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SSRQ ZH NF II/11 83-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 83-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Erkenntnis im Konflikt zwischen der Gemeinde Wiedikon und dem dortigen Obervogt betreffend die Vogtgarben

1564 Juli 19.

Bürgermeister und Rat von Zürich erkennen in einem Konflikt zwischen Hans Ziegler, Obervogt von Wiedikon, einerseits und der Gemeinde Wiedikon anderseits: Jeder, der in der Vogtei Wiedikon ansässig ist oder dort Land bebaut, muss entgegen dem Inhalt der vorgelegten Offnung und gemäss den beim Kauf der Vogtei Wiedikon durch Zürich vereinbarten Bestimmungen eine jährliche Vogtgarbe entrichten. Diese muss nicht zwingend vom Untervogt eingesammelt werden, und der Obervogt ist deshalb künftig auch nicht verpflichtet, diesem die Hälfte der eingezogenen Garben abzugeben. So kommt die Stadt dieses Mal der Forderung der Gemeinde Wiedikon bezüglich der Entlöhnung des Untervogts zwar nach, behält sich aber ausdrücklich vor, in diesem Punkt künftig nach eigenem Gutdünken zu handeln.

  • Signatur: StAZH B III 66, fol. 197v-198r
  • Originaldatierung: 1564 Juli 19
  • Überlieferung: Zeitgenössische Abschrift (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 32.0
  • Sprache: Deutsch

Über die Abgabe des Fasnachtshuhns zuhanden des Obervogts bestand in WiedikonOrt: bereits früher Klärungsbedarf (StAZH C I, Nr. 3085, vgl. die Anmerkung zu SSRQ ZH NF II/11 21-1, Art. 6).

Editionstext


Aber ein erkanntnus umb
die vogtgarben zuͦ WiedickenOrt:


Als die vogthig sampt aller grechtigckeit zuͦ WiedickennOrt:
an unser statt ZürichOrt: kouffs wyse kommen unnd im
selben luth deß darumb ufgerichten kouffbrieffs1 under annderm mit nammen beschlossen worden, das ein
jeder, der zuͦ WiedickenOrt: gesessen, jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr ein vogtgarbenn
zegebenn schuldig syn, wie dann bißhar von inen, denen
von WiedickenOrt: , unnd andern, so under inen unnd inn
iren zelgen güter ligen haben, beschechen, unnd wir
ouch dieselbenn garbenn einem jeden unserm obervogt zuͦ WiedickennOrt: unntzhar gelassenn.
Hat daruf
unser gethrüwer lieber mitrath unnd jetziger vogt daselbs zuͦ WiedickennOrt: , Hanns ZieglerPerson: , vermeint, das
er dieselben vogtgarben durch die synen insamlen, ouch
heim füren lassen unnd nach synem nutz, willenn
unnd gefallen damit handlen möchte von aller mencklichem daran gantz ungesumpt unnd unverhindert.

Deß aber die gmeind zuͦ WiedickennOrt: Organisation: sich treffennlich
beschwert unnd vermeinenn wellen, diewyl inn
irer offnung ein artigckel2 heiter zuͦgebe und vermöchte: [fol. 198r]Seitenumbruch
«Wer die siginnd, die ze WiedickennOrt: inn der zelg buwend, die nit
daselbs hußgnossen sinnd, die söllennt einem vogt unnd einem vorster jetwederem jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr ein garbenn geben etcAbkürzung
Das
sy dann hieby belyben unnd sy als die, so zuͦ WiedickennOrt: gsessen,
dhein vogtgarbenn zegeben pflichtig syn.3 Deßglychen das ouch
ir obervogt, wie dann bißhar von allen beschechen, verbunden syn a sölte, unnsern unndervogt zuͦ WiedickenOrt: söllich vogtgarben umb den halben theil infüren zelassen.
Welliches spanns halb sy für unns zuͦ erlütherunng kommen. Wann nun wir sy darinne sampt dem
vermelten kouffbrieff unnd ir, der von WiedickenOrt: , offnung gnuͦgsamcklich verhört, habent wir unns daruf
unnd iren gethonen rechtsatz erkennt unnd inen die
lütherung gebenn: Diewyl inn den kouff oder fertigung brief (wie obstat) heiter gemeldet unnd begriffen,
das ein jeder, so zuͦ WiedickenOrt: gesessenn, jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr ein vogtgarbenn zegeben schuldig, unnd die gmeind zuͦ WiedickennOrt: Organisation:
desselben domaln vor gricht bekantlich unnd anred gesyn,
so sölle es by demselben gentzlichen beston unnd blyben. Also
das alle dieHinzufügung oberhalb der Zeileb, so zuͦ WiedickennOrt: gesessenn, unnd ouch alle andere,
so inn iren zelgen buwent, ein jeder jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr ein vogtgarben zegeben pflichtig syn, unnd sy dieselben fürer als bißhar ußrichtenn. Alles mit dem ferern anhang, sidmal
unser unndervogt einem obervogt daselbs zuͦ WiedickennOrt:
söllich vogtgarben untzhar umb den halben theil gsamlet
unnd ingefürt, so sölle es uff dißmal fürer by demselben belyben, doch das es darumbe gegen dem undervogt
gar dhein versprochne grechtigckeit syn, sonder wellen wir unns hiemit heiter unnd luther bedingt unnd vorbehalten haben, das wir diser vogtgarben hinfüro zuͦ jeder zyt eines undervogts halb handlen unnd einen die infüren unnd samlen lassen mögen
nach unserem willen, gefallenn unnd guͦten beduncken
von den undervögtenn, ouch der gmeind ze WiedickenOrt: Organisation:
unnd mencklichem daran gantz ungesumpt unnd ungeirt inn allweg.

Actum mitwuchs, den xviiij ddag julij anno 1564Originaldatierung: 19.7.1564, presentibus
herr Bernhart von ChaamPerson: , burgermeister, und beid
räth
Organisation:
.4

Anmerkungen

  1. Streichung durch Punkte unter dem zu Streichenden: syn.
  2. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  1. Vertrag über den Erwerb der Vogtei WiedikonOrt: durch ZürichOrt: vom 29. November 1491Datum: 29.11.1491 (SSRQ ZH NF II/11 40-1).
  2. SSRQ ZH NF II/11 21-1, Art. 23.
  3. Dahingehend urteilten am 23. Juli 1481Datum: 23.7.1481 auch Bürgermeister und Rat der Stadt ZürichOrt: Organisation: , als Hans SchwendPerson: und fünf nicht in WiedikonOrt: niedergelassene Metzger in einem Konflikt um die Abgabe der Vogtgarben einen Entscheid erbaten. Der Rat gab Schwend recht, der von den Metzgern, die Zelgen bewirtschafteten, die Entrichtung der Vogtgarbe mit Verweis auf die Bestimmung im von ihm vorgelegten Offnungsrodel (SSRQ ZH NF II/11 21-1, Art. 23) forderte. Von dieser Pflicht befreiten Bürgermeister und Rat jedoch sowohl all jene, die über maximal eine halbe Jucharte verfügten, als auch jene, welche die Brach- und Haferzelge bebauten (StAZH C I, Nr. 3082).
  4. Unter gleichem Datum befindet sich auch ein kürzerer Eintrag im Stadtschreibermanual (StAZH B II 128, S. 8-9).