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SSRQ ZH NF II/3 23-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 23-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Offnung von Nossikon

1431 Oktober 22.

Vor offenem Gericht erneuern und beschwören alle anwesenden Hausgenossen die Rechte der Dingstatt Nossikon. Geregelt werden unter anderem die Abhaltung der Gerichtstage im Mai und Herbst (1), die freie Herkunft des Richters, des Weibels und der sieben Beisitzer (3-5), die Entschädigung des Weibels (2), die Abgaben an den Vogt von Greifensee (6), der Weiterzug umstrittener Urteile nach Greifensee (7, 13), die Reihenfolge der Behandlung von Klagen (12), der Verkauf und die Fertigung von Gütern der Dingstatt (8, 15), der Abzug (9, 10), das Zugrecht (11) sowie die Besiegelung von Urkunden durch den Vogt (16). Speziell hervorgehoben wird, dass der Weibel bei den Gerichtstagen intakte Schuhe tragen soll, da die Hofjünger sonst nicht erscheinen müssen.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 2561
  • Originaldatierung: 1431 Oktober 22
  • Überlieferung: Aufzeichnung, Rodel (aus zwei Stücken zusammengenäht)
  • Erhaltungszustand: Starke Beschädigung am oberen linken Rand (mit Textverlust)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 30.0 × 116.0
  • Sprache: Deutsch
  • Edition
    • Grimm, Weisthümer, Bd. 1, S. 24-27 (unvollständig und teilweise modernisiert, nach der Abschrift in StAZH B III 65)
    Regest

Der vorliegende Rodel war bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts so stark beschädigt, dass man den ersten Artikel kaum mehr lesen konnte und diesen daher bei der Übernahme in die Sammlung der Rechtsverhältnisse in den Vogteien um 1550 stillschweigend beiseite liess (StAZH B III 65, fol. 104r). 1560 liess Landvogt Konrad KambliPerson: die Offnung im Auftrag der Hofgenossen durch den Zürcher RatOrganisation: neu abschreiben, wobei man die fehlenden Stellen ergänzte und anschliessend von den Hausgenossen bestätigen liess. Diese frei ergänzte Fassung wurde schliesslich in das Zinsurbar von GreifenseeOrt: eingetragen (SSRQ ZH NF II/3 79-1).

Aus der Offnung sowie weiteren Quellen geht hervor, dass in NossikonOrt: und Umgebung Bauern ansässig waren, die als frei galten und ihr eigenes Gericht abhielten, vor dem vor allem Gütertransaktionen vollzogen wurden (Hürlimann 2000, S. 40; Kläui 1964, S. 64-68; Kläui 1958, S. 423-438). Die Abhaltung dieses Freigerichts ist vor allem für die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert belegt, zunächst unter dem Vorsitz eines Vertreters der Grafen von ToggenburgOrganisation: , später geleitet durch den jeweiligen Landvogt oder Untervogt (StAZH H I 570, S. 105, S. 125 und S. 225; ERKGA Uster I A 1; StAZH C II 19, Nr. 29 und Nr. 33). Ab dem späteren 15. Jahrhunderts scheint das Gericht jedoch nicht mehr regelmässig getagt zu haben, was den Vogt von KyburgOrt: im Jahr 1503 dazu bewog, von einem verstorbenen Hofjünger Fallabgaben zu verlangen. Der Zürcher RatOrganisation: untersuchte darauf die Offnung und beschloss, dass das Gericht weiterhin so abgehalten werden solle, wie es die Offnung vorschreibt und dass die zugehörigen Freien weder der Grafschaft KyburgOrt: noch den Herrschaften GreifenseeOrt: oder GrüningenOrt: abgabepflichtig seien (StAZH B V 2, fol. 121v). 1510 gelangten die Freien der Dingstatt NossikonOrt: erneut an den Rat, weil sie sich vom Vogt von GreifenseeOrt: in ihren Rechten bedrängt fühlten. Der Rat bestätigte erneut, dass die Offnung gültig bleiben solle und Bertschi BachofnerPerson: die WeibelwieseOrt: nutzen dürfe, wenn er nach NossikonOrt: zieht, wie er es angeboten hat (SSRQ ZH NF II/3 51-1). Fünf Jahre später bestimmte der Rat, dass BachofnerPerson: seine Einküfte für die Amtsausübung nur erhalte, wenn er das Gericht in NossikonOrt: mit sieben freien Stuhlsässen abhalte, wie es die Offnung vorschreibe. (SSRQ ZH NF II/3 54-1).

Die seit 1542 erhaltenen Jahresrechnungen der Herrschaft GreifenseeOrt: enthalten anfänglich noch Auslagen für die Abhaltung des Maiengerichts in NossikonOrt: , doch fehlt dieser Betrag ab 1554 (StAZH F III 12). Offenbar wurde es aber trotzdem gelegentlich abgehalten, wie nicht zuletzt die oben erwähnte Neufassung der Offnung aus dem Jahr 1560 belegt. Im Jahr 1623 verlangte die Familie HagerOrganisation: aus NänikonOrt: , dass der Verkauf ihres Hauses vor dem Freigericht vollzogen würde. Wie der Vogt von GreifenseeOrt: , Johannes KellerPerson: , dem Zürcher RatOrganisation: schrieb, war das Gericht seit rund zehn Jahren nicht mehr abgehalten worden, weil die Einberufung für die Betroffenen mit erheblichen Kosten verbunden war. Er führte sodann die in seinem Urbar eingetragene Offnung an und bat den Rat darum, das alte Herkommen zu respektieren, weil sich die Hofjünger sonst zu Recht weigern könnten, dem Vogt ihre Zinsen zu bezahlen (StAZH A 123.4, Nr. 92 und Nr. 94). Der Rat wies den Vogt daraufhin an, das Gericht an der üblichen Stelle durchzuführen, erlaubte für den Fall, dass die Prozessgegner das Urteil nicht akzeptierten, jedoch ausdrücklich die Appellation über GreifenseeOrt: nach ZürichOrt: (StAZH B II 365, S. 56).

Editionstext

[...]Beschädigung durch Loch (7 cm)a NossiconOrt: rechtungen, harkomen b–und gewonheit als hernachBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung–b [...]Beschädigung durch Loch (7 cm)c

[1] [...]Beschädigung durch Loch (7 cm)d istBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesunge oder waͤr GriffenseOrt: inn haͤt, jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zweyMenge: 2 gericht haben sol inBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungf [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)g dingstatBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungh ze NossiconOrt: , eines ze meyenDatum: Mai (Termin/Frist) und das ander ze herpstDatum: September (Termin/Frist) und sol [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)i einen fryen richter. Waͤr aber, daz si den fryen richter also nit han [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)j derBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungk denn ze mal vogt ist daselbs ze GriffenseOrt: mit der husgenossen und [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)l andern richter setzen, der ze glicher wis und in dem rechten zeBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungm [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)n einBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungo frye waͤr.1 Und wenn ein vogt die gericht also haben wil, so [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)p gerichtz weibel die gericht verku̍nden vor dem tag, als er denBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungq [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)r vierBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungszehen tagenZeitspanne: 14 Tage und under drig wochenZeitspanne: 3 Wochen. Und sol och dez gerichtz w[eib]Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänzttel [...]Beschädigung durch Loch (5 cm)u verku̍ndet, ein rechter frig sin, und sol allen den, die in die dingstat ge[...]Beschädigung durch Loch (5 cm)v dingstat guͤter siben schuͦchLängenmass: 7 Schuhe wit und breit inn hand, das gericht also ver[...]Beschädigung durch Loch (5 cm)w zeBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungx hof oder under ougen. Und sol ôch der jetzgenant weibel vor gericht [...]Beschädigung durch Loch (2 cm)y rechtungenBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungz offnen. Und sol ôch derselb weibel, so er das gericht verku̍ndt, [...]Beschädigung durch Loch (2 cm)aa beschuͤcht sin, daz er ob den vaͤdern siner schuͦhen keinen blaͤtz haben sol.2 [Waͤr]Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänztab aberBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungac, das er dez u̍berseit wurde, das er nit also beschuͤcht waͤr gesin, so mugent [die hof]Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänztadjunger ze dem gericht komen oder nit, weders sy denn wellen.3 Und waͤr, das einer [...]Beschädigung durch Loch (2 cm)ae zeBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungaf dem gericht also kaͤmint, darumb hand die ein herr oder vogt nit ze[...]Beschädigung durch Loch (2 cm)ag. Ist aber, das der weibel das gericht mit soͤlichem zit, daz istHinzufügung oberhalb der Zeileah ob xiiijZeitspanne: 14 Tage [tagen und]Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänztai underBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungaj drig wochenZeitspanne: 3 Wochen, verku̍ndet und also beschuͤcht ist, waͤr der denn ist, der [...]Beschädigung durch Loch (1 cm)ak guͤter siben schuͦchLängenmass: 7 Schuhe wit und breit inn hât und das gebott u̍bersicht und nit ze dem gericht also kumpt, den oder die hât ein herrschaft oder vogt ze strâffenn undKorrigiert aus: umbal dry schilling phenning Zu̍richer werschaftWährung: 3 Zürcher Schillinge , es waͤr denn, das einer redlich sachenBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungam erzellen moͤcht, die in billich hie vor schirmen soͤlten nach der hofjunger erkantnu̍sse, denn soͤlt einer aber ungestrâft beliben und soͤlt daz nit bessern, alles ân geverd und argenlist.

[2] Item einem weibel, der das gericht gebu̍tet, der sol die Weibel WisenOrt: von soͤlicher dienst wegen inn haben, nutzen, niessen.

[3] Es sind och guͤter, die in die dikgenantIn der Vorlage: dikgen dingstat gehoͤrent, dieselben guͤter soͤllent setzen sibenMenge: 7 frig stuͦlsaͤssen ze der gerechten hand des richters. Dieselben fryen stuͦssaͤssenKorrigiert aus: stuͦlsaͤssenan soͤllent och als wis und als witzig sin, das si wol umb eigen und umb erb erteillen koͤnnent, jedermann nach siner notdurft, als denn fu̍r sy brâcht wirt, nieman ze lieb noch ze leid.

[4] Waͤr aber, das deheiner under inen einen stuͦlsaͤssen nit gehaben moͤcht und das redlich fu̍r braͤcht und uszugteUnsichere Lesungao soͤlich sachen, die in billich schirmen soͤltent nach der richter und husgenossen erkantnu̍sse, oder ein stuͦlsaͤss einem verheissen hett, und daru̍ber nit kam ze dem gericht, dieselben soͤllent ungestrâft beliben, doch so ferr das der richter denn ze mal einen stuͦlsaͤssen setzen sol uff dez guͦtz schaden, ân geverd.

[5] Waͤr och, das under den stuͦlsaͤssen deheiner waͤr belu̍mdet oder noch belu̍mdet wurd oder suss in zwivel waͤr, das er nit frig waͤr, so mag ein jeklicher hofjunger, dem das ze willen stât, einen soͤlichen wol maͤlden und den heissen ufstân und vernichten so lang und als vil, bis das sich ein soͤlicher besetzt, das er frig sige, als ôch vorziten ein besigelter brief herumb mit gericht und urtal geben ist und den ein vogt ze der husgenossen handen inn hât.4 Und einer, der einen also heist ufstan, sol hiemit nit gefraͤfelt hân. Und waͤr, das sich einer also, der ze gericht fu̍r einen stuͦlsaͤssen gesaͤssen waͤr, fu̍r einen fryen nicht besetzen moͤcht, denselben mag ein herr oder vogt darumb strâffen, und ist vervallen achtzehen phund phenningWährung: 18 Pfund der vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen werschaft an der herren und vogtes gnad. Derselben summ geltz gehoͤrrent zwen teil den herren und der dritt teil den hofjungern.

[6] Die vorgeschriben husgenossen und hofjunger, die soͤllent ôch jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr einer herrschaft oder einemHinzufügung oberhalb der Zeileap vogt ze GriffenseOrt: geben viertzig mu̍t kernenVolumenmass: 40 Mütt Dinkel und zwentzig phund phenningWährung: 20 Zürcher Pfund der vorgenantenIn der Vorlage: vorgen werschaft5 und jekliche husroͤichi ein fasnacht huͦn,6 und soͤllent einer herrschaft hiemit von der selben dingstatt wegen gedienot hân, und hat inen ôch ein herrschaft von der dingstat guͤter wegen nit mer an ze muͦten. Und hierumb sol nu̍ ein herrschaft die hofjunger all und jeklichen besunder schirmen, tekken und hanthaben vor allermenklichem, als ferr im lib und guͦt gelangen mag, ân all geverd. Und sol ein herrschaft geben einem weibel sechs fiertal kernen Zu̍richer maͤssesVolumenmass: 6 Zürcher Viertel Dinkel von den jetzgeschribnen zinsen.

[7] Man sol ôch fu̍rbasser wissen, das in der vorgeschriben dingstatt nieman urtal spraͤchen noch erteilen sol denn die sibenMenge: 7 fryen stuͦlsaͤssen, und wz die erteilent und sich einhellenklichen erkennent, ez sy umb eigen oder erb, von soͤlicher guͤter wegen, die in die dingstat gehoͤrrent, dasselb sol also bestân, handvesti, kraft und macht haben, nu̍ und hernach. Waͤr aber, das die urtaln under den stuͦlsaͤssen stoͤssig wurden, so sol ein richter ander fryen uswendig dem stuͦl fragen, und die urteiln, die denn gesprochen werdent, soͤllent gân und komen gen GriffenseOrt: in den RosgartenOrt: ,7 und die sol ein herr da entscheiden und die gerecht geben urtal widerumb ze dem nechsten gericht an mittBeschädigung durch Tintenklecksaqel senden in die dingstatt fu̍r die stuͦlsaͤssen. Und sol denn aber darnach beschehen, was recht ist.

[fol. v]Seitenumbruch

[8] Ist ôch, das ein husgenoss der guͤter, so in die dingstat gehoͤrent, minder oder mer verkouffen woͤlt, des ôch ein jeklicher wol macht hât. Derselb, so denn verkôffen wil, der sol die guͤter von erst veil bieten dem nechsten geteilid. Wil aber der nit kôffen, so sol erHinzufügung oberhalb der Zeilear die bieten den husgenossen. Woͤlten denn dero ôch deheiner kôffen, denn sol man die veilbieten einem herren ze GriffenseOrt: . Und dero jeklichem sol er die guͤter fu̍nf schilling phenningWährung: 5 Zürcher Schillinge der obgeschribenIn der Vorlage: obgeßen werschaft neher geben, denn einem froͤmden. Wil aber der vorgenantenIn der Vorlage: vorgen deheiner kôffen, so mag man die veilbieten in die witreiti und geben dem, der im aller meist git, von menklichem ungesumpt, und die guͤter, die also verkouft werdent dem, der die guͤter kôft hât, as–sol noch magHinzufügung oberhalb der Zeile–as dannenhin nieman abzu̍hen noch entwerren. Beschaͤch aber, dz einer die guͤter nit veil butte in vorgeschribner wise, so moͤcht je der nechst einem froͤmden die guͤter abzu̍hen mit dem rechten und den kôff bezaln und fu̍nf schilling phenningWährung: 5 Zürcher Schillinge minder geben, alz denn vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen ist, denn der summ ist, als der ungenoss gekôft hât.

[9] Waͤr nu der ist, der dieselben guͤter verkoft und hin git, derselb mag dasselb gelt essen, vertrinken, verzerren durch sines libes notdurft, lust oder muͦtwillen, wie er wil, mit geding: Ist, at–das er dz erKorrigiert aus: das er–at das gelt also verzert in den gerichten, so denn gen GriffenseOrt: oder in die dingstatt gehoͤrrent, in den hu̍sern, uff dem vaͤld oder hinder einem zun, der git keinen dritten phenning. Wil er aber das gelt usser den gerichten oder der dingstat in andri gericht zu̍hen, so sol er den dritten phenning hie lâssen einem herren, er hab joch die guͤter ze kouffen geben dem nechsten geteilid, einem husgenossen, dem herren oder einem ungenossen, doch also ist das ein genosser, der guͤter kôft, so sol ein herr dester gnediger sin an dem dritten phenning etcAbkürzung.

[10] Ouch sol man wissen, was der u̍bersewschen guͤter ist, wo die gelegen oder wie si genempt sind, waͤr die kôft oder verkôft, der git deheinen dritten phenning, er niess dz gelt in der gerichten oder usswendig den gerichten.

[11] Waͤr och der ist, der der guͤter kouft und die inn hât drig lôbrisinenZeitspanne: HerbstZeitspanne: 3 Jahre vor einem landsaͤssen und nu̍n lôbrisinenZeitspanne: HerbstZeitspanne: 9 Jahre vor einem, der nit in lands ist, unversprochen mit dem rechten, den sol dannenhin ein gewer und gericht da by schirmen und tekken und dar an habent sin, nu̍ und hernach.

[12] Wenn nu̍ soͤliche offnung, als vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen stât, durch den weibel mit worten oder in geschrift geoffnet wirt, so sol ein richter das gericht bannen an drig schilling phenningWährung: 3 Zürcher Schillinge , das nieman den andern sume mit sinen worten, er soͤll denn urtal spraͤchen oder wider spraͤchen. Und denn sol man den frowen von erst richten, ob si gerichtz begerend und notdurftig sindHinzufügung oberhalb der Zeileau, darnach den gesten, ob deheiner da ist, und darnach den husgenossen. Doch also begert ein gast gerichtz ze einem husgenossen, so sol er das gericht von einem richter kôffen umb fu̍nf schilling phenningWährung: 5 Zürcher Schillinge und vertroͤsten, was im gericht und urtal git, das er nu und hernach da by beliben well. Woͤlt aber der gast dz nit tuͦn, so sol man im nit richten, und sol sich der gast nit klagen, dz man im nit richten woͤlt etcAbkürzung.

[13] Ist och, das urteiln stoͤssig und gezogen werdent in den vorgeschriben RosgartenOrt: , als vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen ist, die urteiln soͤllent gevertiget werden durch der stuͦlsaͤssen drigMenge: 3 oder mer. Die selben mugent die vertgen mit mund oder in geschrift, und den ist och ze gelôben. Und waͤr soͤlicher vertgung bedarfe, der sol darumb den stuͦlsaͤssen lonen und miet8 geben, als denn bescheidenlich ist etcAbkürzung.

[14] Waͤr ôch, das der husgenossen einer oder mer einer schlechten vertgung bedoͤrft, welher denn je weibel ist und dez gerichtz offnung tuͦt, der sol ein soͤliche schlechti offnung tuͦn, ist er ein frig, und ist man im fu̍rbasser nicht phlichtig darumb ze geben. Bedarf aber einer sust eines fu̍rsprechen von ander klag wegen, so sol man einem fu̍rsprechen als lieb darumb tuͦn. Doch ob einer unbescheiden lon naͤmen woͤlt oder vorderte, das denn beidteil dem richter umb den lon getru̍wen sond ze entscheiden, ân geverd.

[15] Alle die guͤter, die in die vorgenantIn der Vorlage: vorgen dingstatt gehoͤrrent, sol noch mag nieman vertgen vor deheinen gerichten denn in der vorgeschriben dingstat. Beschaͤch es aber daru̍ber, so sol es weder kraft noch macht haben, doch so mag einer dem andern wol vertgen in dem vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen RosgartenOrt: bis in die nechsten dingstat.

[16] Was och gericht und urtal in der vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen dingstat geben hât, waͤr da dez gerichtz brief begert, dem sol man die geben, ob si im erteilt werdent, und sol ein herr oder vogt die besigeln, doch also, das im zwenMenge: 2 stuͦlsaͤssen und der richter des briefes gichtig syen. Umb das insigel sol man geben einem vogt das bescheidenlich, ân all geverd.

Dis vorgeschribenIn der Vorlage: vorgeßen rechtungen der obgenantenIn der Vorlage: obgen dingstatt sind ernu̍wrot und verhoͤrt in der obgenantenIn der Vorlage: obgen dingstat vor offenem gericht in gegenwu̍rtikeit aller husgenossen, die do zegegen wârent, die och alle vorgeschribnenIn der Vorlage: vorgeßnen recht, stuk und artikel seiten und der och gichtig wârent, und seitent och by iren eiden, das si anders nit wistint. Und geschach an dem nechsten mentag vor sant SymonsPerson: und sant JudasPerson: Organisation: tag, der helgen zwelfbotten, anno domini mo cccco xxxjoOriginaldatierung: 22.10.1431.

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch Loch (7 cm).
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  3. Beschädigung durch Loch (7 cm).
  4. Beschädigung durch Loch (7 cm).
  5. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  6. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  7. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  8. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  9. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  10. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  11. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  12. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  13. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  14. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  15. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  16. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  17. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  18. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  19. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  20. Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänzt.
  21. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  22. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  23. Beschädigung durch Loch (5 cm).
  24. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  25. Beschädigung durch Loch (2 cm).
  26. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  27. Beschädigung durch Loch (2 cm).
  28. Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänzt.
  29. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  30. Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänzt.
  31. Beschädigung durch Loch (2 cm).
  32. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  33. Beschädigung durch Loch (2 cm).
  34. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  35. Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänzt.
  36. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  37. Beschädigung durch Loch (1 cm).
  38. Korrigiert aus: umb.
  39. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  40. Korrigiert aus: stuͦlsaͤssen.
  41. Unsichere Lesung.
  42. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  43. Beschädigung durch Tintenklecks.
  44. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  45. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  46. Korrigiert aus: das er.
  47. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  1. Als Richter lassen sich 1393 Konrad BranowerPerson: und 1400 Ulrich AmmannPerson: nachweisen, welche dieses Amt als Ammänner der Grafen von ToggenburgOrganisation: wahrnahmen. Nach dem Übergang an die Stadt ZürichOrt: übten die Weibel oder Untervögte von GreifenseeOrt: diese Funktion aus, mitunter auch der Landvogt selber (Kläui 1964, S. 65, mit Anm. 6; Kläui 1958, S. 425, Anm. 1).
  2. Geflickte Schuhe galten gemäss Kläui als äusserliches Zeichen der Unfreiheit (Kläui 1964, S. 65, mit Anm. 7; Kläui 1958, S. 425, mit Anm. 2).
  3. Die gleiche Bestimmung findet sich auch in der Offnung von StäfaOrt: aus dem Jahr 1491 (Grimm, Weisthümer, Bd. 1, S. 45). Vgl. hierzu Kläui 1964, S. 65, mit Anm. 7; Kläui 1958, S. 426, Anm. 1.
  4. Die Urkunde, die hier erwähnt wird, scheint nicht mehr zu existieren.
  5. Diese Angabe stimmt überein mit dem Urbar von 1416 (SSRQ ZH NF II/3 11-1). Die Verkaufsurkunde von 1369 nennt stattdessen 41 Mütt Kernen sowie 18 Pfund, 4 Schilling und 9 Pfennig (SSRQ ZH NF II/3 4-1). Vgl. hierzu Kläui 1964, S. 64, mit Anm. 4; Kläui 1958, S. 429, mit Anm. 1.
  6. Die Abgabe eines Fasnachtshuhns galt gemäss Kläui als Zeichen des freien Standes (Kläui 1964, S. 67; Kläui 1958, S. 428, mit Anm. 1).
  7. Der RosengartenOrt: befand sich an der äusseren Schlossmauer (KdS ZH III, S. 494); offenbar diente er auch als Gerichtsstätte. An anderer Stelle wird diese als BurghaldeOrt: bezeichnet (StAZH H I 570, S. 121; StAZH W I 1, Nr. 58). Kläui 1958, S. 426, geht demgegenüber davon aus, dass die Formulierung zum Ausdruck bringen soll, dass der Entscheid ausschliesslich Sache des Herrn und nicht eines Gerichts war, aber öffentlich im Freien erfolgen musste.
  8. Grimm, Weisthümer, Bd. 1, S. 26, liest irrtümlich nuet.