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SSRQ ZH NF I/1/3 39-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 39-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich betreffend die Aufnahme von Neubürgern

1489 Juli 22.

Bürgermeister sowie Kleiner und Grosser Rat ordnen an, dass Anwärter auf das Bürgerrecht, die von ausserhalb des Herrschaftsgebiets der Stadt stammen, eine schriftliche Bestätigung über ihren Leumund beizubringen und dem Rat vorzulegen haben. Zusätzlich ist eine Gebühr von zehn rheinischen Gulden zu entrichten. Personen aus der Zürcher Landschaft müssen kein Leumundszeugnis vorweisen und die Gebühr beträgt für sie lediglich drei rheinische Gulden. Ausgenommen von diesen Bestimmungen sind Fälle, wo sich qualifizierte Handwerker und weitere spezialisierte Arbeitskräfte, an denen in der Stadt Mangel herrscht, um das Bürgerrecht bewerben. Diesen soll nach Ermessen des Rats eine bevorzugte Behandlung zuteilwerden.

  • Signatur: StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 42
  • Originaldatierung: 1489 Juli 22
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Gross, Unterschreiber der Stadt Zürich

Die aus den Textvarianten ablesbare Entwicklung der vorliegenden Ordnung zwischen ihrer Verabschiedung im Jahr 1489 und der Übernahme der modifizierten Fassung in das Schwarze Buch um das Jahr 1540 dokumentiert die Anhebung der finanziellen Hürden für die Erlangung des Bürgerrechts, wie sie während dieser Jahrzehnte stattfand. Weitere Bedingungen, welche die Anwärter auf das Bürgerrecht zu erfüllen hatten, werden im Eid der Neubürger definiert (SSRQ ZH NF I/1/3 87-1). Die Herkunft der Neubürger während des Spätmittelalters zeigt die fortdauernd engen Bindungen der Stadt zu SchwabenOrt: und allgemein dem Südwesten des ReichsOrt: . Die speziellen Konditionen für Bewohner der EidgenossenschaftOrt: wurden hingegen erst vergleichweise spät, im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, eingeführt (Sieber 2001, S. 27). Die Bürgerrechtsaufnahmen dieses Zeitraums sind im Bürgerbuch der Stadt ZürichOrt: verzeichnet (StArZH III.A.1.).

Zu den rechtlichen Grundlagen der Einbürgerung im spätmittelalterlichen ZürichOrt: vgl. Koch 2002, S. 69-73; Sieber 2001, S. 26-28; zum Bürgerbuch Koch 2002, S. 17-26; zur geographischen Herkunft der Neubürger Koch 2002, S. 137-188; Sieber 2001, S. 128.

Editionstext

a–
Erkandtnu̍ss, wie hinfuͦr die
burger angenomen soͤllen werden
Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: Wie man burger sol annemen
–a


Wir, b–der burgermeister, der raͧt und die zweyhundert, der gros raͧt
der stat Zu̍richOrt:
Organisation:
, habent
Textvariante in StAZH B III 2, S. 344; StAZH B III 6, fol. 26v; StAZH B III 4, fol. 35r: habent ouch
–b durch unser statt nutzes und eren willen
angesechen und uns erkendt, das hinfu̍rTextvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: da yederc, welicher unser stat burger
werden wil und usserthalb unser statt, landschaft, gerichten
und gepieten erborn ist, das der am ersten gloͧbsam urkund
und versigelt brieff von dem ende, da er geborn und dannen
er har komen ist, bringen und einem Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: burgermeister unndd raͧtOrganisation: zoͤigen sol, das er
von den selben enden mit fromkeit und eren abgescheiden sye.
Dartzuͤ, dz er vorhin und e er zuͦ burger angenomen und
ingeschriben wirt, unser gemeynen statt zechen guldin RinischerWährung: 10 Rheinischer Gulden Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: unnsern stattschribern von dem inschriben
fünff schillingWährung: 5 Schillinge unnd unnsern stattknechten einen blaphartWährung: 1 Plappart
e
unablaͤslich geben und usrichten sol. Textvariante in StAZH B III 4, fol. 35r: wellicher uss dem zirgk der
EydtgnosschafftOrt: , wellicher aber usserthalb harin
uss anndern lannden ist, derselb soll gebenn
zweyntzig guldin RynischWährung: 20 Gulden .
f

Welicher aber in unser statt oder unsern landen, graͧfschaften,
herschaften, gerichten und gepieten erborn, fromm und byderb
ist, das der nit pflichtig sige, soͤlich urkund oder brieff zuͦbringen
und ein soͤlicher umb dry guͤlden RinischerWährung: 3 Rheinischer Gulden Textvariante in StAZH B III 6, fol. 27r: unser statt ouch das gelt,
unsern statschribern und stattknechten
g zuͦ burger h–empfangen
und genomen
Textvariante in StAZH B III 6, fol. 27r: angenomen und
ingeschryben
–h werden sol. Doch vorbehalten, ob treͣffenlich
wercklu̍t und meister sundriger ku̍nsten, dero man in unser
stat nottuͦrftig sin, harkomen und umb unser burgrecht pitten
wurden, dz die genommen und empfangen werden moͤgen,
je naͧch erkanntnu̍ss eins raͧtsOrganisation: und gelegenheit der sachen.1
i–
Actum vor raͤten und burgern uff mitwoch sant Maria MagtalenenPerson:
tag anno etcAbkürzung lxxxixo
Originaldatierung: 22.7.1489
.
Auslassung in StAZH B III 2, S. 344; StAZH B III 6, fol. 27r; StAZH B III 4, fol. 35v
–i

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: Wie man burger sol annemen.
  2. Textvariante in StAZH B III 2, S. 344; StAZH B III 6, fol. 26v; StAZH B III 4, fol. 35r: habent ouch.
  3. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: da yeder.
  4. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: burgermeister unnd.
  5. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 26v: unnsern stattschribern von dem inschriben
    fünff schillingWährung: 5 Schillinge unnd unnsern stattknechten einen blaphartWährung: 1 Plappart .
  6. Textvariante in StAZH B III 4, fol. 35r: wellicher uss dem zirgk der
    EydtgnosschafftOrt: , wellicher aber usserthalb harin
    uss anndern lannden ist, derselb soll gebenn
    zweyntzig guldin RynischWährung: 20 Gulden .
  7. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 27r: unser statt ouch das gelt,
    unsern statschribern und stattknechten.
  8. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 27r: angenomen und
    ingeschryben.
  9. Auslassung in StAZH B III 2, S. 344; StAZH B III 6, fol. 27r; StAZH B III 4, fol. 35v.
  1. Auf diesem Weg eingebürgert wurden beispielsweise 1475 Hans FelderPerson: , der Baumeister der WasserkircheOrt: , sowie 1519 der Buchdrucker Christoph FroschauerPerson: , beide aus BayernOrt: (Sieber 2001, S. 26).