SSRQ ZH NF I/2/1 10-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer
Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 10-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Vereinbarung der Stadt Winterthur mit dem Frauenkonvent über die Befreiung von Steuern und Abgaben und die Aufnahme neuer Mitglieder
1311 Juli 27. Winterthur
Stückbeschreibung
- Signatur: STAW URK 35
- Originaldatierung: 1311 Juli 27 Überlieferung: Original
- Beschreibstoff: Pergament
- Format B × H (cm): 41.0 × 30.0 (Plica: 3.5 cm)
- 2 Siegel:
- Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an einer Kordel, bruchstückhaft
- Konvent von WinterthurOrganisation: , angehängt an einer Kordel, fehlt
- Sprache: Deutsch
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Edition
- UBZH, Bd. 8, Nr. 3117
- Hauser 1907, S. 24-26
Weitere Überlieferungen
- Signatur: STAW URK 76.1 (Insert)
- Originaldatierung: 1336 Juli 22 Überlieferung: Original
- Beschreibstoff: Pergament
- Format B × H (cm): 52.0 × 42.5 (Plica: 3.5 cm)
- 3 Siegel:
- Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an einer Kordel, gut erhalten
- Konvent von WinterthurOrganisation: , Wachs, spitzoval, angehängt an einer Kordel, gut erhalten
- Eppe von EppensteinPerson: , Wachs, rund, angehängt an einer Kordel, gut erhalten
- Sprache: Deutsch
- Signatur: STAW URK 76.2 (Insert)
- Originaldatierung: 1336 Juli 22 Überlieferung: Original
- Beschreibstoff: Pergament
- Format B × H (cm): 54.0 × 32.0 (Plica: 5.0 cm)
- 3 Siegel:
- Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an einer Kordel, beschädigt
- Konvent von WinterthurOrganisation: , Wachs, spitzoval, angehängt an einer Kordel, gut erhalten
- Eppe von EppensteinPerson: , Wachs, rund, angehängt an einer Kordel, gut erhalten
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Die Anfänge der religiösen FrauengemeinschaftOrganisation: in WinterthurOrt: reichen zurück in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. 1260 gestattete der Bischof von KonstanzOrt: den Schwestern, nach der Augustinerregel zu leben und eine Priorin aus ihren Reihen zu wählen (SSRQ ZH NF I/2/1 3-1). Sie erlangten jedoch nicht die Inkorporation in den DominikanerordenOrganisation: , vgl. Wehrli-Johns 2008, S. 82-83. Frauenkonvente, die der bischöflichen Jurisdiktion unterstanden, wurden der geistlichen Leitung der Dominikaner unterstellt, vgl. HS IV, Bd. 5, S. 59-62.
Dem KonventOrganisation: gehörten Frauen aus führenden Kreisen der Stadt an, vgl. Niederhäuser 2014, S. 172-175. Er erhielt Zuwendungen von den Bürgerinnen und Bürgern WinterthursOrt: und erwarb Renten und Liegenschaften, vgl. HS IV, Bd. 5, S. 1007, 1009; Hauser 1906, S. 12-14. Wie andernorts auch kontrollierte die städtische Obrigkeit die Güter- und Finanzverwaltung der klösterlichen Gemeinschaft durch Pfleger. Diese Aufsichtsfunktion erläutert Kiessling 1971, S. 132-133, 142-149, 155-156, am Beispiel AugsburgsOrt: . Zwischen KonventOrganisation: und RatOrganisation: kam es in der Folgezeit zum Streit um die Besetzung des Amts. Eine Verordnung aus dem Jahr 1500 sah vor, dass die Schwestern jährlich am 5. Januar um die Einsetzung eines Pflegers bitten sollten, den der RatOrganisation: nach eigenem Ermessen ernannte (STAW B 2/6, S. 86). Gegen diese Praxis wehrten sie sich unter Berufung auf die vorliegende Vereinbarung: «Wir sollend und mugend ein pfleger unssers gotzhuß erwellen und ir den selben in eid nemen und deß halb bestetten soͤllend». Den ihnen vorgesetzten Pfleger wollten sie nicht akzeptieren, «in hoffnung, ir sigind so wis und vernünftig, understandend unß dar zuͦ mit gwalt nit ze zwingen» (STAW AM 193/2; Edition: Ziegler 1900, Beilage 6, S. 97-98). Zu dieser und anderen Auseinandersetzungen vgl. Niederhäuser 2020, S. 32-34; HS IV, Bd. 5, S. 1009-1010.
Kleriker und geistliche Gemeinschaften, die das städtische Bürgerrecht besassen, sollten gemäss den Bestimmungen des Kirchenrechts von Steuern, Wach- und Wehrdienst befreit sein (privilegium immunitatis), wobei sich dieser Anspruch nicht immer durchsetzen liess, vgl. Gilomen 2002a, S. 159-164; Moeller 1972, S. 196-205. Zum Bürgerrecht von Klöstern und Stiften in WinterthurOrt: vgl. auch SSRQ ZH NF I/2/1 113-1.
Editionstext
Anmerkungen
- Auslassung, sinngemäss ergänzt.↩
- Korrigiert aus: usser.↩
- Korrektur überschrieben, ersetzt: e.↩
- Streichung durch Textlöschung/Rasur: jare.↩
- Hinzufügung auf Zeilenhöhe von Hand des 19. Jh.: 27 HeumonatDatum: 27.7.1311.↩
- Die folgenden Bestimmungen wurden am 22. Juli 1336 anlässlich der Beurkundung des Vermächtnisses der Elisabeth von EppensteinPerson: zugunsten des KonventsOrganisation: durch den Schultheissen und RatOrganisation: im Wortlaut wiederholt und bestätigt (STAW URK 76.1; STAW URK 76.2).↩
- Am 9. März 1311, wenige Monate vor dieser Vereinbarung, hatten Schultheiss und RatOrganisation: das Haus an der KirchgasseOrt: , in dem die Schwestern lebten, vom Kloster TössOrt: Organisation: erworben (StAZH C II 16, Nr. 25; Edition: UBZH, Bd. 8, Nr. 3100). 1336 vermachte Elisabeth von EppensteinPerson: diesen ihr Haus mit der Auflage, dort eine Kapelle einzurichten und das Haus nach der Auflösung des KonventsOrganisation: dem SpitalOrganisation: zu überlassen (STAW URK 76.1; STAW URK 76.2; Regest: UBTG, Bd. 4, Nr. 1562). Zur Lage des Anwesens vgl. HS IV, Bd. 5, S. 1007; Hauser 1906, S. 8-9.↩
- Aus dem Jahr 1503 ist die Eidformel des Pflegers überliefert: «die pflegnuß ze versaͤhen nach inhalt irs gotzhus frighait briefe, [...]Editorisch irrelevant ein getru̍w uffsaͤhen uff das gemein gotzhus ze haben, iren nutz und ere ze fu̍rdern und schaden ze wenden nach sinem vermu̍gen, ouch alle jaͧr rechnung von den gemelten frōwen ze vordern und ze empfahen und soͤlch rechnung alle jar einem raͧtOrganisation: ze erscheinen, sonder allwēgen ein getru̍w uffmercken ze haben, damit der in- und usgang in dem benannten gotzhus nach angesaͤhner ordnung ordenlich gehalten werde» (STAW B 2/6, S. 156; Edition: Ziegler 1900, S. 80).↩
- In der Urkunde von 1336 schliesst sich hier die Siegelankündigung Eppos von EppensteinPerson: als Vogt der ElisabethPerson: an.↩
Regest