check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ SG III/4 41-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 41-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ulrich von St. Johann entlässt Konrad Rohrer von Altendorf und dessen Kinder um 45 Pfund Pfennig aus der Leibeigenschaft

1437 Dezember 21.

Ulrich von St. Johann urkundet, dass er den ehrbaren Knecht Konrad Rohrer von Altendorf und alle seine ehelichen Kinder um 45 Pfund Pfennig Konstanzer und Feldkircher Währung aus der Leibeigenschaft entlässt.

Der Aussteller siegelt.

  • Signatur: StASG CK 06/1
  • Originaldatierung: 1437 Dezember 21
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 23.0 × 9.5
  • 1 Siegel:
    1. Ulrich von St. JohannPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, bruchstückhaft
  • Sprache: Deutsch

  1. Die Bürgerkorporation Buchs übergibt 1963 diese Urkunde dem Staatsarchiv St. Gallen als Depositum (Depositumsvertrag: StASG CK 06/3). Es handelt sich bei dieser Ablösung nicht um die Ersterwähnung der Familie RohrerOrganisation: von Altendorf wie im Archivverzeichnis steht. Bereits im Urbar der Kapelle von St. NiklausOrt: , das um 1400Datum: 1400 entstanden ist, wird Konrad RohrerPerson: erwähnt (SSRQ SG III/4 24-1). Allerdings handelt es sich bei den Einträgen zur Familie Rohrer um Nachträge, die wahrscheinlich zwischen 1425Datum: 1425 und 1440Datum: 1440 entstanden sind. Zur Familie Rohrer von Buchs und den sogenannten «Rohrerbrief» vgl. auch den Artikel von 1937 aus der Zeitung «Werdenberger und Obertoggenburger» (StASG CK 06/2).

    Der Pergamentstreifen des Siegels ist beschriftet, da er von einer anderen, wohl kassierten Urkunde wiederverwendet wurde.

  2. Als LeibeigenschaftBegriff: bezeichnet man das persönliche Abhängigkeitsverhältnis des Leibeigenen gegenüber seinem Herren. Dieses äussert sich insbesondere in der fehlenden Freizügigkeit, der Verpflichtung zu FrondienstenBegriff: sowie in diversen AbgabenBegriff: (DRW). Leibeigene hatten jedoch die Möglichkeit, sich um einen bestimmten Betrag von der Leibeigenschaft und den damit verbundenen Abhängigkeiten loszukaufen. Zur AblösungBegriff: von Leibeigenen vgl. auch StALU URK 290/5206 A; StASG AA  4 U 18; LAGL AG III.2401:039, S. 551; AG III.2401:039, S. 553; PA Hilty S 006/049; S 006/050; PGA Sevelen C12. Weitere Loskäufe befinden sich in der Schachtel LAGL AG III.2417 im Landesarchiv Glarus sowie den sogenannten Leibeigenenbüchern (EKGA Sax-Frümsen 29.4; EKGA Sennwald 020.04.02). Zum KaufBegriff: , TauschBegriff: oder zur SchenkungBegriff: von Leibeigenen vgl. auch ChSG, Bd. 3, Nr. 1257; ChSG, Bd. 11, Nr. 6776; UBSSG, Bd. 2, Nr. 1178; Jecklin, Griffenseer Kopialbuch, Nr. 6; LAGL AG III.2417:002; AG III.2417:003; StiAPf Urk. 10.01.1432).

  3. Zur Ablösung der Leibeigenschaft bei einem WohnortswechselBegriff: in eine andere HerrschaftBegriff: vgl. SSRQ SG III/2, Nr. 154; SSRQ SG III/2, Nr. 203; StAZH A 346.4, Nr. 186; Nr. 188. Über Unklarheiten zur Zugehörigkeit eines Leibeigenen zu einem Herrn vgl. auch SSRQ SG III/4 83-1.

  4. Da sich sehr viele Untertanen von Sax-ForsteggOrt: von der Leibeigenschaft loskaufen, gibt ZürichOrganisation: am 19. August 1723Datum: 19.8.1723 ein Mandat aus, dass jeder, der sich loskaufen will, sein Ansuchen direkt bei der Obrigkeit stellen muss. Kauft er sich bei jemand anderem aus, so verliert er das Geld und bleibt ein Leibeigener (EKGA Sennwald 020.04.02 [Einleitung zur Erneuerung des Leibeigenenbuchs, da das alte Buch von 1647Datum: 1647 unbrauchbar geworden ist]). Vgl. dazu auch das Gutachten über den Loskauf vom 16. Juni 1723Datum: 16.6.1723, das am gleichen Tag wie das Mandat vom Zürcher Rat angenommen wird (StASG AA 2 A 3-7).

Editionstext


Ich, Uͦlrich von Sant JohannPerson: , bekenn, vergich und tuͦn kund mit krafft und urkund diß brieffs fûr mich und
all min erben und nachkomen, das ich den erbern knechtBegriff: Cuͦntzen RorerPerson: vom AltendorffOrt: und allen sinen elichen
kindBegriff: , die mir von aygenschafftBegriff: wegen zuͤgehört hand, si abzekoffen und abzelǒsen geben hân umb fûnff und
viertzig pfund pfenning
Währung: 45 Pfund
CostentzOrt: er muntz und VeldkilchOrt: er werung, die ich von inen gäntzlichen und gar gewert
und bezalt bin worden nach minem guͤten willen und benûgen. Und entzich mich fûr mich und min erben
gegen inen ald iren erben aller der rechtung, vordrung und ansprach, es sig von aygenschafftBegriff: ald lechenschafftBegriff: wegen ald sûnst, so ich ye zuͤ inen gehept han ald haben mocht, yetz und hyenach. Und sol
weder ich noch min erben gen inen noch gegen iren erben hinfûr dhain zuͦsprûch, vordrung noch rechtung me haben in dhain weg. Und sol ich und min erben, ir und ir erben, daruff gût, getrûw wer sin
nach dem rechten, es sig uff gerichten, gaistlichen ald weltlichen, ald an andern stetten by guͦten getrûwen und ân geverde.
Zǔ urkûnd und guͤter getzûcknuss, so hab ich inen disen brieff geben fur
mich und min erben, besiglet mit minem aygnen angehenckten insigel, geben ist an sant ThomasPerson:
tag von gottes gebûrd tûsend vierhundert drissig und siben jar etcAbkürzung
Originaldatierung: 21.12.1437
.
|Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] Rorer brieff
[Registraturvermerk auf der Rückseite von Hand des 19. Jh.:] No 18