check_box zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF II/3 81-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 81-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Holzordnung von Aesch bei Maur

1567 Januar 14.

Da die Rechenherren der Stadt Zürich festgestellt haben, dass die Gemeinde Aesch am Greifensee unsorgfältig mit ihrem Fronwald umgeht, legen sie mit Zustimmung der Gemeinde eine neue Ordnung fest. Demnach besitzen lediglich fünf Höfe ein Nutzungsrecht am Fronwald (1). Wird einer dieser Höfe verkauft, geht das Nutzungsrecht an den neuen Besitzer über, der das Holz jedoch nur innerhalb der Gemeinde verwenden und es nicht verkaufen darf (2-3). Im Winter darf lediglich im Rappentobel Holz für den Eigengebrauch geschlagen werden (4). Wenn das Rappenholz aufgebraucht ist, muss das Schlagen von Brennholz und Bauholz an anderen Orten von den Zinsherren bewilligt werden (5-6). Der Wald muss stets eingezäunt sein (7). Für Holzfrevel sowie die Beschädigung der Zäune werden Bussentarife festgelegt (8). Jeder Bewohner der Gemeinde muss im Turnus eine Woche lang Aufsicht über den Wald ausüben (9-10). Da die Gemeinde neben den Bussen jährlich einen Zins von 24 Pfund erhält, soll sie einen Säckelmeister bestimmen, der diese Einnahmen verwaltet (11).

  • Signatur: StArZH III.B.48.
  • Originaldatierung: 1567 Januar 14
  • Überlieferung: Aufzeichnung, Heft (6 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 33.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Hans Keller, Rechenschreiber der Stadt Zürich
  • Edition

  • Signatur: StAZH A 123.2, Nr. 211
  • Originaldatierung: 1567 Januar 14
  • Überlieferung: Aufzeichnung, Heft (6 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 33.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Hans Keller, Rechenschreiber der Stadt Zürich
  • Signatur: StAZH F II a 176, S. 217-221
  • Originaldatierung: 1567 Januar 14
  • Überlieferung: Zeitgenössische Abschrift (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH F II a 180, fol. 31r-33r
  • Originaldatierung: 1567 Januar 14
  • Überlieferung: Zeitgenössische Abschrift (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 31.0
  • Sprache: Deutsch

Bereits drei Jahre zuvor war es zwischen einigen Bewohnern von AeschOrt: zu Streit über die Frage gekommen, ob eine bestimmte Hofstatt den Wald mitnutzen darf oder nicht (StAZH A 123.2, Nr. 191). Möglicherweise bot dieser Konflikt den Ausgangspunkt dafür, dass die Waldnutzung mit der vorliegenden Holzordnung verbindlich geregelt wurde, vgl. Weisz et al. 1983, S. 148.

Parallel dazu wurde die Waldnutzung auch in weiteren Gemeinden in der Herrschaft GreifenseeOrt: geregelt, beispielsweise in NänikonOrt: (SSRQ ZH NF II/3 77-1). Ebenso wurden auch in anderen Zürcher HerrschaftsgebietenOrt: entsprechende Holzordnungen erstellt, beispielsweise 1573 in WollishofenOrt: (SSRQ ZH NF II/11 88-1).

Editionstext

Der gmeind zuͦ ÄschOrt: Organisation: holtzordnung.

Als a–unsernUnsichere Lesungb herren burgermeister unnd rath der statt ZürichIn der Vorlage: h b u r d s ZOrganisation: Korrektur von anderer Hand oberhalb der Zeile, ersetzt: mynen herrenn, den rächenherennOrganisation: ,–a clegt fürkommenn unnd c–durch ire verordnetenHinzufügung am linken Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen–c selbs funnden unnd gsächen wordenHinzufügung am rechten Rand von anderer Handd, wellichermassenn die gmeind zuͦ ÄschOrt: Organisation: am GryffennseeOrt: inn irem fronwald hanndlind, wie sy denselbenn wüstinnd unnd das holtz umb ein gerinng gelt daruß verkouffinnd, unnd das inn kurtzem der wald gar verwüst werdenn möchte, habennt sy daran ein beduren unnd mißfallen empfanngen. Unnd nachdem sy der gmeind daselbs brieff, sigel unnd gwarsaminen, so sy hier umb by hannden, eigenntlich verhört, ist daruff mit iren, der gmeind, bewilligenn, zuͦ fürderunng des gmeinen nutzes unnd ir aller, ouch irer nachkommen wolfart, volgennde ordnung unnd holtzban zehalltenn gestellt.

[1] Nammlich zum erstenn: Sidmaln der gmeind ÄschOrt: Organisation: erlanngte urtheil brieff heiter vermögennd unnd zuͦgäbend, das alleyn fünffMenge: 5 höf zuͦ ÄschOrt: [S. 4]Seitenumbruch heißen unnd syn, die grëchtigkeyt im fronwald zuͦ höfen habenn, so sölle es nachmaln by demselben, unnd was dieselbenn brieff sonnst der tagnöüwern unnd gladi rychenn halb vermögend, gënntzlich blybenn unnd demselben gläpt werdenn.

[2] Zum anndernn: Wann nun hinfür ein huß unnd hofstatt im dorff zuͦ ÄschOrt: glëgenn (die grëchtigkeyt im fronwald hette) verkoufft wurde, unnd einer, der im dorff wonnëte unnd dieselb hofstatt besitzenn wellte, die kouffte, das im die darzuͦ diennend holtzHinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichene grechtigkeyt belybenn. So aber einer, der ußerthalb dem dorff (wo joch das syn möchte) gsäßen were, ein söllich huß ald hofstatt kouffte unnd dannënthin vermeinen wellte, das holtz, so zur sëlben hofstatt diennte, ußert das dorff an synenn nutz zuͦverwännden, das dasselb hiemit mënngklichem frig abbekännth syn unnd keinem (wer joch der were) vergunndt nach zuͦglassen werdenn, einich holtz ußert das dorff ÄschOrt: an anndere orth oder gmeindenn zefüren, sonnder das holtz im dorff uff der hofstatt unnd in dem hus, dahin die grëchtigkeyt hört, gebrucht unnd verbränndt werdenn sölle.

[3] Zum drittenn: Das weder die gmeind gmeinlich nach ouch sonnderbare personenn gwallt nach fuͦg habenn, einich holtz weder zimber nach anndern lüthenn zekouffen zegëben, wie dann der urtheil brieff, im ein unnd viertzigistenn jarDatum: 1541 ußganngen, dasselb ouch verbütet.1 Unnd [S. 5]Seitenumbruch so dasselb übersächenn wurde, söllen alßdann unnser gnedig herrenn oder ir vogt zuͦ GryffennseeOrt: gwallt habenn, die unnghorsammen nach der gepür unnd irem verdiennen ze straffenn.

[4] Zum vierdenn: Nachdem sy, die gmeind, yetz ein zythar die winnterhöüw an orth unnd ennden, da es gar schädlich, ußgëbenn, unnd so sy also fürfaren sölltenn, dasselb dem fronwald ein träffennlicher abbruch brechte, so söllenn sy desselben gënntzlich abstan unnd nun hinfür solliche winnterhöüw dahinnden im RappenntobelOrt: (alls lanng das werenn mag) ußgëben, unnd ob sy aber von unnglëgenheit wëgenn der zyt oder annderer sachenn an anndern orthen darzuͦ ußgëben müßtind, das sy dasselb an unnschädlichisten orthenn, wie sy dann das im wald gar wol hannd unnd finndend, ußgëbenn unnd dem buwholtz, sovil yeman muglich, verschonnen unnd dheinner für sich sëlbs nützit howenn, sonnder die höüw mit der gmeind, inmassenn obgelüthert stat, ußgëbenn und dasselb vermög der brieffenn ußtheilen unnd einem yedenn nit mer, dann ime zuͦ synem hußbruch gebürt unnd er nothurfftig ist, gebenn unnd zuͦtheillen, unnd ob etlichem inn einem söllichen how etwann ungfar ein buwholtz wurde, soll er dasselb, so ers nit selbs zuͦ synem hus ald schürenn zuͦ buwen, schinndlen oder stegkenn bruchen wellte, allein einem inn der gmeind unnd deheinem ußerthalb zuͦ verkouffenn nach zuͦ verschënngken gwallt habenn, unnd ouch das gezeiget holtz fürderlich unnd bis zuͦ ußgänndem hornungDatum: 28. Februar (Termin/Frist) uß dem wald heimfertigenn, damit der junng faßel dest bas wider uffkommen möge. Dann wellicher das holtz, so ime zum winnterhow gëbenn wurde, wie vorstat, nit uß dem holtz thäte, sonnder lënnger dann inn hornungDatum: 28. Februar (Termin/Frist) ligen ließe, so sölle die gmeinnd alß dann fürderlich dasselb holtz uß dem wald [S. 6]Seitenumbruch füren lassenn unnd zuͦ der gmeind hannden zum nutzlichisten verkouffenn unnd dann demselbenn dennzemal dhein holtz für das künfftig jar mer gëben werdenn, sonnder er sich sonnst umb holtz versächenn unnd doch inn disem weder von der gmeind nach sonderbaren personenn dhein gfaar gebrucht werdenn oder unnser herrenn straff erwartenn.

[5] Zum fünfftenn: Unnd wann das gemelt RappëntobelOrt: unnd sonnst im wald das brënnholtz, da sy das wol unnschädlich finnden, ußgehowen wurde, unnd man nüw höüw suͦchenn unnd ordnen müßte, das alßdann dieselbenn nüwenn höüw allwägenn mit erlouptnus unnd bewilligenn, ouch inn bysin der zinnßherrenn zum unnschädlichisten ußganngen unnd hier inn yederzyt nach gstallt des waldts zum nutzlichistenn ghanndlet werdenn.

[6] Zum sächstenn: Wellicher aber buwholtzes zuͦ synem hus, schürenn oder anndern büwenn nothurfftig were, der sölle synem zinnßherren das antzeigenn, der selb dann mit ime hinuß kerenn, die nothurfft des buws besächenn und dann demselbenn inn bysin des zinnßherrenn unnd mit synem erloubenn holtz, sovil er zum buw nothurfftig ist unnd nit wyter, gegëbenn unnd zeiget unnd ouch alles holtz, so ußgäbenn wirt, von grotzenn unnd estenn suber ufgmacht [S. 7]Seitenumbruch unnd uß dem wald gethan werdenn.

[7] Zum sibennden: Das ouch fürnemmlich der ganntz wald unnd die nüwenn höüw fürhin allwëgenn, wie bißhar, ingeschlagen blybenn unnd alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zuͦ ußtagennZeitspanne: Frühling gsächen unnd versorget werdenn, das die hëg unnd zün der massenn inn eerenn sygenn, das dheinn vech daryn kommenn möge.

[8] Zum achtenn: Damit nun hinfür weder von frömbdenn nach heimschen personenn destermynnder schadens im wald beschächenn, sölle der einung unnd holtzbann dergstallt syn, nammlich:

[S. 8]Seitenumbruch
Von einer eichenn v Währung: 5 Pfund
Von einer tannen iij Währung: 3 Pfund
Von einer buͦchenn, aspenn, ahornnën, eschenn oder erlen, von jedem stumppenn j Währung: 1 Pfund
Von einer reiffstanngen, sy sige haßlinn, birchinn, krießböümin, sallwydinn unnd annderm gmeinen holtz, von jedem stumppen x Währung: 10 Schillinge

Unnd derselbenn yeder nütdestermynnder das abghowenn holtz, so er das hinweg hette, bezallenn oder, so es inn dem wald begriffenn, dasselbig ligenn lassen unnd der gmeind den schadenn abtragen unnd vergälltenn. Wellicher ouch der gmeinnd unnd inseßen zünung inn holtz oder vëld uffbricht, die zunn stägkenn unnd serlenn nimpt oder hinweg treit, wenig oder vil, der soll, so offt er ergriffenn oder offennbar wurde, ein pfunndWährung: 1 Pfund zuͦ straff unnd buͦß verfallen syn. Wo ouch ein roß, küg oder kalber inn den ingeschlagnenn höüwen ald dem wald ergriffen wurdenn, da soll der, deß das houpt vech ist, er sitze inn der gmeinnd oder nit, von jedem houpt zëchenn schillinngWährung: 10 Schillinge zuͦ buͦß gëben. Unnd ob einer one erlouptnus tannen stügken, est abhowenn oder schneitlenn wurde, der sölle vonn yeder tannen ein pfunndWährung: 1 Pfund unnd fünff schillinngWährung: 5 Schillinge zuͦ buͦß zegëben schuldig syn.

[9] Zum nündten: Damit ouch disem allem dester styffer gelëpt unnd nachganngen werde, söllennd alle, die inn der gmeind gsäßenn sinnd, by irenn eyden schuldig und verbunden syn ufzesächenn unnd zuͦ verhüten, das nieman [S. 9]Seitenumbruch inn gemeltem wald schadenn thüge. Unnd wellicher ergriffenn wurde, der syge frömbd oder heimsch, der sölle vonn dem, der inn also funnden hat, by synem eyd inn den nechstenn acht tagenZeitspanne: 8 Tage einem herrenn vogt zuͦ GryffennseeOrt: geleidet unnd der vogt mit sampt den geschwornnën zuͦ ÄschOrt: die verfallnënn buͦßenn intzüchen unnd darinn nieman verschonnen, unnd also dieselben buͦßenn halb unnßern gnedigen herrenn von ZürichOrt: unnd halb der gmeinnd ÄschOrt: Organisation: zuͦgehörig syn.

[10] Sy söllennd ouch söllichs goumenn deß walds inn der kere laßenn umbgan, unnd ein jeder allwäg ein wuchennZeitspanne: 7 Tage zuͦ hütenn schuldig syn, unnd also einner alls lanng alls der annder sorg habenn. Wann ouch einer, an dem glych die kere des goumens nit were, einenn seche schadenn thuͦn, das derselb den nütdestermynnder, wie obstat, leidenn unnd die buͦßenn von demselben inzogen werdenn. Es soll ouch ein jeder, an dem die kere ist, by synenn thrüwen alle werchtag inn wald gan unnd aber nit zuͦ gwüssenn stunden, sonnder einist früg, annderst spat, ouch nit allwëg ein straß synen ganng nemmen, sonnder dasselb abwächßlenn, damit er destermynnder ußgespächt werdenn möchte. Was aber sonnst die innhaber der höfenn zur zünung oder buwgschir nothurfftig, das inenn dasselb inn zimligkeyt, wie wyt jeder hof grëchtigkeyt hat, zum aller unnschädlichistenn zehowenn zuͦglassenn syn, doch das sy vom selbenn ouch nüt verkouffenn nach verschänngken söllenn.

[S. 10]Seitenumbruch

[11] Unnd zum letztenn: Alls sy, die gmeind, jerlichZeitspanne: 1 Jahr inn die xxiiij pfunndWährung: 24 Pfund zinns inzenemmenn hat unnd dann von disenn buͦßen ouch etwas fallenn wirt, söllenn sy von inenn ein segkelmeyster verordnenn, der sölliche zinns unnd die buͦßenn, so der gmeind hörennd, intzüche unnd innemme, unnd dasselb alles an der gmeind nutz verwënndt unnd davonn gar nüt unnützlich verthan werde, doch wie die rütinnen unnd güter yetzmaln verlichenn, also sölle es blybenn, biß die jar uß sinnd, aber demnach söllen sy aber zum nutzlichistenn verlichen werdenn.

Unnd ob disenn artigklenn allen sölle ein jeder myner herrenn vogt der herschafft GryffennseeOrt: , ouch die geschwornënn unnd annder von der gmeind zuͦ ÄschOrt: Organisation: ernnstlich haltenn, die buͦßen flyssig leiden, unnd intzüchenn, ouch zur gmeind guͦt sorg habenn. Das alles wirt inenn und irenn nachkommenn zuͦ nutz, wolfart unnd guͦtem reichenn unnd gelanngenn.

Actum zinnstags, den 14. tag jenner anno 1567Originaldatierung: 14.1.1567.

[Unterschrift:] Hanns KellerPerson: , rächenschryber der statt ZürichOrt: , scripsitIn der Vorlage: sst.
[S. 11]Seitenumbruch [S. 12]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:] Der gmeind zuͦ ÄschOrt: Organisation: am GryffenseeOrt: holtzordnunng

Anmerkungen

  1. Korrektur von anderer Hand oberhalb der Zeile, ersetzt: mynen herrenn, den rächenherennOrganisation: ,.
  2. Unsichere Lesung.
  3. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen.
  4. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand.
  5. Hinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichen.
  1. Die hier erwähnte Urkunde aus dem Jahr 1541 ist nicht überliefert.