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SSRQ ZH NF II/3 83-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 83-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urteil in einem Streit über das Fischen in den Gräben am Greifensee

1569 Dezember 14.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich beurkunden einen Streit zwischen Niklaus Huser aus Fällanden sowie Klaus Pfister und seinen Brüdern aus Greifensee über das Fischen in den Gräben am Greifensee. Huser klagt, dass die Gebrüder Pfister in ihrer Wiese am Greifensee einen Graben angelegt haben und darin mit Reusen fischen, sodass sie ihm als Inhaber der Fischenz die Fische wegfangen. Nachdem eine Delegation des Rats vor Ort einen Augenschein genommen hat, urteilt der Rat, dass keine neuen Gräben bewilligt werden. Die Gebrüder Pfister sowie Ulrich und Klaus Ochsner müssen ihre erst kürzlich erstellten Gräben daher wieder zuschütten. Weiterhin bestehen bleiben dürfen die älteren Gräben, die auch als Grenze gedient haben, nämlich der oberste Graben, der Thomann Ochsner gehört und der Altfriedgraben genannt wird, sowie der unterste Graben, den Erhard Meier und seine Brüder von Fällanden besitzen und der Altglattgraben genannt wird. Hier dürfen die jeweiligen Besitzer ausserhalb der Schonzeiten weiterhin fischen und die Fische verkaufen. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Signatur: StAZH C III 8, Nr. 3
  • Originaldatierung: 1569 Dezember 14
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 58.5 × 27.0 (Plica: 6.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Sekretsiegel der Stadt ZürichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH F II a 176, S. 179-182
  • Originaldatierung: 1569 Dezember 14
  • Überlieferung: Zeitgenössische Abschrift (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch

Die Uferzone als Übergang von Land und Wasser war zwischen den Fischern und den Bauern ständig umstritten. Bereits 1549 hatten sich die Bürger von GreifenseeOrt: beklagt, dass der Fischer Klein-Erhard MeierPerson: aus FällandenOrt: mit seinen Fanganlagen ihr Weidegebiet in der BöschenOrt: verwüste (PGA Greifensee I A 11; StAZH A 85, Nr. 10). Umgekehrt beklagte sich 1569 der Fischer Niklaus HauserPerson: aus FällandenOrt: , dass die Bauern aus GreifenseeOrt: ihrerseits Fanganlagen erstellten und damit seinen eigenen Ertrag schmälerten. Darüber wurde am 1. September 1569 Kundschaft aufgenommen (StAZH A 85, Nr. 18), bevor der Rat am 14. Dezember das vorliegende Urteil fällte und damit bestimmte, dass die älteren Gräben bestehen bleiben und zum Fischfang genutzt werden dürfen, während die neu erstellten Anlagen zugeschüttet werden mussten.

Erneut zu Streit kam es 1749, weil sich die gewerbemässigen Fischer beklagten, dass die Bauern bei Überschwemmungen auf den Feldern Karpfen fingen und dadurch ihre Erträge schmälerten. Das Gericht urteilte, dass die Bauern dies weiterhin tun dürfen, sofern sie dafür kein Fischereiwerkzeug verwenden (SSRQ ZH NF II/3 109-1).

Editionstext


Wir, burgermeister unnd rath der statt ZürichOrt: Organisation: , thund khunndt menngklichem mitt disem brieff, als sich irrtung unnd spann zugetragen zwüschennt Niclaußen HußerPerson: von FellanndenOrt: einns unnd Claußen PfisterPerson:
sampt synen brüderen von GryffenseeOrt: annderstheyls von deßwegen, das gemelter Niclauß HußerPerson: sich mit sampt synem bystannd erclagt, das gedachter Clouß PfisterPerson: unnd syne brüderen inn irer wißen am GryffenseeOrt: , so glych by syner vischenntzen unnd fachen, so er im GryffenseeOrt: hette, gelëgen were, einen graben gemacht, dieselbig damitt umbschlagen unnd bißhar beren daryn gesetzt unnd ime die visch vor synen fachen mitt söllichem
unnd annderm züg darinn gefanngen. Unnd diewyl aber syn vischenntzen von synem lieben vatter selligen thür erkoufft, ouch er die selbig von ime ererpt unnd dann der PfisternOrganisation: fürnëmmen, damitt sy ime an dem vischfanng ein
großen mercklichen schaden thättinnd, ein nüwerung, so vorhar nie gebrucht, so verhoffte er, das sy des vischenns unnd berensetzens genntzlichen abgewyßt werden solten. Wa inen der graben aber sonnst zu guttem irer
wißen diennen, des möchte er inen wol gonnen.
Daruf Claus PfisterPerson: sampt synem bystannd für sich selbs unnd innamen syner brüderen antwurten laßen, das er unnd syne brüderen obangetzeigte wißen von irenn
elteren ererpt unnd die selbig von wegen ville des wassers mitt einem graben umbfaren müssen, ouch alwegen zu gepürlichen zythen beren inn den selben graben gesetzt, visch darinn gefanngen unnd inen dasselbig niemant gespert noch gewert. Unnd diewyl dann sölliche gerechtigkeit erblich an sy kommen, ouch ire wißen gen GryffenseeOrt: unnd nit gen FellanndenOrt: gehordte, so gethruwten sy, by sollichem alten harkommen zubelyben unnd des HußersPerson: vorderung unnd ansprach ledig erkennt zwerden.
Welliches spanns halb sy einannderen vor unnserm unndervogt unnd gericht zu GryffenseeOrt: zu rëchtvertigen unnderstannden unnd aber daselbs dannenn
für unns als die recht ordennlich oberhannd zu rechtlichem entscheyd gewyßt. Unnd wann nun wir sy, die parthygen, inn obvermelter irer clag unnd antwurt, so sy mitt den unnd vil mer worten eroffnet, gnugsamlich
gehördt unnd ouch darnebennt verstannden, das die unnßern, ThomanPerson: , ouch UlrichPerson: , deßglychen ClausPerson: , die OchßnernOrganisation: , sodenne Erhart MeygerPerson: unnd syne brüderen von FellanndenOrt: glych der selben ennden inn iren wißen am GryfenseeOrt: ouch gräben haben unnd das die OchßnereOrganisation: ire besonnders nüwlich gemacht, darinne vischen unnd man sich ab den selbigen ouch erclage, habennt wir zu mererm bericht aller hanndlung etlich von unnserm rath
ußgeschossen unnd verordtnet mitt dem bevelch, das sy hinuß gen GryfenseeOrt: keeren unnd daselbs aller obgemelter personen gräben besichtigen, ouch derenhalben eigenntliche nachfrag unnd erkonndigunng haben unnd wie
unnd wellichermaßen sy die sachen gestaltet syn befinnden, unns desselben zuverstenndigen, unns volgenntz fürer harinne nach der gepür zehalten wüssind, wellichem unnßerm bevelch sy, unnßere verordtnetenn
mitreth, statt gethan.
Unnd als sy unns demnach aller sachen berichtet unnd wir ouch daruf obvermelte personen jeden besonnders inn synem fürwennden, wellicher gestalt sy vermelte gräben gemacht unnd die an sy komen, sampt iren brieffen unnd kunndtschafften gnugsamlich unnd nach aller nothurfft abermalen verhördt, habennt wir unns jüngst uff ir, der parthygen, gethanen rechtsatz zu recht erkennt unnd gesprochen
namlich:
Diewyl wir inn aller hanndlung befinnden, das der oberist graben, so Thoman OchßnerPerson: innhat, alwëgen gweßen unnd der Alt FridgrabenOrt: genempt worden, ouch den weydtganng unnd etliche gütter zwüschennt denen von GryffenseeOrt: unnd SchwertzenbachOrt: scheydet, deßglychen das der unnderist graben, so Erhart MeygerPerson: unnd syne brüderen von FellanndenOrt: besitzen unnd von inen sampt der vischenntzen luth irer habenden brieff unnd siglen erkoufft, deßglychen zu jedertzyth der Alt GlattgrabenOrt: genempt unnd deren von FellanndenOrt: unnd SchwertzenbachOrt: weydtganng unnd güttere von einanndern sonnderet, zu dem das ouch inn söllich
beiden gräbnen von inen, den innhaberen, bißhar one inred gevischet worden, so sollen sy beydersydts by söllichen iren gräbnen unnd altem harkomen fürer belyben.
Doch alßo unnd mitt sollicher erlütherung, das
sy zu der zyth, das der visch im leych ist, als namlich von mittem apprellenDatum: 16. April (Termin/Frist) biß zu ußgenndem meygenDatum: 31. Mai (Termin/Frist) (ald so der leych früger ald spätter syn wurde, das dann ein jeder unnßer vogt zu GryffenseeOrt: gwalt haben, ein insëchen zethunnd, sollich zill zekürtzeren oder zuverlenngeren unnd inen maß unnd anleytung zegëben, wie sy sich mitt dem vischen halten sollinnd, dem sy ouch als dann statt thun etcAbkürzung) mitt dheinem züg, wie dasselbig namen
haben möchte, inn söllichen gräbnen gar nitt vischen, sonnder den visch, alle diewyl er im leych unnd brüt ist, ungefanngen unnd rüwig lassen. Aber nach verschynung der selbigen zyth möginnd sy inn dißen beyden gräbnen wol vischen, doch ouch mitt dheinem anndern züg, dann wie der vischeinung zu GryffenseeOrt: dasselbig zulaßt, innhalt unnd vermag.
Unnd was sy ouch als dann für visch fachend unnd nitt inn iren hüßeren selbs bruchennd oder etwan einem irem nachpuren ein essen darvon, des sy dann gwalt haben, zekouffen gebent, die sollind sy alhar inn unnßer statt unnd sonnst niennderthin zu merckt tragen noch verkouffen, mitt dem
heytern anhanng, wellicher unnder inen wider das, so obstat, hanndle unnd ungehorsam erschine, der sölle jedes mals, so dick das beschicht, unns zechen pfunndWährung: 10 Pfund zu buß verfallen syn unnd von unnßern vögten zu GryffenseeOrt:
von inen one nachlaß ingetzogen werden.
Deßglychen, das sy ouch inn söllichen beyden gräbnen dem wasser unnd visch den frygen yn- unnd ußganng laßen unnd daran dhein verhinderung thun. Unnd so dann Toman OchßnerPerson: synen graben oben am schlund unnd ynganng vom GryffenseeOrt: umb etwas erwyteret, solle er den selben umb sovil widerumb yntzüchen unnd nitt breyter machen noch haben, dann wie er von alterhar
gwëßen syge.
Sovil unnd aber die anndern drygMenge: 3 gräben, so zwüschennt obvermelten beyden gräbnen gelegen, antrifft, da namlich UlrichPerson: unnd ClaußPerson: die OchßnerOrganisation: bekanntlich, das sy ire beyd gräben erst by kurtzer
zyth nüwlich unnd Clauß PfistersPerson: unnd syner brüderen graben vermog etlicher ingenomner kunndtschafft ouch erst by kurtzen jaren gemacht unnd merentheyls zu dem vischfanng unnd sonnst zu dheinem sonnderen
nutz ald unnderschidigung der gütteren diennent, so söllennt die selben von inen drygenMenge: 3 widerumb ingetzogen, ouch verwachßen laßen unnd der selben ennden dheine gräben mer gemacht noch geduldet werden,
sonnder sy, die OchßnerOrganisation: unnd PfistereOrganisation: , ire gütter daselbs innhaben unnd besitzen, wie die vor unnd eemalen dißere gräben alda gweßen, besessen worden sygen. Ouch by der peen unnd straff, der zechen pfunndenWährung: 10 Pfund buß,
als obstat. Sonnst aber solle Niclauß HußerPerson: by syner vischenntzen unnd fachen belyben wie von alterhar, von menngklichem unverhinnderet inn alweg, doch das er ouch mitt dheinem anndern züg darinn vische, dann wie
der vischeinung inhalt unnd ußwyßt.
Alles inchrafft diß brieffs, daran wir des zu urkunndt unnßer statt ZürichOrt: secret insigel offennlich henncken laßen, mitwuchs, den viertzechennden tag wolffmonats
nach der gepurt Christi getzallt funnfftzechenhunndert sechtzig unnd nün jarr
Originaldatierung: 14.12.1569
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:] a–
Urthelbrieff
zwüschendt
Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Hand
–a
Niclaußen HußerPerson: zu FellanndenOrt: b–und
den PfisterenOrganisation: zu GriffenseeOrt: ,
anno 1569Originaldatierung: 1.1.1569 – 31.12.1569
Hinzufügung unterhalb der Zeile von anderer Hand
–b
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Urteilbrieff
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
GreiffenseeOrt:

Anmerkungen

  1. Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Hand.
  2. Hinzufügung unterhalb der Zeile von anderer Hand.