check_box zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/3 148-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 148-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Bäcker

1530 Oktober 5.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich erlassen aufgrund von Klagen der Bäcker sowie angesichts der aktuellen Situation der Teuerung eine neue Bäckerordnung. Damit die Bäcker weiterhin ihr Auskommen finden können, reduzieren sie dabei die Menge an Brot, die aus einem Mütt Kernen gebacken werden muss. Im Folgenden werden die Brotgewichte für die Fochenzer und die Feiler festgelegt (1; 2). Weiter wird bestimmt, dass die Fochenzer in ihren Häusern eigene Waagen, die zuvor kontrolliert worden sind, aufzustellen haben und das Brot den Kunden nicht ungewogen hinausgeben dürfen. Bei Brot mit nicht korrektem Gewicht oder mangelhafter Qualität sind die Käufer befugt, den Ersatz der Ware zu verlangen oder die Brotbeschauer zu benachrichtigen. Fehlbare sind mit einer Busse in der Höhe von einem Pfund und fünf Schillingen zu bestrafen (3). Fochenzer und Feiler dürfen nur Brot verkaufen, das zuvor durch die Brotbeschauer begutachtet worden ist. Nicht den Vorgaben entsprechende Brote werden zerschnitten (4). Eine Änderung der Brotgewichte bleibt vorbehalten (5). Den Fochenzern ist verboten, aus demselben Mehl hellere und dünklere Brotsorten zu backen (6). Die neue Ordnung soll allen Bäckern der Stadt zugeschickt und ihre Einhaltung bei dem Eid geboten werden (7). Spätere Anmerkung von derselben Hand: Schilderung der Versorgungsschwierigkeiten und Teuerung zur Zeit des Erlasses der Bäckerordnung.

  • Signatur: StAZH A 77.2, Nr. 28
  • Originaldatierung: 1530 Oktober 5
  • Überlieferung: Aufzeichnung (2 Doppelblätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Werner Beyel, Stadtschreiber von Zürich
  • Edition
    • QZZG, Bd. 1, Nr. 274

Am 26. Februar 1530 setzte der RatOrganisation: eine Kommission zur Erstellung einer neuen Ordnung für die Brotbeschauer ein (StAZH B VI 251, fol. 77r; Regest: Egli, Actensammlung, Nr. 1649). Hintergrund dieser Massnahme war eine gravierende Teuerung und die in diesem Zusammenhang gestiegenen Getreidepreise. Bereits im vorangehenden Herbst war ein gedrucktes Mandat mit verschiedenen Massnahmen gegen die Teuerung erlassen worden (SSRQ ZH NF I/1/11 7-1). Aus der Arbeit der Kommission ging ein Ratschlag zur Brotversorgung (StAZH A 77.2, Nr. 21) sowie die vorliegende Bäckerordnung hervor, die durch eine Ordnung für die MüllerOrganisation: ergänzt wurde (StAZH A 77.1, Nr. 14; Edition: QZZG, Bd. 1, Nr. 266). Daneben suchte der RatOrganisation: auch durch gerichtliche Untersuchungen gegen illegalen Mehl- und Getreidehandel die Teuerung unter seine Kontrolle zu bringen (StAZH A 77.2, Nr. 27).

Die 1530 erlassenen Ordnungen stehen am Anfang einer veränderten Brot- und Mehlpreispolitik des RatesOrganisation: im 16. Jahrhundert, welche sich durch eine verstärkte Kontrolle der Tätigkeit der MüllerOrganisation: und BäckerOrganisation: auszeichnete, wodurch die Versorgungssicherheit der Stadtbevölkerung gewährleistet werden sollte. Der Vergleich der in der vorliegenden Ordnung vermerkten Gewichtswerte mit denjenigen der Bäckerordnungen seit dem Jahr 1416 zeigt zudem, dass die Brotgewichte während des 15. Jahrhunderts kontinuierlich gesenkt worden waren, um den Verdienst der BäckerOrganisation: zu steigern (vgl. dazu die Ordnung von 1416: Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/1, S. 49-51, Nr. 74 sowie diejenige von 1439: QZZG, Bd. 1, Nr. 139). Nach 1530 nahm der RatOrganisation: hingegen keine wesentlichen Reduktionen des Mindestgewichts mehr vor und die in der vorliegenden Ordnung vermerkten Vorgaben blieben im Wesentlichen bis 1798 in Kraft.

Die Bäckerordnung wurde von Stadtschreiber BeyelPerson: in das Schwarze Buch übertragen und in den Jahren 1593 und 1770 erneuert (StAZH B III 4, fol. 180r-184v; StAZH B III 4, fol. 193v-195r; StAZH A 77.2, Nr. 144). Dass die Brotpreise dennoch auch weiterhin umkämpft blieben, äusserte sich namentlich an den Klagen der BäckerOrganisation: , die sich bereits im Jahr 1544 unzufrieden mit den obrigkeitlichen Gewichtsvorgaben zeigten und (erfolglos) auf eine Anpassung drangen (StAZH A 77.2, Nr. 32).

Zur vorliegenden Ordnung im Kontext der obrigkeitlichen Brot- und Mehlpreispolitik vgl. Brühlmeier 2013, S. 271-299; für den Zunftbrief der Zunft zum WeggenOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 44-1.

Editionstext

Alßdann wir, burgermeyster, clein unnd gross raͤth der statt ZürichOrt: Organisation: , uff beschwaͤrung und clag gemeyner meyster der pfysteren ab unnserer jüngst gesetzter ordnung1 dess vogketzer unnd veyler brot gewychts umb erdürung willen ursach sollich[er]Beschädigung durch Restauration, sinngemäss ergänzta irer beschwaͤrung unnd damit sich nyemants billicher wyß zuͦ beclagen hab, unns allerley künde und gelegenheyt beider der pfisterenOrganisation: , vogketzer unnd veyleren, welcher maß eyn zymlich, erlydennlich satzung zuͦ meererm uffennthalt unnd uffnung gemeyns nutzes mit inen, das sy dannocht ouch by dem iren belyben unnd mit eeren hußhalltenn moͤgint, zuͦtraͤffenn sig mit allem fliss und ernnst malen, bachen, waͤgen, maͤssen, teylen unnd rechnen, mit hilff unnd inn allweg bywesen zweyerMenge: 2 irer verordneten meystern, nach aller nodturfft unnd gnuͦgsam erkundiget, erlernnt unnd erfaren, ouch inn sollichem der vorgethanen glycher maß beschechner erdürung alle ding vast glichling erfunden. Damit sich aber die pfisterOrganisation: so hochlich zuͦ beschwaͤren dess minder ursach, haben wir das naͤhermals bestimpt gewicht, so von eym mütVolumenmass: 1 Mütt zegebenn gehören solle, ettwas geringert unnd daruff unns eyner ordnung unnd satzung, wie es mit gemelten pfisternOrganisation: hynfür unntz uff wyther unnser ennderung gehallten unnd was eyn biderw mann von inen zewarttenn hab vergwisst werd, vereynt unnd beschloßenn, das wir inen unverbrochen hynfür zehallten by desshalb gethanen ir eyden gebotten habenn wellenn. b

[ 1 ] Der vogketzeren halb

Erstlich, das die vogketzer von eynem gantzen müt kerrnnenVolumenmass: 1 Mütt Dinkel, es syge zechne, zweintzge, dryßge oder viertzge brott nunhynfür nüntzig pfundWährung: 90 Pfund , trifft sich eynem halben mütVolumenmass: 0.5 Mütt Dinkel fünff und viertzigWährung: 45 Pfund , eynem vierteylVolumenmass: 0.25 Mütt Dinkel dritthalb unnd zweinitzigWährung: 23.5 Pfund unnd eynem halbenn vierteylVolumenmass: 0.125 Mütt Dinkel eilff pfundWährung: 11 Pfund unnd ein vierling brotsVolumenmass: 1 Vierling Brot unnd von eynem eintzigen jederley brot, wie hernach volgt, zuͦgebenn schuldig [S. 2]Seitenumbruch unnd das überig, so am müt uber die nüntzig pfundWährung: 90 Pfund für schüßKorrektur überschrieben, ersetzt: tzct, es syge vil oder wenig, dem voggetzer für sin arbeyt, holtz, saltz, für unnd belonung belyben, doch inen ir alter lon, als von eym mütVolumenmass: 1 Mütt Dinkel ein schilingWährung: 1 Schilling , zu sampt dem grüsch, hiemit nit benommen sin. Unnd solle der vogketzer hynfür an eyntzigen brotten nach der gewicht waͤrschafft gen, wie hernach volgt:

Ein zechni brott ij libAbkürzungGewicht: 2 Pfunde j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling , ein zweintzgi brott j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund ɉ fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 0.5 Vierling , ein dryßgi brott ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling , ein viertzgi brott ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund ij lotGewicht: 2 Lot j quintliGewicht: 1 Quentli .

Wir wellennt ouch nit abgestrickt, sunder hiemit menngklichem nachgelassenn unnd vergonnt habenn, wenn ein burger inn sinem huß nit bachen oder dem vogketzer nit inschüttenn wellte, das der wol, soferr er es an dem pfisterOrganisation: gehabenn, umb ein zymlichen lon inn dess pfistersOrganisation: hus zuͦ bachenn geben, der pfisterOrganisation: es im ouch bachenn mag, unverhynndert unnd on intrag siner meystern der pfisternOrganisation: oder gemeyner irer zunfft, also, das sy eynem sollichs zuͦweeren oder in darumb zuͦ straffenn nit gewalt noch macht haben sollenn.

[ 2 ] Der veylerenn halb

Nachvolgends betraͤffend die veyler, diewyl den selben, deßhalb das sy das vorbrott wie von alltemhar gebenn sollennt unnd sunst inn annder weg mer dann den vogketzern abgatt, deßglychenn ouch das maͤl ettwas reyner büttlen unnd das brott uff den kouff wisser bachenn muͤssend, so sollennd die selben nu̍t meer dann achtzig pfund brottGewicht: 80 Pfunde Brot vom mütVolumenmass: 1 Mütt Dinkel, es [S. 3]Seitenumbruch syge schillingWährung: 1 Schilling , crützerWährung: 1 Kreuzer oder viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs, zebachenn schuldig, doch nach ußteylung diser achzig pfundenGewicht: 80 Pfunde Brot inn yederley brot nach bestimpte gewichts waͤrschafft zugebenn gebunden sin, nemmlich yetz alle diewyl der kernnen sechs pfundWährung: 6 Pfund gellts giltet, ann

einem schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigen brot ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund vj lotGewicht: 6 Lot , einem crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigen brot j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling vij lotGewicht: 7 Lot , einem viererWährung: 1 Vierer waͤrttigen brot viij lotGewicht: 8 Lot .

Unnd alßdann, ob gott will, der kernnen nit für unnd für sechs pfundWährung: 6 Pfund geltenn, so dann die bezalung oder das gelt am kernnen ringer, pillich das brott am gewicht schwaͤrer wirt, so habenn wir alle gelt, inn denen der kernnen bis uff das aller ringest gon mag, was yedes brott der selben zyt wegen soll, alles flissig unnd ordennlich ußgeteylt unnd loufft sich inn nachbeschrybner maß:

Nammlich, wann eyn müt kernnenVolumenmass: 1 Mütt Dinkel libAbkürzungWährung: 5.5 Pfund giltet, sollent die brot wegenn

ein schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigs ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund viij lotGewicht: 8 Lot ɉ quintliGewicht: 0.5 Quentli , ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs i fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling viij lotGewicht: 8 Lot j quintliGewicht: 1 Quentli , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs viij lotGewicht: 8 Lot iiɉ quintliGewicht: 2.5 Quentli .

So er v libAbkürzungWährung: 5 Pfund gilltet

ein schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigs iij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 3 Vierling j lotGewicht: 1 Lot iij quintliGewicht: 3 Quentli , ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund j lotGewicht: 1 Lot ɉ quintliGewicht: 0.5 Quentli , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling ɉ lotGewicht: 0.5 Lot .

[S. 4]Seitenumbruch

So er libAbkürzungWährung: 4.5 Pfund giltet

ein schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigs iij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 3 Vierling v lotGewicht: 5 Lot , ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund iij lotGewicht: 3 Lot j quintliGewicht: 1 Quentli , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling j lotGewicht: 1 Lot iiɉ quintliGewicht: 2.5 Quentli , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs v lotGewicht: 5 Lot j quintliGewicht: 1 Quentli .

So er iiij libAbkürzungWährung: 4 Pfund giltet

ein schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund , ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund vj lotGewicht: 6 Lot , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling iij lotGewicht: 3 Lot , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs vj lotGewicht: 6 Lot .

So er iiiɉ libAbkürzungWährung: 3.5 Pfund giltet

ein schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund v lotGewicht: 5 Lot ɉ quintliGewicht: 0.5 Quentli , ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs iij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 3 Vierling iɉ quentliGewicht: 1.5 Quentli , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling iiij lotGewicht: 4 Lot , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs vj lotGewicht: 6 Lot iij quintliGewicht: 3 Quentli .

So er iij libAbkürzungWährung: 3 Pfund giltet

ein schillingWährung: 1 Schilling waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling iij lotGewicht: 3 Lot , ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs iij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 3 Vierling v lotGewicht: 5 Lot , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling vij lotGewicht: 7 Lot , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs viij lotGewicht: 8 Lot .

So er iiɉ libAbkürzungWährung: 2.5 Pfund giltet

ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund ij lotGewicht: 2 Lot iɉ quintliGewicht: 1.5 Quentli , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund j lotGewicht: 1 Lot ɉ quintliGewicht: 0.5 Quentli , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling ij quintliGewicht: 2 Quentli .

[S. 5]Seitenumbruch

So er ij libAbkürzungWährung: 2 Pfund gilltet

ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling iij lotGewicht: 3 Lot , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs ɉ libAbkürzungGewicht: 0.5 Pfund vj lotGewicht: 6 Lot , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling iij lotGewicht: 3 Lot .

So er xxx Währung: 30 Schillinge giltet

ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund iij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 3 Vierling j lotGewicht: 1 Lot , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs iij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 3 Vierling v lotGewicht: 5 Lot , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs j fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 1 Vierling vij lotGewicht: 7 Lot .

So er j libAbkürzungWährung: 1 Pfund giltet

ein crützerWährung: 1 Kreuzer waͤrttigs ij libAbkürzungGewicht: 2 Pfunde ij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 2 Vierling vj lotGewicht: 6 Lot , ein viererWährung: 1 Vierer waͤrttigs j libAbkürzungGewicht: 1 Pfund xij lotGewicht: 12 Lot , ein angsterWährung: 1 Angster waͤrttigs ij fierlingIn der Vorlage: fligGewicht: 2 Vierling vj lotGewicht: 6 Lot .

[3] Es sollennt ouch die vogketzer ire eygene, doch geschwornne unnd gefaͤchtete wagenn inn irenn hüseren habenn unnd den kunden oder anndern, so brot von inen kouffend, das brott waͤrschafftig und nach obbestimpter maß gewichtig by der wag unnd gewicht unnd nit ungewaͤgen hynuss geben. Wo aber sy eynem kunden das bestimpt gewicht an eynem oder meer brott nit gebenn oder villicht daͤngg, ungehanndelt und unwaͤrschafftig brott, das nit nach eeren unnd nutz gebachen were, schickenn wurden, so soll der kund macht habenn, dem vogketzer sollich ungewichtig oder unwaͤrschafftig brott wider zeschickenn unnd ersetzung dess manngels oder waͤrschafft von im zeforderen, die er im ouch ungewidert erstattenn soll. Wo aber der vogketzer darüber den kunden wytter mit sollichem [S. 6]Seitenumbruch ungewichtigenn, unwaͤrschafftigenn brott beladenn oder sich ersatzung beclagtenn manngels widern unnd also den kunden oder koüffer zuͦ meerer clag verursachenn, dermaß das sollichs den brottschoweren fu̍rkommen wurde, denen man ouch sollichs wol anzoygenn mag, alßdann der selb vogketzer umb ein pfundWährung: 1 Pfund fünff schillingWährung: 5 Schillinge gestrafft, die ouch fürderlich von im zuͦ rechter buͦss unnd straff bar bezallt unnd on ablaͤßlich inzogenn werdenn sollent. Der vogketzer moͤchte sich ouch so ungebürlich halltenn, das der kund sinen kernnen, so er im uffgeschütt, widerumb erforderen, so soll er im den on widerred heruß zugeben schuldig sin.

[4] Unnd damit soͤllichem styff gelept unnd nachkommen werde, so sollennt die vogketzer unnd veyler ouch keyn brot verkouffenn noch irenn kunden geben, dasselbig syge dann zuͦvor durch die brottschower lut irer ordnung2 besechenn, ouch für gewichtig unnd waͤrschafft erkennth. Sy sollennt sych ouch mit dem bachen dermaß fürderen, das sy morgensZeitspanne: morgens by guͦtter zyt gebachenn habint, damit unnsere brottschower, so sy herumb gand, an der schow nit gesumpt werdint und ouch hierinn kein gefar trybenn, dann es moͤchte eyner sin bachenn so gefarlich unnd so wyth inn tag hynin verziechen, das im sin brott dess tagsZeitspanne: tags nit beschowt, sunder das veyl zuͦhabenn unnd zuͦverkouffenn verpottenn wurde, dess welle ein yeder hiemit gewarnnet sin.

Wellicher pfisterOrganisation: aber brott bachenn, das sin bestimpt gewicht nit uff im tragen oder unwaͤrschafftig sin, sunders inn eyner beckh zweyMenge: 2, drüMenge: 3 oder meer brott ungefarlich funden, die zuͦ rings unnd liecht oder sunst daͤngg und ungehandelt unütz erfunden wurdenn, sollennt die schaͤtzer soͤllichs [S. 7]Seitenumbruch abschetzenn, die selbig beckh gar zerhowenn unnd der pfisterOrganisation: dasselb brot weder den kunden noch inn kouffs wyß nit hyngeben, sunder es selbs behalltenn, darzuͦ, so offt unnd dick das beschicht, der selb pfisterOrganisation: ein pfundWährung: 1 Pfund unnd fünff schillingWährung: 5 Schillinge verfallenn sin unnd zuͦ buͦss ussrichtenn soͤlle.

[5] Wir behalltennd unns ouch vor, nun schier nach sant MartinsPerson: tagDatum: 11. November oder umb wienechtDatum: 25. Dezember (Kirchenfest), so der kernnen ettwas erdiget oder wenn unns das sunst im jarZeitspanne: 1 Jahr gefalt, ein anndere brob zemachenn unnd dann das obbestimpt gewicht zuͦminderen oder zuͦmeeren, nach dem unnd wir yeder zyt befynnden koͤnnden, was der kernnen nach zymlicher maß ertragen mag, unnd unns gemeyner unser statt nutz, eer unnd fuͦg beduncken, dann wir hiemit obangezogen anzal dess gewichts nit bestaͤttet habenn wellennt.

[6] Darzuͦ wellennt wir, das die vogkentzer nit wie bisshar das reyner maͤl usszyechenn unnd erst uss dem überigen rüchers, sunder hynfür eynerley, das ist glyches brott wie das der büttell erstlich gydt, durch uß bachenn unnd eynem wie dem anndern gliches brott gebenn unnd also wissers unnd rüchers brott von eynerley maͤls zebachen inenn hiemit abgeschlagenn und verbotten sin soll.

[7] Unnd damit soͤllich ordnung dess styffer gehalltenn unnd sich nyemans dess ussziechenn moͤg, so wellenn wir allenn pfisternOrganisation: inn unnser statt, vogketzern unnd veylern, die unnder dem eyd, so sy umb die jüngste, yetz geaͤnnderte ordnung gethan, zuͦgestellt unnd deren one alles inbraͤchen zuͦgelebenn inn crafft desselben eyds gepottenn habenn.

Actum dess naͤchstenn mittwuchs nach sanct MichelsPerson: tag anno etcAbkürzung xvc xxxoOriginaldatierung: 5.10.1530.

[S. 8]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite:] PfisterOrganisation: ordnung
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] Vogetzer, feiller und brodt-schauer ordnung, 1530Originaldatierung: 1.1.1590 – 31.12.1590
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] 1590Datum: 1590

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch Restauration, sinngemäss ergänzt.
  2. Hinzufügung am linken Rand von späterer Hand: 1530Originaldatierung: 1.1.1530 – 31.12.1530. Des was zuͦ diser zyt gar eyn grosse türung im land, da seyt der müllerOrganisation: wider den pfisterOrganisation: unnd der pfisterOrganisation: wider den müllerOrganisation: , het yedermann gern vil brot unnd maͤl gehan uss wenig kernnen, ward ettwa maniger bidermann verseit und gestrafft, got weißt wol wie. Unnd wäret dise ordnung ein vesper unnd eyn fyrabend. O, du frommes ZürichOrt: , hütt dich allweg vor nüwerungen, du hast keyn faal darzuͦ. So sind dine innwoner zu nahe gefründet unnd allweg eyns unstaͤtten synnes. Wie tür es gsin syge han ich armer BygelPerson: mit minen kynden wol empfunden.
  3. Korrektur überschrieben, ersetzt: tz.
  1. Zu dieser kurz vor dem Jahr 1530 erlassenen Ordnung vgl. ZBZ ZA We 47, S. 221-229 sowie Brühlmeier 2013, S. 278.
  2. Für die Ordnung der Brotbeschauer vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 17-1.