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SSRQ ZH NF I/1/3 52-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 52-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich betreffend die Beschau der Aussätzigen

1491 November 14.

Angesichts der Missbräuche bei der Beschau von Aussätzigen ordnen Bürgermeister und Räte von Zürich an, dass niemand in die Siechenhäuser aufgenommen werden darf, der nicht zuvor durch den geschworenen Beschauer der Stadt begutachtet worden ist, und dass die Beschau bei denjenigen, die noch nicht beschaut worden sind, nachgeholt werden soll. Die Aussätzigen sollen nicht selbst die Beschau durchführen, sonst droht ihnen der Verlust ihrer Pfrund. Wer des Aussatzes verdächtigt wird, soll von den Beschauern dem Bürgermeister gemeldet werden, damit er die Beschau des Betroffenen veranlasse. Man soll die Vögte beauftragen, verdächtige Personen unverzüglich der Beschau zuzuführen. Man soll denen von Winterthur melden, verdächtige Personen in ihrer Stadt zur Beschau nach Zürich und nicht nach Konstanz zu schicken.

  • Signatur: StAZH B II 20, S. 72
  • Originaldatierung: 1491 November 14
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 11.0 × 30.5
  • Sprache: Deutsch

Bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhundert hinein lag die Zuständigkeit für die Beschau der Aussätzigen innerhalb der Diözese KonstanzOrt: beim Bischof und dessen Leprosorium in KreuzlingenOrt: Organisation: (Müller 2007, S. 52-53; Sutter 1996, S. 35-39, 44-48). Mit dem vorliegenden Beschluss setzte der ZürcherOrt: RatOrganisation: auf seinem Herrschaftsgebiet seine eigene Rechtsprechung hinsichtlich der Beurteilung von Aussätzigen durch. Damit erlangte er auch die Kontrolle darüber, wer Anspruch auf eine Pfrund in den reich mit Stiftungen ausgestatteten Siechenhäusern erheben durfte.

Zum Siechenhaus an der SpanweidOrt: Organisation: ausserhalb ZürichsOrt: vgl. die Ordnung für dessen Kaplan (SSRQ ZH NF I/1/3 174-1).

Editionstext

Uff mentag naͧch MartiniPerson: Originaldatierung: 14.11.1491, presentibusIn der Vorlage: pnt hrAbkürzung SwenndPerson: , ritter, burgermeister, und beyd raͤttOrganisation:

[...]Editorisch irrelevant

Als an min herren gelannget ist, das in der schow der maletzen mißbruch bescheche, haben min herren geordnet und angesechen, das hinfu̍r niemanns in die maletzenhu̍ser genommen noch gelaͧß werden sol, er sye dann vor durch miner herren geswornen schower probiert und gesechen. Und ob ettlich yetz inn hu̍serru̍n, die nit geschowet weren, das die noch probiert und versuͦcht werden soͤllen. Und besunder, das die maletzen nit unnderstaͧn soͤllenn annder zuͦ geschowen und welich das daͧru̍ber taͤten, das die ir pfruͦnden verloren haben und daͧvon gestraͧfft werden soͤllen.
Wenn ouch einer des sundersiechtuͦmbs verlu̍mbdet wirdt oder in arckwaͧn ist, so soͤllen die schower, so es sy anlannget, das an einen burgermeister bringen und der selb dann gewallt haben zuͦ schaffen, das der selb an die schow kome. Ouch sol den voͤgten geschriben und verschaffet werden, wo einer unnder inen verlu̍mbdet wirdt oder in arckwan kumpt der malatzye, das sy die unverzogenlich an die schow schaffen soͤllen. Ouch sol denen von WinterthurOrt: 1 geschriben werden, die, so by inen verlu̍mbdet werden, an miner herren schow har und nit gon CostenntzOrt: zuͦ vertigen.

Anmerkungen

    1. Für das dem heiligen GeorgPerson: gewidmete SiechenhausOrganisation: der Stadt WinterthurOrt: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 6-1.