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SSRQ ZH NF I/1/3 178-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 178-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung des Stubenknechts der Zunft zur Zimmerleuten

1540 Januar 1 – 1624 August 1.

Für den jährlich in seinem Amt bestätigten Stubenknecht der Zunft zur Zimmerleuten und seine Frau werden die folgenden Amtspflichten und Verbote festgelegt: Gehorsamkeit gegenüber den Meistern der Zunft; Aufbieten der Teilnehmer zu Zunftgerichten, Zunftversammlungen, Sitzungen der zwölf Zunftmeister sowie Begräbnissen; Einziehen von Bussen; Förderung des Nutzens der Zunftmeister; Verbot der unerlaubten Bewirtung mit Brot und Wein; sorgfältige Behandlung des Zunftgeschirrs; Empfangen und Versorgen des Brennholzes im Zunfthaus; Bewirtung der Zunftmeister; Verbot des Spielens; Vermeidung zu hoher Personalkosten für Knechte und Dienstmägde; Verbot des Verlassens der Stadt ohne Erlaubnis der Zunftmeister; Verbot des Abhaltens von Gastungen an Feiertagen, ausser für Zunftmitglieder. Des Weiteren wird die Entschädigung festgelegt, die der Stubenknecht zu folgenden Terminen erhalten soll: zum Berchtoldstag (2. Januar) und zum Aschermittwoch 4 Schilling; zu Gerichtsterminen 1 Schilling; bei Begräbnissen 1 Schilling; bei Gastmählern mit zwölf oder mehr Teilnehmern 6 Haller; zur Rechnungsablegung der Pfleger 2 Schilling; für Salz und Waschen 1 Pfund 5 Schilling. Der Stubenknecht hat gegenüber den Zunftmeistern zwei Bürgen zu stellen. Er und seine Frau sind verpflichtet, jede Nacht die Fenster des Zunfthauses zu schliessen und Sorge zum ganzen Haus zu tragen. Nachtrag von späterer Hand betreffend die Beschränkung des Verbrauchs von Brennholz.

  • Signatur: StAZH W I 5.3, fol. 31r-32r
  • Originaldatierung: 1540 Januar 1 – 1624 August 1 (Datierung des Eintrages aufgrund der Schreiberhand, der Nachtrag datiert vom August 1624.)
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 33.0
  • Sprache: Deutsch

Die durch Stubenknechte bewirtschafteten Trinkstuben der ZünfteOrganisation: waren wichtige soziale Orte innerhalb der städtischen Gesellschaft. An der vorliegenden Ordnung zeigt sich die grosse Bandbreite der im Kontext der Zunft begangenen Aktivitäten, wobei die Aufgaben des Stubenknechts bei der Durchführung von Gerichtstagen und Zunftversammlungen ebenso geregelt werden wie die Abhaltung von Gastmählern sowie die Rolle der Zunft bei der Sicherstellung eines standesgemässen Begräbnisses ihrer Mitglieder.

Zum Haus der Zunft zur ZimmerleutenOrganisation: vgl. Brühlmeier/Frei 2005, Bd. 1, S. 158-163; allgemein zur Zunft zur ZimmerleutenOrganisation: vgl. deren Zunftbrief des Jahres 1490 (SSRQ ZH NF I/1/3 46-1); zu den Zunfthäusern im vormodernen ZürichOrt: als soziale Orte vgl. Roeck 2003.

Editionstext


Vonn des stubenknaͤchts waͤgen


Dis ist der zimberlu̍tten, binder unnd murer ordnung und
satzung von eins stubenknaͤchts waͤgen, den sy jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr naͤmend.

Item des erstenn, so soll ein yecklicher knaͤcht den meistern gehorsam sin, zuͦ allen botten, es sig zuͦ gmeiner zunfft
zuͦbietten oder den zwoͤlffen oder gmeiner zunfft zuͦ einer
begrept.

Item er soll auch schuldig sin, wenn ein meister oder ein pflaͤger
inn heissett der zunfft gaͤlltt oder buͦssen mitt einem stattknaͤcht
umher gan soll unnd das in zuͦ ziechen zuͦ der meisteren
handen nach sinem vermoͤgen.

Item es soll auch ein knaͤcht und frouw schuldig sin, der
meysteren nutz zefürderen unnd iren schaden zuͦwaͤnden
nach iren thrüwen und er soll auch kein ban brott noch
ban win bringen,1 niemand zelieb noch zeleidt.

Item es soll ouch ein knaͤcht unnd frouw verbunden sin,
was geschir der zunfft ist, nützitt ußgenomen, das inen
ingeantwurtt wirtt, in guͦtten eren halten, haben unnd
lassenn.

Item daßKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: sa geschittet holtz, so zuͦ der zunnfft huͦß gefiertt wirtt,
das soll er unden in das huß oder oben in das huss
anntwurten, an der meister kosten unnd schadenn.

Item es soll ouch ein knaͤcht unnd frouw verbunden sin,
wenn ein meister da aͤssen will, es sygen zwenMenge: 2, dryMenge: 3 [fol. 31v]Seitenumbruch
oder mer, das iren kochen unnd zuͦ dem bestenn
unnd nu̍tzlichosten bringenn.

Item es soll der knaͤcht keinerley spill, weder vor oder
nach der u̍rten, thribenn.

Item es sol unns ouch ein knaͤcht nütt übersetzen,
weder mitt knaͤchten noch mitt junckfrowen,
dann mitt sinem kosten und an der meisteren
schadenn, uff die jars tag unnd auch nütt uß
der statt zegan noch zekomen, ane urlob eines
meisters. Und sol auch ein knaͤcht hinfu̍r weder
fyrtag noch werchtag khein gastung han, dann
mitt zünnfftigenn.

Item dargaͤgen sind wir im schuldig uff die saͤlben
jars tag, mitt namen, das wir das nüw jar
den Berchtol tagDatum: 2. Januar unnd die aͤschigen mitwuchenDatum: beweglicher Feiertag
fu̍r vorbrott unnd für alles, für yetlichen tag
iiij Währung: 4 Schillinge , wenn man sy begatt, so ist mans im
schuldig.

Item so ist einer dem knaͤcht schuldig ein schillingWährung: 1 Schilling
zuͦ gaͤben, wenn er die zwoͤlffMenge: 12 für sich saͤlbs
haben will.

Item man soll im auch ein schillingWährung: 1 Schilling gaben von einer
begrept unnd soll der schilling gaͤben, des die begrept ist.
[fol. 32r]Seitenumbruch

Item man soll im auch gaͤben, es sig firtag oder werchtag,
wenn es zwoͤlffMenge: 12 man oder daru̍ber sind, saͤchs hallerWährung: 6 Haller
von verürttenn.

Item wenn der pflaͤger raͤchnung gitt, soll man im gaͤben ij Währung: 2 Schillinge .

Item man soll ouch innen gaben ein pfundtWährung: 1 Pfund fünff schillingWährung: 5 Schillinge
für saltz unnd für waͤschenn.

Item es soll ein knaͤcht die meister verthroͤsten mitt zweyerMenge: 2
erbarer mannen, die die meister moͤgend genemen,
do der knecht win oder brot biderben lütten abthruͤg oder
den meistern ethwas verwarlosetti, das die saͤlben darumb gülltt unnd bürg sigennd.

Item es soll auch knaͤcht, frouw oder ire dienst all nachtZeitspanne: nachts
die vensterbritt zuͦthuͦn unnd guͦt sorg han zum
huß überall.
b

Anmerkungen

  1. Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: s.
  2. Hinzufügung unterhalb der Zeile von Hand des 17. Jh.:

    Im augstmonat des 1624 jaarsDatum: August 1624 habend myne meister
    zunfftmeister und die zwölffMenge: 12 sich erkehndt, diewil die
    stuben frauwen aͤben gar vil holtz verbrucht die jaar über
    mit kochen und heitzen und innen, mynen herren und meisteren,
    sölcher großen unkosten, so darüber gangen, gar zuͦ schwër
    gefallen, dem stubenknëcht hinfüro ein gnampts an
    holtz zegeben, namlichen alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zwoͤlff klafterVolumenmass: 12 Klafter Holz als
    sëchsMenge: 6 buecheni und sëchsMenge: 6 tannene. Hiemit sölle sich ein
    stubenknëcht hinfüro behelffen und so er sich deßen nit
    welte verüegenAuffällige Schreibung, mag er wol inn synem eignen unkosten
    wyters kouffe, sovil imme beliebet.
  1. Diese Formulierung bezieht sich auf den Umstand, dass es den Stubenknechten verboten war, für Gäste ausserhalb ihrer Zunft gegen Bezahlung Speisen aufzutischen. Damit sollte verhindert werden, dass sie den in der Zunft zur MeisenOrganisation: zusammengeschlossenen Wirten Konkurrenz machten. Für einen exemplarischen Fall vgl. QZZG, Bd. 1, Nr. 282.