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SSRQ ZH NF II/3 34-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 34-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bestätigung des neu angelegten Jahrzeitbuchs der Kirche Uster

1473 Juli 27. Uster

Der kaiserliche Notar Johannes Kaltschmid beurkundet, dass es zwischen Abt Ulrich und Konvent des Klosters Rüti als Verleihern der Kirche Uster, dem dortigen Leutpriester Niklaus Grüter sowie den Kirchgenossen zu Streit um ausstehende Jahrzeiten und Spenden zuhanden des Sigrists gekommen sei. Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich haben darum die Ratsherren Oswald Schmid, Heinrich Röist, Jörg von Kappel und Ulrich Widmer beauftragt, den Streit zu schlichten. Die Schiedleute haben den beiden Parteien vorgeschrieben, das alte Jahrzeitbuch zu untersuchen und alle noch gültigen Jahrzeiten in ein neues Buch zu übertragen. Im Beisein des Konventherrn Andres Wiler als Stellvertreter des Klosters Rüti, des Kirchherrn Felix Kaltschmid und der Kirchmeier als Vertreter der Kirchgenossen werden die beiden Bücher zum Vergleich dem Notar in Uster, im Haus des Kaplans Konrad Grüter, vorgelegt, der die Richtigkeit des neuen Buchs und der darin eingetragenen Urkunden unter Nennung von Zeugen, Konrad Grüter, Bürgermeister Heinrich Röist und Johannes Schmid, Vogt von Grüningen, mit seinem Notarzeichen bestätigt.

  • Signatur: ZBZ Ms C 1, fol. 47r
  • Originaldatierung: 1473 Juli 27
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 34.0 × 47.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Kaltschmid, Notar (Schuler 1976, Nr. 345)

Die Kirche UsterOrt: war 1438 dem Kloster RütiOrt: Organisation: inkorporiert worden (SSRQ ZH NF II/3 26-1). Bereits 1454 war es über die Führung des Jahrzeitbuchs zu Streit gekommen, bei dem die Anlage eines neuen, bereinigten Jahrzeitbuchs verlangt wurde. Es bedurfte jedoch eines zweiten Schiedsgerichtsentscheids, bis diese Aufgabe im Jahr 1469 angegangen wurde (ERKGA Uster I A 4). Wie aus der vorliegenden Bestätigung hervorgeht, dauerte es indessen weitere vier Jahre bis zur Fertigstellung des neuen Buchs, vgl. Kläui 1964, S. 95-98, S. 96-98. Mit seinen bunt illustrierten Wappen der Stifterinnen und Stifter stellt das Jahrzeitbuch von UsterOrt: eines der schönsten Exemplare seiner Gattung dar (Hugener 2014, S. 83, S. 91, S. 104-105 und S. 382).

Editionstext

Federzeichnung1
Ich, Johanns KaltschmidPerson: , offner gesworner von keiserlichem gewalt und der erwirdigen herren
probsts und capitels deß gotzhuß sant FelixPerson: und sant ReglenPerson: Organisation: der probstye Zu̍richOrt: Organisation: notarius und schriber,
tuͦn kunt allermenglichem, so diße ding notdurfftig zewu̍ssen sind, als dann vor ettwas ziten
spenn und irrung gewesen sind zwu̍schent den erwirdigen geistlichen herren, her UͦlrichenPerson: , abbt,
und gemeinem convent deß gotzhuß zuͦ Ru̍tiOrt:
Organisation:
, als kilchenlihern der lutpriestrye zuͦ UstreOrt: und wilent
hern Niclausen Gru̍terPerson: , der zite lu̍tpriester daselbs, an eim und gemeinen kilchgnoͧssen deß kilchspels
zuͦ UstreOrt: , harlangent von den usstenden jarziten und spenden, oͧch der nutzungen wegen, so einem
sigristen daselbs zuͦgehoͤrrent etcAbkürzung, am andren teilen und die jetzgenatnjetzgenanten partyen der selben spenn fu̍r
die fu̍rsichtigen, wisen herren burgermeister und raͧte der statt Zu̍richOrt: Organisation: komen sind und dieselben
herren burgermeister und raͤte die wisen Oswalden SchmidPerson: , Heinrichen RoͤstenPerson: , Jergen von CappelPerson:
und Uͦlrichen WidmerPerson: , burgere und deß raͧts Zu̍richOrt: Organisation: , zuͦ soͤlichen spennen geschiben, gegeben und
inen empfolhen haben, sy der selben spenn zuͦ richten und zuͦ entscheiden.
Und als dann die jetzgenatnjetzgenanten
schidlu̍t die egeseiten partyen verricht und entscheiden und undern anderm in der selben richtung
und entscheidung ein spruch getaͧn hand, das fu̍rderlich ein nu̍w jartzitbuͦch gemacht werden
soͤlle, und was in dem jetzigen alten jartzitbuͦch gichtiger jartziten und gu̍lten geschriben staͧnd und
oͧch hinfu̍r gegeben werdent, das die in das nu̍w jartzitbuͦch soͤllent geschriben werden, als dann
soͤlichs und anders der spruch und richtung brieff mit der obgeschribnen schidlu̍ten insigelen besiglet,
deß oͧch ein abgeschrifft, hienach in disem buͦch geschriben staͧt, eigenlich ußwiset und innhalt.2
Und wan nun nach soͤlichem die genatngenanten partyen diß nu̍w jartzitbuͦch haben schaffen schriben und
es, wie obstaͧt, nach ir ordnung ordenlich geschriben ist, so habent an der statt und uff dem tag,
als hienach geschriben staͧt, die ersamen und geistlich her Andres WilerPerson: , conventherr zuͦ Ru̍tiOrt: , in namen
und emphelhens wegen der obgenatnobgenanten herren abbts und conventsOrganisation: , oͧch her Felixen KaltschmidPerson: , kilcherr, und
die kilchmeyer in namen gemeiner kilchgnoͧssen ze UstreOrt: das alt und oͧch diß nu̍w jartzit buͤcher fu̍r
mich, obgenatnobgenanten offnen notarien, geleit und mich erfordret und gebetten, die selben jarzitbuͤcher eins
gegen dem andren ze verhoͤrrend, und ob sy glichlich nach deß obgemaͤlten spruchs innhalt und
nach ordnung der egeseiten partyen geschriben stuͦndint, inen dann deß ein gezu̍gnu̍ß mit miner geschrifft
mich hierunder zuͦschriben und mit minen gewonlichen zeichen und namen zuͦ bezeichnen geben welte.

Und wan nun mich, obgenatnobgenanten notarien, soͤlich erfordrung und bitt zimlich sin bedunckt, so han
ich mit wuͤssen und bywesenlicher gegenwu̍tikeitKorrigiert: gegenwu̍rtikeita der obgenatnobgenanten herren, her Andressen WilerPerson: , her
Felixen KaltschmidsPerson: , kilchherrens, und oͧch der kilchmeyern der obgeseiten kilchen das alt und diß
nu̍w jartzitbuͤcher gegen enander verhoͤrt, die nun glichlich der gichtigen zinsen halb nach ordnung der obgemelten partyen, oͧch vil brieffen, abgeschrifften und andrer geschrifften, als dann die
gemeͣlten her Andres WilerPerson: , her Felixen KaltschmidPerson: und die kilchmeyer deß bekantlich warend,
geschriben staͧnd, harumb so han ich, obgeschribner offner notarius, mich mit miner eignen
handgeschrifft undergeschriben und diß mit minen gewonlichen zeichen und namen bezeichnet
zuͦ gloͧbnu̍ß und zu̍gsamme diser vorgeschribnen dingen, als obstaͧt, erfordret und erbetten.
UndBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungb ist
diß beschehen zuͦ UstreOrt: in deß ersamen her Cuͦnratt Gru̍tersPerson: huß, caplaͧns daselbs, uff den siben
und zwentzigosten tag hoͤwmanodts in dem jare, als man zalt von der gepurt CristiBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungc tusent
vierhundert sibentzig und dru̍ jare
Originaldatierung: 27.7.1473
, hie by und mit sind gesin der obgenant her Cuͦnratt Gru̍terPerson:
und die fu̍rsichtigen und wisen Heinrich RoͤstPerson: , burgermeister der statt Zu̍richOrt: , Johanns SchmidPerson: ,
vogt zu GruͤningenOrt: , und ander erber lu̍te hie zuͦ beruͤfft und gebetten.
[Unterschrift:] Notarzeichen
Johanns
Kaltschmid
Person:

Ich, obgenaterKorrigiert: obgenanterd offner notarius, hab oͧch die hienach geschribnen abgeschrifften gegen ir rechten versigelten
hoptbriefen collacioniert, gelesen und gehoͤrt, die selben abgeschrifften nun all glichlich als die hoptbrieff
sagend, harumb so han ich die selben abgeschrifften mit minem namen undergeschriben, als dann hienach
geschriben staͧt.
[Vermerk am rechten Rand von späterer Hand:] 27 July 1473Originaldatierung: 27.7.1473.

Anmerkungen

  1. Korrigiert: gegenwu̍rtikeit.
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  3. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  4. Korrigiert: obgenanter.
  1. Abbgebildet ist das sprechende Wappen der Familie GrüterOrganisation: (in Rot steigende, silberne Pflugschar). Dieses bezieht sich auf den im Text genannten Leutpriester Niklaus GrüterPerson: sowie den Kaplan Konrad GrüterPerson: , in dessen Stube die hier beurkundete Beglaubigung stattfand.
  2. Abschriften der beiden hier erwähnten Schiedsgerichtsentscheide von 1454 und 1469 finden sich tatsächlich im Anhang des Buchs auf fol. 56v und fol. 57v.