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SSRQ ZH NF II/11 50-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 50-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ratsurteil betreffend die von der Gemeinde Wipkingen bestimmte Einschränkung der Stückzahl Vieh auf der Allmende

1517 Mai 13.

Bürgermeister und Rat urkunden, dass Anthonius Thalhamer vom Franziskanerkloster, Johannes Berger, Pfleger dieses Klosters, die Bürger Jakob von Cham und Jos Oesenbry und etliche von Wipkingen vor dem Rat gegen die Vorgesetzten von Wipkingen und eine von diesen erlassene Ordnung geklagt hätten. Die neue Ordnung, welche bestimmt, wieviel Vieh jeder auf die Allmend bringen dürfe, sei ungerecht. Einer, der 15 Kinder habe, dürfe nur zwei Kühe auf die Allmende treiben wie andere, die nur eine Frau oder nur Frau und Kind hätten. Die Gemeindevertreter antworten, die Allmend sei übernutzt. Die Gemeinde habe - mit einer Ausnahme - zugestimmt und auch die Äbtissin habe die neue Ordnung bestätigt. Bürgermeister und Rat entscheiden, dass die Wipkinger die neue Ordnung aufgeben müssen und die alten Gewohnheiten bestehen bleiben. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Signatur: StArZH I.A.2454.
  • Originaldatierung: 1517 Mai 13
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 47.5 × 20.5
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, fehlt
  • Sprache: Deutsch

Die Offnung von WipkingenOrt: enthält keine Bestimmungen zum Weidgang. Das vorliegende Urteil zeigt aber, dass ausserhalb der Offnung entsprechende Regelungen bestanden. Der Versuch der Gemeinde WipkingenOrt: Organisation: , diese Weidgangsbestimmungen eigenmächtig zu ändern, scheiterte, obwohl sie ihre neue Ordnung von der Äbtissin des FraumünstersOrganisation: hatte bestätigen lassen. Erfolgversprechender war die Strategie, solche neuen Ordnungen vor dem Obervogt und mit Bewilligung des RatesOrganisation: zu erlassen, wie WollishofenOrt: dies einige Jahre später tat (SSRQ ZH NF II/11 54-1).

Editionstext


Wir, der burgermeister und raht der stat ZurichOrt: Organisation: , bekennen und thund kunt mengklichem mit disem brieff, das fur uns zurecht komen sind der wurdig
und geisthlich, unser besonder lieber, andechtiger her Annthonius TalhamerPerson: dess gotzhus zuͦn ParfuͦssenOrganisation: , mit dem ersamen, wisen, unnserm getruwen
lieben ratzfruͦnd Johansenn BergernPerson: , desselben gotzhuses pfleger, und die fromen, vesten, unnser lieb buͦrger Jacoben von ChamPerson: und Jos EusenbryPerson: sampt
etlichen von den unnsern von WipkingenOrt: all eins-, unnd andersteils der unnsern einer gemeind von WipkingenOrt: Organisation: anweldt.
Unnd habennt sich die obgemelten her gardi und sin mithafften vor unns erclagt, alls sy dann ouch hoff und guter zuͦ WipkingenOrt: und ir fich uff das feld und allment, wie
von alterhar gewesen wer, geschlagen hetten, so sigint doch die unnsern ein gemeind von WipkingenOrt: Organisation: daruber gesessen und hetint dess fichs halb ein
nuͦwen uffsatz gemacht und jetlichem uffgelegt, wievil er fichs uff das veld und allment schlachen und gon lasen solte und nit mer. Welcher
uffsatz inen unlidlich und zu schweͣr, us der ursach, das deshalben ein ungliche ufflegung von inen gemacht sige, dann etlichem von WipkingenOrt: ,
so jetz da gegenwurtig stuͦnde und fuͦnffzechenMenge: 15 kind hette, zuͦ denen er vor dryMenge: 3 kuͦgen gehept, dem habint sy ein kuͦ dannen thon und im allein
zwoMenge: 2 nachgelassen. Und dagegen etlichem, der niemandts dann ein frowen oder darzuͦ nuͦn ein kindlin hette, dem habint sy ouch zwoMenge: 2 kugen nachgelassen,
das dann unglich zuͦgannge etcAbkürzung. Mit ernstlichem annsuͦchen, wir weltind by den unnsern von WipkingenOrt: verschaffen, dess nuͦwen uffsatzess
abzuͦston und den alten bruͦch, wie sy den vornacher mit irem fich uff das feld und allment habint gehept, lassen zuͦbliben.
Unnd dagegen der
unnsern einer gemeind von WipkingenOrt: Organisation: anweldt vermeinten, das sy bishar mit dem fich uff ir feld und allment ubersetzt gewesen und
werint all us ir gemeind gemeinlich daruͦbergesessen untz allein an einen mann. Wiewol etlich us ir gemeind jetz da wider sy stunden und
je einer den andern im nachgelechen, so hettint sy doch inen gehuͦllffen den annslag machen und werint also umb ires gemeinen nuͦtzes
willen ra̍ttig und eins worden und fünffMenge: 5 man usgeschossen, das dieselben by irn eiden deshalben ein ordnung machen und jederman ufflegen
soͤlten, nach dem si bedunckte irer gemeind nuͦtz und fuͦg sin und ir feld oder allment ertragen moͤchte. Sollichs sige also von den bemelten
funffMenge: 5 mannen beschechen, und hettint dieselben jetlichem je nach gstalt der sach und und irem guͦten beduncken by iren eids pflichten uffgelegt
und were ouch semlich uffleggung von unser gnedigen frowen der abtissin zuͦ der abtie nachgelassen, besta̍t und gevestnet, das es daby bliben
und si soͤllich ordnung also soͤlten bruͦchen, mit pit wir weltind sy daby hanndthaben.
Und so wir beid parthigen in irn clegten,
antwurten, red und widerreden in den und vil mer worten, unot alle zuͦ melden, gnuͦgsamclich und nach nottuͦrfft verhort und verstannden,
so habent wir uns uff irn gethonen rechtsatz zuͦ recht erkennt und gesprochen, das die unsern von WipkingenOrt: irs nuͦwen uffsatzes abston und den alten bruch, wie sy den vornachen mit irem fich uff das feld und allment habent gehept, sollent lassen bliben.
Diser unser
rechtlichen erkandtnus begerten her gardyan und die gemelten sin mithafften eins brieffs, den wir inen verwilgt und daran dess zuͦ urkund unser stat secret innsigel offenlich henncken lassen habent an mitwuͦch vor der crutz wuͦchen nach CristsPerson: geburt gezellt fuͦnff
zechenhundert und im sibenzechenden jar
Originaldatierung: 13.5.1517
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite:] Von dem weidgang zu WipkingenOrt:
[Vermerk auf der Rückseite:] Gardian, Joß OsenbryPerson: