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SSRQ ZH NF I/2/1 259-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 259-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Brotordnung der Stadt Winterthur

1531 April 26.

Schultheiss und beide Räte von Winterthur ändern auf Ersuchen der Bäcker Bestimmungen der Brotordnung, damit sie ein besseres Auskommen haben, und legen das Brotgewicht fest. Wer sich nicht an diese Vorgaben hält, soll gebüsst werden. Eine Abweichung von 1 Lot wird mit 10 Schilling Haller geahndet, bei grösseren Differenzen beträgt die Busse 2 Pfund Haller. Die seitens der Brotbeschauer beanstandeten Brote dürfen nur zu dem Preis verkauft werden, der ihrem tatsächlichen Gewicht entspricht. Es folgen Angaben zum Normgewicht des Brots in Abhängigkeit von dem Getreidepreis und der Mehlsorte.

  • Signatur: STAW AH 98/1/5 Bä.1
  • Originaldatierung: 1531 April 26
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Gebhard Hegner

  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 549-551
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

In WinterthurOrt: kontrollierten vereidigte Brotbeschauer regelmässig Gewicht und Qualität der zum Verkauf angebotenen Backwaren (SSRQ ZH NF I/2/1 185-1). Bald nachdem Bürgermeister und Rat der Stadt ZürichOrt: Organisation: eine Brotordnung mit Vorgaben zum Gewicht von Brot zu 1 Schilling, 1 Kreuzer, 4 Haller und 1 Angster in Relation zum Getreidepreis erlassen hatten (QZZG, Bd. 1, Nr. 274, zu 1530), scheint in WinterthurOrt: eine Backprobe durchgeführt worden zu sein. Sie ergab, dass aus 1 Mütt Dinkel Winterthurer Mass zu einem Preis von 5 Pfund 5 Schilling, das man zur Hälfte zu Weissmehl und zur Hälfte zu grobem Mehl vermahlen hatte, ein Erlös von 6 Pfund und 2 Schilling erzielt werden konnte. So liessen sich aus einem Viertelmütt Weissmehl beispielsweise 45 Brote zu 1 Kreuzer mit einem Gewicht von jeweils 29 Lot backen. Dabei wurde das Brotgewicht höher angesetzt als in ZürichOrt: , da das dort für das Mütt verwendete Mass ein geringeres Volumen aufwies. Zunächst wurde ein Gewicht von 33 Lot für ein Brot zu 1 Schilling, 22 Lot für ein Brot zu 1 Kreuzer und 11 Lot für ein Brot zu 4 Pfennig bei einem Dinkelpreis von 6 Pfund festgelegt (STAW AH 98/1/4 Bä, undatiert). Auf Intervention der Bäcker wurde das jeweilige Mindestgewicht in der vorliegenden Brotordnung verringert.

Die vorliegende Brotordnung ist auch in dem nur abschriftlich überlieferten Kopial- und Satzungsbuch enthalten, das Stadtschreiber Gebhard HegnerPerson: anlegte und seine Nachfolger fortführten (winbib Ms. Fol. 27, S. 549-551). Der Text weist geringfügige Abweichungen auf. Nach dieser Vorlage wurde die Brotordnung 1534 der Gemeinde ElggOrt: übermittelt. Dort fand er unter der Überschrift «Ordnung der pfisteren zuͦ bachen an das gwicht, von bedenOrganisation: , cleinOrganisation: und grossen, raͤtenOrganisation: nachvolgender wyse zehalten angesaͤchen» Eingang in ein Satzungsbuch (ZGA Elgg IV A 3a, fol. 99r-102v).

Da sich der Brotpreis nicht änderte, mussten sich sinkende Getreidepreise in einem höheren Brotgewicht niederschlagen und umgekehrt. So bewilligten Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: 1593 auf Ersuchen der Bäckermeister eine Reduzierung des Brotgewichts um 0.5 Lot bei Brot zu 4 Hallern, um 1 Lot bei Brot zu 1 Kreuzer, um 1.5 Lot bei Brot zu 1 Schilling und um 3 Lot bei Brot zu 2 Schilling mit der Begründung, dass die Preise für Getreide, Salz, Holz und Unschlitt in den vergangenen 30 Jahren gestiegen seien (STAW AH 98/1/10 Bä). Ein Nachtrag der Abschrift der Brotordnung im ElggerOrt: Satzungsbuch berücksichtigt die höheren Getreidepreise und listet das Brotgewicht für die Preiskategorien von 7 bis 11 Pfund pro Mütt Dinkel auf (ZGA Elgg IV A 3a, fol. 102v). Diese Angaben fehlen in der Version im erwähnten erwähnten Kopial- und Satzungsbuch von WinterthurOrt: .

Zur obrigkeitlichen Preis- und Lohnpolitik, der Festlegung des Getreidepreises und der Preisentwicklung am Beispiel ZürichsOrt: vgl. Brühlmeier 2013, S. 271-283.

Editionstext

Alls dan schultheis und raͤtt zuͦ WinterthurOrt: Organisation: verschiner tagen iren burgeren des pfister handwaͤrchsOrganisation: ein ordnung, wie sy nach dem gewicht paͤchen, zuͦ gestellt, sind doch die saͤlben pfister uff hütt, den saͤchs und zwentzgisten tag apprellensOriginaldatierung: 26.4.1531, vor minen heren, bedenOrganisation: , cleinOrganisation: und grosen, raͤtenOrganisation: erschinen, sy pitlich angsuͦcht, a–inen inenKorrigiert aus: inen–a gnaͤdige milterung in vorgedacherAuffällige Schreibung ordnung mitt zuͦtheillen, dwill doch sy nütt dan guͦtt arm gsellen und mitt vill kleiner kinden beladen, ouch ein jeglicher arbeiter sins lons notturfftig sig.
Hieruff sind vorgemaͤlte min heren alß die gnaͤdigen uff der iren pitt in angeregter ordnu[n]Auslassung, sinngemäss ergänztbg ethwas gwichenn und milterung gethan, ouch ordnung des gwichts gesetztt, wie das brott fürhin halten soͤlle, so es anders an der gepaͤcht ordenlich gepachen ist. Deßglichen haben ouch die selben min herenn uff der gemaͤlten pfisteren, iren burgeren, begaͤren uff soͤliche ordnung, von wem die nitt gehalten, ein straff gesetzt, naͤmlich, oͤb einer eins lottsGewicht: 1 Lot minder, dan dis ordnung ußwist, an ein brott bachen würd, das alß dan fur dassaͤlbig oͤrst lott, alß wen der kernen vj Währung: 6 Pfund gillt, an einem fiererWährung: 4 Pfennige waͤrtigen brott nun nu̍n lottGewicht: 9 Lot were (also es ouch durch ordnung uß und uß gehalten worden), so soll die straff x  hallerWährung: 10 Schillinge sin. Oͤb aber ein brott mer dan nun ein lott mangellGewicht: 1 Lot haben würd, alß dan sol die straff zwey pfund hallerWährung: 2 Pfund sin. Darzuͦ wie vill mangell am brott funden wirtt, der gstalt, so die daran manglaten lott ein hallerWährung: 1 Haller , ein pfenigWährung: 1 Pfennig oder mer brigenKorrigiert aus: bringenc, also vill soͤllentt die brottschetzer das mangelhafftt brott abschaͤtzen und mitt dem pfister, der das hatt, also vill verschaffen, das er das selbig nütt thürer und umb mer gaͤllt soͤlled geben, dan wie daran nach dem gwichtt erfunden es wertt ist, und soͤlichs on angesaͤchen nützett desterminder die ij  hallerWährung: 2 Pfund straff gaͤbenn.
Actum uff datum, wie obstaͧtt, anno dominiIn der Vorlage: dni xvc xxxjoOriginaldatierung: 26.4.1531.

Hienach volgett das waͤge des wissen brots, ein mütt kernenIn der Vorlage: kVolumenmass: 1 Mütt Dinkel umb vj Währung: 6 Pfund :1

schilingWährung: 1 Schilling xxx lottGewicht: 30 Lot iɉ qu̍ntlyGewicht: 1.5 Quentli
Ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrtigen brott xx lottGewicht: 20 Lot j qu̍ntlyGewicht: 1 Quentli
viererWährung: 4 Pfennige x lottGewicht: 10 Lot ɉ qu̍ntlyGewicht: 0.5 Quentli
[S. 2]Seitenumbruch

Nemlich wan ein mütt kernenVolumenmass: 1 Mütt Dinkel vɉ Währung: 5.5 Pfund gillt, soͤllen die brott wegen:

schilingWährung: 1 Schilling xxxiij lottGewicht: 33 Lot
Ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrtigs brott xxj lottGewicht: 21 Lot iiiɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 3.5 Quentli
viererWährung: 4 Pfennige x lottGewicht: 10 Lot iiiɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 3.5 Quentli

So er fünff pfundWährung: 5 Pfund giltett:

schilingWährung: 1 Schilling xxxvj lottGewicht: 36 Lot j qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1 Quentli
Ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrtigs brott xxiiij lottGewicht: 24 Lot ɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 0.5 Quentli
viererWährung: 4 Pfennige xij lottGewicht: 12 Lot

So er ꝟ Währung: 4.5 Pfund gilltett:2

schilingWährung: 1 Schilling xxxx lottGewicht: 40 Lot ij qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 2 Quentli
Ein crützerWährung: 1 Kreuzer wertigs brott xxvij lottGewicht: 27 Lot
viererWährung: 4 Pfennige xiij lottGewicht: 13 Lot ij qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 2 Quentli

So er iiij Währung: 4 Pfund giltett:

schilingWährung: 1 Schilling j ℔Gewicht: 1 Pfund viiij lottGewicht: 9 Lot ij qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 2 Quentli
crützerWährung: 1 Kreuzer xxx lottGewicht: 30 Lot qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1.5 Quentli
Ein wertigs brott
viererWährung: 4 Pfennige xv lottGewicht: 15 Lot ɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 0.5 Quentli
angsterWährung: 1 Angster viiɉ lottGewicht: 7.5 Lot

So er iiiɉ Währung: 3.5 Pfund giltett:

crützerWährung: 1 Kreuzer xxxiiiɉ lottGewicht: 33.5 Lot
Ein viererWährung: 4 Pfennige wertigs brott xvij lottGewicht: 17 Lot j qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1 Quentli
angsterWährung: 1 Angster viij lottGewicht: 8 Lot iiɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 2.5 Quentli

[S. 3]Seitenumbruch [S. 4]Seitenumbruch[...]Editorisch irrelevant3

[S. 5]Seitenumbruch

So er iij Währung: 3 Pfund gillt:

crutzerWährung: 1 Kreuzer j ℔Gewicht: 1 Pfund ꝟ lottGewicht: 4.5 Lot
Ein viererWährung: 4 Pfennige wertigs brott ɉ ℔Gewicht: 0.5 Pfund ij lottGewicht: 2 Lot j qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1 Quentli
angsterWährung: 1 Angster j fierlingIn der Vorlage: fGewicht: 1 Vierling j lottGewicht: 1 Lot ɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 0.5 Quentli

So er iiɉ Währung: 2.5 Pfund gillt:

crützerWährung: 1 Kreuzer j ℔Gewicht: 1 Pfund xij lottGewicht: 12 Lot qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1.5 Quentli
Ein viererWährung: 4 Pfennige wertigs brott ɉ ℔Gewicht: 0.5 Pfund vj lottGewicht: 6 Lot ɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 0.5 Quentli
angsterWährung: 1 Angster j fierlingIn der Vorlage: fGewicht: 1 Vierling iij lottGewicht: 3 Lot

So er ij Währung: 2 Pfund gilltett:

crutzerWährung: 1 Kreuzer j ℔Gewicht: 1 Pfund xxiiij lottGewicht: 14 Lot iij qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 3 Quentli
Ein viererWährung: 4 Pfennige wertigs brott ɉ ℔Gewicht: 0.5 Pfund xij lottGewicht: 12 Lot qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1.5 Quentli
angsterWährung: 1 Angster j fierlingIn der Vorlage: fGewicht: 1 Vierling vj lottGewicht: 6 Lot ɉ qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 0.5 Quentli

So er xxx Währung: 30 Schillinge giltett:

crutzerWährung: 1 Kreuzer ij ℔Gewicht: 2 Pfunde j fierlingIn der Vorlage: fGewicht: 1 Vierling
Ein viererWährung: 4 Pfennige wertigs brott j ℔Gewicht: 1 Pfund ꝟ lottGewicht: 4.5 Lot
angsterWährung: 1 Angster ɉ ℔Gewicht: 0.5 Pfund ij lottGewicht: 2 Lot j qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1 Quentli

So er j Währung: 1 Pfund gillt:

crutzerWährung: 1 Kreuzer iij ℔Gewicht: 3 Pfunde xiij lottGewicht: 13 Lot ij qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 2 Quentli
Ein viererWährung: 4 Pfennige wertigs brott iɉ ℔Gewicht: 1.5 Pfunde vj lottGewicht: 6 Lot iij qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 3 Quentli
angsterWährung: 1 Angster iij fierlingIn der Vorlage: fGewicht: 3 Vierling iij lottGewicht: 3 Lot qu̍ntlyIn der Vorlage: qGewicht: 1.5 Quentli
[S. 6]Seitenumbruch

Hienach volgtt das waͤge des gries brots.4

So ein mütt kernenVolumenmass: 1 Mütt Dinkel vj Währung: 6 Pfund giltett:5

Ein schilingWährung: 1 Schilling waͤrtigs brott j ℔Gewicht: 1 Pfund ij lottGewicht: 2 Lot
[Vermerk unterhalb der Zeile:] Der statt ordnung von der pfisteren wagen

Anmerkungen

  1. Korrigiert aus: inen.
  2. Auslassung, sinngemäss ergänzt.
  3. Korrigiert aus: bringen.
  4. Streichung, unsichere Lesung: e.
  1. Eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1546 übernimmt diese Vorgaben für das Brotgewicht mit geringen Abweichungen, wobei Brot im Wert von 1 Pfennig und einem Gewicht von 5 Lot bereits bei einem Preis von 6 Pfund pro Mütt vorgesehen war (STAW AH 98/1/7 Bä.1, S. 5-9). Die der Gemeinde ElggOrt: übermittelte Abschrift wurde nachträglich um die Preiskategorien von 7 bis 11 Pfund ergänzt (ZGA Elgg IV A 3a, fol. 102v).
  2. Diese Preiskategorie fehlt in der Abschrift des von Gebhard HegnerPerson: angelegten Kopial- und Satzungsbuchs (winbib Ms. Fol. 27, S. 549-551).
  3. Das Doppelblatt mit der Brotordnung wurde später mit einem Einzelblatt, auf das ein Nachtrag vom 8. Juli 1532 notiert ist (SSRQ ZH NF I/2/1 262-1), zu einem Heft formiert, wobei die korrekte Seitenfolge nicht beachtet wurde: Auf den Seiten 1, 2 und 5 steht die Brotordnung, auf S. 3 der Nachtrag, S. 4 ist unbeschrieben.
  4. Brot aus gröber gemahlenem Mehl, vgl. Idiotikon, Bd. 2, Sp. 801.
  5. In der Abschrift der Brotordnung im ElggerOrt: Satzungsbuch folgen die weiteren Preiskategorien für 1 Mütt bis zu einem Betrag von 30 Schilling, wobei bis zu einem Getreidepreis von 4 Pfund nicht nur Brot zu 1 Schilling, sondern auch zu 1 Sechser angeboten werden sollte. Die jeweiligen Gewichtsangaben für das «gries brot» sind nicht eingetragen worden, offenbar hatte man zum Zeitpunkt der Niederschrift noch keine Werte festgelegt (ZGA Elgg IV A 3a, fol. 101v-102r). Diese Ergänzungen finden sich auch in der Fassung in dem erwähnten Kopial- und Satzungsbuch von WinterthurOrt: , wobei lediglich für die Preiskategorie 3 Pfund pro Mütt Gewichtsnormen angegeben sind: Ein gröberes Brot zu 1 Schilling musste 2 Pfund 4 Lot schwer sein, eines zu 1 Sechser 1 Pfund 2 Lot (winbib Ms. Fol. 27, S. 551).