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SSRQ ZH NF I/2/1 65-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 65-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Regelung der Weidenutzung in der Gemeinde Hettlingen

1434 Mai 30.

Der Vogt von Hettlingen, Heinrich Zingg, Bürger von Winterthur, beurkundet die Regelung der Weidenutzung, welche die Gemeinde Hettlingen mit seiner Bewilligung vereinbart hat: Bis Mai darf das Vieh in die beiden Birkenwälder und das angrenzende Riet sowie auf die Gemeindewiese und auf die Waldwiesen getrieben werden. Danach dürfen die Wiesen bis zur Ernte eingezäunt werden. Wer Nutzungsrechte von der Gemeinde erworben und Getreide ausgesät hat, muss seine Parzelle nicht für Weidezwecke öffnen (1). Zuwiderhandelnde müssen dem Vogt 5 Schilling Haller Busse geben und den verursachten Schaden nach Urteil der Nachbarn ersetzen (2). Wer die Einzäunung der Parzellen behindert, kann durch den Vogt oder seinen Vertreter, den Weibel, zurechtgewiesen werden. Befolgt er die Anweisungen nicht, muss er dem Vogt eine Busse von 3 Schilling beim ersten Mal, 6 Schilling beim zweiten und 9 Schilling beim dritten Mal zahlen. Darüber hinaus soll er nach Urteil der Nachbarn Entschädigung leisten (3). Wer in ein eingezäuntes Grundstück eindringt und dort Vieh weiden lässt, muss dem Vogt 3 Schilling Haller Busse geben und nach Urteil der Nachbarn den Schaden ersetzen (4). Der Aussteller siegelt auf Bitte der Gemeinde.

  • Signatur: STAW URK 725 (r)
  • Originaldatierung: 1434 Mai 30
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 19.0 × 29.0
  • Sprache: Deutsch

Die vorliegende Urkunde ist der erste Beleg für den Erwerb HettlingensOrt: durch die Stadt WinterthurOrt: und die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch den städtischen Vogt, vgl. Niederhäuser 2014, S. 117 mit Anm. 46.

1485 entschieden Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: in einem Konflikt um gemeinschaftliche Weidenutzung, dass die Besitzer von Ackerland, das sich für den Getreideanbau eignete, kein fremdes Vieh dulden mussten (STAW B 2/5, S. 135). Rechte und Pflichten der Gemeindemitglieder, beispielsweise betreffend das Errichten von Zäunen und Weidenutzung, regelte die Offnung von 1538 (SSRQ ZH NF I/2/1 280-1, Artikel 7 bis 10). Zu kollektiven Bewirtschaftungsformen landwirtschaftlich genutzter Flächen vgl. HLS, Zelgensysteme; Rösener 1985, S. 60-61, 130-133.

Editionstext


Ich, Heinrich ZingPerson: , burger zuͦ WintterthurOrt: , zuͦ dißen ziten vogt ze
HettlingenOrt: von emphelhens wegen miner herren von WinterthurOrt: , bekenn
und vergich offenlich mit disem brieff, daz die gemeynd gemeinlich ze
HettlingennOrt:
Organisation:
mit enhelligem rat und mit minem gunst und willen
fruntlich und wissentlich mit einandern u̍berkomen sindt und sich vereynnt hant von ir weyden wegen durch ires dorffs gemeynen und
bessern nutzes willen also:
Daz die zwenMenge: 2 birrch und daz riett, daz da zuͦ
allenn siten stost an die birrch, und och die wißen, genant die Gemeyn WißOrt: , und alle holtz wißen, wie sy denn namen hant, offenn
stan, und daz man dar intriben sol und mag untz ze meyenDatum: Mai (Termin/Frist). Und
wenn die Gemeyn WißOrt: denn ze meyenDatum: Mai (Termin/Frist) wirt und sich daz zit also
ergat, so sol und mag man denn daz allez wider beschliessen und
besorgen und jederman daz sin denn aber nutzen, untz daz er daz sin
darab bringt, nach notdurfft und allez zuͦ rechtem ziten,
ungevarlich. Und wenn daz den also beschicht, so sol jederman
daz sin denn aber ufftuͦn, daz man dar in triben und weyden moͤge,
es sye denn, daz einer daz erworbenn hab an der gemeyndOrganisation: , daz man
einem dez ettwaz goͤndi, fu̍rbasser beschlossen ze haben ald daz sin dar in
ze triben. Waͤre och sach, daz einer ettwaz da geseget hetti, korn,
habernn ald anders, daz denn billich und ungewarlichAuffällige Schreibung were,
dez sol man och schonen und im daz nit uffbrechen noch
wu̍sten.
Ware aber sach, daz imen solichs, alz denn obgeschriben
statt, eins oder daz ander, u̍berfu̍ri, alz dik es bescheche und jemen
des andernn gevarlich verrotti, der yegklicher ist ze puͦß
verfallen funff schilling hallerWährung: 5 Schillinge einem vogt. Und sol ouch denn
da mit dem sinen schaden abtuͦn, der da geschattgott waͤri, nach
dem und sich denn die nachgepuren dar umb erkantint. Und
sollint alle sament einander fru̍ntlich und ungevarlich
halten, alz daz denn nachgepuren wol gezimpt ze tuͦndt.
So denn
von der efriden wegen zuͦ den zaͤlgen und zuͦ den ziten, so die
zaͤlgen in nutz sindt, alz dieselben von HettlingenOrt: wol wissent,
wohin ir efrid langet und gandt und von alter her komen
sint, da sol jederman dem andern allweg frid geben und zumenKorrigiert: zunena,
wo daz denn je durfft ist. Welher aber daz denn nit taͤti und sumig
darinne wari, dem mag ein vogt ald ein weybel an siner statt
daz gebieten zestett und an allez verziechen ze tuͦndt, des
ersten an dry schilling ħWährung: 3 Schillinge , darnach an sechs schillingWährung: 6 Schillinge ,
darnach an nun schilling hallerWährung: 9 Schillinge , ob sich einer icht darinne
sumpti nach dem zit hin, alz im daz gebotten wurdi. Und die puͦssen
sollent einem vogt allweg gefolgen und nach dem jederman
fu̍rbasser da zuͦ haben, untz daz es je beschicht. Och sol einer denAuffällige Schreibung
sinen schaden abtuͦn, dem der schad beschechen waͤri, nach erkantnuß der nachgepuren.
Welher och einem fridhag brachi
und da weydotti und daz vor schaden nit wider vermachtti,
der ist och dem vogt verfallen dry schilling ħWährung: 3 Schillinge , alz dik daz
beschaͤch, und sol aber denn dem sinen schaden abtuͦn, dem der
schad beschechen waͤri, nach erkantnuß der nachgepuren,
allez ungevarlich.
Dez allez ze warem urkund so hab ich,
obgenobgenanter Heinrich ZingPerson: , vogt, min insigel von gantzer gemeynd ze HettlingenOrt: Organisation: baͤtt wagenKorrigiert: waͤgenb, doch mir und minen nachkomen an schaden, offennlich gehenckt an dißen brieff,
der geben ist uff suntag nach unsers herren fronlichnams c–tag tagKorrigiert: tag–c, nach Cristi geburt vierzechundert,
im drissigdrissigsten jar, dar nach in dem vierden jar
Originaldatierung: 30.5.1434
.

Anmerkungen

  1. Korrigiert: zunen.
  2. Korrigiert: waͤgen.
  3. Korrigiert: tag.