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SSRQ ZH NF I/1/3 166-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 166-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Testamentarische Vergabung des Chorherrn Stefan Meier an das Siechenhaus an der Spanweid

1538.

Stefan Meier, Chorherr am Fraumünster, überschreibt 26 Pfund jährlichen Zins aus dem Weinungeld der Stadt Zürich den Aussätzigen im Siechenhaus an der Spanweid, wobei nach seinem Tod der dortige Kaplan jeden Samstag 10 Schilling aus dem Weinungeld beziehen, davon einen Schilling sich selbst zu Lohn nehmen und aus den restlichen neun Schilling den Aussätzigen Fleisch, Fisch oder was ihnen gefällig ist, kaufen lassen soll. Des Weiteren sind dem Kaplan vier Mal im Jahr je zwei Schilling auszubezahlen und für den Betrag von acht Schilling einzukaufen, was die Aussätzigen wünschen (1). Weiter hat Stefan Meier den Aussätzigen im Siechenhaus an der Spanweid vier Jucharten Reben einschliesslich den Erträgen aus Haus, Hoftstatt, Holz und Heu geschenkt. Aus den Erträgen dieser Schenkung soll der Pfleger vier Mal den Aussätzigen je eine Quart Wein austeilen (2).

Es handelt sich bei dem Eintrag um die überarbeitete Version einer Jahrzeitstiftung aus dem um das Jahr 1490 entstandenen Jahrzeitbuch des Siechenhauses an der SpanweidOrt: Organisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 57-1). Im Zuge der Neuanlegung des Buches 1539 wurden auch die älteren Einträge übernommen, um die daraus folgenden Besitzansprüche des Siechenhauses sicherzustellen. Dabei erfolgte jedoch eine Umarbeitung im reformatorischen Sinn. Wie aus dem vorliegenden Eintrag ersichtlich wird, ging damit die Weglassung aller Hinweise auf den Zweck der Stiftung, das Seelenheil des Stifters zu erhalten, einher. Ebenfalls getilgt wurden die Fronfasten als diejenigen kirchliche Festtage, an welche die Abhaltung der Jahrzeitmessen gebunden war. Auf diese Weise wandelte sich die ursprüngliche Jahrzeitstiftung zur einer rein wohltätig ausgerichteten testamentarischen Vergabung.

Das Buch wurde bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts weitergeführt und dokumentiert auf diese Weise die anhaltend intensive Stiftungstätigkeit ZürcherOrt: Bürger gegenüber dem Siechenhaus. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Schenkung Heinrich BullingersPerson: und seiner Ehefrau Anna AdlischwylerPerson: aus dem Jahr 1557 (SSRQ ZH NF I/1/3 192-1).

Editionstext


Ordnunng unnd gmächtt dennen armen
kinden, gethan von her Steffan MeyerPerson: , chorher zum FrowenmünsterOrt:


Item her Steffan MeyerPerson: , chorherr zum FrowenmünsterOrt: , hatt geordnett und gesetzt
zwentzig unnd sechs pfundWährung: 26 Pfund geltz uff derr
statt win ungelt der statt Zu̍richOrt: den armmen
sondersiechen lu̍ten an der SpannweydOrt: , also
dz nach sinem tod der capplan da selbs
an der SpanweydOrt: all samstagZeitspanne: Samstag am win ungelt vordren unnd inziechen sol zechen 
Währung: 10 Schillinge
, da von nemmen im selbs zlon j Währung: 1 Schilling unnd umb
die u̍berigen nu̍n schillingWährung: 9 Schillinge durch der sondersiechen botten kouffen vysch oder fleysch
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unnd dz erberlich under sy teylen, so ver
es gelangen mag. Item man sol geben ij Währung: 2 Schillinge
dem capplan viermal im jarrWiederholte Zeitspanne: 3 Monate unnd umb
viij Währung: 8 Schillinge ouch kouffen viermal im jarWiederholte Zeitspanne: 3 Monate, was
sy wennd.

Item der vorgenant her Steffan MeyerPerson: hatt
denen kinden geben zuͦ einem widem vierr
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Flächenmass: 4 Jucharten Reben
, huß, hofstatt, holtz, höwwächs mitt aller zuͦ gehörde, darum sol
ein pfleger geben ein quertli winsVolumenmass: 1 Quart Wein eim jeden
armen hus kind viermal im jarWiederholte Zeitspanne: 3 Monate, zuͦ sampt
dez win, der einem sust wirdtt von der pfruͦnd.
Actum m cccc lxxxxv jarOriginaldatierung: 1.1.1495 – 31.12.1495.