erfordert wurde, alßdann sol er schuldig sin, durch sich selbs oder einen an siner statt den pfarrer zuͦ NefftenbachOrt: zehollen unnd mit dem heiligenn sacrament unnd dem priester gen HettlingenOrt: gan unnd darnach sy widerumb gen NefftenbachOrt: zuͦ beleiten schuldig sin on des sigristen von NefftenbachOrt: hilff unnd schaden. Unnd von soͤlcher
dienstbarkeit wegenn ist dem genanten WißhansenPerson: unnd sinen erben die obgenant widem dester umb ein kleinfuͤger zins gelichenn worden.
Zum fu̍nfften so sol obgenant filial zuͦ HettlingennOrt:
der genanten pfarrkilch zuͦ NefftenbachOrt: an irem kilchensatz, och allenn pfarrlichen rechten unnd nutzungen, dem genanten pfarrer daselbs unnd allen sinen nachkomen inn allweg unvergriffen
unnd unschaͤdlich sin. Unnd ob die genantenn von HettlingennOrt: oder ire nachkomen u̍ber kurtz oder lang zitte us dem genanten filial zuͦ HettlingennOrt: ein pfarrpfruͦnd stifften oder machenn woͤlten, dasselbig
moͤgen sy thuͦn, doch mit verwilgung, gunst unnd willen deren, so dantzmal den kilchen satz unnd zaͤchenden zuͦ NefftenbachOrt: inhabenn, die inen dann soͤllichs uff ir beger verwilgen soͤllenn,
doch on der selbigenn zinsen, zaͤchenden unnd kilchensatz, deßglichenn dem pfarrer alda an allen sinen pfaͤrrlichen rechtenn unnd nutzungen inn allweg, gantz unnd gar on allen intrag, unvergriffen unnd on allen schadenn.
Zum sechstenn so soͤllen er, sine erben unnd nachkomen, so sy von den frowen im BarendisOrganisation: unnd junckherr WolffenPerson: erfordert wurden, alle die guͤtter, so dann zuͦ
unnd inn die widem gehoͤren, by iren eiden offnen unnd inen die selbigenn von stuck zuͦ stuck angeben unnd inen darinn gar nu̍tzet verhaltenn. Dargegen soͤllen och die genanten frowen im BarendisOrganisation: unnd junckherr Wolff von LandenbergPerson: die genanten von HettlingennOrt: unnd ire nachkomen by iren alten dratten, staͤg unnd wegen, wie sy die selbigenn von alterhar gehept unnd geprucht
haben, och belibenn lassen.
Zum sibenden so soͤllen er, sine erbenn unnd nachkomen schuldig sin, den wuͦcherstier jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr inn irem costenn zehalten on der genanten lehenherren costen unnd schaden.2
Zum achten, wann er, sine erbenn unnd nachkomen soͤllich ir erbgerechtikeit verkouffen woͤllen, alßdann soͤllen sy inen, iren erben unnd nachkomen soͤlchen kouff des ersten anbieten unnd denselbigen
fu̍nff schilling hallerWährung: 5 Schillinge naͤcher dann andern lu̍ten gebenn. Unnd ob sy an soͤlchem widem guͦte ettwas verkouffen oder versetzenn woͤllen, ob es sich dann gefuͦgte, das die genanten lehenherren
soͤlch guͦte selbs nit kouffen woͤlten, das soͤllen unnd moͤgen sy thuͦn, doch den lehenherren an iren erbzinsen unnd erbgerechtikeit inn allweg unschaͤdlich.
Unnd soͤllen hiemit zuͦ beidersidt
obgeruͤrter spaͤn halb gar unnd gentzlich gericht unnd vereinbart sin, och disenn unnsern guͤttlichen spruch jetz unnd hienach haltenn, als sy das alles zuͦ allen teilen zethuͦn by iren
wu̍rden, eren unnd eiden zehalten gelopt unnd versprochenn haben, getru̍wlich unnd ungefarlich.
Unnd des zuͦ offem urkundt so haben wir, obgemelten taͤdingslu̍t, alle drigMenge: 3 jeder
sin eigen insigel zuͦ gezu̍gknus aller obgeschribner dingen, doch u̍nns unnd u̍nnsern erben inn allweg one schadenn, unnd uff ir begere offennlich gehenckt an disen briefe, der gebenn unnd
bescheen ist an fritag vor sannt MathiasPerson: , des heilgen zwoͤlffbotten, tag, nach Christi gepurt fu̍nfftzehenhundert zwentzig unnd zwey jaͧreOriginaldatierung: 21.2.1522.3
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite:]
Der frowenn im BarendisOrganisation:
vertrag brieff, antreffenn die
widem unnd filialkilchen zuͦ
HettlingennOrt:
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.?:]
1522Datum: 1522 jar [...]Beschädigung durch verblasste Tinte (1 Wort)a
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] 1522Datum: 1522

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch verblasste Tinte (1 Wort).
  1. So auch in der Offnung von HettlingenOrt: von 1538 (SSRQ ZH NF I/2/1 280-1, Artikel 11).
  2. So auch in der Offnung von HettlingenOrt: von 1538 (SSRQ ZH NF I/2/1 280-1, Artikel 11).
  3. Die städtischen Pfleger des Klosters ParadiesOrganisation: liessen die Urkunde am 27. November 1523 durch Bürgermeister und Rat von SchaffhausenOrt: Organisation: vidimieren (StAZH C II 16, Nr. 658).