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SSRQ ZH NF I/1/3 137-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 137-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid und Ordnung des Gerichtsschreibers am Stadtgericht der Stadt Zürich

1527.

Der Gerichtsschreiber soll schwören, vor Gericht anwesend zu sein und für alle ein gerechter, unparteiischer Schreiber zu sein, keine Bestechung anzunehmen, sondern nur den für ihn vorgesehenen Lohn, das Siegel des Schultheissen zu verwahren und damit nur zu besiegeln, was das Gericht urteilt, dem Schultheissen auszuhändigen, was ihm als Lohn zusteht, das Mühleamt zu versehen und den Pfundschilling von den Auswärtigen einzuziehen. Da der Gerichtsschreiber bisher nur dasjenige als Lohn erhalten hat, was er durch seine Schreibarbeit eingenommen hat und ihm dadurch oftmals einen Monat lang gar kein Gehalt zugekommen ist, soll er in Zukunft eine feste Entlohnung von drei Pfund Haller im Jahr erhalten. Diese soll ihm durch das Fraumünster ausbezahlt werden. Des Weiteren soll der Gerichtsschreiber dem Pfleger und Amtmann des Fraumünsters als Schreiber zur Verfügung stehen und von diesem dafür bezahlt werden.

  • Signatur: StAZH B III 54, fol. 4r-5r
  • Originaldatierung: 1553
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Escher vom Luchs, Stadtschreiber von Zürich (Grundtext)

Ebenso wie der Eid der Fürsprecher des StadtgerichtsOrganisation: geht auch der vorliegende Eid auf eine Fassung des 15. Jahrhunderts zurück, enthält wie diese jedoch erstmals auch eine Besoldungsordnung (Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 156-157, Nr. 53).

Seit der Reformation wählte der Kleine RatOrganisation: den Gerichtsschreiber, im 17. Jahrhundert wurde die Amtszeit auf 12 Jahre festgesetzt. Mit dem Amt verbunden war auch der Einzug des Mühleungelds sowie des Pfundschillings. Dass die Besoldung der Gerichtsschreiber auch nach der Reformation teilweise aus dem FraumünsteramtOrganisation: bestritten wurde, verweist auf die frühere Gerichtshoheit der Äbtissin, die bis 1524 den Schultheissen einsetzte (Bauhofer 1943a, S. 110; 118-119). Der Eid wurde in die späteren Rezensionen des Gerichtsbuches übernommen und um zusätzliche Abschnitte zur Entlohnung des Schreibers bei Konkursen und Erbfällen ergänzt (StAZH B III 54, fol. 4r-5r; Edition: Schauberg, Gerichtsbuch, S. 9-10).

Für die Eide der anderen Gerichtsbeamteten vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 135-1; SSRQ ZH NF I/1/3 136-1; SSRQ ZH NF I/1/3 138-1; zur Besetzung des StadtgerichtsOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 34-1.

Editionstext

DesAuslassung in StAZH B III 54, fol. 4ra gerichtschribers eyd

b–Diser artickel ist nu̍mer vollkomen, dann deß 41 jaresDatum: 1541 vom ratOrganisation: erkennt, das der schultheß das sigel selb behalten solt etc.AbkürzungStreichung von späterer Hand–b Es sol ein gerichtschriber schweren, dem gerichtOrganisation: Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: geflißenc zewartten und Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: dasselbig allwegen, wann er by der statt und ime lybs halber müglich ist, eigener person und nit durch substituten zuͦversëhen.d jederman ein glicher, gemeiner schriber zuͦ sind, froͤmbden und heimschen, richen unnd armen, und darumb kein miett zenemen dann sinen lon, e–f–unnd des schultheissen sigel inzuͦhabenAuslassung in StAZH B III 54, fol. 4r–f unnd damittAuslassung in StAZH B III 54, fol. 4rg Textvariante in StAZH B III 6, fol. 121r: niemandh nu̍tzit zuͦbesigeln, dann das gerichtOrganisation: und urteyl gipt, und dem schultheissen sin recht, was im wirtt, ze anttwurttenStreichung von späterer Hand–e und ouch dem mu̍ly ampt zewartten und was er von den ußlu̍tten umbgeltz inzu̍cht,1 das ze anttwurtten, denen Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: soi das selb ampt befolchen ist, und sin bestes unnd wegsts zethuͦnd, ungefarlich etcAbkürzung.

Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: Syn belonungj

k–Unnd so der gerichtschriber bißhar dehein besondre belonung von dem gerichtOrganisation: gehept, dann was er daran mitt schriben gewonnen hat, und im ettwa dick in einem manottZeitspanne: 1 Monat nutzit gefallen ist, l–so ist angesechen, soͤllichs und im zuͦ lonung bestimpt,Auslassung in StAZH B III 54, fol. 4r–l damitt, m–das erTextvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: er dann–m taͤglichenWiederholte Zeitspanne: 1 Tag, so gerichtOrganisation: gehallten wirtt, des gerichtzOrganisation: n–wartte undAuslassung in StAZH B III 54, fol. 4r–n wartten moͤge, Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: so ist im zuͦ belonung bestimpto namlich alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr p–dru̍ pfund hallerWährung: 3 Pfund Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: vier eymer wynVolumenmass: 4 Eimer Wein, vier müt kernenVolumenmass: 4 Mütt Dinkel und alle halbe jar drü pfundt hallerWährung: 3 Pfund .–p.2 q–Die selben belonung sol im jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr geben und ußgericht werden von dem gotzhus zum Frowenmu̍nsterOrganisation: .Streichung von späterer Hand–qAuslassung in StAZH B III 6, fol. 121r–k

r–s–Unnd sol fu̍rbaßhin ein gerichtschriber des pflegers und amans zuͦ dem Frowenmu̍nsterOrganisation: schriber sin, darumb sy im belonung thuͦn soͤllent.Streichung durch gekreuzte Linien von späterer Hand–sAuslassung in StAZH B III 6, fol. 121r–r3

Anmerkungen

  1. Auslassung in StAZH B III 54, fol. 4r.
  2. Streichung von späterer Hand.
  3. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: geflißen.
  4. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: dasselbig allwegen, wann er by der statt und ime lybs halber müglich ist, eigener person und nit durch substituten zuͦversëhen.
  5. Streichung von späterer Hand.
  6. Auslassung in StAZH B III 54, fol. 4r.
  7. Auslassung in StAZH B III 54, fol. 4r.
  8. Textvariante in StAZH B III 6, fol. 121r: niemand.
  9. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: so.
  10. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: Syn belonung.
  11. Auslassung in StAZH B III 6, fol. 121r.
  12. Auslassung in StAZH B III 54, fol. 4r.
  13. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: er dann.
  14. Auslassung in StAZH B III 54, fol. 4r.
  15. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: so ist im zuͦ belonung bestimpt.
  16. Textvariante in StAZH B III 54, fol. 4r: vier eymer wynVolumenmass: 4 Eimer Wein, vier müt kernenVolumenmass: 4 Mütt Dinkel und alle halbe jar drü pfundt hallerWährung: 3 Pfund .
  17. Streichung von späterer Hand.
  18. Auslassung in StAZH B III 6, fol. 121r.
  19. Streichung durch gekreuzte Linien von späterer Hand.
  1. Zu Mühleungeld und Pfundschilling vgl. Hüssy 1946a, S. 125-127; 144-148.
  2. In der Zweiten Rezension des Gerichtsbuches vermerkte an dieser Stelle eine Hand des 17. Jahrhunderts die angepasste Entlohnung von jährlich 8 Eimer Wein, 8 Mütt Kernen und 16 Pfund Haller.
  3. In der Zweiten Rezension des Gerichtsbuches folgen an dieser Stelle weitere Abschnitte zur Entlohnung des Gerichtsschreibers bei Konkursen und Erbfällen.