Bischof Otto von Konstanz bestätigt auf Bitten der Kapläne an der Pfarrkirche und des Schultheissen und Rats der Stadt Winterthur die Statuten zur Vermehrung des Lobes Gottes und des Seelenheils und zur Aufrechterhaltung der kirchlichen Disziplin und ordnet ihre Einhaltung an. Die Statuten lauten folgendermassen: Der Bischof oder sein Vikar soll die Kapläne bestrafen, welche die Bestimmungen der Stiftungsurkunden ihrer Pfründen nicht einhalten, vorbehaltlich der Rechte des Schultheissen und Rats als Lehensherren, Ungehorsame zur Rechenschaft zu ziehen. Ebenso sollen Kapläne bestraft werden, die gegen kirchliche Statuten, Synodalbeschlüsse und Gesetze verstossen (1). Der Rektor soll als Vorsteher der Pfarrkirche zu den Zeiten Gottesdienst halten, wie in den gedruckten Stundenbüchern, liturgischen Kalendern und neuen Gebetbüchern vorgesehen, und darauf achten, dass nach üblicher Praxis Messe gelesen und gesungen und der Gottesdienst ordnungsgemäss gehalten wird. Die Kapläne sollen ihn bei seiner Aufgabe unterstützen und sich ihm nicht widersetzen (2). Wie bisher dürfen die Kapläne die Opfer von ihren Altären an sich nehmen, mit Ausnahme des Kaplans der Nikolaus-Pfründe. Dafür sollen sie dem Rektor assistieren (3). Keiner von den Kaplänen soll vor dem Ende der Messen, Vesper und Vigilien den Chor verlassen. Ein Kaplan, der ungehorsam ist und die Messe versäumt, soll durch den Superintendenten bestraft werden, sechs Stunden in der Kirche zu bleiben, wenn er eine Vesper versäumt, vier Stunden, und wenn er Messe und Vesper versäumt, einen ganzen Tag. Versäumt er eine Vigil, gilt die bisherige Regel (4). Kein Kaplan soll andere Pfründen oder Altäre ausserhalb der Pfarrkirche ohne Erlaubnis seiner Lehensherren besitzen. Zuwiderhandelnde werden durch den Bischof oder Vikar bestraft (5). Die Kapläne sollen dem Rektor und seinem Vertreter zu Diensten stehen, wenn sie dazu aufgefordert werden, sofern sie nicht entschuldigt sind. Gegen Zuwiderhandelnde verhängt der Superintendent die Strafe, drei Stunden in der Kirche zu bleiben (6). Sobald die Glocke zu den Gottesdiensten geläutet wird, sollen sich der Rektor und die Kapläne bereithalten und gemeinsam singen, ausser einer hat zu schweigen oder ausserhalb der Kirche zu bleiben. Während des Singens sollen die Kapläne sich angemessen verhalten, nicht herumlaufen oder unnötigerweise reden, doch dürfen sie gemäss den Bestimmungen des Stiftungsbriefs ihrer Pfründe während des Singens stille Messe halten. Sie sollen ihre Pflichten gegenüber den Stiftern der Pfründen erfüllen. Zuwiderhandelnde werden bestraft, drei Stunde in der Kirche zu bleiben, wenn sie die Mette versäumen, vier Stunden (7). Rektor und Kapläne sollen die Jahrzeiten nach den Bestimmungen des Jahrzeitbuchs begehen (8). Die donnerstags oder dienstags angesetzten Jahrzeiten sollen ungeachtet der Messe, die an diesen Tagen gehalten werden soll, begangen werden (9). Die Kapläne sollen an Feiertagen, wenn die Schüler singen, still auf ihren Plätzen sitzen bis zum Ende der Ämter. Hiervon ausgenommen ist der Prädikant für die Tage, an denen er predigen soll. Zuwiderhandelnde werden bestraft, drei Stunden in der Kirche zu bleiben (10). Die Strafen können mit Geld abgelöst werden, drei Stunden mit sechs Hallern, vier Stunden mit acht Hallern, sechs Stunden mit 12 Hallern und ein Tag mit 24 Hallern, zahlbar an den Baufonds der Pfarrkirche (11). Differenzen über die einzelnen Bestimmungen unter den genannten Parteien sollen vor dem Bischof oder seinem Vikar ausgetragen werden (12). Der Bischof behält sich und seinen Nachfolgern vor, diese Statuten gesamthaft oder einzeln zu widerrufen oder zu verändern, und erklärt, hierdurch in keiner Weise in die Rechte des Rektors der Pfarrkirche in Winterthur eingreifen zu wollen. Der Aussteller siegelt.