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SSRQ ZH NF II/3 50-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 50-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bericht über einen Streit zwischen Gerold Edlibach und Junker Batt von Bonstetten über die Fischereirechte im Usterbach

1508 November 22.

Gerold Edlibach berichtet, wie es während seiner Amtszeit als Vogt von Greifensee zu einem Streit mit Junker Batt von Bonstetten über die Fischereirechte im Usterbach gekommen sei. Bonstetten habe ihm verboten, in dem Bach zu fischen, obwohl die Vögte von Greifensee dort seit jeher gefischt hätten. Als Edlibach sein Recht vor dem Rat erlangen wollte, habe Bonstetten mit Drohungen reagiert und sich über den gebotenen Frieden hinweggesetzt. Bezeugen könnten dies der Kirchherr Hans Sturm, die Kapläne von Uster und Greifensee sowie der Weibel Hans Pfister von Kirchuster, der weitere Zeugen kenne, die vor Ort Karten gespielt hätten. Edlibach habe fortan nicht mehr im Usterbach gefischt und Bonstetten ebenfalls verboten dies zu tun, bis ihr Streit vor dem Rat geschlichtet würde. Das Verbot habe Bonstetten aber nicht beachtet, was die Untervögte und Weibel Jakob Egli, Hans Pfister und Konrad Steger bezeugen könnten. Dass etliche Leute schlecht über ihn sprechen, könne er nicht hinnehmen, weswegen er den Rat von Zürich bittet, zwischen ihm und Bonstetten zu vermitteln. Nachtrag von anderer Hand: Der ehemalige Vogt Gerold Edlibach und Junker Batt von Bonstetten werden vor den Zürcher Rat geladen, der die Zeugen verhört und daraufhin entscheidet, dass kein Friedbruch begangen worden sei und die beiden sich wieder versöhnen sollen, zumal sie zuvor gute Freunde gewesen seien. Die Herbergskosten der Zeugen werden übernommen.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 2504 d
  • Originaldatierung: 1508 November 22 (Datiert ist lediglich der Nachtrag des Rats, worin Edlibach bereits als ehemaliger Vogt von Greifensee angesprochen wird.)
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Gerold Edlibach

Der hier geschilderte Streit zwischen Gerold EdlibachPerson: und Batt von BonstettenPerson: über die Fischereirechte im UsterbachOrt: hatte 1507 begonnen, als EdlibachPerson: noch Landvogt von GreifenseeOrt: war. EdlibachPerson: berief sich dabei auf einen Vertrag, der zwischen seinem Amtsvorgänger Oswald SchmidPerson: und BattsPerson: Vater, Andres Roll von BonstettenPerson: , geschlossen worden war (SSRQ ZH NF II/3 41-1). Eigenhändig erstellte er davon mehrere Abschriften, die er teilweise noch ausführlich kommentierte (StAZH C I, Nr. 2559, S. 2-3; StAZH A 123.11, Nr. 1, S. 58-59; Edition: SSRQ ZH NF II/3 48-1).

Ein weiteres Konfliktfeld ergab sich während seiner Amtszeit mit den Fischern vom GreifenseeOrt: : Gemäss einer weiteren Klageschrift EdlibachsPerson: verweigerten diese um 1506 ihre Abgaben an den Vogt, die sie seinen Amtsvorgängern noch geleistet hatten (StAZH C I, Nr. 2505 c 2; zugehörige Kundschaft in StAZH C I, Nr. 2505 c 3).

Editionstext

Als dan Batt von BonstettenPerson: in Joͤrg GrebelsPerson: 1 huß zuͦ GriffenseOrt: in der sumerloͧben mir, vogt Gerold EdlibachPerson: , verbotten hatt, nu̍t mer in dem bach zuͦ UstriOrt: zuͦ fischen an den ortten und enden, da aber ich, gemelter vogt, vermeintte, als ich vernomen hab, vormallen biß an mich alle voͤgt, die min vorfaren gewesen sind, gefischet habend etcAbkürzung. Hab ich BattenPerson: geantwortt, da welle ich fu̍rer aber uff raͤcht fischen, und ob er vermeinne, dz ich oder ander minne nachkomen, so je zuͦ zitten in u̍wer, minerIn der Vorlage: mir herren, namen voͤgt zuͦ GriffenseOrt: sygintt, mitt guͦt raͤcht zuͦ fischen hettend, deß welle ich im vor u̍ch, min herren, wen er beger und tag erlangen mug, einß raͤchten sin und im sinner zuͦ spru̍ch antwortt geben. Und wen ir, min herren, u̍nß zuͦ beder sitt gnuͦgsamklichen verhoͤrtt habend, weß ir, mine herren, ouchUnsichere Lesunga dan umb die ding erkennent b, eß sye mit u̍wrem raͤchtlichen spruch oder in der min, dem selben welle ich minß teils tru̍lich glaͤben. Und da BattPerson: soͤmliches raͤcht bott je sich nu̍tt benuͤgen lassen wolt, da verbott ich im den bach, so in u̍wer herren hochen und nidren grichten ru̍nt und durch u̍wre vogtbarre und zinßbare guͤtter vom se biß obnen in WilOrt: zum c marckstein, ouch nu̍t dar in zuͦ fischen biß zuͦ UstryOrt: , dz ir, min herren, u̍nß bed enschiedett. Uff dz BattPerson: rett, ich hett im nu̍tz zuͦ bietten, er taͤde nu̍tz umb mine bott. Und nach aller leig verachtlicher wortten, so BattPerson: mit mir brucht, ward zwuschend u̍nß frid genommen etcAbkürzung.

Item dem nach u̍ber friden ist Batt von BonstettenPerson: in gemelter Joͤrg GrebelsPerson: loͧben mit verfastem taͤgen fu̍r mich, genantter vogt, uff und nider gangen und mit dratzlichen wortten grett: «Ja, vogt, je und ich dich oder jemmen im bach d woͤlt lassen fischen, je woͤlte ich mitUnsichere Lesunge eim fiertussend guldenWährung: 4000 Gulden verraͤchten, dan wen du mir dar inne fischest, so fischest du mir in dem minen und nimst mir dz min. Hoͤr du dz aͤben, vogt, dan eß ist min vaͤtterlich erb etcAbkürzung2

[S. 2]Seitenumbruch

Uff dz ich, genantter vogt, antwortt und sprach: «BattPerson: , ich fischen gar niennen dan an den ortten und enden, da biß har, als ich gehoͤrt hab, biß an mich all mirKorrigiert aus: minerf herren voͤgt gefischet habend, darum sol du mich nu̍t zu̍chen, dz ich dir dz din niennen naͤme, ich bedarff deß dinnen nu̍tz.» Uff dz BattPerson: aber rett: «Vogt, find ich dich oder die dinnen im bach, ir soͤnd ein fischen thuͦn, dz u̍ch nu̍mer wol erschu̍ssen mu̍ß.» Uff dz ich, gemelter vogt, rett: «BattPerson: , ich weiß dich in soͤmlicher vernunft, ob du mich oder die minen im bach fundest, u̍ber soͤmlich billiche raͤcht bott, so ich dir for friden und jetz aber fu̍rschlach, keyn u̍bels noch args nu̍t zuͦfuͤgtest, und hab deß kein sorg nu̍t uff dich.»

Uff dz BattPerson: zum andren mal sprach zuͦ mir und kertte sich gegen mir und trowtte mir mit der hand und stuͦnd stil und rett: «Vogt, du hoͤrst wol, wz ich dir sag. Find ich dich oder die dinnen im bach, dz es dir noch den dinnen nu̍mer wol erschuͤssen muͤß. Und soͤlt ich sin umb lib, er und guͤtt kommen und umb alleß, dz mich got je beraͧtten hatt, da wu̍sse dich nach zuͦ richten etcAbkürzung

Daruff ich, gemelter vogt, aber antwort und sprach: «BattPerson: , du troͤwst mir, umb dz ich minen herren dz ir beger zuͦ beheben und nu̍tz anderst thuͦn, dan ich innen geloͧpt und geschworen hab und ouch schuldig zuͦ thuͦn bin, innen ir frigheit und graͤchtikeit zuͦ behalten, als wit ich mag, dar zuͦ sy dan raͤcht habend. Und u̍ber dz, so ich mit dir in friden stan, deß du mich billichen u̍ber huͦbest von wegen mirKorrigiert aus: minerg herren.» Und giengeKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: gangeh dar mit von im uss der loͧben, da lu̍ffe mir her Hanß RoͤustPerson: , der kaplon zuͦ GriffenseOrt: , nach und berette mich, mit im wider zuͦ herren und gesellen zuͦ kommen etcAbkürzung.

[S. 3]Seitenumbruch

Und ob Batt von BonstettenPerson: soͤlicher wort und reden, wie die alle ob stand, nu̍t kantlichen und gichtig wissen wilt, deß ich mich doch an in gar nu̍t versich, so sind doch fil fromer, ersammer prister, herren und gesellen, geischlich und weltlich, da gegenwertig gwessen, die disse sachen gehoͤrt und gesaͤchen habend, da mir nu̍t zwifflet, wen die raͤchtlichen alle verhoͤrtt werden, den handel lutter sagen soͤllend, wie ob stat, dz BattPerson: uff die selben zitt die mallen, als ich achten dem friden nach gnuͦg geret hab, namlichen:

her Hans SturmPerson: , kilchher zuͦ UstriOrt: ;

her Heinrich RuͦlandPerson: ,

her MichelPerson: zuͦ UstriOrt: ,

her Wernli BalterUnsichere LesungiPerson: , caplon,

her Joß StoͧberPerson: , alle caplonnen zuͦ KilchustriOrt: ;

her Hanß RoͤustPerson: , caplan zuͦ GriffenseOrt: etcAbkürzung.

Hans PfisterPerson: , u̍wer, mirKorrigiert aus: minerj herren, und BattenPerson: geschworner weibel zuͦ KilchustriOrt: , der u̍nß bed von befelch wegen deß kilchherren und andren priester in frid genomen hat;

Baltiser SchuͦmacherPerson: zuͦ UstriOrt: .

Item sust ist ouch vil guͦtter herren und gesellen, die ich nu̍t alle kent oder acht gehept hab, ouch uff der loͧben gwessen, ist mir nu̍t zwyfel, Hanß PfisterPerson: , der undervogt, wol wu̍sse, dan sy ob ein tischly alle karttet habend.

Item dem allem nach hab ich noch die minen im obgemelten bach nu̍mer mer gefischett. Und gemelten BattenPerson: daruff uß kraft u̍wer, mirKorrigiert aus: minerk herren, durch Jacob EglyPerson: , u̍wer undervogt zuͦ GriffenseOrt: , Hansen PfisterPerson: und Kuͦnrat StaͤgerPerson: , bed weibel, genantten bach vom se hin uff biß an marckstein ob dem WilOrt: an dry march silberWährung: 3 Mark Silber ouch verbotten, biß dz von u̍ch, min herren, die sach ein aͤnd naͤm. Soͤmlich gebott er uß u̍bermuͦtt und verachtBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesungl [S. 4]Seitenumbruchu̍wer, mirKorrigiert aus: minerm herren, zum dickren mal nie gehalten hat und sich deß selb beruͤmt, ich habe im nu̍tz zuͦ bietten. Und ob er deß botteß nu̍t kantlichen sin woͤlt, so mugend ir die dry voͤgt oder weibel verhoͤren, und ist im botten an iij march silbersWährung: 3 Mark Silber, wie hie for stat.

Her burgermeister, strengen, vesten, fu̍rsichtigen, wisen herren, habe ich u̍wer wisheit disen obgeschribnen handel nu̍t wellen verhalten, besunder langestUnsichere Lesungn gern u̍ch, minen herren, enteckt, so hab ich gesaͤchen u̍wer mercklich gescheft und unruͦw allerleig und ouch miner sachen halb ferzogen hat. Und ist nu̍t annder, dz es ouch min notturff fordert, allerleig reden halb, so hinder mir brucht werdent, vilicht BattenPerson: und mir zuͦ unruͦwen mer dan durch ruͦw willen. Etlich spraͤchend, ich wu̍sse wol, wuͦ dz ertrich am aller besten zuͦ graben sye, etlich, ich wel den fuchs mit BatenPerson: nu̍t bissen, und etlich sprechend, hettend eß minUnsichere Lesungo gesellen than, ich hette so p lang nu̍t gebattet, ich hette sy mit raͤcht angenomen. Dar wider ich nu̍t red und war ist, harumb, gnaͤdigen, lieben herren, so u̍ber gib ich u̍wer wisheit die sach, da moͤgend ir nun fu̍r hin handlen, thuͦn und lasen, dz u̍ch, min herren, dz aller beste bedunckt, dan ich wol liden moͤcht, dz eß alles zwischend Batten von BonstettenPerson: und mir vermitten werre, und guͦt gesellen und gu̍nner beliben etcAbkürzung.

q–Uff mitwoch nach presentationis MariePerson: in templum anno etcAbkürzung viijoOriginaldatierung: 22.11.15083 sind der alt vogtt Gerold EdlibachPerson: und junkerIn der Vorlage: j Batt von BonstettenPerson: gegen einanderHinzufügung oberhalb der Zeiler vertagt, und ist die ob angezeigte kuntschaft in ir gegenwirdtikeit gehoͤrt und daruf zuͦ recht erkennt, dz in der gehoͤrten kuntschaft nit sovil erfunden, dz da kein fridbruchh vergangen sye, sonnder so syend si vor nacher guͦt fru̍nd und gesellen gewesen, darumb soͤllend si heim keren und einandern dz best und wegst tuͦn, daran tuͦgend si minen herren gefallen. Und loͤsend min herren die kuntschafter von der herberg.Hinzufügung am unteren Rand von anderer Hand–q

Anmerkungen

  1. Unsichere Lesung.
  2. Streichung: s.
  3. Streichung: mark.
  4. Streichung: je.
  5. Unsichere Lesung.
  6. Korrigiert aus: miner.
  7. Korrigiert aus: miner.
  8. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: gange.
  9. Unsichere Lesung.
  10. Korrigiert aus: miner.
  11. Korrigiert aus: miner.
  12. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  13. Korrigiert aus: miner.
  14. Unsichere Lesung.
  15. Unsichere Lesung.
  16. Streichung: s.
  17. Hinzufügung am unteren Rand von anderer Hand.
  18. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  1. Jörg GrebelPerson: amtierte von 1483 bis 1488 als Vogt in GreifenseeOrt: (Dütsch 1994, S. 218).
  2. Vielleicht wird hier auf das verbreitete Diktum angespielt, wonach Herzog Leopold von ÖsterreichPerson: bei SempachOrt: auf dem Seinen um das Seine umgebracht worden sei, vgl. Hugener 2014, S. 224-225, mit Anm. 845. Oder handelt es sich bei der Mehrfachnennung des substantivierten Possessivpronomens gar um eine geläufige Rechtsformel?
  3. Baumeler 2010, S. 285, Anm. 225, datiert das Stück aufgrund einer Fehlinterpretation der Jahreszahl auf den 6. November 1484Datum: 6.11.1484.