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SSRQ ZH NF I/1/3 148-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 148-1

License: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Bäcker

1530 October 5.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich erlassen aufgrund von Klagen der Bäcker sowie angesichts der aktuellen Situation der Teuerung eine neue Bäckerordnung. Damit die Bäcker weiterhin ihr Auskommen finden können, reduzieren sie dabei die Menge an Brot, die aus einem Mütt Kernen gebacken werden muss. Im Folgenden werden die Brotgewichte für die Fochenzer und die Feiler festgelegt (1; 2). Weiter wird bestimmt, dass die Fochenzer in ihren Häusern eigene Waagen, die zuvor kontrolliert worden sind, aufzustellen haben und das Brot den Kunden nicht ungewogen hinausgeben dürfen. Bei Brot mit nicht korrektem Gewicht oder mangelhafter Qualität sind die Käufer befugt, den Ersatz der Ware zu verlangen oder die Brotbeschauer zu benachrichtigen. Fehlbare sind mit einer Busse in der Höhe von einem Pfund und fünf Schillingen zu bestrafen (3). Fochenzer und Feiler dürfen nur Brot verkaufen, das zuvor durch die Brotbeschauer begutachtet worden ist. Nicht den Vorgaben entsprechende Brote werden zerschnitten (4). Eine Änderung der Brotgewichte bleibt vorbehalten (5). Den Fochenzern ist verboten, aus demselben Mehl hellere und dünklere Brotsorten zu backen (6). Die neue Ordnung soll allen Bäckern der Stadt zugeschickt und ihre Einhaltung bei dem Eid geboten werden (7). Spätere Anmerkung von derselben Hand: Schilderung der Versorgungsschwierigkeiten und Teuerung zur Zeit des Erlasses der Bäckerordnung.

  • Shelfmark: StAZH A 77.2, Nr. 28
  • Date of origin: 1530 October 5
  • Transmission: Aufzeichnung (2 Doppelblätter)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 32.0
  • Language: German
  • Scribe: Werner Beyel, Stadtschreiber von Zürich
  • Edition
    • QZZG, Bd. 1, Nr. 274

Am 26. Februar 1530 setzte der RatOrganisation: eine Kommission zur Erstellung einer neuen Ordnung für die Brotbeschauer ein (StAZH B VI 251, fol. 77r; Regest: Egli, Actensammlung, Nr. 1649). Hintergrund dieser Massnahme war eine gravierende Teuerung und die in diesem Zusammenhang gestiegenen Getreidepreise. Bereits im vorangehenden Herbst war ein gedrucktes Mandat mit verschiedenen Massnahmen gegen die Teuerung erlassen worden (SSRQ ZH NF I/1/11 7-1). Aus der Arbeit der Kommission ging ein Ratschlag zur Brotversorgung (StAZH A 77.2, Nr. 21) sowie die vorliegende Bäckerordnung hervor, die durch eine Ordnung für die MüllerOrganisation: ergänzt wurde (StAZH A 77.1, Nr. 14; Edition: QZZG, Bd. 1, Nr. 266). Daneben suchte der RatOrganisation: auch durch gerichtliche Untersuchungen gegen illegalen Mehl- und Getreidehandel die Teuerung unter seine Kontrolle zu bringen (StAZH A 77.2, Nr. 27).

Die 1530 erlassenen Ordnungen stehen am Anfang einer veränderten Brot- und Mehlpreispolitik des RatesOrganisation: im 16. Jahrhundert, welche sich durch eine verstärkte Kontrolle der Tätigkeit der MüllerOrganisation: und BäckerOrganisation: auszeichnete, wodurch die Versorgungssicherheit der Stadtbevölkerung gewährleistet werden sollte. Der Vergleich der in der vorliegenden Ordnung vermerkten Gewichtswerte mit denjenigen der Bäckerordnungen seit dem Jahr 1416 zeigt zudem, dass die Brotgewichte während des 15. Jahrhunderts kontinuierlich gesenkt worden waren, um den Verdienst der BäckerOrganisation: zu steigern (vgl. dazu die Ordnung von 1416: Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/1, S. 49-51, Nr. 74 sowie diejenige von 1439: QZZG, Bd. 1, Nr. 139). Nach 1530 nahm der RatOrganisation: hingegen keine wesentlichen Reduktionen des Mindestgewichts mehr vor und die in der vorliegenden Ordnung vermerkten Vorgaben blieben im Wesentlichen bis 1798 in Kraft.

Die Bäckerordnung wurde von Stadtschreiber BeyelPerson: in das Schwarze Buch übertragen und in den Jahren 1593 und 1770 erneuert (StAZH B III 4, fol. 180r-184v; StAZH B III 4, fol. 193v-195r; StAZH A 77.2, Nr. 144). Dass die Brotpreise dennoch auch weiterhin umkämpft blieben, äusserte sich namentlich an den Klagen der BäckerOrganisation: , die sich bereits im Jahr 1544 unzufrieden mit den obrigkeitlichen Gewichtsvorgaben zeigten und (erfolglos) auf eine Anpassung drangen (StAZH A 77.2, Nr. 32).

Zur vorliegenden Ordnung im Kontext der obrigkeitlichen Brot- und Mehlpreispolitik vgl. Brühlmeier 2013, S. 271-299; für den Zunftbrief der Zunft zum WeggenOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 44-1.

Edition Text


Alßdann wir, burgermeyster, clein unnd gross raͤth der
statt ZürichPlace:
Organisation:
, uff beschwaͤrung und clag gemeyner meyster der
pfysteren ab unnserer jüngst gesetzter ordnung1 dess vogketzer
unnd veyler brot gewychts umb erdürung willen ursach sollich[er]Damage through restoration, restored by analogya
irer beschwaͤrung unnd damit sich nyemants billicher wyß zuͦ
beclagen hab, unns allerley künde und gelegenheyt beider der pfisterenOrganisation: ,
vogketzer unnd veyleren, welcher maß eyn zymlich, erlydennlich
satzung zuͦ meererm uffennthalt unnd uffnung gemeyns nutzes
mit inen, das sy dannocht ouch by dem iren belyben unnd mit
eeren hußhalltenn moͤgint, zuͦtraͤffenn sig mit allem fliss und
ernnst malen, bachen, waͤgen, maͤssen, teylen unnd rechnen, mit
hilff unnd inn allweg bywesen zweyerAmount: 2 irer verordneten meystern,
nach aller nodturfft unnd gnuͦgsam erkundiget, erlernnt unnd
erfaren, ouch inn sollichem der vorgethanen glycher maß
beschechner erdürung alle ding vast glichling erfunden. Damit
sich aber die pfisterOrganisation: so hochlich zuͦ beschwaͤren dess minder ursach, haben
wir das naͤhermals bestimpt gewicht, so von eym mütVolume: 1 mütt zegebenn
gehören solle, ettwas geringert unnd daruff unns eyner
ordnung unnd satzung, wie es mit gemelten pfisternOrganisation: hynfür
unntz uff wyther unnser ennderung gehallten unnd was eyn
biderw mann von inen zewarttenn hab vergwisst werd, vereynt
unnd beschloßenn, das wir inen unverbrochen hynfür zehallten
by desshalb gethanen ir eyden gebotten habenn wellenn. b

Der vogketzeren halb


Erstlich, das die vogketzer von eynem gantzen müt kerrnnenVolume: 1 mütt spelt ,
es syge zechne, zweintzge, dryßge oder viertzge brott nunhynfür
nüntzig pfundCurrency: 90 lb , trifft sich eynem halben mütVolume: 0.5 mütt spelt fünff und viertzigCurrency: 45 lb ,
eynem vierteylVolume: 0.25 mütt spelt dritthalb unnd zweinitzigCurrency: 23.5 lb unnd eynem halbenn
vierteyl
Volume: 0.125 mütt spelt
eilff pfundCurrency: 11 lb unnd ein vierling brotsVolume: 1 quarter bread unnd von eynem
eintzigen jederley brot, wie hernach volgt, zuͦgebenn schuldig [p. 2]Page break
unnd das überig, so am müt uber die nüntzig pfundCurrency: 90 lb
für schüßCorrection overwritten, replaces: tzct, es syge vil oder wenig, dem voggetzer für sin arbeyt,
holtz, saltz, für unnd belonung belyben, doch inen ir alter lon,
als von eym mütVolume: 1 mütt spelt ein schilingCurrency: 1 shilling , zu sampt dem grüsch,
hiemit nit benommen sin. Unnd solle der vogketzer hynfür an
eyntzigen brotten nach der gewicht waͤrschafft gen, wie hernach
volgt:

Ein zechni brott ij libAbbreviationWeight: 2 pounds j fligfierlingWeight: 1 quarter ,
ein zweintzgi brott j libAbbreviationWeight: 1 pound ɉ fligfierlingWeight: 0.5 quarter ,
ein dryßgi brott ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound j fligfierlingWeight: 1 quarter ,
ein viertzgi brott ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound ij lotWeight: 2 lot j quintliWeight: 1 quentli .

Wir wellennt ouch nit abgestrickt, sunder hiemit
menngklichem nachgelassenn unnd vergonnt habenn,
wenn ein burger inn sinem huß nit bachen oder dem
vogketzer nit inschüttenn wellte, das der wol, soferr er
es an dem pfisterOrganisation: gehabenn, umb ein zymlichen lon inn
dess pfistersOrganisation: hus zuͦ bachenn geben, der pfisterOrganisation: es im ouch
bachenn mag, unverhynndert unnd on intrag siner meystern
der pfisternOrganisation: oder gemeyner irer zunfft, also, das sy eynem
sollichs zuͦweeren oder in darumb zuͦ straffenn nit gewalt
noch macht haben sollenn.


Der veylerenn halb


Nachvolgends betraͤffend die veyler, diewyl den selben, deßhalb
das sy das vorbrott wie von alltemhar gebenn sollennt unnd
sunst inn annder weg mer dann den vogketzern abgatt,
deßglychenn ouch das maͤl ettwas reyner büttlen unnd das
brott uff den kouff wisser bachenn muͤssend, so sollennd die
selben nu̍t meer dann achtzig pfund brottWeight: 80 pounds bread vom mütVolume: 1 mütt spelt , es [p. 3]Page break
syge schillingCurrency: 1 shilling , crützerCurrency: 1 kreutzer oder viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs, zebachenn schuldig,
doch nach ußteylung diser achzig pfundenWeight: 80 pounds bread inn yederley brot nach
bestimpte gewichts waͤrschafft zugebenn gebunden sin, nemmlich
yetz alle diewyl der kernnen sechs pfundCurrency: 6 lb gellts giltet, ann

einem schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigen brot ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound vj lotWeight: 6 lot ,
einem crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigen brot j fligfierlingWeight: 1 quarter vij lotWeight: 7 lot ,
einem viererCurrency: 1 vierer waͤrttigen brot viij lotWeight: 8 lot .

Unnd alßdann, ob gott will, der kernnen nit für unnd für sechs
pfund
Currency: 6 lb
geltenn, so dann die bezalung oder das gelt am kernnen
ringer, pillich das brott am gewicht schwaͤrer wirt, so
habenn wir alle gelt, inn denen der kernnen bis uff das aller
ringest gon mag, was yedes brott der selben zyt wegen soll, alles
flissig unnd ordennlich ußgeteylt unnd loufft sich inn nachbeschrybner maß:


Nammlich, wann eyn müt kernnenVolume: 1 mütt spelt
libAbbreviationCurrency: 5.5 lb giltet, sollent die brot wegenn


ein schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigs ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound viij lotWeight: 8 lot ɉ quintliWeight: 0.5 quentli ,
ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs i fligfierlingWeight: 1 quarter viij lotWeight: 8 lot j quintliWeight: 1 quentli ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs viij lotWeight: 8 lot iiɉ quintliWeight: 2.5 quentli .


So er v libAbbreviationCurrency: 5 lb gilltet


ein schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigs iij fligfierlingWeight: 3 quarters j lotWeight: 1 lot iij quintliWeight: 3 quentli ,
ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound j lotWeight: 1 lot ɉ quintliWeight: 0.5 quentli ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter ɉ lotWeight: 0.5 lot .
[p. 4]Page break


So er libAbbreviationCurrency: 4.5 lb giltet


ein schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigs iij fligfierlingWeight: 3 quarters v lotWeight: 5 lot ,
ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound iij lotWeight: 3 lot j quintliWeight: 1 quentli ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter j lotWeight: 1 lot iiɉ quintliWeight: 2.5 quentli ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs v lotWeight: 5 lot j quintliWeight: 1 quentli .


So er iiij libAbbreviationCurrency: 4 lb giltet


ein schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound ,
ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound vj lotWeight: 6 lot ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter iij lotWeight: 3 lot ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs vj lotWeight: 6 lot .


So er iiiɉ libAbbreviationCurrency: 3.5 lb giltet


ein schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound v lotWeight: 5 lot ɉ quintliWeight: 0.5 quentli ,
ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs iij fligfierlingWeight: 3 quarters iɉ quentliWeight: 1.5 quentli ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter iiij lotWeight: 4 lot ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs vj lotWeight: 6 lot iij quintliWeight: 3 quentli .


So er iij libAbbreviationCurrency: 3 lb giltet


ein schillingCurrency: 1 shilling waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound j fligfierlingWeight: 1 quarter iij lotWeight: 3 lot ,
ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs iij fligfierlingWeight: 3 quarters v lotWeight: 5 lot ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter vij lotWeight: 7 lot ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs viij lotWeight: 8 lot .


So er iiɉ libAbbreviationCurrency: 2.5 lb giltet


ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound ij lotWeight: 2 lot iɉ quintliWeight: 1.5 quentli ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound j lotWeight: 1 lot ɉ quintliWeight: 0.5 quentli ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter ij quintliWeight: 2 quentli .
[p. 5]Page break


So er ij libAbbreviationCurrency: 2 lb gilltet


ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound j fligfierlingWeight: 1 quarter iij lotWeight: 3 lot ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs ɉ libAbbreviationWeight: 0.5 pound vj lotWeight: 6 lot ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter iij lotWeight: 3 lot .


So er xxx Currency: 30 shillings giltet


ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound iij fligfierlingWeight: 3 quarters j lotWeight: 1 lot ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs iij fligfierlingWeight: 3 quarters v lotWeight: 5 lot ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs j fligfierlingWeight: 1 quarter vij lotWeight: 7 lot .


So er j libAbbreviationCurrency: 1 lb giltet


ein crützerCurrency: 1 kreutzer waͤrttigs ij libAbbreviationWeight: 2 pounds ij fligfierlingWeight: 2 quarters vj lotWeight: 6 lot ,
ein viererCurrency: 1 vierer waͤrttigs j libAbbreviationWeight: 1 pound xij lotWeight: 12 lot ,
ein angsterCurrency: 1 angster waͤrttigs ij fligfierlingWeight: 2 quarters vj lotWeight: 6 lot .

Es sollennt ouch die vogketzer ire eygene, doch geschwornne
unnd gefaͤchtete wagenn inn irenn hüseren habenn unnd den
kunden oder anndern, so brot von inen kouffend, das brott
waͤrschafftig und nach obbestimpter maß gewichtig by der wag
unnd gewicht unnd nit ungewaͤgen hynuss geben. Wo aber
sy eynem kunden das bestimpt gewicht an eynem oder meer brott
nit gebenn oder villicht daͤngg, ungehanndelt und unwaͤrschafftig brott, das nit nach eeren unnd nutz gebachen were,
schickenn wurden, so soll der kund macht habenn, dem vogketzer
sollich ungewichtig oder unwaͤrschafftig brott wider zeschickenn
unnd ersetzung dess manngels oder waͤrschafft von im
zeforderen, die er im ouch ungewidert erstattenn soll.
Wo aber der vogketzer darüber den kunden wytter mit sollichem [p. 6]Page break
ungewichtigenn, unwaͤrschafftigenn brott beladenn oder
sich ersatzung beclagtenn manngels widern unnd also
den kunden oder koüffer zuͦ meerer clag verursachenn,
dermaß das sollichs den brottschoweren fu̍rkommen wurde,
denen man ouch sollichs wol anzoygenn mag, alßdann der
selb vogketzer umb ein pfundCurrency: 1 lb fünff schillingCurrency: 5 shillings gestrafft,
die ouch fürderlich von im zuͦ rechter buͦss unnd straff
bar bezallt unnd on ablaͤßlich inzogenn werdenn sollent.
Der vogketzer moͤchte sich ouch so ungebürlich halltenn, das
der kund sinen kernnen, so er im uffgeschütt, widerumb
erforderen, so soll er im den on widerred heruß zugeben
schuldig sin.

Unnd damit soͤllichem styff gelept unnd nachkommen werde,
so sollennt die vogketzer unnd veyler ouch keyn brot verkouffenn
noch irenn kunden geben, dasselbig syge dann zuͦvor durch die
brottschower lut irer ordnung2 besechenn, ouch für gewichtig
unnd waͤrschafft erkennth. Sy sollennt sych ouch mit dem
bachen dermaß fürderen, das sy morgensDuration: morning by guͦtter zyt gebachenn habint, damit unnsere brottschower, so sy
herumb gand, an der schow nit gesumpt werdint und
ouch hierinn kein gefar trybenn, dann es moͤchte eyner sin
bachenn so gefarlich unnd so wyth inn tag hynin verziechen,
das im sin brott dess tagsDuration: day nit beschowt, sunder das veyl zuͦhabenn unnd zuͦverkouffenn verpottenn wurde, dess welle
ein yeder hiemit gewarnnet sin.

Wellicher pfisterOrganisation: aber brott bachenn, das sin bestimpt gewicht
nit uff im tragen oder unwaͤrschafftig sin, sunders inn
eyner beckh zweyAmount: 2, drüAmount: 3 oder meer brott ungefarlich funden,
die zuͦ rings unnd liecht oder sunst daͤngg und ungehandelt
unütz erfunden wurdenn, sollennt die schaͤtzer soͤllichs [p. 7]Page break
abschetzenn, die selbig beckh gar zerhowenn unnd der pfisterOrganisation:
dasselb brot weder den kunden noch inn kouffs wyß nit hyngeben,
sunder es selbs behalltenn, darzuͦ, so offt unnd dick das beschicht,
der selb pfisterOrganisation: ein pfundCurrency: 1 lb unnd fünff schillingCurrency: 5 shillings verfallenn sin
unnd zuͦ buͦss ussrichtenn soͤlle.

Wir behalltennd unns ouch vor, nun schier nach sant MartinsPerson:
tag
Date: 11. November
oder umb wienechtDate: 25. December (feast day), so der kernnen ettwas erdiget oder wenn
unns das sunst im jarDuration: 1 year gefalt, ein anndere brob zemachenn
unnd dann das obbestimpt gewicht zuͦminderen oder zuͦmeeren,
nach dem unnd wir yeder zyt befynnden koͤnnden, was der kernnen
nach zymlicher maß ertragen mag, unnd unns gemeyner unser
statt nutz, eer unnd fuͦg beduncken, dann wir hiemit obangezogen
anzal dess gewichts nit bestaͤttet habenn wellennt.

Darzuͦ wellennt wir, das die vogkentzer nit wie bisshar das reyner
maͤl usszyechenn unnd erst uss dem überigen rüchers, sunder
hynfür eynerley, das ist glyches brott wie das der büttell erstlich
gydt, durch uß bachenn unnd eynem wie dem anndern gliches
brott gebenn unnd also wissers unnd rüchers brott von eynerley
maͤls zebachen inenn hiemit abgeschlagenn und verbotten sin soll.

Unnd damit soͤllich ordnung dess styffer gehalltenn unnd sich
nyemans dess ussziechenn moͤg, so wellenn wir allenn pfisternOrganisation:
inn unnser statt, vogketzern unnd veylern, die unnder dem
eyd, so sy umb die jüngste, yetz geaͤnnderte ordnung gethan, zuͦgestellt
unnd deren one alles inbraͤchen zuͦgelebenn inn crafft desselben
eyds gepottenn habenn.

Actum dess naͤchstenn mittwuchs nach sanct MichelsPerson: tag anno
etcAbbreviation xvc xxxo
Date of origin: 5.10.1530
.
[p. 8]Page break
[Dorsal notation on the reverse side:]
PfisterOrganisation: ordnung
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Vogetzer, feiller und
brodt-schauer
ordnung, 1530Date of origin: 1.1.1590 – 31.12.1590
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] 1590Date: 1590

Notes

  1. Damage through restoration, restored by analogy.
  2. Addition on the left margin in a later hand:
    1530Date of origin: 1.1.1530 – 31.12.1530.
    Des was zuͦ diser zyt
    gar eyn grosse türung
    im land, da seyt der
    müllerOrganisation: wider den
    pfisterOrganisation: unnd der pfisterOrganisation:
    wider den müllerOrganisation: , het
    yedermann gern vil
    brot unnd maͤl gehan
    uss wenig kernnen,
    ward ettwa maniger
    bidermann verseit und
    gestrafft, got weißt
    wol wie. Unnd wäret
    dise ordnung ein vesper
    unnd eyn fyrabend. O,
    du frommes ZürichPlace: , hütt
    dich allweg vor nüwerungen,
    du hast keyn faal darzuͦ.
    So sind dine innwoner zu
    nahe gefründet unnd allweg eyns unstaͤtten synnes.
    Wie tür es gsin syge
    han ich armer BygelPerson:
    mit minen kynden wol
    empfunden.
  3. Correction overwritten, replaces: tz.
  1. Zu dieser kurz vor dem Jahr 1530 erlassenen Ordnung vgl. ZBZ ZA We 47, S. 221-229 sowie Brühlmeier 2013, S. 278.
  2. Für die Ordnung der Brotbeschauer vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 17-1.