check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/3 87-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 87-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Neubürgereid der Stadt Zürich

ca. 1516 – 1518.

Neubürger sollen schwören, Nutzen und Ehre der Stadt zu fördern und Schaden abzuwenden, Bürgermeister, Kleinem und Grossem Rat gehorsam zu sein und ohne ihr Wissen kein anderes Bürgerrecht, Landrecht noch Schirmverhältnis anzunehmen, Meldung zu erstatten über mögliche Gefahren für die Stadt und ihr Herrschaftsgebiet und nicht gegen die Bestimmungen des Geschworenen Briefs sowie die Bünde mit den Eidgenossen zu verstossen. Weiter sollen sie schwören, das Bürgerrecht frühestens nach Ablauf von zehn Jahren wieder aufzugeben und dies in eigener Person, gemäss den geltenden Satzungen, zu tun. Neubürger sind verpflichtet, innerhalb eines Jahres ein Haus zu kaufen, ausser es wird ihnen eine Fristverlängerung gewährt. Sofern sie in Leibeigenschaft oder in einem Fehdeverhältnis stehen, ist die Stadt Zürich daran nicht beteiligt, es sei denn, sie entscheide sich aus freien Stücken dafür. Die Neubürger sollen auch schwören, niemanden vor fremde Gerichte zu ziehen. Davon ausgenommen sind Ehesachen, die wie von alters her gerichtet werden sollen.

Der Neubürgereid geht auf zwei ältere Fassungen aus den 1430er Jahren zurück (StAZH B II 4, Teil II, fol. 9v; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 152-153, Nr. 43; StAZH B II 4, Teil II, fol. 13v; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 167, Nr. 68). Die vorliegende, modifizierte Version lässt sich der Hand des Schreibers des in den Jahren 1516-1518 erstellten Satzungsbuchs der Stadt Zürich zuordnen.

Für den vorliegenden Eid vgl. Sieber 2001, S. 27; für die Aufnahme in das Bürgerrecht vgl. die diesbezügliche Ordnung des Jahres 1489 (SSRQ ZH NF I/1/3 39-1).

Editionstext

a–
Wie und was einer, der zuͦ burger
wirt angenomen, sol schweren
Textvariante in StAZH B III 5, fol. 115r: Eyd, so ein jeder, der zuͦ burger
angenommen wirt, schweeren soll
–a

b–
Unnd so einer oder eine nach den yetz geschriben unnsern satzungen unnd erkantnus von uns zuͦ burger wirt angenomen
unnd wir im das burgrecht habent gelihen unnd gegeben, so sol
er schweren:
Auslassung in StAZH B III 5, fol. 115r
–b

Der statt unnd des lannds nutz unnd ere zefurdren unnd schaden
zewenden, einem bu̍rgermeister, rat und den zweyhunderten,
dem grossen rat
Organisation:
, gehorsam zesind, ouch keinen andren schirm, burgrecht noch landtrecht an sich zuͦnemen, dann mit irem wu̍ssen [fol. 28r]Seitenumbruch
unnd erlouben. Unnd waͤre, das er u̍tzit vername, das einem
bu̍rgermeister, den retenOrganisation: oder gmeiner statt ald dem land schad oder
gebresten bringen moͤcht, das zewarnen unnd zewenden, ouch
unverzogenlich furzuͦbringen, als fer er mag, den brief, so wir
in dem Mu̍nsterOrt: schwerent, mit allen sinen artigkeln, deßglich
die pu̍ndt, so wir mit unnsern eidgnossenOrganisation: habent, war unnd stët
zuͦhalten, zehen jarZeitspanne: 10 Jahre ingesessner burger zesind unnd vor den zehen jarenZeitspanne: 10 Jahre
sin burgrecht umb keinerley sachen willen uffzegeben. Unnd ob
er sin burgrecht nach den zehen jarenZeitspanne: 10 Jahre woͤll uffgeben, das zetund
mit sin selbs lib unnd mit keinem brief noch botten, nach unser
statt buch unnd nach unnser statt recht, wie unnd was das wisset.1

Er sol ouch innert jarsZeitspanne: 1 Jahr frist ein huss kouffen, das sinem guͦt gemeß
syg, im werde dann lenger erloupt.2 Ist er ouch jemas eigen oder
hat er keinen alten krieg mit yeman, dess nement wir unns
nu̍dzit an, wir thuͦyent es dann gern, alles ungevarlich.3

Fu̍rer sol er schweren, gmein statt noch keinen den unsern, weder
frowen noch man, mit keinen frombden gerichten zuͦbeku̍mbern,
sonnder von jederman recht nemen unnd geben in den gerichten
und an den enden, da der anspraͤchig gesessen ist, ald dahin
inn ein burgermeister unnd ratOrganisation: wyßet, c–d–darinn sind aber ußgesetzt
elich sachen,4 die mag jederman berechtigen, als das von alter
harkomen ist.
Unterstrichen von späterer Hand
–d
Auslassung in StAZH B III 5, fol. 115v
–c

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH B III 5, fol. 115r: Eyd, so ein jeder, der zuͦ burger
    angenommen wirt, schweeren soll.
  2. Auslassung in StAZH B III 5, fol. 115r.
  3. Auslassung in StAZH B III 5, fol. 115v.
  4. Unterstrichen von späterer Hand.
  1. Vgl. dazu die Ordnung für die Aufgabe des Bürgerrechts (SSRQ ZH NF I/1/3 25-1).
  2. Aus den Steuerbüchern des 15. Jahrhunderts lässt sich belegen, dass der Hausbesitz von Bürgern in der Praxis oftmals nicht gegeben war. Die diesbezügliche Formulierung wurde aus diesem Grund in einer späteren, im Bürgerbuch der Stadt ZürichOrt: überlieferten Fassung des Neubürgereides im Jahr 1612 aufgehoben, mit dem Hinweis auf deren Nichteinhaltung (Koch 2002, S. 69).
  3. Die Aufnahme von Leibeigenen in das Bürgerrecht wurde im Jahr 1540 verboten und war zuvor grundsätzlich möglich (SSRQ ZH NF I/1/3 179-1).
  4. Der Bischof von KonstanzOrt: war bis zur Reformation zuständig für sämtliche Rechtsprechung in Matrimonialsachen. Zum Verfahren vor dem bischöflichen OffizialgerichtOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 9-1.