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SSRQ ZH NF I/1/3 10-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 10-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Lehensmandat der Stadt Zürich

1474 September 13.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich geben bekannt, dass sie bereits vor geraumer Zeit adlige und andere Inhaber von Lehen in ihren Grafschaften und Herrschaften dazu aufgefordert haben, sich ihre Rechte von der Stadt verleihen zu lassen. Da dem von zahlreichen Personen nicht Folge geleistet worden ist, beauftragen die Herren von Zürich den Untervogt von Kyburg mit der erneuten Verkündung des Gebots und behalten sich bei weiterer Nichtbefolgung vor, nach Ablauf der Frist eines Monats die entsprechenden Lehen einzuziehen und anderweitig zu verleihen. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Signatur: StAZH A 88.1, Nr. 18, fol. 1r-v
  • Originaldatierung: 1474 September 13
  • Überlieferung: Entwurf (Einzelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Konrad von Cham, Stadtschreiber von Zürich

Mit dem Erwerb ihres Herrschaftsgebietes während des Spätmittelalters erlangte die Stadt ZürichOrt: eine Vielzahl heterogener Einkünfte aus Gerichts-, Steuer- und Nutzungsrechten, die sie genauso wie ihre Rechtsvorgänger nur zu einem geringen Teil direkt verwaltete, sondern oftmals direkt an Dritte weiterverlieh. Zur Verwaltung dieses komplexen Systems delegierter Rechte verfügte die Stadt lange Zeit über keine eigenen Aufschreibesysteme, sondern stützte sich im Wesentlichen auf das von den HabsburgernOrganisation: übernommene Schriftgut. Erst im Verlaufe der 70er und 80er Jahre des 15. Jahrhunderts entwickelten sich auch im städtischen Bereich vermehrt eigene Kanzleipraktiken des Verschriftlichens, Sammelns und Ordnens von Rechtsverhältnissen, womit eine effizientere Verwaltung und damit auch Intensivierung von Herrschaft angestrebt wurde.

Das vorliegende, nur als Enturf erhaltene Mandat stellt einer der ersten Versuche dar, die Verwaltung der Lehen zu zentralisieren und deren Inhaber vermehrt an den RatOrganisation: der Stadt zu binden. Einige Jahre später wurde erstmals die Anlegung eines umfangreichen Urbars an die Hand genommen, in welchem die Einkünfte und Rechte in den ZürcherOrt: Landvogteien verzeichnet waren (StAZH F II a 272). Die Verwaltung der Einkünfte auf der ZürcherOrt: Landschaft blieb jedoch längerfristig eine Herausforderung für die Obrigkeit, wie in späteren Jahrhunderten erlassene Lehensmandate belegen (StAZH A 88.1, Nr. 18). Eine wichtige Neuerung bedeutete in dieser Hinsicht die Schaffung des RechenratsOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 98-1). In demselben Zeitraum suchte der RatOrganisation: auch über die zahlreichen Gerichtsherrschaften im ZürcherOrt: Herrschaftsbereich eine verstärkte Kontrolle zu erlangen (SSRQ ZH NF I/1/3 23-1).

Zum Lehensmandat und zu den Territorialisierungsprozessen auf der ZürcherOrt: Landschaft vgl. Niederhäuser 2003, S. 79; Eugster 1995b, S. 317-322; Largiadèr 1932, S. 41-42. Allgemein zur Verschriftlichung von Herrschaftsrechten und der Entwicklung städtischer Kanzleipraktiken während des Spätmittelalters vgl. Teuscher 2007, S. 278-304.

Editionstext

Wir, der burgermeister, raͤtt und die burger gemeinlich der statt Zu̍rchOrt: Organisation: , verku̍ndent und thuͦnd kunt aller menglichem ze wissent mit disem unserm offen, versigelten brieff:
Als wir menglichem, er sye edel oder andersHinzufügung oberhalb der Zeilea gestalt ald wesens, verku̍nden und geschriftlichen und menklich ze wissen getan habent, in mer zittes und fuͦges, das die notdurft gehoͤschet hat, unsere lehen, die wir von unser herschaften und grafschafften wegen ze lihen habent, von uns und denen, denKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: wieb dz c–von unsKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: von uns–c in bevelhnusse geben d ist, ze entphachent, und dz noch e von ettlichen edeln und anders statth nit beschechen ist, dz wir da unßerm lieben und getru̍wen undervogt in unßer graffschaft KiburgOrt: bevolhen und im by dem eide, so er unns gesworen hat, gebotten haben, dz ze beschechent nochKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: noch zef [fol. 1v]Seitenumbruch in einem manetZeitspanne: 1 Monat an unßer statt ze verku̍ndent, und von wem dz in dem zitte nit getan wird, in was stattes oder wesens der wer, dz wir dem nach unsere lehen lihen, oder die fu̍r heimgevallne lehen haben woͤltent, wie wir meintent, dz nach lehens recht wol tuͦn mechtent, und dz sich des ein jeklicher von uns wol versechen und sich des halten moͤchte, und dz vor uns anders von jemem mer hinfür umbzu̍chen lassen welllint, als bisher beschechen ist, des willens sint wir in deheinem weg.
BeschechenUnsichere Lesungg mit urkund dis unßers offenen briefes, dar in wir unßer statt secrett insigel offenlich henken laßen habent und der geben ist uff zinstag nach HilariPerson: anno etcAbkürzung lxx quartoOriginaldatierung: 13.9.1474.Schriftwechsel

Anmerkungen

  1. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  2. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: wie.
  3. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: von uns.
  4. Streichung: han.
  5. Streichung: ett.
  6. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: noch ze.
  7. Unsichere Lesung.