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SSRQ ZH NF I/2/1 205-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 205-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Regelung der gerichtlichen Appellation gegen in Winterthur ergangene Urteile

1506 Oktober 24.

Bürgermeister und Rat von Zürich beschliessen, das Gesuch des Schultheissen und Rats von Winterthur die gerichtliche Appellation betreffend folgendermassen zu beantworten: Man halte sie für unbescholten und gehorsam und habe diesbezüglich keine Klagen, doch gebe man ihnen zu bedenken, welche Wohltat man ihnen erwiesen habe, als man die Stadt Winterthur erworben und aus einer finanziellen Notlage befreit habe, ohne selbst Ertrag daraus zu ziehen. Daher sollten sich die Winterthurer nicht beklagen, sondern vielmehr anerkennen, dass sie gnädige Herren an den Zürchern haben. Da man den Winterthurern aus Gnade so sehr entgegengekommen sei, diese sich aber damit nicht zufrieden geben wollen, sollen grosse und kleine Appellationen hängig bleiben. Falls sich eine Prozesspartei in Winterthur durch ein Urteil benachteiligt fühlt, könne sie vor dem Bürgermeister und Rat von Zürich dagegen appellieren. Man werde dann nach Sachlage verfahren. Was Winterthurer Bürger untereinander zu verhandeln haben, werde man handhaben wie bisher.

  • Signatur: StAZH A 155.1, Nr. 40
  • Originaldatierung: 1506 Oktober 24
  • Überlieferung: Entwurf (Doppelblatt)
  • Erhaltungszustand: Rechter Rand beschnitten
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 32.0
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: STAW B 1/32, S. 61-62
  • Originaldatierung: 1667
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 35.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH A 155.1, Nr. 41
  • Originaldatierung: 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 404
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

Im März 1506 stellte eine WinterthurerOrt: Delegation vor den beiden Räten der Stadt ZürichOrt: Organisation: das Gesuch, keine Appellationen gegen die in ihrer Stadt ergangenen Urteile zuzulassen. Am 18. März 1506 setzten die ZürcherOrganisation: eine Kommission ein, um die Sachlage zu prüfen (StAZH B II 38, S. 17). Am 7. Mai beschlossen sie, die Angelegenheit einstweilen auf sich beruhen zu lassen (StAZH B II 38, S. 33). WinterthurOrt: legte Beschwerde ein, daraufhin veranlasste man im August eine erneute Prüfung der Angelegenheit (StAZH B II 39, S. 14), deren Ergebnis der vorliegende Ratsbeschluss war. Auf Bitte der WinterthurerOrganisation: , das Zugeständnis bezüglich der Appellation zu verbriefen, beschloss die ZürcherOrt: Obrigkeit am 2. März 1507, die Verordnung in das Stadtbuch einzutragen und ihnen eine Abschrift zu geben (StAZH B II 40, S. 12).

Ob die Streichung des Textes erfolgte, weil der Entwurf durch eine gültige Reinschrift ersetzt wurde oder weil der Beschluss nachträglich aufgehoben oder abgeändert worden ist, lässt sich nicht klären. Eine Reinschrift ist nicht überliefert, wohl aber mehrere Abschriften aus späterer Zeit. In der ältesten Abschrift aus dem 17. Jahrhundert wurden die korrigierten Textpassagen des Entwurfs übernommen und Kürzungen aufgelöst (StAZH B III 90, fol. 145-149). Die späteren Abschriften orientieren sich an der Textfassung der ersten Abschrift. Eine verkürzte Version fand Eingang in das vom WinterthurerOrt: Stadtschreiber Gebhard HegnerPerson: angelegte und heute lediglich in einer Abschrift des 18. Jahrhunderts überlieferte Kopial- und Satzungsbuch (winbib Ms. Fol. 27, S. 404). Dort werden unter dem Titel «Hiernach werden begriffen die rächt und satzungen, wie man appellieren möge und wohin sich die erstreken mögen» neben dem vorliegenden Entscheid der ZürcherOrganisation: und einer Erläuterung des ZürcherOrt: Stadtschreibers (SSRQ ZH NF I/2/1 235-1) der WinterthurerOrt: Ratsbeschluss vom 24. September 1509 (SSRQ ZH NF I/2/1 208-1) und ein weiterer, undatierter Ratsbeschluss über den Ablauf sowie Fristen und Kosten des Appellationsverfahrens (winbib Ms. Fol. 27, S. 406) wiedergegeben.

Editionstext

Uff das anbringen und die pitt, so schultheis und raͧt zuͦ WintterthurOrt: Organisation: durch ir bottschaft der appellacionen halb vor minen herren, burgermeisterHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichena, raͤten und burgernOrganisation: , getan und besonnder erzellt und wolHinzufügung oberhalb der Zeileb erscheint habintHinzufügung oberhalb der Zeilec, wie gehorsam si minen herren bitz har in allem dem, darumb manHinzufügung oberhalb der Zeiled si ersuͦcht und angelangt habeHinzufügung oberhalb der Zeilee, f syend gewesen g und noch fu̍rer, wenn und wie sich daz begebe, on alles mittel tuͦn woͤllent, habent sich min herren, burgermeisterIn der Vorlage: burger, clein und groß [raͤte]Auslassung, sinngemäss ergänzthOrganisation: , erkennt und entschlossen, inen zuͦ antwurten, der meynung, mann hab ir pitt und begeͣr gehoͤrt und sye nit on.
Min herren habent si fu̍r fromm, biderb, ghorsam lu̍t und von ir ghorsame tuͦn und lassens wegen i von inen nit clag. Aber wenn si da gegen zuͦ hertzen nemendHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichenj, was guͦttaͧt min herren inen bitz har getan k und si umb ein namblich summ gelts, die inen keinen nutz ertrag, erkouft l, dadurch si sich selbs und ir statt mercklich erbessert und uß allen noͤten und geltschulden entlediget habent, syen min herren guͦter hoffnung, daz si zuͦ ermessen wissend, dahKorrigiert aus: zm si von inen nit clag fuͤren und erkenne[n]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänztn soͤllen, das si fromm, gnedig herren an inen och gehept und noch mals o soͤllen haben.
Und dwyl min herren, als si bedunck, inen uß gnaden eben zimlich und gnedencklich engegen gangen syen und si des nit benuͦgen haben p–noch alsoKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: und–p annemmen woͤllent, so lassend min herren im namen gotz groß und clein appellacion by ein andern ungesu̍ndert hangen. Und ob sich rechtferttigung zuͦ WintterthurOrt: begebe, da einicher teil vermeinen woͤllt, mit der selben urtel beswert zuͦ sin, daz der selb soͤlich sachh und urteil fu̍r min herren, burgermeisterIn der Vorlage: burger und raͧt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , appellieren moͤge. Wenn q sich dann soͤlichs begeben, so werdent min herren handeln, r–als sich nach gestallt der sachhKorrektur am linken Rand, ersetzt: das sich–r gepu̍ren und in[en]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzts unverwissenlich sin werde. Was aber ein burger gegen dem andern zuͦ handelnn habe, lassend min herren daz pliben, wie es durch si bitz har geprucht sye.
ActumSprachwechsel: Latein sambstags nach der xj tusend meͣgtten tag, anno etcAbkürzung vjtoOriginaldatierung: 24.10.1506.1

[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.:] Die appellation von Wint[er]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzttthurOrt: gen ZürichOrt: betreffendt, wellicher die von Winte[r]Auslassung, sinngemäss ergänztuthurOrt: gern abgsyn werend
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] Erkandtnus wegen der appellationen, deren die von WinterthurOrt: gern befreyet gewesen weren, 1506Datum: 1506

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  2. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  3. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  4. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  5. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  6. Streichung: syen.
  7. Streichung: syen.
  8. Auslassung, sinngemäss ergänzt.
  9. Streichung: deßhalb.
  10. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  11. Streichung: hab.
  12. Streichung: habent.
  13. Korrigiert aus: z.
  14. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  15. Streichung: haben.
  16. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: und.
  17. Streichung: dann.
  18. Korrektur am linken Rand, ersetzt: das sich.
  19. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  20. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  21. Auslassung, sinngemäss ergänzt.
  1. Der gesamte Text ist gestrichen.