check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ SG III/4 58-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 58-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch um das weitere Vorgehen im Wuhrstreit am Rhein zwischen Buchs einerseits und Vaduz und Schaan andererseits sowie das Schiedsverfahren bei künftigen Wuhrstreitigkeiten

1467 Juli 29. Vaduz

Ein Schiedsgericht, bestehend aus den Obmännern Rudolf Studler von Zürich und Hans Wiser von Luzern sowie den Schiedsrichtern Graf Hugo XIII. von Montfort-Tettnang, Ritter Niklaus von Scharnachtal, alt Schultheiss von Bern, Michael Schmid von Feldkirch und Hans Fässler von Appenzell, verpflichtet die Untertanen von Graf Wilhelm VIII. von Montfort-Tettnang im Kirchspiel Buchs und diejenigen der Gebrüder Sigmund und Wolfhart VI. von Brandis in Vaduz und Schaan in ihrem Konflikt wegen Wehre am Rhein auf ein von einem Zürcher Ratsherrn als Obmann zu leitendes Schiedsgericht mit sechs Schiedsleuten und legen zur Vermeidung künftiger Wuhrstreitigkeiten ein Schlichtungsverfahren fest.

Es siegeln Rudolf Studler von Zürich und Hans Wiser von Luzern. Die anderen beiden Siegler sind aus dem Inhalt der Urkunde nicht klar zu identifizieren.

  • Signatur: StASG AA 3a U 07
  • Frühere Signatur: StASG AA 3a U 7
  • Originaldatierung: 1467 Juli 29
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 55.0 × 27.0
  • 4 Siegel:
    1. Rudolf StudlerPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
    2. Hans WieserPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
    3. Person: angehängt an Pergamentstreifen, fehlt
    4. Person: Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch
  • Regest
    • LUB II, Regestensammlung, 29. Juli 1467
    URL

  • Signatur: LAGL AG III.2468:005, S. 9–13
  • Originaldatierung: 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift, Heft (92 Seiten) ohne Umschlag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 23.5 × 35.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: LAGL AG III.2401:044, S. 372–379
  • Originaldatierung: 1754 April 28
  • Überlieferung: Abschrift, Buch (938 Seiten, bis Seite 697 beschrieben, 900 bis 936 Formulare und Register) mit Ledereinband
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 25.0 × 36.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StASG AA 3 B 2, S. 372–379
  • Originaldatierung: 1754 April 28
  • Überlieferung: Abschrift, Buch (940 Seiten) mit kartoniertem Einband mit Stoffüberzug
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 25.5 × 40.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: OGA Buchs B 00.52, Nr. 2, S. 51–55
  • Originaldatierung: 1819
  • Überlieferung: Abschrift, Buch (158 Seiten beschriftet) mit kartoniertem Einband
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.5 × 36.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johann Vetsch von Grabs

  1. Mitte des 15. Jh.Datum: 1440 – 1460 beginnen die ersten KonflikteBegriff: um WehrBegriff: e am RheinOrt: zwischen einzelnen Gemeinden. So streiten sich 1466Datum: 1466 erstmals SevelenOrt: und TriesenOrt: um Wehre (PGA Sevelen A2; PGA Sevelen Nr. 3; zu Wuhrstreitigkeiten mit Triesen vgl. SSRQ SG III/4 144-1).

    In der vorliegenden Urkunde kommt es 1467Datum: 1467 zum Streit zwischen den Kirchgenossen von BuchsOrt: als Untertanen von Wilhelm VIII. von Montfort-TettnangPerson: und den Leuten aus VaduzOrt: und SchaanOrt: , Untertanen der Herren von BrandisOrganisation: . Letztere hatten ein Wehr in den Rhein gebaut, das Buchs schadet. Im folgenden Spruch wird das weitere Vorgehen im Streit bestimmt sowie das schiedsgerichtliche VerfahrenBegriff: in künftigen Wuhrstreitigkeiten geregelt. Erst am 13. Februar 1468Datum: 13.2.1468 fällt Hans SchweigerPerson: , Ratsherr von Zürich, einen Schiedsspruch und bestimmt, dass das von Vaduz und Schaan errichtete Wehr zur Hälfte abgerissen werden muss (StASG AA 3a U 08). Dem Spruch von Schweiger wird nicht Folge geleistet, weshalb einige Jahre später der Konflikt um das Wehr wieder ausbricht (StASG AA 3 U 02; LUB II, Regestensammlung, 15.02.1471).

  2. 1458Datum: 1458, kurz vor diesem Wuhrstreit, beginnt ein langwieriger Konflikt zwischen Buchs und Schaan um NutzungsrechteBegriff: und GrenzenBegriff: der von beiden Dörfern beanspruchten Allmende. Der Konflikt dauert mehrere Jahre und wird zweimal bis vor Kaiser Friedrich III.Person: appelliert. Die Urkunden zu diesem Konflikt liegen im Gemeindearchiv Schaan (GA Schaan U1a bis U1f; U1; U2) und sind transkribiert und online einsehbar unter e-archiv.li; Literatur: Büchel 1927, S. 122–124.

  3. Auch in der Neuzeit kommt es zwischen den Parteien immer wieder zu Konflikten um Wehre im Rhein: LAGL AG III.2455:157 (27.02.1534); GA Schaan U11 (21.01.1574); StASG AA 3 U 16 (03.05.1578); AA 3 U 18 (07.03.1597); AA 3 U 19 (22.04.1603); AA 3a U 31 (16.02.1611), Duplikat im GA Schaan U17 versehentlich unter 16.01.1611Datum: 16.1.1611; StASG AA 3a U 32 (02.04.1621); AA 3a U 35 (26.04.1647); AA 3a U 36 (15.05.1658); GA Schaan U26 (16.05.1658); StASG AA 3a U 37 (13.05.1662); AA 3 B 3 (S. 372–379). Weitere Dokumente zu Wuhrstreitigkeiten zwischen den Parteien: LAGL AG III.2455:144; GA Schaan U26a; OGA Buchs U 06; LAGL AG III.2455:096.

Editionstext


Von soͤlich spenn und stoͤß wegen zwùschent dem wolgebornen herren, graͤff Wilhelmen von Montfort, herren zuͦ WerdenbergPerson: , und den sinen in BuchsOrt: er kilspel an ainem und den edlen WolfPerson: fen und
Sygmunden von BrandisPerson: , gebruͦdren, frygherren etcAbkürzung, und den iren von VadutzOrt: und von SchanOrt: an dem andren taile harruͤrent von der wuͦrBegriff: en wegen, so die obgenanten von VadutzOrganisation: und von
SchanOrganisation: im RinOrt: gemacht und geschlagen hand. Da ist durch u̍ns, Ruͦdolffen StuͦdlerPerson: von ZūrchOrt: und Hansen WyserPerson: von LucernOrt: , alß denen, so von baider obgenanter parthygen pytt und von u̍nser obgenanten herren und von gemainer AydgnossenOrganisation: bevelhens wegen, herzu geschibenBegriff: sind, oͤch gùt rȧt, hilf und bywesen des wolgebornen herren graͤff Hugen von Montfort, herr zuͦ RotenvelßPerson: , u̍nßers
gnedigen herren, und des strengen und vesten herrn Niclaͤsen von ScharnatalPerson: , ritter, alt schulthaissen zuͦ BernOrt: , und der fromme, wysen Michel SchmidtPerson: von VelkirchOrt: und Hansen VaͤsslerPerson: s
von AppenzellOrt: , alß gemain taͤdingslùtBegriff: , guͤtlich mit baider obgenanten parthygen wissen und willen beredt und uff ainen gemainBegriff: en mit glichem zuͦsatz zuͦ recht vertaͤdigetBegriff: :
Also, daz die obgenanten
baid parthygen die fùrsichtigen, wysen burgermaister und raͤte der statt ZùrchOrganisation: , u̍nser lieb herren, bitten su̍llent, daz sy inen uff baider tailen costen uss irem raͤte ainen gemainen manBegriff: , der
sy darzuͦ nu̍tz und guͦt bedunckt sin, gebint und inen darzuͦ wysind, daz er sich des rechten belade und annemme und hie zwu̍schent und sant BartholomeusPerson: tagDatum: 24. August nechst kùnftig baiden
obgenanten parthygen gen VadutzOrt: uff die stoß tagBegriff: setzeBegriff: und verku̍nde und das denn zuͦ demselben obmanBegriff: u̍nser obgenanter herr graͤff WilhelmPerson: uss siner herrschaft WerdenbergOrt: dry erber,
from man und die obgenanten u̍nser herren von PrandisOrganisation: uß ir herschaft VadutzOrt: dry erber, from mann, welche sy woͤllent und die sy darzuͦ nu̍tz und guͦt bedunkt sin, setzen. Und da och baid obgenant parthygen zuͦ ainander ir klag, antwurt, wyderred, nachred, kuntschaft und alles das, so jetwedrer tail im rechten getrùwet zuͦ geniessen, fùrwenden. Da och der gemain und die zugesetzten daz alles aigenlich und nach notturft verho̍ren, die stoͤß und spenn besechen, sich dorumb aigenlich erfaren und zuͦ gott und den hailgen sweren sȯllent, sy dorumb mit recht ze entschaiden.
Und wes sich der gmain und zuͦgesetzte gemainlich oder der mertailBegriff: under inen dorumb zuͦ recht erkennet, darby soͤllent och dann baid obgenant parthygen one alles wagren und appellierenBegriff: ,
intrag, fùrwortBegriff: und wyderred, beliben und das war und staͤt halten, dawyder nit sin, reden noch tuͦn, in kain weg. Zertailtent sich aber die obgenanten zuͦgesatzten in irem spruch gelich,
also das sy darin nit ains wurdint und die sach uff den gemainen keme ze entschaiden, so mag alß dann der gemain sich darumb, ob er wil, nemen zuͦ bedencken und darnach in vierzechen
tagen
Zeitspanne: 14 Tage
ungevarlich zuͦ erkennen geben, weders tails zuͤgesatzten spruch inn der billicher und der gerechter bedunck sin. Und weders tails zuͦgesetzten rechtspruch er gehalt und
volget, daby sol es och dann beliben und das von baiden obgenanten parthygenn gehalten werden, wie obstat.
Und von costens und schadens wegen, ob dewedrer tail den andren dorumb
vermaint anzesprechen und inn ansprach dorumb nit zeerlassent, dorumb sol vor dem gemainen und zu̍gesatzten beschechen, was recht ist, wie obstat.
Und ummb des willen, daz hinfùr ku̍nftig
stȯß der wu̍ren halb in dem RinOrt: ze machen verkommen werdint, so ist harumb beredt, also, ob sich inku̍nftigen zyten ùber kurtz oder lang begeben wurde, daz dewedrer obgenanter tail in dem RinOrt: wur
ze machen notturftig were oder wurde und die darinn machen woͤlte, daz sol der tail, so das wur machen wil, an den andren tail bringen, da dann jetwedra tail dry erber, fromm man uß siner
herrschaft darzuͤ schiken soͤllent, die sy die besten und die nu̍tzisten darzuͦ bedunckt sin, die dann an das end, da mann daz wuͦr machen wil, komen und da gelegenhait und gestalt der sachen aigenlich
besechen und sich denn daruff uff ir ayde erkennen soͤllent, wie vere und wyt mann daz wuͦr machen soͤlle. Und wie sy daz wuͦr gemainlich haissent machen, daz sol och dann also gemacht werden
und nit anders, ungevarlich.
Wurdint sy aber darinn gemainlich nit ains und sich glich tailtint, so soͤllent die obgenanten parthygen baid die vorgenanten u̍nßer herren von ZürchOrt: bitten, inen von irem raͤte
ain gemainen man uff ir baider costen ze senden, der sy darzuͦ nu̍tz und guͤt bedunckt sin, der dann in den nechsten acht tagenBegriff: Zeitspanne: 8 Tage ungevarlich an daz end, da man daz wuͦr machen wil, komen und da aigenlich ir spenn und gelegenhait der sach besechen und baid parthygen in red und wyderred verhoͤren und sy dann uff sin ayd mit sinen rechtlichen spruch entschaiden sol, wie vere und wyt man daz wuͦr
machen soͤll. Und wie der gemain spricht, daz man daz wuͦr machen soͤlle, daz sol man all denn also machen, ungevarlich. Und sol harinn dehain tail dem andren intragBegriff: noch verziechenBegriff: tuͤn, so dick daz
ze schulden kumpt. Taͤtte aber dewedrer tail dem andren darin intrag und sumungBegriff: , u̍ber und so er des ersuͦcht wurde und es an im erwundeAuffällige Schreibung, so sol der tail, so wuͦrens notturftig ist, in vierzechen
tagen
Zeitspanne: 14 Tage
odere dry wuchenZeitspanne: 3 Wochen ungevarlich sin wuͦr machen nach siner zuͦgesetzten erkantnu̍ß, daby sol es och dann beliben on intrag. Und wo nu soͤlichs alles, wie hie obgeschriben stat, mit
des obgenanten u̍nßers herren graf WilhelmPerson: s und u̍nßer herren von PrandisOrganisation: und der iren, so diß sach beruͤrt, wu̍ssen und willen beschen ist.
Des zuͦ warem urkund, so habent wir, obgenatenAuffällige Schreibung
Ruͦdolf StuͦdlerPerson: und Hans WyserPerson: , u̍nser insigel alß gemain tadingslùt offenlich gehenckt an disen brief. Wir, obgenanten graf Wilhelm von Montfort, herr zuͦ Werdenberg,Person: und wir, die
obgenanten WolfPerson: und Sygmund von PrandisPerson: , gebruͤdere, frygherren, vergechent, daz diß alles, wie hie obgeschriben stat, mit u̍nser und der u̍nsern wu̍ssen und willen beschechen ist, dorumb,
so gelobent und versprechent wir by u̍nsren guͦten tru̍wen fu̍r ûns und die u̍nsren, daz alles war und staͤt ze halten und dem also getrùlich und ufrechtlich nachzekomen und daby ze
beliben on intrag, fùrwort und wyderred.
Und des alles ze warem, vesten urku̍nd, so habent wir baid u̍nser insigele1 fu̍r uns und die unsren obgenant und u̍nser nachkomen
offenlich henken lassen an disen brief zwenglich, der geben ist zuͦ VadutzAusstellungsort: uff mitwochen nach sant JacobPerson: s, des hailgen zwolfbottentag, do man zalt nach CristiPerson: , u̍nßers lieben
herren geburt, vierzechenhundert sechtzig und in dem sùbenden jar etcAbkürzung
Originaldatierung: 29.7.1467
.
|Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 15. Jh.:] DiserUnsichere Lesunga brieff lǔtet
und zeiget an spen
und stös deren von
Schan und Buͦx von
wuͦrens wegen
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Die kein party one vorwissen den andren wuren
solle,
b aoAbkürzung 1467Datum: 1467
[Registraturvermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
No 2, im copiabuch eingetragen2

Anmerkungen

  1. Unsichere Lesung.
  2. Handwechsel.
  1. Es ist unklar, wer genau siegelt.
  2. Vgl. dazu Nr. 2 im Kopialbuch von Buchs (OGA Buchs B 00.52, S. 51–55).