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SSRQ ZH NF I/1/3 85-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 85-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich betreffend die Sitzungen des Kleinen Rats am Donnerstag

ca. 1516 – 1518.

Der jeweils amtierende Kleine Rat soll jeden Donnerstag über Frevel und Bussen richten und die eingereichten Klagen anhören. Sofern der Donnerstag auf einen Feiertag fällt, soll am darauf folgenden Donnerstag gerichtet werden, damit keine Verzögerungen entstehen. An diesem Tag sollen keine anderen Geschäfte bearbeitet werden, es sei denn, dass nur wenige Klagen zu erledigen sind.

  • Signatur: StAZH B III 6, fol. 24r
  • Originaldatierung: ca. 1516 – 1518
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch

Die vorliegende Aufzeichnung ist Teil der Geschäftsordnung des Kleinen RatsOrganisation: , die an dieser Stelle erstmals verschriftlicht wurde (für weitere Bestandteile der Geschäftsordnung vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 83-1; SSRQ ZH NF I/1/3 84-1; SSRQ ZH NF I/1/3 86-1).

Eine Bestimmung betreffend Beurteilung von Buss- und Frevelsachen durch das RatsgerichtOrganisation: am Donnerstag findet sich bereits in einem Zusatz zum Richtebrief aus dem Jahr 1351 (SSRQ ZH NF I/1/1, S. 41). Auch die 1489 verabschiedete Regelung des Klageverfahrens bei Straftaten innerhalb der Stadt Zürich nennt den Donnerstag in diesem Zusammenhang (SSRQ ZH NF I/1/3 37-1).

Der RatOrganisation: richtete jedoch bereits im 15. Jahrhundert auch an anderen Tagen über Buss- und Frevelsachen. Teilweise verstrichen auch zwischen den donnerstäglichen Gerichtsterminen mehrere Wochen. Eine Satzung aus dem Jahr 1485 verpflichtete deshalb den Bürgermeister dazu, zumindest alle sechs Wochen das RatsgerichtOrganisation: abzuhalten (SSRQ ZH NF I/1/3 19-1). Im 16. Jahrhundert etablierte sich die Praxis, wonach die eingehenden Klagen zu Buss- und Frevelsachen gesammelt und dann jeweils an im Voraus festgesetzten Donnerstagen gemeinsam behandelt wurden. Eine Beschreibung dieser Praxis findet sich in einem Brief des RatsOrganisation: an GlarusOrt: aus dem Jahr 1540: «ist unnser gewonheyt, allweg uff eynem dornnstag über die buͦßen zerichten, dann wir nit nur eine, sonnder alle fräfel sachen zuͦ ettlichen bestëmpten dornnstagen fürnemmen zuͦ fergcken» (StAZH B IV 11, fol. 157r).

Im Jahr 1627 wurde unter Hinweis darauf, dass der Bussendonnerstag schon seit Längerem nicht mehr gehalten werde, bestimmt, dass mindestens einmal im Monat ein solcher durchgeführt werden müsse (StAZH B III 5, fol. 104r-105r).

Zum Donnerstag als Gerichtstag für Buss- und Frevelsachen vgl. Ruoff 1941, S. 72-76; allgemein zum RatsgerichtOrganisation: vgl. Malamud 2003, S. 84-95; Burghartz 1990, S. 35-40; zu den Geschäftsordnungen des RatsOrganisation: vgl. Sigg 1971, S. 121-123.

Editionstext


Das man denTextvariante in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 31v: uffa den donstagZeitspanne: Donnerstag allein
umb frefel unnd buͦßen sol richten


Wir sind ouch uber ein komen, habent unns erkent unnd
wollenn, das all donstagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche der ratOrganisation: , so regiert unnd gewalt hat,
solle richten umb all frefel unnd buͦßen, unnd den lu̍ten
horren ire clagen, umb das armen unnd richen und ouch
der stat dest fu̍rderlich gericht werd, unnd ob der donstagZeitspanne: Donnerstag kome
uff einen firtag, so sol man darumb richten uff den nechsten
donstagZeitspanne: Donnerstag darnach, damit man niemas sume, weder an zugen
noch andren dingen. Unnd sol uff b–solchen tagTextvariante in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 32r: uff den donstag–b umb kein ander
sach tag geben noch gesetzt werden, es were dann, das nit
vil zeschaffen wer, so mag man ander sachen ouch vertigen
unndAuslassung in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 32rc wie sust inn der wuchen Textvariante in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 32r: an andren tagend.

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 31v: uff.
  2. Textvariante in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 32r: uff den donstag.
  3. Auslassung in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 32r.
  4. Textvariante in StAZH B III 2, S. 340, Eintrag 3; StAZH B III 4, fol. 32r: an andren tagen.