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SSRQ ZH NF I/1/3 95-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 95-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid der beiden Stadtschreiber der Stadt Zürich

ca. 1516 – 1518.

Die beiden Stadtschreiber, sowohl der Oberschreiber als auch der Unterschreiber, denen dieses Amt verliehen wird, sollen schwören, Bürgermeister und Rat zu Diensten zu sein, ihre Schreiberdienste der Stadt zur Verfügung zu stellen und damit ihren Nutzen und ihre Ehre zu fördern, Schaden abzuwenden, weder mit dem grossem noch dem kleinen Stadtsiegel etwas ohne Wissen von Bürgermeister und Rat zu besiegeln und zu verschweigen, woraus der Stadt Schaden entstehen könnte.

  • Signatur: StAZH B III 6, fol. 101v
  • Originaldatierung: ca. 1516 – 1518 (Datierung aufgrund der Schreiberhand)
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch

Die vorliegende Aufzeichnung basiert auf einem Eid des späten 15. Jahrhunderts, der in den Stadtbüchern erstmals verschriftlicht wurde (StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r). Anders als in der älteren Version werden hier Stadtschreiber und Unterschreiber gleichermassen als Schwörende genannt, die beiden hatten also denselben Eid zu leisten. Die Formel wurde mit kleineren Änderungen in die Satzungsbücher des 17. Jahrhunderts übertragen. Direkt im Anschluss an die vorliegende Aufzeichnung findet sich eine Ordnung für die Stadtschreiber, die im Wesentlichen eine Tarifliste für die Beurkundung verschiedener Rechtsgeschäfte darstellt (SSRQ ZH NF I/1/3 96-1). Analoge Ordnungen entstanden während des 16. Jahrhunderts auch für die Schreiber auf der Landschaft (SSRQ ZH NF I/1/3 177-1).

Die Leitung der Kanzlei der Stadt ZürichOrt: Organisation: lag seit dem Spätmittelalter bei Stadtschreiber und Unterschreiber. Beide wurden durch den Grossen RatOrganisation: ernannt und konnten, wie in der vorliegenden Aufzeichnung, auch nebeneinander als Stadtschreiber bezeichnet werden. Ihnen stand je ein Substitut als Gehilfe zur Verfügung. Während der Frühen Neuzeit etablierte sich die Praxis, dass der Unterschreiber seinem Vorgesetzten im Amt folgte. Der Stadtschreiber nahm an den Sitzungen der RäteOrganisation: teil, durfte sich jedoch zu den laufenden Geschäften selbst nur äussern, wenn er vom Bürgermeister nach seiner Meinung gefragt wurde (SSRQ ZH NF I/1/3 96-1).

Mit der Zunahme der Schriftlichkeit und der Territorialisierung von Herrschaft während des 15. Jahrhunderts kam den Stadtschreibern eine zunehmend wichtige Bedeutung für die Verwaltung zu. Zu ihren Aufgaben gehörte das Anlegen verschiedener Satzungsbücher, das Protokollieren der Ratssitzungen sowie das Abfassen von Missiven und die Beurkundung von Rechtsgeschäften in lateinischer und deutscher Sprache, aber auch die Archivierung zentraler Schriftstücke. Wichtige Impulse für die Etablierung einer solchen Kanzleipraxis gingen in ZürichOrt: von Stadtschreiber Michael Stebler, genannt GrafPerson: , aus. Ein Universitätsstudium war nicht Bedingung für die Tätigkeit als Stadtschreiber und stellte in ZürichOrt: – im Gegensatz etwa zu BernOrt: – sogar eher die Ausnahme dar. Der letzte auswärtige Stadtschreiber wurde im Jahr 1529 mit Werner BeyelPerson: ernannt, der zuvor im Dienst des Bischofs von BaselOrt: gestanden hatte. Danach kamen ausschliesslich Angehörige ZürcherOrt: Geschlechter in dieses Amt, wobei sich ausgeprägte Schreiberdynastien entwickelten.

Zu den Stadtschreibern und der städtischen KanzleiOrganisation: vgl. Weibel 1996, S. 24-26; zum Bildungshintergrund der Stadtschreiber in der spätmittelalterlichen EidgenossenschaftOrt: vgl. Jucker 2002; zur Arbeitsteilung zwischen Stadt- und Landschreibern vgl. Sibler 1988; zu Stadtschreiber Michael SteblerPerson: vgl. Sieber 2007.

Editionstext


a–Der stattschryber eyd
unnd ordnung
Textvariante in StAZH B III 5, fol. 304r: Eyd der statt schryber. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: Der eid, so die schriber swerend,
so sy ze schribern genomen werdent
–a

b–Unnser stattschryber, das ist der ober- unnd underschryber, denen
unsere empter gelihen werdent, sollent schweren,
Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: Item des ersten,
–b gmein 1 schryber
zesind, 2 einemTextvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: minem herren, demc burgermeister Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: einemd unnd ratOrganisation: zewarten, Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: eine gmeine statt
mit geschrifft zebesorgen unnd ußzerichten unnd darinn der statt
nu̍tz unnd ere zefu̍rdren unnd Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: irenf schaden zewenden, als fer sy das
ir gewu̍ßne wyßd, unnd mit der statt großem noch kleinem insigel
nu̍dzit zebesiglen, on Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: mines herreng eins bu̍rgermeisters oder eines ratsOrganisation: wu̍ssen,
willen oder heissen unnd zuͦverschwigen, davon schad oder gebrest
komen mag, es werde verpotten oder nit, alles ongevard.

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH B III 5, fol. 304r: Eyd der statt schryber. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: Der eid, so die schriber swerend,
    so sy ze schribern genomen werdent.
  2. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: Item des ersten,.
  3. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: minem herren, dem.
  4. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: einem.
  5. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: ein.
  6. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: iren.
  7. Textvariante in StAZH B II 4, Teil II, fol. 9r: mines herren.
  1. Im Weissen Buch wurde an dieser Stelle von späterer Hand ergänzt: «und unpartheyscher» (StAZH B III 5, fol. 304r).
  2. Im Weissen Buch wurde an dieser Stelle von späterer Hand ergänzt: «das ist, alle und jede urthellen ynzuzeichnen
    und ußhin zu geben, wie die selben einselig oder
    mit mehrer, so imm ergehend und erkhannt werdend, deßglychen»
    (StAZH B III 5, fol. 304r).