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SSRQ SG III/4 32-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 32-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Abschrift eines Vidimus von 1478 über eine Urkunde von Graf Rudolf II. von Werdenberg-Heiligenberg vom 21. Oktober 1413 betreffend die Steuer in der Grafschaft Werdenberg

1413 Oktober 21.

Ammann und Rat der Stadt Feldkirch urkunden, dass Graf Wilhelm VIII. von Montfort-Tettnang, die Bürger der Stadt Werdenberg sowie die Landschaft Werdenberg folgende Urkunde vidimieren lassen:

Graf Rudolf II. von Werdenberg-Heiligenberg urkundet, dass ihn Graf Wilhelm V. von Montfort-Tettnang bat, die Bürger von Werdenberg und das Land Werdenberg um 10 Pfund Konstanzer Währung jährliche Steuer zu vergleichen. Er bittet seinen Bruder Graf Hugo V. von Werdenberg-Heiligenberg um Beistand in dieser Sache. Sie entscheiden, dass die Bürger von Werdenberg jährlich 33 Pfund und das Land 170 Pfund Steuern an die Herrschaftsinhaber zahlen müssen. Die Urkunde wurde am 21. Oktober 1413 ausgestellt und vom Aussteller gesiegelt.

Die Urkunde wird dem Ammann und Rat von Feldkirch zur Verwahrung übergeben und sie darf nicht herausgegeben werden, ausser Graf Wilhelm VIII. oder seine Nachkommen würden dies verlangen. Verlangt eine Partei die Herausgabe der Urkunde, soll sie das besiegelte Einverständnis aller Parteien einholen. Vermeint eine Partei, dass ihr diese Urkunde zustehe, soll sie dies mit Recht einfordern können.

  • Signatur: StALU URK 206/2976, S. 1–2
  • Originaldatierung: ca. 1475 – 1500
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt, 4 Seiten beschrieben)
  • Erhaltungszustand: Verfärbungen am rechten Rand
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: LAGL AG III.2425:026
  • Frühere Signatur: LAGL XI.
  • Originaldatierung: 17. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift (2 Doppelblätter, 4 Seiten beschrieben)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 32.5 × 21.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StASG AA 3 A 1a-3
  • Originaldatierung: 19. Jh.
  • Überlieferung: Regest (Einzelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Dr. Th. Liebenau, Staatsarchivar

  1. Bereits 1406 wird die BürgerschaftBegriff: des Städtchens WerdenbergOrt: genannt (SSRQ SG III/4 29-1). Hier tritt sie erstmals aktiv als organisierte Gemeinschaft in Erscheinung, die ihre Interessen nach Aussen vertritt (noch deutlicher im Konflikt um die Buchserau 1419Datum: 1419, SSRQ SG III/4 35-1). Zur dörflichen GenossenschaftBegriff: vgl. SSRQ SG III/4 37-1.

  2. Der Schiedsspruch von Rudolf II. von Werdenberg-HeiligenbergPerson: aus dem Jahr 1413Datum: 1413 im Streit zwischen den BürgerOrganisation: n und den LandleutenOrganisation: von WerdenbergOrt: über die Zahlung der Herrschaftssteuern ist nur noch als Vidimus aus dem Jahr 1478Datum: 1478 überliefert. Von diesem Vidimus existieren zwei Abschriften. Als Vorlage wurde die ältere Abschrift im Staatsarchiv Luzern aus dem 15. Jh.Datum: 1401 – 1500 gewählt. Die Abschrift dieses Vidimus bricht jedoch am Ende der 2. Seite des Doppelblatts ab. Stattdessen folgt auf der 3. Seite des Doppelblatts von gleicher Hand das Ende einer Urkunde vom 15. Februar 1471Datum: 15.2.1471 von Graf Wilhelm VIII. von Montfort-TettnangPerson: gegenüber den Eigenleuten, die er von den Herren von GriffenseeOrganisation: gekauft hatte (SSRQ SG III/4 61-1). Wahrscheinlich bestand die Abschrift beider Urkunden aus zwei ineinandergelegten Doppelblättern, wobei das zweite Doppelblatt verloren gegangen ist.

    Das fehlende Ende wird mit der vollständigen, jedoch jüngeren Abschrift im LAGL AG III.2425:026 ergänzt.

  3. Am 7. Februar 1478Datum: 7.2.1478 regeln Graf Wilhelm VIII. von Montfort-Tettnang und die Bürger des Städtchens und die Landleute der Landschaft Werdenberg die Herausgabe der in FeldkirchOrt: verwahrten Urkunde über die Steuern neu ([PA Hilty] Privatarchiv Mappe Werdenberg).

  4. Zur Steuer in Werdenberg vgl. auch SSRQ SG III/4 47-1; SSRQ SG III/4 75-1; SSRQ SG III/4 116-1; LAGL AG III.2401:035, S. 29; SSRQ SG III/4 229-1.

Editionstext

Wir, amman unnd raͧtt der statt zuͦ VeltkilchOrt: Organisation: , bekennen offennlich unnd tuͦnd kundt allermenngclichem mit disem brieffe, das der wolgeporn Wilhelm, graͧffe zuͦ Montfort unnd zuͦ WerdembergPerson: , unnser gnediger herr, an einem unnd die ersammen burger gemeinlich des stettlis zuͦ WerdembergOrt: Organisation: am anndern teil unnd die lanndtschafftBegriff: WerdembergeOrt: Organisation: zuͦ dem dritten teil, all unnser guͦt frunnde und nachpuren, einen brieff, der dann von wort zuͦ wort inmaßen hernach volgt lutende ist:
Wir, graff Ruͦdolff von WerdembergPerson: , tund kundt und vergechent mänlichem offennlichen mit disem brieffe, alß von der zehen pfund Costenntzer pfennigWährung: 10 Konstanzer Pfund wegen, so järlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr einer herschafft zuͦ WerdembergOrt: an der sturBegriff: vallent, da haut unns unnser lieber bruͦderBegriff: 1, graff Wilhelm von Montfort, herr zuͦ TetnangPerson: , gebetten, das wir die burger zuͦ WerdembergOrt: Organisation: unnd das lannd zuͦ WerdembergOrt: entscheident, weder teil das obgenant geltBegriff: järlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr richtti, die ouch darumb stössig gewesen sind. Da haud mich ouch beydteil angerüfft und gebeten unnd sind ouch der selben stößBegriff: uff unns kommen, waß wir daruß tättind oder sprächint, das wöllten sy zuͦ beyder sytt stett halltten. Also haben wir zuͦ ratt genommen unnsern lieben brüder graff Hugen von WerdembergPerson: umb die selben sach, der hatt unns geratten unnd dungckt unns ouch, das selber billich unnd recht, nach dem unnd sich die sach bitzhar verloffen hatt.
Unnd sprechent ouch das mit urkund ditz brieffs, das die burger zuͦ WerdembergOrganisation: all jar järlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr einer herschafft zuͦ WerdembergOrt: an der stur richtten unnd geben söllent dru unnd drissig pfund Costenntzer pfennigWährung: 33 Konstanzer Pfund unnd das lanndt zuͦ WerdembergOrganisation: sibenntzig unnd hundert pfund Costentzer pfennnigWährung: 170 Konstanzer Pfund .
Unnd esKorrigiert aus: desa zuͦ urkund, so geben wir inen disen brieff, besigeltten mit unnserm angehenncktten insigel, der geben ist am nechsten sambstag nach sanntt GallenPerson: tag des jars, da man zalt nach CristiPerson: gepuͦrt vierzechenhundert darnach in dem drutzechenden jareOriginaldatierung: 21.10.1413, hinder unns [S. 2]Seitenumbruch in truws hannden gelegt unnd den zuͦ behalltten geben haben, sölicher maß, das wir inn den also behalltten unnd keinen teil hinuß geben söllen, es were dann sach, das der obgenannt unnser gnediger herr graff WilhelmPerson: , siner gnaden erben oder nachkommen sölichs brieffs zuͦ ir notturfft ze gebruchen notturfftig weren oder wurden. Wann dann der obgenannt unnser gnediger herr graff WilhelmPerson: unns unnder sinem uffgetrucktten oder anhangenden insigel zu ͦschribt, unns den brieff unversert widerumb zuͦ unnsern hannden ze annttwurttenBegriff: unnd zuͦ gemeinen hannden, wie vor, ze legen. Desgelichen die von dem stettlyBegriff: WerdembergOrganisation: , ir erben oder nachkommen unnd ires mitburgers oder eines anndern bidermanBegriff: s insigel, den sy darumb erbitten mögen, ouch die von der lanndtschafftOrganisation: unnder eins amptmanBegriff: s zuͦ WerdembergOrt: insigel oder uff zimliche trostungBegriff: , des wir dann von allen obgenanntten dryen parthyen benügig syen unnd allwegen mit vollem gewalt der dryer parthyen in den brieff uff sölich widerumb annttwurtten, ouch nit witter dann zuͦ ir notturfft zuͦ lihen begertten, der sol inn dann also uff sölich ir verschriben oder trostung unnd uff ir begeren mit sölichem vollen gewalt gelyhen unnd unns widerumb, wie obstatt, geannttwurt werden.
Were aber sach, das sich uber kurtz oder lanngezitt begebe, das der obgenannt, unnser gnediger herr grauff WilhelmPerson: , siner gnaden erben oder nachkommen oder aber die burger gemeinlich des stettlißBegriff: zuͦ WerdembergOrganisation: , ouch die lanndtschafftBegriff: oder ir aller nachkommen vermeintten, das ennchem teil sölicher brieff fur den anndern von billicheit wegen zuͦgehören oder von gerachttigkeit wegen ubergeannttwurt werden solt, unnd ein teil die anndern anvordrung darumb nit vertragen moͤcht, alß dann ist hier inn lutter abgeret unnd betädinget, das sy sölichs mit recht an glichen zimlichen enden an witter wegern oder appellierenBegriff: , wem sölicher brieff zuͦgehöre oder zuͦgehoͤren sölle, her luttern lassen. Unnd was an dem selben ennd mit recht erkennt oder gesprochen wurdt, dem also von allen b[...]Vgl. SSRQ-SG-III_4-61-1c2 [S. 3]Seitenumbruchpartheien nachzuokommen, getreüwlich und ohngefahrlich. Als sey uns dan soliches auch bey ihren ehren und würden, auch bey ihren vesten, steten und gueten threüwen an eidts stath, dem also nachzuokommen, glaublich zuogesagt und versprochen haaben zuo halten und zuo vollfüehren, wie obgemelt ist.
Unnd daß zuo wahrem und vestem uhrkundt, so habendt wir, obgenanter amman unnd rath der statth zuo VeldkirchOrganisation: , auff der obgenandten dreyer partheien pitt und begehren, unßer statth insigell, doch uns und unser stath in allweg unschädlich, an dißen brieff laßen hencken, deren drey glich geschriben und jedem theill einen geben ist, auff zinstag nach dem sontag etc. im jahr 1478Originaldatierung: 1.1.1478 – 31.12.1478.

[S. 4]Seitenumbruch
[Registraturvermerk oberhalb der Zeile von Hand des 20. Jh.:] 1471, 15. Febr. Freitag nach St. Valentin
[Registraturvermerk oberhalb der Zeile von Hand des 20. Jh.:] 1413, 21. October 2. Samstag nach St. Gallus tag
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 20. Jh.:] Spruch, dz die burger zuͦ WerdenbergOrganisation: der herrschafft jährlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr an die steüwr 33  Costentzer wärungWährung: 33 Konstanzer Pfund entrichten sollen 1471Datum: 1471, N. 9.

Anmerkungen

  1. Korrigiert aus: des.
  2. Hinzufügung unterhalb der Zeile von späterer Hand: (das Ende fehlt hier).
  3. Vgl. SSRQ-SG-III_4-61-1.
  1. Hier als männlicher Vertrauter und nicht als Verwandtschaftsbezeichnung zu verstehen.
  2. Die Abschrift bricht hier ab, vgl. dazu den Kommentar 2 zum Stück. Auf Seite 3 folgt das Fragment einer anderen Urkunde, bei der der Anfang fehlt (SSRQ SG III/4 61-1). Der nachfolgende Text folgt der Abschrift LAGL AG III.2425:026.