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SSRQ ZH NF I/2/1 83-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 83-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Statuten der Bruderschaft der Schmiede von Winterthur

1462 Juni 23.

Die Schmiede in Winterthur, Goldschmiede, Hufschmiede, Messerschmiede, Kupferschmiede, Kessler, Schlosser und alle, die mit dem Hammer arbeiten, haben zur Ehre Gottes, Marias und des heiligen Eligius eine Bruderschaft gegründet und mit dem Rektor der Pfarrkirche vereinbart, eine Messe zu feiern. Der Zelebrant soll 3 Schilling Haller erhalten und der Schulmeister, der mit seinen Schülern singt, 2 Schilling. An Karfreitag und dem Tag des heiligen Eligius darf nicht gearbeitet werden, sonntags, am 15. August oder an Apostelfeiertagen darf kein Feuer entfacht werden. Mitglieder, die dies nicht einhalten, werden gebüsst. Schmiede aus dem Umland können der Bruderschaft beitreten. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 4 Haller. Wer Meister werden will und nicht den Betrieb seines Vaters weiterführt oder aus dem Umland kommt, muss ein halbes Pfund Wachs geben. Schultheiss und beide Räte der Stadt Winterthur bestätigen die Bruderschaft.

  • Signatur: STAW B 2/2, fol. 11r-v
  • Originaldatierung: 1462 Juni 23 (Es fehlt die Jahresangabe. Der folgende Eintrag datiert von 1462.)
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Georg Bappus
  • Edition

Laienbruderschaften verfolgten religiöse und soziale Ziele. Sie organisierten gemeinschaftliche Gottesdienste, kümmerten sich um die Ausrichtung der Begräbnisse ihrer Mitglieder und das Totengedenken. Sie übernahmen karitative Aufgaben und pflegten die Geselligkeit. Vgl. allgemein Isenmann 2012, S. 657-658, 811-813, 845-847; HLS, Bruderschaften; Militzer 2002; Dörner 1996, S. 250-258 (zu ZürichOrt: ). Zur WinterthurerOrt: Eligius-BruderschaftOrganisation: vgl. Niederhäuser 2020, S. 19; Rozycki 1946, S. 81-82; Ziegler 1933, S. 26; Ziegler 1900, S. 25-26.

Editionstext

Bruͦderschafft der schmid

Es ist ze wissen, das sich die schmidOrganisation: gemein, goltschmid, hǔffschmid, messerschmid, kupfferschmid, keßler und schlosser und alle, die den hamer bruchent, underrett hand von einer bruͦderschafftOrganisation: wegen, gott und siner lieben muͦter MarienPerson: ze lob und ze ere und in der ere sant ElogyPerson: , des bischoffs,1 und den tag sant ElogyenPerson: Datum: 1. Dezember (Kirchenfest) ze viren, sy und ir hußgesind, und hand ein u̍berkomen gethǒn mit unßerm herrn, dem kilchherrn, das er uns sol han durch sich selb oder durch einen andern, den er bestellen sol, ein besunder mēß singen. Und soͤllent die obgenanten schmid im geben, der die mēß hǎt, iij  ħWährung: 3 Schillinge und dem schuͦlmeister ij Währung: 2 Schillinge , das er mit sinen schuͦlern die mēß sing. Und sol man die mēß anfachen ze singen, wenn man ze mittelmeßZeit: 6:00 unsern herrn uffgehept.2 Und die vorgenanten schmid sond alle, frowen und man, daby sin, es were denn sach, das eins sach irte.
Item uff den karfrytagDatum: beweglicher Feiertag und uff sant ElogyenPerson: tagDatum: 1. Dezember (Kirchenfest) sol kein schmid wercken keinerley werck, es wurde im dan gebotten von sim oberen. Welher aber werchoti, die buͦß sol an den vierenMenge: 4 stǒn, die u̍ber dise buͦß gesetzt sind.
Item welher uff den suntagZeitspanne: Sonntag oder unser frowen tagDatum: Kirchenfest oder uff all zwoͤlffpotten tagDatum: Kirchenfest wercket und ein fu̍r uff blǎst, der ist iiij hallerWährung: 4 Haller verfallen, hǎt er aber nit ysen oder nagel, so sol ers umb ein andern entlechnen, ee das er ein fu̍r uff blast.
Item welher schmid uff dem land in diser bruͦderschafftOrganisation: wil sin, der sol des glich ouch halten, als obstǎt.
Item welher meister ist, der sol jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr iiij hallerWährung: 4 Haller gen an dise bruͦderschafftOrganisation: , und welher knecht hǎt, der selb knecht sol ouch iiij ħWährung: 4 Haller gen und sols der meister von im inziechen. Und hǎt ein meister einen sun, da sich die meister erkannten, das es im zuͦ der wuͦchenWiederholte Zeitspanne: 1 Woche gult vj ħWährung: 6 Haller , der sol ouch iiij ħWährung: 4 Haller gen.
Item welher sunst wil sin in diser bruͦderschafftOrganisation: , der sol ouch iiij ħWährung: 4 Haller gen und sol sich laussen beschriben.
Item wolti einer meister werden und nit in sins vatters fu̍r und ein nu̍w fu̍r uffblǎsen, der sol ɉ ℔ wachsGewicht: 0.5 Pfund Wachs gen, er sige eins meisters sun oder er kum [fol. 11v]Seitenumbruch ab dem land in die statt, der sol das halb pfund wachsGewicht: 0.5 Pfund Wachs geben.
Es ist ouch beredt von disen obgemelten schmiden, er sige knecht oder meister, der ungehorsam wer, der sol geben ɉ vierling wachsGewicht: 0.5 Vierling Wachs, so dick und vil er ungehorsam ist, in dem obgenantenIn der Vorlage: obgent gotzdienst.
Und gott und siner wirdigen muͦter, sant MarienPerson: , und och dem lieben heiligen sant ElogyenPerson: ze ere und ze lob haben wir, schultheiß, kleinOrganisation: und groß raͤte zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , den vorgenanten schmiden soͤliche bruͦderschafftOrganisation: , wie obstǎt, bestaͤtt und bevestnet.
Actum feria quartaIn der Vorlage: 4a ante festum appostolorum sancti PetriPerson: et PauliPerson: Organisation: Originaldatierung: 23.6.1462 etcAbkürzung.3

Anmerkungen

    1. Schutzpatron der Schmiede.
    2. Die Mittelmesse begann um 6 Uhr morgens (Bosshart, Chronik, S. 327).
    3. Es fehlt die Jahresangabe. Der folgende Eintrag datiert jedoch von 1462.