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SSRQ ZH NF I/1/3 136-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 136-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid und Ordnung der Fürsprecher am Stadtgericht der Stadt Zürich

1527.

Die Fürsprecher sollen schwören, sowohl am Stadtgericht als auch am Vogtgericht zu richten und vornehmlich am Montag zu Gericht zu sitzen, gerecht und unparteiisch zu urteilen, keine Bestechung anzunehmen, sondern nur den für sie vorgesehenen Lohn, sowie die Stadt nicht ohne Erlaubnis des Bürgermeisters zu verlassen. Als Lohn sollen die Fürsprecher jedes halbe Jahr drei Pfund Haller und zwei Mütt Getreide erhalten.

  • Signatur: StAZH B III 54, fol. 3r-v
  • Originaldatierung: 1553 Januar 1 – 1557 Juli 12
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Escher vom Luchs, Stadtschreiber von Zürich (Grundtext)

Der vorliegende Eid geht auf zwei Fassungen aus dem 15. Jahrhundert zurück (Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 157, Nr. 54; S. 158, Nr. 56). Dort fehlt jedoch noch die Besoldungsordnung, die in der vorliegenden Aufzeichnung erstmals überliefert ist. Ausschlaggebend für die Erstellung der Besoldungsordnung war die geänderte Weise der Entlohnung der Gerichtsbeamteten nach der Reformation (Bauhofer 1943a, S. 116). Der Eid wurde mit geringfügigen Veränderungen in die zweite Rezension des Gerichtsbuches übernommen und dort im Jahr 1557 um einige Zusätze erweitert. Diese betreffen die Erlaubnis zum Verlassen der Stadt (diese war neu nicht mehr durch den Bürgermeister, sondern durch den Schultheiss zu erteilen) sowie die Besoldung der Fürsprecher (StAZH B III 54, fol. 3r-v; Edition: Schauberg, Gerichtsbuch, S. 8-9).

Am StadtgerichtOrganisation: übten die Fürsprecher eine Doppelfunktion aus, indem sie einerseits unter Vorsitz des Schultheissen als Richter fungierten, daneben aber auch als Vertreter von Parteien auftreten konnten. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Amtsbezeichnung «Fürsprecher» allmählich durch «Richter» verdrängt (Bauhofer 1943a, S. 101).

Zu Anzahl und Aufgaben der Fürsprecher am StadtgerichtOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 34-1; Bauhofer 1943a, S. 100-110. Für die Eide der anderen Gerichtsbeamteten vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 135-1; SSRQ ZH NF I/1/3 137-1; SSRQ ZH NF I/1/3 138-1.

Editionstext

a–
Der fu̍rsprechen eyd
Textvariante in StAZH B III 6, fol. 120v: Die fursprechen am grichtOrganisation:
sollennt schweeren
–a

Es soͤllent die fu̍rsprechen schweren, an beyde gericht1 zuͦ gand,
dem gerichtOrganisation: zuͦ wartten und besonders an dem mentagZeitspanne: Montag unnd da
zuͦ urteilen, das sy recht dunckt, niemand zuͦ lieb noch zuͦ
leid unnd darumb kein miett zuͦ nemen, dann den rechten
lon, so inen b–geben wirttTextvariante in StAZH B III 6, fol. 120v; StAZH B III 54, fol. 3r: unnser statt gibt–b, und nitt von der statt zekomen,
one eines burgermeisters erlouben, one alle gfaͤrd.

Textvariante in StAZH B III 54, fol. 3r: Ir belonungc

d–
Unnd davon sol jedem der fu̍rsprechen alle halbe jarWiederholte Zeitspanne: 6 Monate zuͦ
einer belonung gefolgen und werden, namlich dru̍ pfund
haller
Währung: 3 Pfund
uß der statt seckel, wie von alterhar, und zwen
mu̍tt kernen
Volumenmass: 2 Mütt Dinkel
, e–die soͤllent inen geben und ußgericht
werden von
Streichung von späterer Hand
–e
Auslassung in StAZH B III 6, fol. 120v
–d2

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 120v: Die fursprechen am grichtOrganisation:
    sollennt schweeren.
  2. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 120v; StAZH B III 54, fol. 3r: unnser statt gibt.
  3. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 3r: Ir belonung.
  4. Auslassung in StAZH B III 6, fol. 120v.
  5. Streichung von späterer Hand.
  1. Gemeint sind StadtgerichtOrganisation: und VogtgerichtOrganisation: (Bauhofer 1943a, S. 74-75).
  2. Im direkt auf diesen Eintrag folgenden Eid des Gerichtsschreibers wird der hier unfertig gelassene Satz vervollständigt durch den Hinweis auf das FraumünsterOrganisation: , aus dessen Mitteln ein Teil der Bezahlung der Gerichtsbeamteten bestritten wurde (SSRQ ZH NF I/1/3 137-1).