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SSRQ ZH NF I/1/3 22-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 22-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Eid der im Herrschaftsgebiet der Stadt Zürich ohne Bürgerrecht ansässigen Adligen

1487.

Die im Herrschaftsgebiet der Stadt Zürich ohne Bürgerrecht ansässigen Adligen sollen einen Eid schwören, dem Bürgermeister, Kleinen und Grossen Rat der Stadt Zürich die Treue zu halten und ohne deren Erlaubnis kein anderes Schirmverhältnis, Bürgerrecht oder Landrecht einzugehen, den Nutzen der Stadt zu fördern und Meldung zu erstatten über mögliche Gefahren für die Stadt und ihr Herrschaftsgebiet. Weiter sollen sie schwören, keine Angehörige Zürichs vor fremde Gerichte zu ziehen, nicht an solche zu appellieren und nichts zu unternehmen, was gegen den Geschworenen Brief und die Bünde mit den Eidgenossen verstösst.

  • Signatur: StAZH B II 4, Teil II, fol. 21r
  • Originaldatierung: 1487 (Datierung aufgrund der Schreiberhand sowie des Inhalts)
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 30.5 × 40.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Gross, Unterschreiber der Stadt Zürich
  • Edition

Der Eid der nicht verburgrechteten Adligen orientiert sich in einigen zentralen Formulierungen am Eid der BürgergemeindeOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 29-1), wie er anlässlich der halbjährlich stattfindenden Schwörtage im GrossmünsterOrt: geleistet wurde. Dies betrifft die sogenannte Leidepflicht, wonach der Schwörende die Obrigkeit über mögliche Gefahren zu unterrichten hatte, das Verbot der Annahme von Burgrechts- und Schirmverhältnissen ohne Bewilligung sowie den Verzicht auf die Anrufung fremder Gerichte in Rechtsstreitigkeiten mit Zürchern. Der in dieser Form neue Eid ist in der Zeit Hans WaldmannsPerson: entstanden. Nach seinem Sturz suchte eine Gruppe von in der Landschaft ansässigen Adligen unter der Führung von Ritter Johann von LandenbergPerson: vergeblich, sich des Eides wieder zu entledigen (StAZH B II 19, S. 49 sowie StAZH B II 19, S. 97).

Mit den an den Bürgereid angelehnten Formeln wurden die Adligen in ihrem Rechtsstatus stärker an die Stadt gebunden, ebenso mittels der Verweise auf die Bestimmungen des Geschworenen Briefs (SSRQ ZH NF I/1/3 27-1) und die Bünde mit den EidgenossenOrganisation: . In unmittelbare zeitliche und thematische Nähe gehört ein Erlass des Jahres 1487, welcher die Rechte der oftmals adligen Inhaber eigenständiger Gerichtsherrschaften von der Anerkennung durch den städtischen RatOrganisation: abhängig zu machen suchte (SSRQ ZH NF I/1/3 23-1).

Die Aufzeichnung fällt in eine Phase der verstärkten Vereinheitlichung und Zentralisierung der ländlichen Herrschaftsverhältnisse durch die Stadt. Die Auseinandersetzung um den Eid entspricht einem Konfliktmuster, wie es sich in grösserem Ausmass bereits rund zwei Jahrzehnte zuvor in BernOrt: im Rahmen des sogenannten Twingherrenstreits (HLS, Twingherrenstreit) abgespielt hatte. Auch später noch gab die Frage der eidlichen Verpflichtung des ländlichen Niederadels gegenüber der Stadt zu Konflikten Anlass, namentlich in der Frage des Pensionenverbots (StAZH A 43.1.4, Nr. 12 sowie StAZH A 43.1.4, Nr. 23). Ungeachtet dessen konnte eine Anzahl adliger Familien ihre Stellung auf der ZürcherOrt: Landschaft bis weit in die Frühe Neuzeit erhalten und sogar noch ausbauen, wobei der Besitz von Gerichtsherrschaften und die Verflechtung mit der städtischen Oberschicht eine wichtige Rolle spielten.

Zum Eid der Adligen und dem Konflikt um seine Aufhebung vgl. Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 195-196, Nr. 100, Anmerkung 3; zu Eiden und Schwörtagen im spätmittelalterlichen Zürich vgl. Sieber 2001; zu den Gerichtsherrschaften und der anhaltenden Präsenz des Adels auf der Zürcher Landschaft vgl. Frey 2017; Niederhäuser 2003.

Editionstext


a Der eyd, so die edel lu̍t, die hinder minen herren
sitzend und nyt burger sind, sweren soͤllen


Ir alle soͤllent schweren, alle die wile und ir in miner herren von Zu̍richOrt: herlicheiten
und gerichten sitzend und darinn wonende sind, minen herren burgermeistern, reͣten
und den zweihunderten der stat Zu̍richOrt:
Organisation:
tru̍w und warheit zuͦ halten und die zit
kein ander schirm, landtrecht noch burgrecht an u̍ch zuͦnemen, on erloben, wissen
und willen miner herren, och der stat Zu̍richOrt: nutz und er zuͦ fuͤrdern und
schaden zuͦ wenden, so verr ir das konnend und vermogend, und ob u̍wer dheiner
ichtzit verneme, das den obgenannten minen herren burgermeistern, reͣten
und der statt Zu̍richOrt:
Organisation:
und gemeynem land schaden oder gebresten bringen moͤcht,
das u̍wer jeglicher insunders das warnnen und wenden soͤlle, als ferr ir
mogent und das den selben minen herren fu̍rzuͦbringen, alles getru̍lich
und ungefarlich.

Fuͤrer soͤllen ir schweren, gemein stat noch keinen den unsern, weder frowen
noch man, mit dheinen froͤmden gerichten zebeku̍mbern, sonder von jedem
recht ze geben und zenemmen in den gerichten und an den enden, da der
anspraͤchig gesessen ist oder dahin er gehoͤrt ald inn ein burgermeister
und raͧt
Organisation:
hin wyset, darin sind aber usgesetzt etlich sachen, die mag eyn
jeder berechtigen, als dz von alterhar komen ist, und insonders was urteilen
vor unserm raͧtOrganisation: gond, das davon nieman waͤgern und appelieren sol.

Den brief, so wir und ein gantze gemeindOrganisation: im Mu̍nsterOrt: schweren, desglich
die pu̍nd, so wir mit unsern eidgnosenOrganisation: haben, soͤllen ir och waͧr und staͤt
halten, dawider nit sin noch tuͦn.

Anmerkungen

  1. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von Hand des 18. Jh.: Landtsaͤß.