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SSRQ ZH NF II/3 77-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 77-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Holzordnung von Nänikon

1556 April 30.

Da es unter den Leuten von Nänikon zu Streit über das Gemeindeholz und dessen Einzäunung gekommen ist, wendet sich die Gemeinde an den Obervogt Konrad Escher und den Untervogt Jörg Denzler, deren gütliche Einigung von den Parteien angenommen wird. Für die Zäune von privaten Gütern darf nicht das Holz aus dem Gemeindewald verwendet werden (1). Jedem Gemeindemitglied steht jährlich der gleiche Anteil an Holz zu (2). Holz darf nur an einem von der Gemeinde bestimmten Tag eingesammelt oder abgeschnitten werden (3). Der dörfliche Grenzzaun wird aus dem Gemeindeholz erstellt (4). Der Dorfmeier soll einmal pro Jahr alle Zäune besichtigen und sodann das nötige Holz für Ausbesserungsarbeiten bereitstellen (5). Bauholz wird nur dann zur Verfügung gestellt, wenn die Gemeinde ein Bauvorhaben für nötig befindet (6).

  • Signatur: StAZH A 123.2, Nr. 149
  • Originaldatierung: 1556 April 30
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Erhaltungszustand: Umschlag stark verschmutzt; Löcher in Faltung
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch

Über die Nutzung des Gemeindewaldes kam es zwischen den Bauern und Taunern von NänikonOrt: wiederholt zu Streit (StAZH A 123.1, Nr. 8 und 123.2, Nr. 150; ZGA Nänikon I A 6 und 7). Parallel dazu wurde die Waldnutzung auch in weiteren Gemeinden in der Herrschaft GreifenseeOrt: geregelt, beispielsweise in AeschOrt: bei MaurOrt: (SSRQ ZH NF II/3 77-1).

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts entbrannten die Streitigkeiten um die Nutzung des Näniker Waldes erneut (ZGA Nänikon II A 4; StAZH A 123.5, Nr. 186). Aus diesem Grund wurde 1665 eine neue, detailliertere Holzordnung für die Gemeinde NänikonOrt: Organisation: erstellt (StAZH A 123.1, Nr. 8). Demnach oblag die Überwachung des Waldes neu dem Landvogt, der ausserdem einen Förster anstellen sollte. Hatte die Gemeinde ursprünglich eigenständig über den Wald verfügt, so geriet dieser nun zunehmend unter obrigkeitliche Kontrolle (Schuler/Hürlimann 2001, S. 207-213; Weisz et al. 1983, S. 146-147; Kläui 1964, S. 136-138).

Editionstext


Zuͦ wüßenn sige mengklichenn in urkund mit dißer
geschrifft, als dan ein gantze gmeind zuͦ NenykonOrt: Organisation: mit
ein anderen ein gspan gehept von ires gantzen gmeind
holtzes und der zünig halb, uff sölliches ein gmeind
zuͦ inen beruͤfft und erbettenn den fromen, fürnëmen
und wyßen Cuͦnradt ÄscherPerson: , burgers ZürichOrt: ,1 obervogt
zuͦ GriffennseeOrt: , und JögenAuffällige Schreibung ThentzlerPerson: , demKorrigiert: dena undervogt,
uff dunstag, den letsthen aprellen des sëchs und fünffziggosten jarsOriginaldatierung: 30.4.1556, sy das ein anderen ingangen und das
guͤtlich an genomenn, als dan die artickel gstelt, alls
har nach volgt.
Zum erstenn: Alle die, so b–unßert thalbKorrigiert: ußerthalb–b
dem gmeind werchs und weidgang guͤter, das sy nützig
uß dem gmeind holtz zünig nemen söllent, sonders
das alles uß iren höltzeren, den eignen, nëmen ald kouffen.

Zum ander: Das sy nun hin für söllent alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr
ein hoͧuw holtz uß gëbenn, und der selb under der
gmeind theilt, dem richtenKorrigiert: richenc wie dem armen und
dem armen wie dem richenn. Das selb holtz
mag einer verkouffenn ald verschencktenKorrigiert: verschenckend. Er
sölle aber sich des selben hoͧuw holtzes benuͧgen
laßen von der gmeind und nüt witers dar in hoͧwen.
Und wellen darüber huͧwe, der ist der straßKorrigiert: strafe erwartenn.

Zum dirtenKorrigiert: dritenf ab gerett: Das keiner me im gmeind
holtz holtz uff läßenn nach ab hoͧuwen, weder
gruͤns nach türß, sonders ligen laßen, bis die
gmeind an tag an sicht, söllends dan gmeindlich
mit ein anderen uf laßenn und eim werden wie
dem anderen. Und wellicher dar u̍ber handlet,
der ist der buͦß erwarten.
[S. 2]Seitenumbruch

Item für das fiert: Die ee fadenn söl man machen
uß dem gmeind holtz und zünig nemen unnd
inen dar inn nieman nützig reden vor nengklichennKorrigiert: mengklichenng unverhinderett.

Für das fünfft ab grett: Irer eignen guͤteren halb
im weidgang und gmeind werechKorrigiert: werchh söllent die dorff
meyer im jar einnist umbhin gan und die zümKorrigiert: züni
umb die guͤter gschouwen und inen dan uss dem
gmeind holtz serlen gebenn nach zimlichkeitt. Und
wen sy daran nit gnuͦg habent, so söllens dan uß
iren eignen höltzeren houwenn.

Zum sechsten und letschtenn: Als dan man etwas
spicher und hüßer uß dem gmeind werch buwen,
das aber nit vonn nöten gsin, und nun hin für
wellen mer buwen well, das der selb der gmeind
an zeingennKorrigiert: zeigennj sol. Und wens dan ein gmeind
von nöten und billich dunck, söl man im gëben.
Wens aber ein gmeind nit billich und von [nöten]Auslassung, sinngemäss ergänztk dunck,
mag er wol uß sinen eignen höltzeren buwenn,
das selb im unabgeschlagen etcAbkürzung.
[S. 3]Seitenumbruch [S. 4]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Der NenykerOrt: gmeindOrganisation: rodel
vom gmeind holtz und zünig
und ander artyckel halb

Anmerkungen

  1. Korrigiert: den.
  2. Korrigiert: ußerthalb.
  3. Korrigiert: richen.
  4. Korrigiert: verschencken.
  5. Korrigiert: straf.
  6. Korrigiert: driten.
  7. Korrigiert: mengklichenn.
  8. Korrigiert: werch.
  9. Korrigiert: zün.
  10. Korrigiert: zeigenn.
  11. Auslassung, sinngemäss ergänzt.
  1. Konrad EscherPerson: (im Amt 1553-1559, vgl. Dütsch 1994, S. 108).