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SSRQ ZH NF II/11 47-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 47-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid des Weibels

16. Jh.

Der Weibel hat dem Propst des Grossmünsters oder seinem Stellvertreter und seinem Vogt Gehorsam zu schwören und dem Gericht zu Diensten zu sein. Er soll im Gebiet des Hochgerichts des Propsts diejenigen, die man ihm anzeigt, gefangen setzen und dorthin überstellen, wo man es ihm gebietet. Wenn jemand zum Tod verurteilt wurde, muss der Weibel den Henker auf eigene Kosten bestellen.

  • Signatur: StAZH G I 103, fol. 30v
  • Originaldatierung: 16. Jh.
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 20.0 × 29.0
  • Sprache: Deutsch

In StAZH G I 102 und 103 wurden die Rechte des GrossmünstersOrganisation: (Stiftsoffnungen) in den wichtigsten Besitzungen des Stifts gesammelt. Die beiden Bücher unterscheiden sich nur darin, dass in G I 103 die Offnung von MeilenOrt: (StAZH G I 102, fol. 11v–16r) fehlt, dafür aber auf die Eide der Leute von HönggOrt: (SSRQ ZH NF II/11 32-1) und der anderen Gerichte FlunternOrt: , AlbisriedenOrt: , RüschlikonOrt: , RenggOrt: , SchwamendingenOrt: und NöschikonOrt: (SSRQ ZH NF II/11 33-1) noch der Eid des Weibels folgt sowie vier Nachträge zu Beschlüssen des Maiengerichts oder Ratserkenntnissen.

Weibel nahmen innerhalb der Gemeinden und Herrschaften unterschiedliche Aufgaben als Gerichtsdiener, Boten und Aufseher wahr (vgl. dazu den Kommentar zu SSRQ ZH NF II/11 96-1). In diesem Eid werden vor allem polizeiliche Funktionen betont und durch die Verpflichtung, den Henker auf eigene Kosten zu bestellen, auch die Blutgerichtsbarkeit des Stifts hervorgehoben, während es in späteren Weibeleiden etwa aus HönggOrt: (SSRQ ZH NF II/11 96-1) oder SchwamendingenOrt: (SSRQ ZH NF II/11 57-1, Art. 19; SSRQ ZH NF II/11 125-1) vor allem um die Aufgaben als Forst- und Bannwart geht. Dies könnte darauf hinweisen, dass es sich hier nicht um den allgemeinen Eid der verschiedenen Dorfweibel, sondern um den Eid des Inhabers der Weibelhube in FlunternOrt: handelt, der für das Henkeramt des Stifts zuständig war; vgl. die Offnung von FlunternOrt: (SSRQ ZH NF II/11 24-1), die Verleihung der Weibelhube (SSRQ ZH NF II/11 20-1) sowie Ruoff 1965. Allerdings schworen auch die Weibel in den Gemeinden dem Propst einen Eid: Mit dem Übergang der Rechte des GrossmünstersOrganisation: an die Stadt 1526 wird bestimmt, dass Hofmeier, Weibel und Richter des Gerichts zu HönggOrt: ihren jährlichen Eid zukünftig dem Obervogt statt dem Propst schwören sollen (SSRQ ZH NF II/11 53-1).

Editionstext


Des weibels eid


Du wirst sweren einem probst, sinem statthalter,
ob er nit anheimsch were, und sinem vogte, iren
gebotten gehorsam, ouch den gerichten mit
furbietten gewertig zu sinde. Und ob man
dir yemant, es were man oder frowen, in mines
herren probsts hochen gerichten ze fachen gebuͦtte,
das in einem geheim und ungewarnet ze tuͦnd
und die oder den, so duͦ gefangen hettist, an die
ende, so man dich hiesse, antwurten. Und ob
yemand, so den tod verschuͤldt hettent, gefangen
und er mit urteil und recht verteilt wurde,
den hengker oder nachrichter in dinem kosten,
one eines probstes und capittelsOrganisation: kosten und
schaden, bestellen, damit dem rechten, was
tods das were, gnuͦg bescheche.