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SSRQ ZH NF I/1/3 58-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 58-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Revidierte Verfassungsordnung der Stadt Zürich (Fünfter Geschworener Brief)

1498 Januar 20.

Bürgermeister, Kleiner Rat, Zunftmeister, Grosser Rat und die ganze Gemeinde geben der Stadt Zürich eine Ordnung, wie Bürgermeister, Räte und Zunftmeister gewählt und die Gemeinde regiert werden soll, in Übereinstimmung mit den ihnen durch das Reich sowie Kaiser und Könige verliehenen Privilegien. Sämtliche Beschlüsse, die Bürgermeister, Kleiner Rat, Zunftmeister und der Grosse Rat fällen, gelten für alle. Wer dies missachtet oder sich eigenmächtig zu einer separaten Schwurgemeinschaft zusammenschliesst, gilt als meineidig und ehrlos (1). Die ganze Gemeinde soll schwören, Bürgermeister, Zunftmeister und Räte bei der Einhaltung und Durchsetzung der vorliegenden Ordnung zu unterstützen (2). Die Handwerke und Gewerbe verteilen sich folgendermassen auf Konstaffel und Zünfte: Ritter, Edelleute, Bürger und Hintersassen, die in der Stadt wohnhaft sind, aber keine Zunft haben, gehören zur Konstaffel. Goldschmiede, Seidensticker, Glaser, Gewandschneider, Salzhändler und Eisenhändler verfügen über freie Zunftwahl, Holzhauer ohne Zunftzugehörigkeit gehören hingegen zur Konstaffel (3). Folgende Handwerke bilden jeweils zusammen eine Zunft: Krämer; Weinschenke, Weinhändler, Sattler und Maler; Tuchscherer, Scheider und Kürschner; Bäcker und Müller; Wollweber, Wollenschläger, Grautuchmacher, Hutmacher, Leinenweber, Leinwandhändler und Bleicher; Schmiede, Schwertfeger, Kannengiesser, Glockengiesser, Spengler, Harnischmacher, Scherer und Bader; Gerber, Weissgerber und Pergamenter; Metzger und Viehhändler; Schuhmacher; Zimmerleute, Maurer, Wagner, Drechsler, Holzhändler, Küfer und in der Stadt wohnhafte Rebleute; Schiffleute und Seiler sowie Fuhrleute und Träger; Gärtner, Ölhändler, Hafermehlhändler, Weinzieher sowie Kleinhändler (Grempler); Kornmacher und Getreidefuhrleute bilden zusammen eine Gesellschaft ohne Zunftrecht (4). Es folgen Bestimmungen hinsichtlich der Wahl der Zunftmeister und der Mitglieder des Grossen Rates. Die Zünfte wählen halbjährlich einen Zunftmeister (5); die Konstaffel stellt 18 Mitglieder des Grossen Rates (6), die Zünfte je 12 (7). Die Gewählten werden von den Räten bestätigt (8). Als Zunftmeister und Mitglied des Kleinen oder Grossen Rats darf nur gewählt werden, wer seit mindestens 10 Jahren über das Bürgerrecht verfügt (9). Bürgermeister und Kleiner Rat werden halbjährlich in der Zeit vor dem Johannestag im Sommer und im Winter gewählt, über das passive Wahlrecht für das Bürgermeisteramt verfügen nur in der Stadt oder in ihrem Herrschaftsgebiet geborene Zürcher (10). Wer als Bürgermeister gewählt wird, soll schwören, für alle Bewohner der Stadt das Beste zu tun und ein gerechter Richter zu sein (11). Die Konstaffel stellt je drei Mitglieder in den beiden Hälften des Kleinen Rates (Natal- und Baptistalrat), die Zünfte werden durch ihre Zunftmeister sowie sechs aus dem Grossen Rat gewählte Zunftratsherren vertreten (12-13). Zusätzlich werden je drei Kleinräte frei aus Konstaffel und Zünften gewählt (14). Die Besetzung des Kleinen Rats erfolgt halbjährlich ungefähr 14 Tage vor Johannestag im Sommer und im Winter (15). Weitere Bestimmungen betreffen die Wahl des Kleinen Rates bei Abwesenheit des Bürgermeisters (16); die Ablösung der beiden Ratshälften (17); die Wartefrist von einem halben Jahr zur Wiederwahl als Bürgermeister (18); Mitglieder des Kleinen Rats bzw. die Zunftmeister sowie die Aburteilung von Freveln durch den jeweiligen Rat (Natal- und Baptistalrat) (19); Geregelt werden auch Wahl, Aufgaben und Eid der drei Oberstzunftmeister; die Kompetenzen der Zunftmeister in Angelegenheiten von Gewerbe und Handwerk sowie die Funktion des amtsältesten Oberstzunftmeisters als Stellvertreter des Bürgermeisters (20); die Sanktionierung von Bestechung bei Wahlen (21); der Weiterzug von Geschäften vom Kleinen in den Grossen Rat (22); der Eid der Bürgergemeinde (23). Alle männlichen Bürger ab 16 Jahren haben die Einhaltung dieser Ordnung zu beschwören (24). Bürgermeister, Kleiner Rat, Zunftmeister und der Grosse Rat behalten sich Änderungen vor, entsprechend den durch Kaiser und Könige verliehenen Privilegien (25). Wer gegen den Geschworenen Brief verstösst, gilt als meineidig und ehrlos und wird aus dem Bürgerrecht und der Stadt verstossen (26). Sämtliche Bestimmungen dieser Ordnung sind den Rechten des Reichs unschädlich (27). Die Aussteller siegeln. Vermerk von späterer Hand betreffend Erneuerung und Bestätigung des Geschworenen Briefs im Jahr 1654.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 543
  • Originaldatierung: 1498 Januar 20
  • Überlieferung: Original, Heft (2 Doppelblätter); Zierinitiale über die ganze Höhe der ersten Seite (Rankenwerk sowie Zeichnungen von Menschen und Tieren), vereinzelt rubriziert; erste Zeile jeder Seite mit Oberlängen, letzte Zeile jeder Seite mit Unterlängen
  • Erhaltungszustand: Starke Gebrauchsspuren am rechten Heftrand (mit Textverlust)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 26.5 × 35.0
  • Sprache: Deutsch
  • Edition
    • QZZG, Bd. 1, Nr. 166
    Regest
    • QZZG, Bd. 1, Nr. 176
    • vgl. auch QZZG, Bd. 2, Nr. 914

Die Arbeiten zur Ausarbeitung des vorliegenden Geschworenen Briefs begannen im Herbst 1497, als KleinerOrganisation: und Grosser RatOrganisation: eine Kommission einsetzten, die aus je zwei Vertretern von Konstaffel und ZünftenOrganisation: bestand. Diese sollte nach Sichtung des geltenden Stadtrechts eine neue Regimentsordnung entwerfen (StAZH B II 28, S. 97; StAZH B II 28, S. 109). Als Vorlage diente dabei der im Jahr 1489 erlassene Vierte Geschworene Brief (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27), wobei Stadtschreiber Ludwig AmmannPerson: seine Anmerkungen zu neuen oder abgeänderten Formulierungen direkt in den älteren Text einfügte. Die wichtigsten, im Fünften Geschworenen Brief vorgenommenen Neuerungen betreffen die Senkung der Sitze der KonstaffelOrganisation: im Kleinen RatOrganisation: von 24 auf 18 sowie die Erhöhung der Anzahl der Oberstzunftmeister auf drei. Zudem werden die Aufgaben des ZunftmeisterkollegiumsOrganisation: präziser umrissen und im Wesentlichen auf Fragen des Gewerbes und des Handwerks eingegrenzt.

Nach Fertigstellung und Bestätigung des neuen Geschworenen Briefs wurde die vorliegend edierte Niederschrift auf Pergament angefertigt, zum Zweck der halbjährlichen Verlesung durch den Unterschreiber im GrossmünsterOrt: (vgl. dazu die Beschreibung des Ablaufs des Schwörtags, SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 111). Die bei den Verlesungen entstandenen Gebrauchsspuren lassen sich am Original deutlich erkennen. Daneben wurde, analog zum Vorgehen beim Vierten Geschworenen Brief, eine Abschrift erstellt, in deren Anhang die wichtigsten Eide und Ordnungen der Stadt zusammengestellt wurden (StAZH B III 2, S. 300-373). Im Lauf der nachfolgenden Jahrzehnte wurde dieser Anhang verschiedentlich ergänzt.

Die im vorliegenden Text enthaltenen Anmerkungen von späterer Hand sind anlässlich der Erarbeitung des Sechsten Geschworenen Briefs von 1654 entstanden (StAZH C I, Nr. 544).

Zu Entstehung und Inhalt des Fünften Geschworenen Briefs vgl. Brühlmeier/Frei 2005, Bd. 1, S. 104-105; Illi 2003, S. 50; Weibel 1988, S. 130-133; allgemein zum Regiment der Stadt ZürichOrt: vgl. Weibel 1996, S. 16-23.

Editionstext


In dem namen der heiligen, hochgelopten drivaltikeit, gott vatters, suns und heilgen geistes, amen.
Wir, der burgermeister, der raͧt, die zunfftmeister, der groß raͧt und die ganntz gemeind
der statt Zu̍richOrt:
Organisation:
, thuͦnd kund allermengklichem und verjechent offennlich mit disem brieff, naͧch dem wir
dann von dem heiligen richOrganisation: , RoͤmischenOrt: keißern und ku̍ngen loblich gefrygt sind, unnser statt ordnung und
regimennt, wie uns das je zuͦ zitten nutz und notdurfftig sin bedünckt, zuͦ ordnen und zuͦsetzen, das wir uß
krafft desselben, durch nutz, frommen und notdurfft, ouch umb friden, schirm, ruͦwen und gemachs willen,
richer und armer, wie unns gott geordnet haͧt, unnser statt gewalt, burgermeister, raͤt und zunfftmeisterOrganisation: ,
zuͦ setzen, zuͦ kießen und zuͦ wellen, ouch unnser ganntzen gemeindOrganisation: ußzuͦrichten und zuͦ regieren, soͤlich satzung und ordnung fu̍rbaßhin zuͦhalten gemacht hannd, als hienaͧch an disem brieff von einem stuck an das
annder eigennlich geschriben staͧt:
Des ersten, das alle burgere und die ganntz gemeindOrganisation: unnser statt Zu̍richOrt:
einhellenklich u̍ber ein sind kommen und offennlich gelert eid zuͦ gott a–und den heiligenStreichung durch Textlöschung/Rasur von späterer Hand–a geschworen hannd,
was sach der burgermeister, die raͤt, die zunfftmeister und der groß raͧt zuͦ Zu̍richOrt: Organisation: gemeinlich oder der merteil
unnder inen hinenthin jemer richtend, ordnend oder setzent oder welicher sach sy also mit einanndern
u̍ber einkoment, das die selben sachen oder ir richtung, wie sy dann je richtennd oder sy von inen geordnet,
gesetzt, gericht oder gesprochen werdent, genntzlich, waͧr und staͤt, aͧn alle wanndlung, soͤllend bliben und daͧwider nieman reden, werben noch tuͦn oder zetuͦnd schaffen noch verhenngen sol, mit deheinen sachen noch
uffsaͤtzen.
Were aber, das sich jeman, wer der were, daͧwider satzte und das nit staͤt halten welte, oder ob
jemann daͧrumb kein gesellschafft oder samnung1 wurbe oder machte, wie der selb oder die, so [im oder inen]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztb
hulfind, wider des burgermeisters, der raͤtten, der zunnftmeistern oder des grossen raͧtsOrganisation: erkanntnuß,
gericht, gesatzt oder ordnung tuͦn weltind oder taͤttindt, die selben widerspaͤnnigen und ungehorsamen
und ir helffer soͤllend alle meineid und erloß und sol ir lib und guͦt unnser statt Zu̍richOrt: vervallen [sin]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztc.
Weliche aber nit ergriffen noch an lib und guͦt gekestiget wurdint, die soͤllennd ewenclich [von unser]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztd
statt sin. Wu̍rd aber deheiner uff der taͧt oder darnaͧch in unser statt oder in unnsern [gerichten und ge]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztebietten begriffen, so sol man zuͤstund von inen richten, als von meineiden, u̍beltaͤttigen lu̍tten.
[Und soͤllend]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztf
ouch alle unnser burger und die ganntz gemeind zuͦ Zu̍richOrt: Organisation: by iren eiden, so sy gesworen haben,
dem burgermeister, den raͤtten, den zunfftmeistern und dem grossen raͧtOrganisation: beholffen und beraͧtten [sin]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztg,
das sy dise vor und naͧchgeschribnen stuck, an disem brieff begriffen, erobern und volfuͤren und [uns]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzth,
ouch sich selber, daͧby schu̍tzen, schirmen und hanndthaben mu̍gind, getru̍wlich, oͧn all arglist und geverd.

So ist dis unnser ordnung der raͤttenOrganisation: , der zu̍nfftenOrganisation: und der gerichten, als wir die gesetzt und geordnet
habent, und fürbashin meinent und wellent halten:
Namlich, das ritter, edellu̍t, burger und
hindersässen in unnser statt Zu̍richOrt: wonende und saͤsshaft, so i kein zünfft haben und die ouch
kein gewaͤrb oder hanndtwerch tribennt und bruchen, das in der zünnfften deheine dienet oder
gehoͤrtt, fürbaßhin ConstaͧfelOrganisation: heissen und sin, ouch der statt panner wartten und dienen soͤllen. j
Welich aber einich gewerb oder hanndtwerch tryben und bruchen woͤllen, so in einich zunfft
diennt, das die selben soͤlich zunfft annemmen und erkouffen und fürer nit inn die ConstaͧfelOrganisation: dienen
noch fryg gelaͧßen werden soͤllen. Aber umb goldschmidOrganisation: , sidenstickerOrganisation: und glaserOrganisation: , ouchUnterstrichen gewanndschniderOrganisation: , saltzlu̍tOrganisation: und die ysen veilhaben, k die moͤgent in der ConstafelOrganisation: sin oder in welicher zunfft [fol. 1v]Seitenumbruch
sy wellent, also das ir gewerb deßhalb fryg sin sol. Aber holtzhowerOrganisation: , so kein zunfft haben, soͤllen by der ConstaͧfelOrganisation: bliben und daͧrin dienen, wie von alltemhar kommen ist.2
KraͧmerOrganisation: und die naͧch kraͧm irs koͧffs farend,
soͤllennt han ein zunfft und ein panner.
WinschennckenOrganisation: , winkoͤifferOrganisation: , sattlerOrganisation: und maͧlerOrganisation: soͤllent haben
ein zunfft und ein panner.
TuͦchscherrerOrganisation: , schniderOrganisation: und ku̍rsinerOrganisation: soͤllent haben ein zunfft und ein panner.
PfisterOrganisation: und mu̍llerOrganisation: soͤllent haben ein zunfft und ein panner.
WulweberOrganisation: , wulschlacherOrganisation: , grawtuͤcherOrganisation: , huͦtterOrganisation: , linweberOrganisation: , linwaͤtterOrganisation: und bleicherOrganisation: soͤllennt haben ein zunfft und ein panner.
SchmidOrganisation: , schwertfaͤgerOrganisation: , kanntengiesserOrganisation: , gloggnerOrganisation: , spennglerOrganisation: , sarwürckerOrganisation: , schererOrganisation: und baderOrganisation: habent all ein zunfft
und ein panner.
GaͤrwerOrganisation: , wißlaͤdrerOrganisation: und bermentterOrganisation: habennt ein zunfft und ein panner. MetzgerOrganisation: und
die rinder und annder fych uff dem lannd kouffend und zuͦ der MetzgOrt: tribend, habent ein zunfft und ein
panner.
SchuͦchmacherOrganisation: habent ein zunfft und ein panner. Zimberlu̍tOrganisation: , murerOrganisation: , wagnerOrganisation: , traͤchselOrganisation: ,
holtzkoͤifferOrganisation: , fassbinderOrganisation: und darzuͦ reblütOrganisation: , die in unnser statt wonnhafft sind, l hannd gemeinlich ein
zunfft und ein panner.
VischerOrganisation: , schiflu̍tOrganisation: und seilerOrganisation: haben ein zunfft und ein panner, aber karrerOrganisation: und
tregelOrganisation: , die moͤgent daͧ zu̍nfftig sin oder nit, weders sy wellent. Welicher aber nit daͧ zu̍nfftig ist, der sol
dennocht daͧhin dienen mit allen sachen.
GaͤrtnerOrganisation: , oͤlerOrganisation: , habermelwerOrganisation: , winzu̍gelOrganisation: und gremplerOrganisation: haben
ein zunfft und ein panner.
m–Aber kornmacherOrganisation: und uffbisewerOrganisation: sind zweyMenge: 2 hanndtwerch und soͤllent
ein gesellschafft mit einanndern haben und nit ein zunfft und mit allen sachen einem burgermeister,
den raͤtten und zunfftmeistern
Organisation:
wartent sin und der statt panner.
Unterstrichen von späterer Hand
–m
Und weliche hanndtwerch n zuͦ
ein anndern in ein zunfft geschiben sind, daͧ magKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: sollo man je in eim halben jaͧrZeitspanne: 6 Monate einen zunfftmeister
nemmen, obKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: wiep es also unnder der ganntzen zunfft das mer wirtt. Wurdint aber die gesellschafften oder
zünfftOrganisation: unnder ein anndern stoͤssig umb einen zunfftmeister, so soͤllent sy q fu̍r einen burgermeister,
die raͤtt und zunfftmeister, ouch den grossen raͧtt
Organisation:
mit iren stoͤssen kommen, die soͤllen dann gewalt
haben, sy zuͦ entscheiden und inen einen zunfftmeister zuͦ gebent, der inen und gemeiner statt
aller komlichost und nützist ist, oͧn geverd.
So soͤllen haben die von der ConstafelOrganisation: achtzechenMenge: 18 man
in den grossen raͧtOrganisation: .3 Und ob unnder den selben achtzechenMenge: 18 mannen hinfu̍r jemer einich mit tod
absterbend oder sunst an das ennd unnützKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: fehigr wurdint, so soͤllennt die u̍brigen, so des kleinenOrganisation: und
grossen raͧttesOrganisation: in der ConstafelOrganisation: sind, annder an statt des abganngnen erwellen und kiessen, by
den eyden, die sy beduncken s nützt und guͦtKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: bestenu sin.
Deßglich sol jede zunfft haben zwoͤlffMenge: 12 man in
den grossen raͧttOrganisation: . Und so unnder den selben einicher mit tod abganngen oder unnuͤtz worden istKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: worden werev, so
soͤllen die zunfftmeisterOrganisation: und raͤttOrganisation: der selben zunfft und die u̍brigen belibnen und nützen zwoͤlferOrganisation:
an der abganngnen statt annder, die sy bedu̍ncken w nützx und guͦttKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: besteny sin, by iren eiden erwellen und
kiessen.
Und wenn also ein zunfftmeister von siner zunfft oder einer des grossen raͧtsOrganisation: , es sye
von der ConstaͧfelOrganisation: oder zünnfftenOrganisation: , erkoßen wirt, der sol geanntwurt werden dem burgermeister,
den raͤtten und dem grossen raͧtt
Organisation:
und ob er also vor inen bestaͤttiget und angenommen wirt, so
sol er dann also bliben und der zitt bestaͤttiget sin.
Und ein jegklicher zunfftmeister und der, [fol. 2r]Seitenumbruch
so des kleinenOrganisation: oder grossen raͧtesOrganisation: ist, sol sin erbrer z, ingesessner burger, der ere und guͦt, witz, vernunfft
und bescheidenheit hab. Und sol der zunfftmeister von dem merteil siner zunfft und der des grossen
raͧtts
Organisation:
von dem merteil der zunfftmeisternOrganisation: , der kleinenOrganisation: und grossen raͤttenOrganisation: siner zunfft, als es dann geordnet
ist, uff den eid erkosen und keiner darzuͦ genommen werden, der nüwlich in die statt kommen und nit aa zechen
jaͧr
Zeitspanne: 10 Jahre
ingesessner burger Zu̍richOrt: ist gsin, durch das unnser statt Zu̍richOrt: by guͦttem raͧt, guͦtten gerichten,
guͦtten gewonheiten und by guͦttem schirm und frid beliben möge.4
So sol man einen burgermeister
und raͧtt
Organisation:
haben von rittern, von burgern, von der gemeindOrganisation: und den hanndtwerchen und also von der
ConstaͧfelOrganisation: , den zünfftenOrganisation: und handtwerchen erber lütt setzen in den raͧttOrganisation: , wie haͤrnaͧch staͧtt:
Und
namlich, so soͤllen ab die raͤttOrganisation: , die zunfftmeisterOrganisation: und der groß rattOrganisation: zuͦ jegklichem halben jaͧrWiederholte Zeitspanne: 6 Monate vor sannct
JohannsPerson: tag zuͦ sumwenndenAuffällige Schreibung
Datum: 24. Juni
und vor sannct JohannsPerson: tag zuͦ wiennaͤchtenDatum: 27. Dezember zuͦ jetwederm zil, so
man ac einen raͧttOrganisation: besetzt, einen burgermeister kiesen und nemmen, der sy der nützest und best bedu̍nckt sin
der statt und dem lannd, nieman zuͦ lieb noch zuͦ leid und daͧrumb kein miet zuͦ nemmen, by iren eiden.
Und doch, das keiner zuͦ burgermeister genommen und erwelt werden soͤlle, er sye dann ein erborner
Zu̍richerOrganisation: ald joch in der statt Zu̍richOrt: herligkeiten, gerichten und gebietten erborn.5 Und wirt er genommen von der ConstaͧfelOrganisation: , so sol er by der ConstaͧfelOrganisation: beliben, wirt er aber von den zu̍nfftenOrganisation: genommen,
so sol er by siner zunfft bliben und nit zuͦ der ConstafelOrganisation: gehoͤren und dienen.
Und sol ouch ein jegklicher burgermeister, der also genommen und erwelt wirt, einen gelertten eid zuͦ gott ad–und den heiligenStreichung durch Textlöschung/Rasur von späterer Hand–ad
schweren, ritter, edellu̍t, burger, die zuͤnfftOrganisation: , arm und rich zuͦ Zu̍richOrt: zuͦbehuͤtten und zebesorgent, mit
lib und mit guͦtt, in allen sachen, und daͧrinn zuͦtuͦnd das best, so er kan und mag, und glich zuͦ richtend
dem armen als dem richen und dem richen als dem armen, on alle geverd.6
Und umb das ritter,
edellu̍t, burger, die zu̍nfftOrganisation: , arm und rich zuͦ Zu̍richOrt: dest fürer vor gewalt beschirmpt und mit [tru̍wen]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztae
verhuͤt und vergoumpt werden, so sol jede zunfft zwenMenge: 2 zunfftmeister haben, wie von alterhar, und
einenMenge: 1 des kleinen raͧttesOrganisation: . Und doch sol ein burgermeister, der raͧtt, die zunfftmeister und der gross raͧttOrganisation:
also jeder zunfft iren raͧtesOrganisation: man zuͦgeben und zuͦerkiessen haben, von und uss den zwoͤlffenMenge: 12, so jede
zunfft imm grossen raͧttOrganisation: sitzen haͧt.
Und daͧgegen soͤllen die von der ConstafelOrganisation: vierMenge: 4 in den kleinen
raͧtt
Organisation:
under inen zuͦ erkiessen haben und erwellen, glich wie jede zunfft zwenMenge: 2 zunfftmeister haͧt, die
sy by iren eiden der statt af nutzlichag und fuͤgklichah beduncken sin. Daͧrtzuͦ soͤllen dann ein burgermeister, raͤtt, zunfftmeister und der groß raͧttOrganisation: uß den achtzechenMenge: 18, so die von der ConstafelOrganisation: imm grossen
raͧtt
Organisation:
sitzen haben, ouch zwenMenge: 2 in den kleinen raͧttOrganisation: kießen, so sy by iren eyden der statt ai nutzlichaj und fuͦgklichak bedu̍ncken sin, also, das die von der ConstafelOrganisation: sechsMenge: 6 imm kleinen raͧttOrganisation: , dem abgenden und dem
angenden, sitzen haben soͤllen.
Und so also die raͤttOrganisation: von den zu̍nfftennOrganisation: und der ConstaͧfelOrganisation:
genommen sind, wie vorstaͧt, habent beid raͤttOrganisation: noch manngel an sechsenMenge: 6 in den kleinen raͧttOrganisation: , den abgennden und den angennden. Daͧ soͤllen ein burgermeister, die raͤtt und zunfftmeister, ouch der groß
raͧtt
Organisation:
die selben sechsMenge: 6 dannenthin nemmen und erkießen von und uß denen, so imm grossen raͧttOrganisation: sitzen,
mit fryer wal, es sye von der ConstaͧffelOrganisation: oder den zu̍nfftenOrganisation: , die sy dann by iren eiden der statt [fol. 2v]Seitenumbruch
al nu̍tzlicham und fuͦgklichan bedunckent.
Und sol also der raͧttOrganisation: ao besetzt werden zwürend imm jarWiederholte Zeitspanne: 6 Monate, vor sannct JohannsPerson: tag zuͦ sumwendenAuffällige SchreibungDatum: 24. Juni und vor sannct JohannsPerson: tagDatum: 27. Dezember zuͦ wienaͤchtenDatum: 25. Dezember, vor jedtwederm zil vierzechen tagZeitspanne: 14 Tage mer oder minder, ungevaͧrlich, als man des dann fu̍rbaßhin zuͦ raͧtt wirtt. Und doch,
das ir zuͦ jedem halben jaͧrWiederholte Zeitspanne: 6 Monate von den allen nit mer dann zwoͤlffMenge: 12 erkoßen und genommen werden
soͤllen in den raͧttOrganisation: . Daͧrtzuͦ kiesend zwoͤlffMenge: 12 zünnfftOrganisation: , die wir zuͦ Zu̍richOrt: habent, jede zunfft ouch
einenMenge: 1 zunfftmeister, wie vorstaͧtt, und gond die zwoͤlffMenge: 12 zunfftmeister ouch in den raͧttOrganisation: , also, das
jerlich zwu̍rend im jaͧreWiederholte Zeitspanne: 6 Monate je vier und zwenntzigMenge: 24 den raͧttOrganisation: schweren soͤllent, als sitt und gewonlich,
ouch von altemhar kommen ist.
Were aber zuͦ den zitten, so man einen raͧttOrganisation: kießen sol, der
burgermeister nit in der statt, oder das zuͦ der zitt kein burgermeister were, ald das ein burgermeister zuͦ der walung nit helffen noch sich daͧrzuͦ fuͤgen welt, so soͤllent und moͤgent doch die
abgenndenUnterstrichen raͤttOrganisation: , die zunfftmeisterOrganisation: und der groß raͧttOrganisation: gewalt haben, einen nu̍wen raͧttOrganisation: zuͦsetzend
und zuͦ kiessend, in aller wiß, form und maͧß, als ob ein burgermeister by inen were, als vorgeschriben
ist, oͧn alle geverd.
Es sol ouch eins jeden abgennden burgermeisters und abgenden raͧttesOrganisation: zil uß goͧn
an sannct JohannsPerson: tag7 zuͦ nachtZeitspanne: nachts, es sye imm summerDatum: 24. Juni oder zuͦ wiennaͤchtenDatum: 25. Dezember, zuͦ mitternaͧchtZeit: 0:00, so
ap–man zuͦ den oͤrdnen metty lu̍tt,Streichung durch Textlöschung/Rasur von späterer Hand–ap und zuͦ der selben stund sol aber des angenden burgermeisters und
raͧts
Organisation:
gewalt anfaͧchen, umb das, ob deheinaq ding ufflüffe in unnser statt, des tagsZeitspanne: tags oder nachtsZeitspanne: nachts, das man
wu̍ssen mog, wer es richten oder stellen soͤlle. Und also sol man ar zwürend im jaͧrWiederholte Zeitspanne: 6 Monate den burgermeister, die raͤtt und die zunfftmeisterOrganisation: enndern.
Und welicher ein halb jaͧrWiederholte Zeitspanne: 6 Monate burgermeister, des raͧtes
oder zunfftmeister gewesen ist, der mag as denn des anndern halben jaͧrsWiederholte Zeitspanne: 6 Monate nechst daͧrnaͧch nit at
au werden, aber zuͦ dem anndern halben jarWiederholte Zeitspanne: 6 Monate wirdet einer wol bu̍rgermeister, des raͧts oder zunfftmeister,
ob einer daͧrtzuͦ genommen und erkoßen wirdt, als vorgeschriben staͧt.8
Was ouch von fraͤveln und
soͤlichen sachen under einem raͧttOrganisation: nit geklagt wirt, die wile er gewalt haͧt zerichten, das sol den naͧchgenden raͧttOrganisation: nit angaͧn zuͦrichten. Aber der abganngen raͧttOrganisation: , unnder dem die selb sach ufferlouffen
ist, der sol ouch die ußrichten.9
10 Und daͧmit hinfu̍r unnser statt Zu̍richOrt: und alle ir bu̍rger,
ouch die zu̍nfftOrganisation: gemeinlich und die, so daͧrin gehoͤren, by guͦttem frid und schirm, ouch die selben
zu̍nnfftOrganisation: by irem wesen, wie sy angesechen und harkommen sind, bliben und gehanndthabet werden
mogen, so haben wir gesetzt und geordnet, das uß den zwoͤlffMenge: 12 zu̍nfftenOrganisation: und den vier und
zwenntzig
Menge: 24
zunfftmeisternOrganisation: , die jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr zuͦ den beyden zilen, als obstaͧtt, genommen werden, dryMenge: 3
der selben zuͦ obristen zunfftmeistern von burgermeister, raͤtten, den zunfftmeistern und den
zweyhunndertten, dem grossen raͧt
Organisation:
, die sy an wytz, vernunfft, ere und guͦtt die geschicktisten
und tougenlichisten beduncken, von fryer wal erkoren und gewelt werden und die selben macht
und gewalt haben soͤllen, die anndern zunfftmeister gemeinlich umb die naͧchgeschribnen
sachen allein, so dick es sich hoͤischt und notdu̍rfftig ist, zuͦ beruͤffen und versamlen.
Und namlich, was spenn, irrung oder zwytrecht den zünnfftenOrganisation: begegnen, es sye einer zunnfft gegen
der anndern oder von sundigen personen, heimschen oder froͤmbden, wer joch die sind, umb soͤlich [fol. 3r]Seitenumbruch
sachen, die ir gewerb und hanndtwerch anntreffend, fu̍r sich zuͦ nemmen und die parthygen, die es antryfft,
gegenwu̍rttenklich vor inen zuͦ hoͤren und die dann vor inen allein uff ir eyd fürderlich und unverzogenlich ußzuͦrichten und zuͦ entscheiden, also, das ein burgermeister und die raͤttOrganisation: sy daͧran nit
sumen noch irren noch inn hanndlung soͤlicher sachen by inen sitzen soͤllen.
Und wenn die
zunfftmeisterOrganisation: also soͤlich sachen hanndeln und ußrichten wellen, das dann sy all gemeinlich
oder der mertteil daͧby versamelt und sin soͤllen. Und was sachen die zunfftmeisterOrganisation: also gemeinlich
oder der merteil under inen, die ir gewerb und hanndtwerch antreffennd, richttennd, erkennent oder
ansechent, das soͤlichs staͤt, vest und unverbrochen gehalten werden und burgermeister, raͤtt, ouch
die zweyhunndert, der groß raͧtt und unnser ganntze gemeind
Organisation:
sy daͧby schirmmen und hanndthaben soͤllen, doch mit soͤlicher lu̍ttrung, ob einich zu̍nfftOrganisation: , eine oder mer, deheinav uffsaͤtz oder
sach, die unnser statt und ir burger gemeinlich beruͤren und beswaͤren moͤchten, fu̍rnemmen,
hanndeln oder bruchen woͤlten, das dann die obgemelten zunfftmeisterOrganisation: soͤlichs allein nit fu̍r sich
nemmen oder ußrichten noch einnichen gewalt daͧrinn haben, sunder soͤlich sachen fu̍r bu̍rgermeister,
raͤtt, zunfftmeister und die zweyhunndert, den grossen raͧtt
Organisation:
, gemeinlich kommen und von den selben
ussgericht und entscheiden werden.
Fürer, so soͤllen die selben drygMenge: 3 obristen zunfftmeister, so
jetz erweltt sind oder fu̍rer gewellt und erkoren werden, sich in sunders vlyßen, in den raͧttOrganisation:
zuͦ kommen und zuͦverhelffen, das unnser gemeinen statt sachen und notdurfft fürgenommen,
ouch mengklich, rich und arm, verhoͤrtt werden und gemein, glich recht erlanngen moͤgen,
ouch unnser gemeine statt und lannd naͧch ir besten verstenntnuss zuͦverhuͤtten und vergoumen, daͧmit niemanns kein gewalt oder umbilliche beswerung zuͦgefuͤgt werde. Und ob
sy in soͤlichem eynich summniß oder irrung erfinden oder ob in einem raͧttOrganisation: durch jemans
zwytrecht, unfuͦg oder geverd unnderstannden oder gebrucht wurde, soͤlichs fu̍rderlich abzuͦstellen, sunders was sy also inn oder usserthalb des raͧttsOrganisation: anlannget, daͧvon schad oder gebrest
erwachsen moͤchte, sy werden des von jemanns ermannt oder das sy selbs beduͤchte, soͤlichs anzuͦbringen oder einen burgermeister heissen anbringen, es sye an den kleinen, taͤglichen raͧttOrganisation:
oder die zweyhunndert, den grossen raͧttOrganisation: , gemeinlich, je naͧch gelegenheit der sach und erhoͤischung der notdurfft, doch mit soͤlichem unnderscheid, das allweg die personen, die soͤlichs
beruͤren moͤchte, daͧgegen mit ir anntwurt gehoͤrtt und niemanns hinderrucks oder unverhoͤrtt vervellt oder beschwert werden soͤlle.
Wenn ouch unnser statt burgermeister, so je
zuͦ zitten sind, nit by der statt oder nit in dem raͧttOrganisation: weren, das dann unnder den drygMenge: 3 obristen
zunfftmeistern, je der vorderst, so der zitt am ersten erkoren ist, und ob derselb nit zugegen
were, der annder oder demnaͧch der dritt statthalter des bürgermeisterthumbs sin und soͤlich
ampt versechen, deßglich soͤlich ordnung in dem, so inen, als obstaͧtt, ußzuͦrichten bevolhen
ist, ouch also unnder inen gehalten werden soͤlle.
Und das daͧby jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr uff die zitt vor
wiennaͤchtenDatum: 25. Dezember, so ein bürgermeister und raͧttOrganisation: erkoren wirt, die drygMenge: 3 obristen zunfft[fol. 3v]Seitenumbruchmeister, als obstaͧt, ouch von fryer wal erwellt und genommen werden und doch zum minsten einerMenge: 1 unnder den
dryenMenge: 3, und namlich der erst oder vordrist, jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr abgeëndert und ein anndrer zuͦ den zweyenMenge: 2 erkoren
werden soͤlle, daͧmit ir allweg drygMenge: 3 syen, als vorstaͧt, doch das uß einer zunfft nit zwenMenge: 2 samentlich genommen werden, sunder die drygMenge: 3 obristen meister allweg in dryenMenge: 2 zu̍nfften sin.
Und soͤllen
ouch die selben schweren der statt und des lanndes nutz und ere zefu̍rdern, die zu̍nfftOrganisation: gemeinlich
und jede besunnders by iren rechtungen, guͦtten gewonnheiten und altem harkommen zuͦ schirmmen
und zuͦ hanndthaben, was sachen ouch ir gewerb und hanndtwerch antrifft mit den zunfftmeistern,
als obstaͧt, uß zuͦrichten, gemeine statt und das lannd und mengklichen vor gewalt und beschwerd
zuͦverhuͤtten und vergoumen und was sy deßhalb anlannget, sy werden des von jemanns ermant
oder es beduncke sy selbs anzuͦbringen oder zuͦverschaffen, das es anbraͧcht werde, und daͧrinn ir bests
und wegsts zetuͦn, alles getru̍wlich und ungevarlich.
Es sol ouch niemann kein miet nemmen
von keiner wallung wegen des burgermeisters, der raͣtten, der zunfftmeistern und des großen
raͧttes
Organisation:
und waͧ des jemann mit erbern lu̍tten bewisd wu̍rde, als dann den burgermeister, die raͤtt
und zunfftmeister
Organisation:
bedunckte, das es bezu̍get were, den sol man fu̍r meineyd ab dem raͧttOrganisation: stossen
und sol darzuͦ von Zu̍richOrt: faren und inn die statt niemer mer kommen.11
Wir haben ouch
gesetzt und geordnet, was sachen fu̍r die raͤtt und zunfftmeisterOrganisation: kommend, daͧrumb sy nit einhellig
moͤchten werden, das doch ein jegklicher des nüwen aw rattesOrganisation: oder einer der nu̍wen ax zunfftmeisternOrganisation:
die selben sachen wol ziechen mu̍gent fu̍r den grossen raͧttOrganisation: , als dick und dasselb zuͦ schulden kumpt,
ob es den selben ay–des nüwen raͧttesOrganisation: oder den nüwen zunfftmeisterUnterstrichen von späterer Hand–ay by sinem eid bedu̍nckt notdürfftig
sin, dieselbe sach sye vor einem raͤttOrganisation: gesin und daͧselbs gehoͤrtt oder nit, doch das er zum minsten
unnder den raͤttenOrganisation: und zunfftmeisternOrganisation: zwenMenge: 2 hab, die imm siner urteil geholen und gefolget haben.
Were aber, das die sach, darumb man einen zug tuͦn welt, der statt fryheit, rechtung, ehaffty,
altharkommen oder der statt guͦtt, brieff oder insigel beruͤrtte, was sich dann der merteil der raͤttenOrganisation:
und zunfftmeisternOrganisation: daͧrumb erkennend den zug zuͦ tuͦnd oder nit, daͧby soll es dann aber bliben.
Daͧrinn sind ußgesetzt urteilen, die von dem gerichtOrganisation: in den raͧttOrganisation: gezogen und geben werdennt,
die mag jetwedererKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: deraz raͧttOrganisation: , unnder den sy dann gehoͤrenntUnterstrichen, scheiden, als syKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: erba bißhar getän hanndKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: hattbb,
das daͧrumb nieman keinen zug tuͦn sol, oͧngeverd.12
Und daͧruff sol alle die gemeind Zu̍richOrt: Organisation: ,
so ein nüwer raͧttOrganisation: angaͧt, schweren dem burgermeister, dem raͧtt, den zunfftmeistern und
dem grossen raͧtt
Organisation:
zuͦ wartend und gehorsam zuͦsind und inen die gericht zuͦ Zu̍richOrt: und die stuck,
so an disem brieff geschriben staͧnnd, helfen zeschirmend und zebehoupten und ouch einem
burgermeister und raͧttOrganisation: umb die buͦssen, so sy richtend und erteilennd, ob iro der burgermeister, die raͤtt und zunfftmeisterOrganisation: nit gewaltig wesen moͤchtend und namlich wider alle
die und gen allen, den die sich wider sy und ir gericht oder deheinbc stuck, so an disem brieff
geschriben staͧt, satztend oder setzen welten, mit lib und guͦtt beraͧtten und behulffen zuͦ sind.13
Und sol man ouch kein buͦß nit ablaͧßen oͧn der merteil der raͤttenOrganisation: und zunfftmeisternOrganisation: , [fol. 4r]Seitenumbruch
bd–so die buͦß erteilt hanndUnterstrichen von späterer Hand–bd, wissen und willen.
Sy soͤllent ouch schweren, disen gegenwirtigen brieff mit
allen stucken und articklen, so daͧran geschriben stoͧnnd, waͧr und staͤt zuͦ halten, mit guͦtten
trüwen, daͧwider nit zuͦtuͦnd, schaffen noch verhenngen getaͧn werden, in dehKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: kbeein wise, aͧn
geverd.14
Wenn ouch ein knab sechtzechen jarZeitspanne: 16 Jahre alt ist bf–oder emaͧls, ob es einen burgermeister, die raͤtt und die zunfftmeisterOrganisation: guͦt sind bedu̍nncktUnterstrichen von späterer Hand–bf, er sye von rittern, edellu̍tten, burgern, hanndtwerchen oder zu̍nfftenOrganisation: , der sol schweren disen brieff und alle stuck, so daͧran geschriben stoͧnd, zuͦ haltend und ein kein ding daͧwider niemer mer zewerbent noch zetuͦnd,
by guͦtten tru̍wen, aͧn all geverd.15
Ouch habennt wir, der burgermeister, die raͤtt und zunfftmeister, ouch der groß raͧttOrganisation: , unns selber harinn lutter ußbedinget und vorbehalten, das wir
disen brieff mit allen sinen articklen und unnser ordnung, als die vorgeschriben ist, wol moͤgen
ënndern, mindren, meren oder bessern, wenn und zuͦ wellicher zitt wir wellent, ob das unnder
unns das mer wirt, naͧch dem wir des gefrygtKorrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: befüegtbg sind bh–von RoͤmischenOrt: keißern und küngenUnterstrichen von späterer Hand–bh,
also, das unns die keinen schaden noch gebresten soͤll noch moͤg bringen, in dehein wise, ungevarlich.16
Waͣre aber, das jemann wider disen brieff oder deheinbi ding, so daͧran geschriben
staͧtt, taͤtte oder schuͤffe getoͧn werden, durch sich selber oder annder, heimlich oder offennlich,
und das kuntlich wurde gemacht vor den raͤttenOrganisation: und zunfftmeisternOrganisation: , so zuͦ den zitten Zu̍richOrt:
sind, der sol meineid und erloß sin, ouch sin burgrecht verloren haben und niemer mer
gen Zu̍richOrt: inn die statt kommen und daͧrzuͦ alle die pen liden, so vor an disem brieff
geschriben stönnd, on alle geferd.17
bj–Und sol dis alles unnschedlich sin dem heiligen RoͤmischenOrt: richOrganisation: , als wir dasUnterstrichen von späterer Hand–bj hiemit offennlich bekennend, alle geverd hindan gesetzt.18 Und
zuͦ waͧrem, vestem urku̍nnd aller vorgeschribner ding, haben wir unnser gemeinen
statt innsigel offennlich an disen brieff henncken laͧßen, der geben ist uff
sambstag, was sannct SebastionsPerson: tag, naͧch Cristi gepurtt gezellt vierzechen
hundert nu̍ntzig und acht jaͧre
Originaldatierung: 20.1.1498
.
bk
[fol. 4v]Seitenumbruch

Anmerkungen

  1. Streichung durch Textlöschung/Rasur von späterer Hand.
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  3. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  4. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  5. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  6. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  7. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  8. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  9. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand mit Einfügungszeichen: sonsten.
  10. Hinzufügung unterhalb der Zeile von späterer Hand mit Einfügungszeichen: Nach der ordnung, wie dann solliche je nach fürfallenheit und gelägenheit
    der zyten für die ConstaffelOrganisation: und hernach folgende zünft gemacht
    wirdt.
  11. Hinzufügung unterhalb der Zeile von späterer Hand mit Einfügungszeichen: auch die ihres thuns, gwerbs oder handtwerchs halber
    sonsten an kein gwüße zunft gebunden.
  12. Hinzufügung am linken Rand von späterer Hand: und umb den lohn
    arbeitend.
  13. Unterstrichen von späterer Hand.
  14. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: also.
  15. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: soll.
  16. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: wie.
  17. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: dann.
  18. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: fehig.
  19. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: die.
  20. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  21. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: besten.
  22. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: worden were.
  23. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: die.
  24. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  25. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: besten.
  26. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: hernach erlüterter maassen.
  27. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: zuͦvor.
  28. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand mit Einfügungszeichen: gwohnlich.
  29. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand mit Einfügungszeichen: gwohnlich.
  30. Streichung durch Textlöschung/Rasur von späterer Hand.
  31. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  32. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: die.
  33. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  34. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  35. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: die.
  36. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  37. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  38. Hinzufügung am linken Rand von späterer Hand: die.
  39. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  40. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: isten.
  41. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: gwohnlich.
  42. Streichung durch Textlöschung/Rasur von späterer Hand.
  43. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: ich.
  44. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von späterer Hand: gmeinlich und gwonlich.
  45. Streichung: es.
  46. Hinzufügung am rechten Rand von späterer Hand: wider.
  47. Hinzufügung am linken Rand von späterer Hand: erwelt.
  48. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: ich.
  49. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: oder alten.
  50. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: oder alten.
  51. Unterstrichen von späterer Hand.
  52. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: der.
  53. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: er.
  54. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: hatt.
  55. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: ich.
  56. Unterstrichen von späterer Hand.
  57. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: k.
  58. Unterstrichen von späterer Hand.
  59. Korrektur von späterer Hand oberhalb der Zeile: befüegt.
  60. Unterstrichen von späterer Hand.
  61. Hinzufügung oberhalb der Zeile von späterer Hand: ich.
  62. Unterstrichen von späterer Hand.
  63. Hinzufügung unterhalb der Zeile von späterer Hand:
    Diser brieff ist anno 1653 nach und nach vor dem kleinen rathOrganisation: übersehen und den 18ten junyDatum: 18.6.1653
    besagten jars mit der nothwendig befundnen erlüterung für myn gn hhAbkürzung reht und burgerOrganisation: abläsend gebracht und bestätiget, hernach den 21ten meyenDatum: 21.5.1654, item j.Datum: 1.6.1654 und 3ten brachmonat im
    1654. jar
    Datum: 3.6.1654
    widerum vor reth und burgerOrganisation: überlësen und endtlich erlüteret worden,
    wie obstath.
  1. Das Verbot der eigenmächtigen Begründung separater Schwurgemeinschaften innerhalb der Bürgerschaft findet sich auch im Eid der neuen Mitglieder des Grossen RatesOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 35).
  2. Dieser Artikel ist ausführlicher als derjenige im Vierten Geschworenen Brief (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 4).
  3. Der Fünfte Geschworene Brief senkte die Anzahl der Grossräte der KonstaffelOrganisation: von 24 auf 18 (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 7).
  4. Der Artikel entspricht demjenigen im Vierten Geschworenen Brief. Jedoch werden neu explizit auch die Kleinräte genannt (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 11).
  5. Den Hintergrund für diese Bestimmung bildete die Hinrichtung des aus BlickensdorfOrt: stammenden, 1452 eingebürgerten Bürgermeisters Hans WaldmannPerson: . Zur Bürgermeisterwahl vgl. auch die diesbezügliche Ordnung des Jahres 1489 (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 41).
  6. Dieser Artikel findet sich im Vierten Geschworenen Brief weiter oben (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 3). Für den Eid des Bürgermeisters vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 28.
  7. Dies bezieht sich gleichermassen auf beide Johannestage (24. Juni und 27. Dezember).
  8. Dieser Artikel findet sich im Vierten Geschworenen Brief weiter oben (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 10).
  9. Dieser Artikel findet sich im Vierten Geschworenen Brief weiter unten (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 21).
  10. Zum Oberstzunftmeister im Vierten Geschworenen Brief vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 22.
  11. Dieser Artikel findet sich im Vierten Geschworenen Brief weiter oben (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 19).
  12. Dieser Artikel findet sich im Vierten Geschworenen Brief weiter unten (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 23).
  13. Für den Eid der BürgergemeindeOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 29.
  14. Dieser Artikel findet sich im Vierten Geschworenen Brief weiter oben (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 20).
  15. Mit dem Fünften Geschworenen Brief wurde das Mindestalter für die Eidleistung von 18 auf 16 Jahre gesenkt (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 24). Zum halbjährlich stattfindenden Schwörsonntag im GrossmünsterOrt: , im Verlauf dessen die volljährigen Stadtbürger ihren Eid auf den Geschworenen Brief ablegten, vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 111.
  16. Dieses Recht wurde der Stadt ZürichOrt: erstmals ausdrücklich im Jahr 1433 durch Kaiser SigismundPerson: verliehen. Vgl. dazu die Privilegienbestätigung Kaiser Karls V.Person: aus dem Jahr 1521 (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 115).
  17. Entspricht Art. 27 des Vierten Geschworenen Briefs (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 27).
  18. Entspricht Art. 28 des Vierten Geschworenen Briefs (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27, Art. 28).