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SSRQ ZH NF I/2/1 94-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 94-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Nutzungsordnung für den Wald Eschenberg

1468.

Der vordere Wald Eschenberg soll 5 Jahre lang nicht genutzt werden, im hinteren Wald dürfen nur mit Erlaubnis der Holzgeber oder des Rats der Stadt Winterthur Bauholz, Brennholz und Stöcke geschlagen werden (1, 9, 11). Der Bannwart soll Übertretungen melden (2). Das zugeteilte Holz muss vollständig verwertet werden (3). Nur nach Aufforderung der Holzgeber oder des Rats darf Brennholz geschlagen oder zugeteilt werden (4). Diese Bestimmungen müssen von allen beachtet werden, auch die Anrainer sollen zur Einhaltung bewogen werden (5, 7). Wird Bauholz benötigt, soll sich der Zimmermann gegenüber den Holzgebern verpflichten, sparsam mit den Ressourcen umzugehen (6). Die Inhaber der Kelnhöfe und Schupposen sollen nicht mehr Holz schlagen, als ihnen zusteht, und nur an der Stelle, die ihnen der Förster zuweist. Sie dürfen kein Holz verkaufen (8). Man soll im Wald kein Brennholz spalten, sondern so viel Holz nehmen, wie man auf einer Achse abtransportieren kann (15). Wer diese Bestimmungen missachtet, wird mit einem Bussgeld von 10 Schilling belegt (10). Es dürfen nur mit Erlaubnis des Schultheissen und Rats Wiesen im Wald eingezäunt werden (12). Es soll kein Holz mehr für Schindeldächer ausgegeben werden. Wer keine Dachziegel verwenden möchte, soll sich an den Schultheissen und Rat wenden (13). Diese Bestimmungen können durch den Grossen und Kleinen Rat verändert werden (14).

  • Signatur: STAW B 2/2, fol. 8r-9r
  • Originaldatierung: 1468
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Georg Bappus

  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 429-430, 432
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

Der Wald EschenbergOrt: war eine städtische Allmende, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 17-1. Bei der Verwaltung dieser Ressourcen musste einerseits der Bedarf von Gemeinde und Bürgern an Bauholz und Brennholz berücksichtigt, andererseits der Wald vor übermässiger Beanspruchung geschützt werden. So durften Schafe und Ziegen nicht im Wald weiden (STAW B 2/3, S. 497, zu 1482). Die Aufsicht über den Bezug von Holz durch die Bürger führte der Waldförster (Eidformel: SSRQ ZH NF I/2/1 164-1, vgl. STAW B 2/5, S. 41, zu 1483).

Am 14. November 1468 beschlossen Schultheiss und beide Räte von WinterthurOrt: Organisation: , «den vordern wald AͤschenmbergOrt: ze schirmen v jǎr», Holz sollte während dieser Zeit nur im hinteren Teil des Walds geschlagen werden. Wer Holz benötigte, musste es sich von den Holzgebern, zwei Mitgliedern des Kleinen RatsOrganisation: , zuteilen lassen. Bei Missachtung dieser Bestimmungen drohte ein Bussgeld von 5 Pfund (STAW B 2/2, fol. 15r; Edition: Hotz 1868, Sp. 92). Dieser Ratsbeschluss bietet einen Anhaltspunkt für die Datierung der vorliegenden Holz- und Wiesenordnung, wenn auch die Abweichung der Bussgeldbeträge für Zuwiderhandelnde auffällt. Die Verordnung wurde in das von Stadtschreiber Gebhard HegnerPerson: angelegte Kopial- und Satzungsbuch eingetragen, das nur in einer Abschrift des 18. Jahrhunderts überliefert ist (winbib Ms. Fol. 27, S. 429-430, 432).

Editionstext

Der waͤlden satzung

[1] Item man sol den vordren wald gantz fryg haben v jǎrZeitspanne: 5 Jahre. Es sol ouch der vorster nyemant in dem hindern wald dehein holtz nit geben, eichin holtz noch tennin holtz, denn das es die zwenMenge: 2 man vom rǎtOrganisation: , die holtzgeber, heissent oder ein rǎtOrganisation: .

[2] Item der panwart sol alle fronfastenDatum: beweglicher Feiertag maͤlden, wer da howet ald u̍bervart.

[3] Item welher ouch ein holtz, das im geben wirt, howet, der sol es alles ze end uß untz an den wipfel bruchen und nit ligen laussen.

[4] a–Item der GeltingerPerson: sol ouch nit prennholtz howen noch geben, denn das es die zwenMenge: 2 oder ein rǎtOrganisation: heissent.Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 429–a

[5] Item und sol das yederman halten, spitalOrganisation: puwlu̍t, trinckstuben knecht und menglich.

[6] Item wer zimbren wil, der sol kein holtz nit howen, der zimerman kom den vor zuͦ den holtzgebern und vorspraͤch da by sin tru̍we an eydes statt, nit me zehowen, denn der puw nottdurfftig ist. Und sol dehein rott tennin holtz nit howen, was man mit wiß tenninem holtz gemachen kan.1

[7] b–Item mit den von ToͤssOrt: und an der strǎß und mit allen ussern lu̍ten und ouch mit den unßern zeschaffen und namlich, das die unßern schwerint, den wald ze miden und nit zehowen deheinerley holtz ǎn urlop eins rǎtzOrganisation: und der zweyerMenge: 2, so daru̍ber gesetzt sind.Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 429–b

[fol. 8v]Seitenumbruch

[8] Und das ouch die puwlu̍t da nit howen sond denn sovil, als einem kelnhoff zuͤ gehoͤrt, ald sovil, so einer schuͦppiß zuͦ gehoͤrt, unschedlich holtz, als von alter herkomen ist. Und sond ouch nyendert howen, denn da es ein vorster heist. Und sond ouch die puwlu̍t deheinerley holtz verkǒuffen noch nyeman geben und nit anders, denn unschedlich holtz zebrennen howen.

[9] Item und sol man niemant deheinerley holtz, es sige zimberholtz, brennholtz, steckenAuslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 429c noch deheinerley holtz, nit howen, denn mit urlob eins rǎtzOrganisation: oder der zweyerMenge: 2, so von einem rǎtOrganisation: dartzuͦ gesetzt sind.

[10] Item wer aber uberfu̍r, den sol ein rǎtOrganisation: strǎffen und die puͦß davon nemen, so daru̍ber gesetzt sind, x Währung: 10 Schillinge .

[11] So denn von der zunstecken wegen, so in den tickinen und anderswa im wald stand, die sol nieman howen ǒn urlob eins rǎtzOrganisation: ald der zweyerMenge: 2 holtzgebern. Und wem man die stecken git, der sol es selb noch mit sin selbs knechten nit howen, denn im wellen es die knecht howen, so ein rǎtOrganisation: daru̍ber gesetzt hǎt. Und die sond ouch by iren tru̍wen an eides statt das unschēdlichen howen und uß dickinen ußziechen und uß fymlen.

[fol. 9r]Seitenumbruch

WisenTextvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: Der wiesen satzungd

[12] Als Textvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: danne sich vil lu̍ten understandent, wisen ze machen in den zelgen und ackeren umb unser statt und das veld in ze zu̍nen, da sol nieman me dehein nu̍w wisen in den welden umb unser statt infachen noch machen.2 Denn welher daTextvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: dasf icht also machtenKorrektur überschrieben, ersetzt: ihKorrigiert aus: macheng woͤlte, der sol es des ersten bringen an einen schultheissen und rǎtOrganisation: . Ist denn, das es von einem rǎtOrganisation: erlǒpt wirt, in welher maß denn ein rǎtOrganisation: das erlǒpt ald ansiecht, daby sol es beliben. Wēre aber, das esAuslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 432i ein rǎtOrganisation: nit erlǒpti und in bedunckti, das esAuslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 432j nit zetuͦnd wēr nach gelegenheit der sach und das k–es ze vermidenTextvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: er zevor miden–k wēr, so sol man es underwegen laussen.3

[13] Item umb schindel holtz da sol man nieman uswēndig noch inwendigen, burgeren noch gesten, in die statt noch uff das land ze bruchen hinfu̍r nit geben. Denn wer schindlen bedarff, wil der nit mit zieglen tecken, der mag es an einen schultheissen und rǎtOrganisation: bringen. Was denn einen rǎtOrganisation: nach gelegenheit der sache einem schindel holtz bedunckt zetuͦnt zegeben oder nit, das es daby belibe.4

[14] Item und sol dis ordnung umb beid waͤld, den hinderen und den vorderen, also bestǎn, es waͤre denn sach, das ein kleiner und grosser rǎtOrganisation: icht anders ze rǎt wurde.

[15] Item aber ist er verbannen, das nyeman kein brennholtz howen noch schyten sol, denn wer holtzen wil, der sol sovil nemen, als er uff der achse dannen fuͤrt.

Anmerkungen

  1. Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 429.
  2. Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 429.
  3. Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 429.
  4. Textvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: Der wiesen satzung.
  5. Textvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: dann.
  6. Textvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: das.
  7. Korrigiert aus: machen.
  8. Korrektur überschrieben, ersetzt: i.
  9. Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 432.
  10. Auslassung in winbib Ms. Fol. 27, S. 432.
  11. Textvariante in winbib Ms. Fol. 27, S. 432: er zevor miden.
  1. Die Zimmerleute mussten sich zur Einhaltung dieser Bestimmungen verpflichten (STAW B 2/3, S. 354, zu 1478; STAW B 2/5, S. 165, zu 1486; STAW B 2/6, S. 24, zu 1497).
  2. 1490 untersagten Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: , ohne ihre Erlaubnis Äcker in Wiesen umzuwandeln (STAW B 2/5, S. 429).
  3. Der Artikel über die Umwandlung von Äcker in Wiesen folgt im nur mehr abschriftlich überlieferten Kopial- und Satzungsbuch Gebhard HegnersPerson: separat im Anschluss an den im Kommentar erwähnten Ratsbeschluss von 1468 und wird ergänzt durch Ratsbeschlüsse betreffend die Einzäunung und Nutzung von Wiesen (winbib Ms. Fol. 27, S. 432).
  4. Wie aus der Chronik des Ulrich MeyerPerson: hervorgeht, beschloss der WinterthurerOrt: RatOrganisation: 1568, künftig keine Tannen mehr für den Bedarf an Schindeln abzugeben, sondern selbst Schindeln zum Verkauf herstellen zu lassen (winbib Ms. Quart 102, fol. 194r). Die Förderung von Ziegeldächern diente zudem als Brandschutzmassnahme, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 211-1.