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SSRQ ZH NF I/1/3 107-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 107-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urteil betreffend die Klage der Schuhmacher der Stadt Zürich wegen Versammlungen der Gesellen und Lehrknaben ihres Handwerkes ohne ihr Wissen

1518 November 2.

Die Meister des Schuhmacherhandwerks beklagen sich vor den Zunftmeistern der Stadt Zürich über ihre Gesellen und Lehrknaben. Diese hätten ohne ihr Wissen Versammlungen abgehalten und die Arbeit verweigert. Gemäss Aussage der Gesellen habe sich einer ihrer Kollegen ungebührlich verhalten und der Jungfrau Maria geweihtes Wachs entwendet, sei jedoch von den Meistern der Schuhmacher freigesprochen worden. Die Zunftmeister entscheiden nach Anhörung beider Seiten, dass die Gesellen und Lehrknaben ihren Streit mit den Meistern beilegen, zu ihrer Arbeit zurückkehren und keine unautorisierten Versammlungen mehr abhalten sollen, ohne Ehrverlust für alle Beteiligten. Allfällige weitere Streitigkeiten sollen vor den neuen Rat gebracht werden.

  • Signatur: StAZH B VI 294 b, fol. 6r
  • Originaldatierung: 1518 November 2
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Regest
    • QZZG, Bd. 1, Nr. 214

Die vorliegende Aufzeichnung stammt aus dem Zunftmeisterbuch der Stadt ZürichOrt: , wo die Rechtsprechung in zunftinternen Streitigkeiten dokumentiert ist. Zwischenzeitlich war die Seite aus dem Buch herausgelöst und befand sich im Aktenbestand des Schuhmacherhandwerks. Aus dieser Zeit stammt auch der Dorsualvermerk.

Die Gesellen und Lehrknaben der SchuhmacherOrganisation: waren eigenständig organisiert und verfügten über eine der Jungfrau MariaPerson: geweihte BruderschaftOrganisation: (für deren Begründung vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 18-1). Für die Kerzen des Altars der BruderschaftOrganisation: in der BarfüsserkircheOrt: hatten die Mitglieder Wachs zu spenden, woraus sich im vorliegenden Fall eine Auseinandersetzung zwischen den Gesellen entwickelte. Der Streit gelangte zuerst an die Versammlung der Meister des Schuhmacherhandwerks. Erst als diese keine Einigung herbeiführen konnten, respektive der Konflikt sich sogar noch ausweitete, traten das Kollegium aller städtischen Zunftmeister und letztlich der Kleine RatOrganisation: als weitere Instanzen in Erscheinung. Das vorliegende Urteil dokumentiert auf diese Weise die verschiedenen Ebenen der Rechtsprechung in Handwerksangelegenheiten.

Für die bei der Anrufung eines Zunftgerichts fällig werdenden Gebühren vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 188-1.

Editionstext


Als mine herren und meister, die schuͦmacherOrganisation: , sich habent erclagt,
dz gmein knecht und knaben irs handtwerchs hinder
inen pott gehept habint und syent inen ouch uffgestanden
und nit me wollen a werchen, dz sy nit soͤlltind than
haben, und gmein knecht und knaben vermeinth,
einer under den schuͦchknechten hette kotzet, deßglich einer
wachs, so unser frowen gehorte, an sin nutz gebracht, des
selben spans sy fu̍r gmein meister werint komen.

Die hettind sich uff disers loͤugnen und umb dz sy nu̍dt
mochtind dabringen erkent, dz der schuͦchknecht soͤllte ledig
sin, man brechte doch witers uff inn, da hettind sy gelopt, es bj der urthurtheil lassen zebliben. Aber da sy, gmein
knechten, soͤlich urthurtheil erscheint, hett einer gseit, der xell
hett kotzet und er woͤllts uff ihm bringen, so hett ein
anderer geredt, die wil der schuͦknecht dz wachs nit
wider geb, hett er inn nit als guͦt, als sich selbs
und ein andren. Do man dz geseit hett, werint
sy uff gstanden b–
und wellind
nit me werchen
Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen
–b, da hettind etlich meister sy geschulden,
sy werint tru̍wloß, dz sy nit verhoffind.
Uff
dz, nach voͤlligem verhorren irer zuͦ beidersidts darthuͦn,
hand sich min herren, die zunfftHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichenc meisterOrganisation: , erkennt, dz der handel
d uffgehept und hin und ab sin und keinem an
sinen eren nu̍dt soͤlle schaden und soͤllint zuͦ allenweg by
einander das best thuͦn, e namlich jeder meister sinem
knecht und jeder knecht sinem meister, und soͤllint bliben
by iren briefen und altem herkommen und namlich die
schuͦch knecht nit me der meistern ab dem werch uff
ston, hinder iren meistern, und umb die zuͦ red, so
ver die zwe einander hendel thon, wyße man die
sach fu̍r den nu̍wen ratOrganisation: .
Actum zinstags an aller
seele tag aoanno etcAbkürzung xviij
Originaldatierung: 2.11.1518
, pntpresentibus mAbkürzung HoltzhalbPerson: und
mine herren, die meisterOrganisation: .
[fol. 6v]Seitenumbruch
[...]Editorisch irrelevant
[Vermerk unterhalb der Zeile von Hand des 18. Jh.:]
Der schuͦchmacherenOrganisation: klag wegen der knechten und knaben ihres
handtwerck bott haltens, hinder ihnen, 1518Originaldatierung: 1.1.1518 – 31.12.1518.

Anmerkungen

  1. Streichung: rech.
  2. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  3. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  4. Streichung: den.
  5. Streichung: ulint.