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SSRQ ZH NF I/1/3 152-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 152-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Vortrag (Fürtrag) von Heinrich Bullinger gegen die Aufhebung der Selbstständigkeit des Grossmünsterstifts

1532 Februar 17.

Das Grossmünsterstift kann nicht abgeschafft oder verringert werden, ohne dass Schaden für den christlichen Glauben sowie die Stadt Zürich und ihre Landschaft entstehen würde. Sämtliche Völker in der Geschichte haben zu Erhaltung ihrer Religionen Institutionen der Bildung gekannt, wie sich durch die Bibel belegen lässt. Ursprünglich wurde das Grossmünster für 18 Chorherren gestiftet, die sich aus Schenkungen sowie den Zehnteinkünften ernährten. Erst später wurden an dem Stift zahlreiche schädliche Änderungen vorgenommen. Als das Evangelium wieder gepredigt wurde, ist das Stift im Jahr 1523 vor Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich erschienen und hat um die Behebung der Missstände gebeten, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Darauf wurde vereinbart, dass kirchliche Handlungen fortan unentgeltlich sein sollten, der Schulmeister reichlicher entlohnt werde, keine Chorherren mehr für Messen und Gesang angenommen würden, die bereits vorhandenen Chorherren auf Lebzeiten auf ihren Stellen belassen, bei Vakanzen jedoch gelehrte Männer für den Unterricht in der Bibel eingestellt würden. Diese Bestimmungen wurden durch Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich bestätigt und am 29. September 1523 im Druck veröffentlicht. Seither ist diesen Bestimmungen entsprechend gehandelt worden. Würde das Stift nun aufgehoben oder geschmälert, würde vor allem die Ausbildung der Jungen leiden. Die dem Stift anvertrauten Mittel sind durch die Chorherren nicht zweckentfremdet worden. Der weltlichen Obrigkeit sind durch Gott eigene Einnahmen wie Steuern und Zölle zugewiesen worden, damit sie nicht gezwungen ist, auf Kirchengut zuzugreifen. Auch die Herren von Zürich sollten deshalb davon Abstand nehmen. Ihre Glaubwürdigkeit würde darunter leiden, denn bei mehreren Gelegenheiten haben sie ihr Wort gegeben, das Grossmünsterstift nicht anzutasten. Bürgermeister und Rat werden deshalb gebeten, das Stift bestehen zu lassen und ihm wie bisher Pfleger zu verordnen, den Bestimmungen der gedruckten Verordnung entsprechend.

  • Signatur: StAZH G I 2, Nr. 34
  • Originaldatierung: 1532 Februar 17 (Datierung aufgrund von StAZH G I 1, Nr. 169, fol. 8r-10v)
  • Überlieferung: Aufzeichnung (2 Doppelblätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Heinrich Bullinger
  • Edition
    Übertragung in modernes Deutsch

Es handelt sich bei der vorliegenden Aufzeichnung von der Hand Heinrich BullingersPerson: um dessen ersten Vortrag (Fürtrag), den er nach seiner Einsetzung als Nachfolger von Huldrych ZwingliPerson: vor Bürgermeister und Rat der Stadt ZürichOrt: Organisation: hielt. Aufgrund der Aufzeichnung lassen sich zwei Überarbeitungsphasen BullingersPerson: erkennen: Es sind sowohl zeitnahe Hinzufügungen mit derselben Tinte, als auch spätere Eingriffe mit anderer Tinte vorhanden. Die Datierung ergibt sich aus einer Abschrift Heinrich UtingersPerson: (StAZH G I 1, Nr. 169, fol. 8r-10v).

BullingersPerson: Intervention erfolgte kurz nach Ende des Zweiten Kappelerkriegs, als die Obrigkeit die städtischen Finanzen, die durch Kriegführung und Reparationszahlungen stark belastet waren, durch einen verstärkten Zugriff auf das Kirchengut zu entlasten suchte (vgl. dazu auch die Einrichtung des ObmannamtesOrganisation: der aufgehobenen Klöster: SSRQ ZH NF I/1/3 158-1). In diesem Zusammenhang erregte auch das GrossmünsterstiftOrganisation: die Aufmerksamkeit des RatesOrganisation: . Als einzige geistliche Körperschaft hatte es sich durch die Reformation hindurch seine autonome Wirtschaftsführung erhalten können. Diese sollte nun aufgehoben werden, wogegen BullingerPerson: in seiner Wortmeldung Stellung nahm.

Die von BullingerPerson: dabei vorgebrachte historische Argumentation verweist bereits auf seine spätere historiographische Tätigkeit (Bächtold 2007). Gleichzeitig trägt er jedoch auch der jüngeren Entwicklung des GrossmünstersOrganisation: hin zu einer Lehranstalt für die reformierte Pfarrerschaft Rechnung (zum dortigen Unterricht vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 149-1). Im Anschluss an den Fürtrag BullingersPerson: ergriff der Chorherr Heinrich UtingerPerson: das Wort (StAZH G I 1, Nr. 169, fol. 10r-11v). Der RatOrganisation: entsprach darauf im Wesentlichen den Anträgen der beiden Redner und erhielt das StiftOrganisation: im Rahmen der Verordnung von 1523 (SSRQ ZH NF I/1/3 117-1). Der Ratsbeschluss vom 17. Februar 1532 gibt aber auch die Argumente der Gegner der Autonomie des StiftsOrganisation: wieder (StAZH B VI 252, fol. 171r-172v; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 1814).

Von der Hand BullingersPerson: sind zahlreiche weitere Fürträge überliefert (vgl. unter anderem StAZH E I 5 sowie StAZH E II 102). Während seiner Amtszeit wurden die Fürträge zu einem wichtigen Instrument, mittels dessen der Antistes sowie weitere führende Exponenten der ZürcherOrt: Kirche, oftmals basierend auf den Verhandlungen der SynodeOrganisation: , Einfluss auf die Entscheidungen der weltlichen Obrigkeit in einer Vielzahl politischer und gesellschaftlicher Fragen zu nehmen vermochten.

Allgemein zu den Fürträgen BullingersPerson: vgl. Bächtold 1982; speziell zum vorliegenden Fürtrag vgl. Bächtold 2007; Bächtold 1982, S. 113-121; für die Reorganisation der Klostergüterverwaltung nach dem Zweiten Kappelerkrieg vgl. Bächtold 1982, S. 149-153; Sigg 1971, S. 124-128.

Editionstext

[Vermerk auf dem Umschlag oben von Hand des 18. Jh.:]
Proposition
hrnherrn BullingersPerson: , daß dz gestifftOrganisation:
nit geschweinert werde
[Vermerk auf dem Umschlag unten von Hand des 17. Jh.:]
Hört in die 137tist trucken
zum frmrFraumünsterOrganisation: .1
[S. 2]Seitenumbruch [S. 3]Seitenumbruch

Herr burgermeister, ersamm, fromm, fürsichtig, wyß, gnaͤdig und lieb herrenn,
ich bitt uuwer ersamm wyßwyßheit welle mir nitt für übel haben, dz ich
hie inn haͤndlen deß gestifftsOrganisation: vor üch, minen gngnedigen hherren, erschyn. Dann ettliche
beduncken moͤchte, ich beluͤde mich wolHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichena nützid diser dingen, das mir aber ampts
halben nitt gebüren will, sidmal mir befolhen ist, dz ich ouch geschworen hab, dz heylig evangelion ze fürderen, ze predgen und üwer, miner
herren, eer und wolfart ze uffnen. Dorumb ich hie vor gott und üch bezüg, dz ich alein der ursach halb hie vor üch handlen, was da beschicht.
Diewyl aber yemands beduncken moͤchte, es wëre ouch so grosseß oder
so vil ann dem gstifftOrganisation: nitt gelaͤgen, will ich uuwer wwyßheit kurtz und warhafft
berychten, wie es dorumb statt und das es nitt mag one besonderen
schadenn deß evangelii und üwer statt und lands nachteyl abgethon
oder geschweyneret werdenn.

Es ist by allen voͤlckeren ye waͤlltenhar gewaͤsen, das sy zuͦ uffenthallt
irer religion und gloubens collegiaSprachwechsel: Latein oder versamlungen gehept habend,
wie man von den ChaldeyerenOrganisation: findt imm DanielPerson: 2, von den LevitenOrganisation:
von gott durch MosenPerson: geordnet und von den frommen künigen JudaOrt:
wol gehallten, inn der chronick und künig buͤchernn. Ja, unser herr
Jesus ChristusPerson: hatt imm selbs 12Menge: 12 botten und lxxMenge: 70 junger uußerwellt,
dz er durch sy christlichen glouben pflantzte in aller wellt.3 So habend
die heyligen botten selbs collegiaSprachwechsel: Latein geordnet inn den fürnaͤmen stettenn,
allß in AntïochiaOrt: , CælosyriæOrt: , wie man lyst ActoActa Apostolorum 134, das da leerer, pfarrer, ußleger der gschrifft und andere personen gewaͤsen syendKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: sindb, die
zuͦ goͤttlichem dienst verordnet sind.
Mitt soͤmlicher ordnung ist nun
der erstgloͤubigen, urallten christlichen kylchen so seer uffgangenn,
das, wie vil man joch todt und umbracht, doch nitt mangel an raͤcht
geleerten lüten was, dorumb dann christliche leer nütister minder für
sich gieng und alle tyrannen mitt iro wuͤten nüt schaffen mochtind.
Diß ermaß nun JulianusPerson: , der keyser, nach Christus gepurt 365 jarDatum: 0365.
Und allß er begaͤrt, christlichen glouben ze vervolgenn und ab zethuon,
verbod er den christen die schuͦlen, dann er erfaaren hatt, wenn die
schuͦlen oder collegiaSprachwechsel: Latein den christen verbotten und zerbrochen, dz es ouch
umb die leer gethon was und volgends umb den christlichen glouben
ouch geschaͤhen.
Fromme herren, dz lassend üch ze hertzen gon, damitt
niemands dem boͤsen menschen in glycher thadt volge. Saͤhend
aber vil mee uff das byspyl der frommen, gotsfoͤrchtigen, christlichen
fürsten, die uß iro selbs guͤteren, zuo uffenthallt christliches gloubens, collegiaSprachwechsel: Latein, schuͦlen oder gestifften uffgerycht haben, uß welcher zaal RuprechtPerson: , houptmann und fürst über die SchwabenOrganisation: , ein
amptman künigs LudwigenPerson: oder ClodoveiPerson: c–FranckrychOrt: Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–c gewaͤsen, vonn welchem
dises gstifft zuͦ dem Grossen Münster ZürychOrt: Organisation: gestifftet ist, allß [S. 4]Seitenumbruch
man zallt von Christi gepurt 503 jar
Datum: 0503
, bringt by unß biß zuo
der selben zyt, allß es angehept, 1029 jarZeitspanne: 1029 Jahre.5 Es ward aber domals gestifft uff 18Menge: 18 personen, dz die soͤlltind gelaͤben der fürstlichen schenckinen und zaͤhendenn, damitt dz gstifftOrganisation: ind eewigkeyt
begabet. Dargaͤgen soͤlltend sy gott dienen und mitt goͤttlichennnKorrigiert: goͤttlichennd
diensten die biderben lüt allenthalb umb ZürychOrt: und ZürychOrt:
selbs versaͤhenn.
Das ist nun die erste stifftung, vor allem bapstthuͦmb, kylchenpraͤng und maͤssen uffgerycht und habend damitt
die frommen fürsten hie wellen und inn disen gegninen christlichen glouben pflantzen und erhalltenn. Mittler zyt aber ist
under Carolo magnoPerson: und anderen hernach, wie sich die zyt und
loͤuff zuͦtruͦgend, vil enderung und zuͦsatzes dem gstifftOrganisation: gethon,
biß die erst stifftung und dz anfencklich anheben deß gstifftsOrganisation:
gnodt und gar verblichen ist und da nützid dann singen, maͤssen
und ander baͤpstlich superstitionSprachwechsel: Latein geuͤpt ist wordenn.

Wie aber das evangelium widerumb gepredget ward, dardurch dise
mitt sampt anderen mißbruchen angezeygt und bescholten, ist das
gantze gstifftOrganisation: vor üch, unsernn gngnedigen hherren erschinnenn imm 1523 jarDatum: 1523
und üwers radts und hilff begaͤrt, damitt dz gstifftOrganisation: widerumb
verbesseret und zuo dem ersten und allten bruch kaͤme. Daruff
hatt u̍wer eersam wwyßheit ettliche radtsfründ zuo dem capittelOrganisation: verordnet,
ein nachtrachtung inn den haͤndlen ze hallten und die widerumb
für ze bringen. Also ist nun heyter abgeredt, das ein gstyfftOrganisation: alle
beschwërden deß gemeynen mans, allß da ist mit goͤttlichen diensten, pfarrer, haͤlffren, sygristen, touffen und wz der dingen
sind, da man hatt muͤssen gaͤllt uß gaͤben, uff sich naͤme und
die getrüwlich e–uß deß gestifftsOrganisation:
güllten unnd
ledigen pfruͦnden
Hinzufügung am linken Rand mit anderer Tinte
–e uußrychte, das ein schuͦlmeister rychlicher versaͤhen werde, das man ouch fürohin gheine chorherrenn mee
uff maͤß haben und singen an naͤme, die aber noch in laͤben sind,
in iro besitzung blyben lasse, biß zuͦ end ir wyl und dannethin an iro statt mitt der zyt andere nodtwendige personen anstelle, die goͤttlicher gschrifft oblygind, die selben in
iro sprachen laͤsind und leerind, damitt der erst bruch widerumb gebracht und ein statt und land mitt der zyt allweg finde. Damitt sy moͤgind versorget sin, woͤllte man ouch
mitt der zyt die pfruͦnden und personen, so blyben soͤlltend,
bestimmen. Und ward diß alleß üch, ununsern hherren, von den verordneten fürgetragen, angenommen, ratificiert und inn offnenn
truck ggaͤben und von Caspar FryenPerson: , stattschrybernn, signiert f–deß 29 tags
herpstmonats
Datum: 29. September
Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen
–f.6
Hieruff ist allwaͤg von den verordneten von üch,
uunsern hherren, und dem cappittellOrganisation: inn hendlen deß gstifftsOrganisation: gehandlet [S. 5]Seitenumbruch
und demnach uuwer wwyßheit angetragen, nach lut der erstgemellten abgetruckten verkumnußHinzufügung am linken Randg. Und insonders, so sind die pfruͦnden und personen, wie
vor angestellt, bestimpt und benampset und von üch, unsern hherren,
angenommen und ratificiert, zur liechtmaͤß im 1526 jarDatum: 2.2.1526, namlich,
dz wie von anfang deß gestifftsOrganisation: 18Menge: 18 personen gewaͤsen, also soͤllend
fürohin die selben blybenn.7 Wie aber vormals der teylen 24Menge: 24 warind,
sind sy jetzund uff die 18Menge: 18 gestellt, von abgangs waͤgen der zaͤhenden und
anderer beschwerden, so domals angezeygt. Also, dz man die, so angenommen sind, absterben lasse und demnach andere zur gschrifft verordne,
wie gnuͦgsam inn der verkummnuß vermelldet.

Das alles hab ich u e wuwer ersam wyßheit imm besten fürgehept, daruß ir verstond, das die haͤndel deß gestiffts von üch selbs wol und raͤcht verordnet sind. Deßhalb ich
inn vil waͤg nitt unbillich vonn u wuwer wyßheit begaͤr und umb gottes, der kylchen
ewiger warheyt und üwer aller heyl willen pitt, dz ir wellind das
gestifftOrganisation: , dz von üch wol geordnet und reformiert, blyben lassenn.

Dann so das nitt beschaͤhe oder dz gestifftOrganisation: geteylt oder geschwechret, wurde
deß ouch die warheyt entgellten, die vormals darumb nodt gelitten hatt,
dz man geleerte lüt uff den gstifften, wie man aber soͤllte, nitt gehept hat.

Ir, mine herren, muͤssend inn üwer statt und land by den 130Menge: 130 personen haben. Wo will man die mitt der zyt finden? Oder wie wellend
ir ein ghorsamm, raͤcht, gotsfoͤrchtig volck haben one gotteswort? Die einig
gestifft von fürnemmen schuͦlen ist noch überig. Schweyneret man die
jetzund, so ist es schon gethon. Sust wirt man denocht allwaͤgen hie lüt
mögen erzühen und erhallten, ouch vonn den üweren 10Menge: 10 oder 12Menge: 12 jungling,
predicanten und laͤser, dz man ab dem land gar ein guͦte zuͦflucht
und zuͦgang hatt ze vragen und ze leeren.
Gnedige herren wellend das
nitt klein achten, dz ich mitt ü wüwer würden red. Wellend ir nitt inn allte yrthumb
und gwallt deß bapsts kummen, so werrind by zyt. Nëmend ir dz gestifft hin, schweynërind irs, so habend irs üch selbs und üwernn
kindts kindernn thon. Saͤhend doch an, wie eß jetzund stande: Ein
soͤmlich fürnaͤm statt, allß noch ZürychOrt: von gottes gnaden ist, solt
die waal under vMenge: 5 oder viMenge: 6 betagter, wyser, geleerter und erfarner
mannen gehept haben, so ist soͤmlicher luͤten soͤlicher mangel, das
u wuwer wyßheit mich jungen, unerfarnen uffgenommen hatt. Wie meynend ir
erst, dz es mitt der zyt ergon werde? Üwere fromme fordernn
habend mitt den ersten eydgnosischenOrganisation: pündten grosse, schwerre krieg
uff sich geladen, wider den adel und dz huß OͤsterrychOrganisation: , der naa
und naa by den 30 jarenZeitspanne: 30 Jahre waͤret, üwe statt ward zum 3Menge: 3 mol
belaͤgeret, ze letst mitt gantzem Roͤmschem RychOrganisation: . Üwere vordernn
habend erlitten den vij jaͤrigenZeitspanne: 7 Jahre ZürychOrt: krieg, die BurgundischennOrt:
und SchwaͤbschenOrt: krieg, groß kosten, angst und nodt und von niemand[s]Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzth [S. 6]Seitenumbruch
ghein hilff. Noch gryffend sy die gstifftOrganisation: nitt an, dz sy es schweynertind, wol leyt man imm etwas güllt uff, die uuß zerychten.
Das sy es aber zuͦ gemeynen, usserlichen dingen verwandtind, beschach nitt, dann sy wol verstuͦndint, dz sy damitt sich selbs geschediget.
Deßglich, dz gott der welltlichen obergheyt ire zaͤhenden
und güllt verordnet, zoͤll, gleyt, sthür, tribut, schatzung,
umbgaͤllt und was der dingen, damitt und i die guͤter, so der
kylchen geordnet, unverruckt blibind. Hierumb ermaͤß u wuwer wyßheit
eigentlich by iro selbs, ob doch ir wellind inn dem raͤchten bruch
der kylchen guͤternn, der wol und raͤcht geordnet, hinlaͤssiger sin,
dann üwere fordernn inn dem mißbruch, oder ob doch yemands
under üch, minen hherren, sye, der jetzund erst dz teyllen und schweyneren welle, das nun 1029 jarZeitspanne: 1029 Jahre by üwern fordernn gstanden
und inn grosser armuͦt blyben ist. Nuͦn braͤchte die laͤnge der zyt
nüt, wenn dz billich und raͤcht nitt ouch darby wëre. Und ist
warlich, warlich übel ze sorgen, dz wenig glücks hernach
volgen werde, wenn wir mitt nachteyl der warheyt u̍tzid ann dem
gestifftOrganisation: enderind. Ich warlich, wie kleinfuͤg min nam und person
ist, wellte ind eewigheyt daryn nimmer verwilligen, wellte ouch ungernn, das man inn künfftigen zyten von üch, minen herrenn, redte,
dz under üch soͤmlichs verenderet, EggPerson: , FaberPerson: 8 oder andere j–vygend deß
evangelii
Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen
–j soͤlichs
durch den truck von üch ußgussind.

Hiehar dient dz u wuwer wyßheit eer und trüw in gfaar kaͤme, so obgemellte
ordinantz gebrochen wurde, dann u wuwer wyßheit gaͤgenwirtige chorherren
mee dann ein zuͦsagung gethon, sy blyben ze lassenn, die 1.Menge: 1 inn der
erst getruckten verckumnuß, die 2.Menge: 2 in der instruction den pfarherren uffs land, die 3.Menge: 3 inn der antwurt den 11 OrtenOrganisation: ggaͤben imm
24 jarDatum: 1524, die 4.Menge: 4, alß üch ire grychte brieff und fryheyt ggaͤben
wurdint, die 5.Menge: 5, allß imm 26 jarDatum: 1526 die 18Menge: 18 pfruͤnden bestimpt,
die 6.Menge: 6, allß das gestifftOrganisation: , vomm allmuͦsenOrganisation: angelangt, 70 guldenWährung: 70 Gulden gaͤllts
uff sich namm. Und allß ettliche von brieff und siglen redtind, sprach
mmeister UͦlrychPerson: : «Einn ersammer radt ZürychOrt: Organisation: ist deß erlichen harkummens, was er zuͦseyt, ist allß vil allß verbrieffet.»9 Deß habend
sy üch vertruwt und noch hoffend zuͦ üwer trüw und warheyt, ir werdint sy blyben lassen. k–So ein urteyl billich by krefften
blyben: Soll billicher diß, das
mee dann mitt
einer urteyl gesprochen blyben.
Hinzufügung am linken Rand
–k
Und so ir anderen widerwertigen personen uß guͤte vil guͦts bewysen, werdent ir sy
deß lassen geniessen, dz sy der üweren sind und sich üwer wwyßheit
allwaͤg wol geflyssenn und noch gernn wellind alle trüw bewysen. Syend sy dann verdacht, wellind sy eerlich ire hendel
verantwurten, dz mencklich ein guͦt vernuͤgen haben muͤsse.

Entlich, gn hgnedig herren, so bitt ich u wuwer wyßheit umb gotswillen und umb [S. 7]Seitenumbruch
üwer ouch gantzer kylchen wolfart und heyls willen, ir wellind
dz gstifftOrganisation: belyben lassen, wie es anfaͤncklich vor tusend jarenZeitspanne: 1000 Jahre angehept und ir selbs widerumb uffbracht und inn offnem truck inn
alle land habend lassen ußgon. Wir bittend all, dz u wuwer wyßheit unß nach
dem selben vertrag welle anwaͤllt oder pflaͤger g[aͤ]Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänztlben, dz die selben
wie bißKorrektur auf Zeilenhöhe, Streichung durch Textlöschung/Rasurm har in üwerm namen handlind, wz zuͦ gemeiner
kylchen nutz dienet. So wirt man u wuwer wyßheit ouch guͦt raͤchnungen gaͤben,
dz mencklich erfaren muͦß, dz ir trüwe schaffner habind.
Daby bitt ich u wuwer wyßheit zum hoͤchsten, welle diß min trüwe meynung allß von iro truwen hirten verston. Ir muͤssend doch selbs
spraͤchenn, dz ich üwer, miner herren, der statt und gantzen landts
nutz und eer, gottes und der kylchen vorab, suͦch, dann ich ye uwer wwyßheit
armer diener bin, den ir alle tag urlouben moͤgend, darumb ich
mir selbs da nützid, sunder üch und uweren kindern vorsicht,
denen üwere vorderen, diseß gstifftOrganisation: , allß ein kleinot nitt ze verthuͦn, sunder der kychenKorrigiert: kylchenn, ouch nitt von inen hie, insonders wol
behallten habend. Dorumb behalltens ir ouch zuͦ uffenthallt der
warheyt, der kylchen und üweren nachkummen. Werdint ir deß
ein eewig lob vor gott und der wellt haben. Verstonds imm
besten, dann ich alein uß guͦtem gmuͤt und hertzen red.
U wUwer wyßheit undertheniger diener,
Heinrych BullingerPerson:
[S. 8]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] Fürtrag hherrn BullingersPerson: wider die schweinerung der gestifftOrganisation: .

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  2. Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: sind.
  3. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  4. Korrigiert: goͤttlichenn.
  5. Hinzufügung am linken Rand mit anderer Tinte.
  6. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  7. Hinzufügung am linken Rand.
  8. Beschädigung durch Beschneidung (am Blattrand), sinngemäss ergänzt.
  9. Streichung: sy.
  10. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  11. Hinzufügung am linken Rand.
  12. Beschädigung durch Loch, sinngemäss ergänzt.
  13. Korrektur auf Zeilenhöhe, Streichung durch Textlöschung/Rasur.
  14. Korrigiert: kylchen.
  1. Der Vermerk stammt von Stadtschreiber Johann Heinrich WaserPerson: , dem an dieser Stelle ein Fehler unterlief: Trucke 137 enthielt Dokumente zum GrossmünsterOrganisation: (StAZH KAT 14, S. 385).
  2. Vgl. DanielPerson: 1,3-5.
  3. Vgl. MatthäusPerson: 10,1-4; LukasPerson: 10,1. Eine Stelle aus der Aussendungsrede ChristiPerson: an die Apostel wurde bereits in der Verordnung für das GrossmünsterstiftOrganisation: vom 29. September 1523 zitiert, um die neu eingeführte Unentgeltlichkeit kirchlicher Handlungen zu begründen (SSRQ ZH NF I/1/3 117-1).
  4. Vgl. Apostelgeschichte 13.
  5. Die Gründung des GrossmünsterstiftsOrganisation: fällt in das 9. Jahrhundert, für die Hintergründe von BullingersPerson: (unzutreffender) Datierung vgl. Bächtold 2007, S. 125.
  6. Es handelt sich um die Verordnung für das GrossmünsterstiftOrganisation: vom 29. September 1523 (SSRQ ZH NF I/1/3 117-1).
  7. Der Grundsatzentscheid betreffend Reduktion der Chorherrenpfründen wurde bereits in der Verordnung für das GrossmünsterstiftOrganisation: vom 29. September 1523 getroffen, jedoch erst im Jahr 1526 im Rahmen der Übernahme des Stiftarchivs und der Abtretung der Gerichte des Stifts an die Stadt ZürichOrt: vollzogen (SSRQ ZH NF I/1/3 117-1; SSRQ ZH NF II/11 53-1). Vgl. auch Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 123 sowie Bächtold 1982, S. 118.
  8. Zur Bedeutung von Johannes EckPerson: und Johann FabriPerson: als Gegner der Reformation, namentlich im Kontext der ZürcherOrt: und BadenerOrt: Disputationen, vgl. Gäbler 2004, S. 22; 102-103.
  9. Vgl. sinngemäss Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 121.