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SSRQ ZH NF I/2/1 5-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 5-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verbriefung von Rechtsnormen der Stadt Winterthur durch Graf Rudolf von Habsburg

1264 Juni 22.

Graf Rudolf von Habsburg verbrieft den Bürgern seiner Stadt Winterthur gnadenhalber folgende Rechtsnormen: Die Grundstücke innerhalb des Bezirks, dessen Grenzen entlang des äusseren Walls der Vorstadt über die einstige Burg oberhalb der Stadt und die Kirche auf dem Heiligberg zur Quelle genannt Widenbrunnen und von dort hinab zum Übergang genannt Dietsteg und entlang der Wiesen und Gärten zurück zum Ausgangspunkt verlaufen, sowie die Grundstücke, welche die Einwohner gegen Zinszahlung vom Grafen besitzen, sollen Marktrecht besitzen gemäss dem Recht der Stadt Winterthur. Hiervon ausgenommen sind die Kelnhöfe und die Höfe der Huber (1). Rechtsstreitigkeiten um Güter, die dem Marktrecht unterliegen, soll man nur vor dem Stadtherrn und dem städtischen Schultheissen oder Amtmann in Gegenwart anderer Bürger gerichtlich austragen (2). Zum Schultheissen oder Amtmann der Stadt soll nur jemand aus dem Kreis der Bürger nach deren gemeinschaftlichem Ratschlag gewählt werden, der nicht die Ritterwürde besitzt oder erlangen soll (3). Verfolgt der Stadtherr einen Bürger wegen eines Delikts, dessen er angeklagt oder verdächtigt ist, soll er anerkennen, was vor den Bürgern und dem offenen Gericht über die Schuld oder Unschuld des Angeklagten befunden wird, und sich mit dem öffentlichen Urteil der Bürger begnügen (4). Kein Herr soll nach dem Tod eines Einwohners einen Vermögensanteil, den sogenannten Fall, einfordern, ausser es handelt sich um einen Leibeigenen, der keinen Nachkommen und Erben hinterlässt. Dann soll der Herr nach Rat der Bürger sein Recht erlangen (5). Der Wald Eschenberg soll nach alter Praxis als Allmende von der Stadt genutzt werden (6). Keinem Herrn steht aufgrund seines Eigentumsrechts an Eigenleuten deren Grundbesitz, der dem Marktrecht unterliegt, als Erbe zu (7). In der Stadt sollen Männer und Frauen das Recht haben, die Ehe zu schliessen und ihre ehelichen Söhne und Töchter zu verheiraten, wo immer sie wollen, ungeachtet der Standesunterschiede und der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Herrschaften (8). Die Einwohner von Winterthur sollen dem Stadtherrn jährlich am 11. November nicht mehr als 100 Pfund Zürcher Münze Steuer zahlen, wie es unter seinen Vorgängern üblich war. Die städtischen Ämter und Gerichte stehen dem Stadtherrn zu (9). Wer in der Stadt Bürger ist oder wird und von seinem Leibherrn innerhalb der Frist von Jahr und Tag zu keiner Dienstleistung aufgefordert wird, soll künftig keinem Herrn ausser dem Stadtherrn zu Diensten sein. Ohne dessen Einwilligung darf niemand als Bürger aufgenommen werden (10). Nur wer des Betrugs, der Untreue, des Totschlags, der Blendung, der Verstümmelung, des Mordes oder eines gleichwertigen Verbrechens schuldig ist, verdient, von der Huld des Stadtherrn ausgeschlossen zu werden. Wer jemanden mit einer Waffe verletzt, soll zur Busse 5 Pfund zahlen oder verliert die Hand. Wer andere strafwürdige Taten begeht, soll 3 Pfund Busse zahlen oder muss die Stadt ein Jahr lang verlassen (11). Die Burg auf dem Berg nahe der Stadt soll nicht wieder aufgebaut werden (12). Als Zeugen sind anwesend: Konrad von Tengen, Kuno von Teufen und Heinrich von Humlikon, Freie, Johannes von Blumberg, Ulrich von Hettlingen und sein Bruder, genannt Truchsess von Diessenhofen, Burkhard von Widen, R., ehemals Vogt von Frauenfeld, Nikolaus von Girsberg, Ritter, und viele andere. Der Aussteller siegelt.

  • Signatur: STAW URK 5
  • Originaldatierung: 1264 Juni 22
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 39.5 × 31.5 (Plica: 4.5 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Graf Rudolf von HabsburgPerson: , Wachs, rund, angehängt an einer Kordel, beschädigt
  • Sprache: Latein
  • Edition

  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 3-5
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Latein
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 7-9
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Übersetzung
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW URK 5.2
  • Originaldatierung: 1500
  • Überlieferung: Übersetzung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH C I, Nr. 3165
  • Originaldatierung: 1549
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 33.5
  • Sprache: Latein
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 49, S. 3-6
  • Originaldatierung: 1629
  • Überlieferung: Übersetzung
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW URK 5.3
  • Originaldatierung: 1650
  • Überlieferung: Übersetzung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH A 155.1, Nr. 1
  • Originaldatierung: 1667 (Am 13. September 1667 übergab Winterthur der Stadt Zürich Abschriften seiner Freiheitsbriefe (vgl. StAZH B III 90, S. 337).)
  • Überlieferung: Übersetzung, Heft (4 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 20.5 × 33.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW B 1/32, S. 1-3
  • Originaldatierung: 1667
  • Überlieferung: Übersetzung
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 35.0
  • Sprache: Deutsch

Als Graf Rudolf von HabsburgPerson: im Juni 1264 die vorliegende Urkunde ausstellte, war sein Onkel Graf Hartmann IV. von KyburgPerson: , der Stadtherr von WinterthurOrt: , noch am Leben. HartmannPerson: starb im November 1264, ohne Nachkommen zu hinterlassen, hatte aber noch im Juli zugunsten des Chorherrenstifts HeiligbergOrt: Organisation: geurkundet (UBZH, Bd. 3, Nr. 1274). Mit welcher Legitimation RudolfPerson: die Rechtsaufzeichnung vornehmen liess, ist nicht geklärt. Der rund 70 Jahre nach den Ereignissen aufgezeichneten Schilderung des Chronisten Christian KuchimeisterPerson: zufolge soll die Zerstörung der in der Nähe der Stadt gelegenen Burg durch die Bürger von WinterthurOrt: den Grafen von KyburgPerson: bewogen haben, seinen Besitz seinem Neffen als Lehen zu übertragen. Dieser habe nach seinem Herrschaftsantritt die Bürger für den Burgenbruch bestraft (Kuchimeister, Casus, S. 47). Von einer geordneten Herrschaftsübertragung geht die Forschung mehrheitlich aus, vgl. Windler 2014, S. 70-76; Stercken 2006, S. 11-12, 129-130; Elsener 1981, S. 99-100; Kläui 1964a, S. 49-53; Meyer 1947b, S. 305-309. Dagegen äussert Erwin Eugster Zweifel an der Plausibilität der Angaben KuchimeistersPerson: und hält eine Vordatierung der Rechtsaufzeichnung für wahrscheinlich. Er verweist auf die langjährigen Auseinandersetzungen um das Erbe des Grafen, die tendenziöse Darstellung seitens des Chronisten zugunsten der Kontrahenten der HabsburgerOrganisation: , der Äbte von St. GallenOrt: , die fehlende Mitwirkung HartmannsPerson: an der Ausfertigung der Urkunde, die nirgends belegte Übertragung WinterthursOrt: an RudolfPerson: sowie chronologische Unstimmigkeiten, vgl. Eugster 2015a, S. 98-104.

Ansprüche auf das KyburgerOrganisation: Erbe wurden von vielen Seiten erhoben. 1244 hatte Hartmann IV.Person: mit Zustimmung seines Neffen Hartmann V. von KyburgPerson: seinen Besitz, darunter auch WinterthurOrt: , der StrassburgerOrt: Kirche als Lehen aufgetragen. Bischof BertholdPerson: hatte die beiden KyburgerOrganisation: und ihre Nachkommen beiderlei Geschlechts mit den Gütern belehnt und ihnen die Weitergabe aller oder einzelner Besitzungen an Dritte unter der Bedingung eingeräumt, dass die Lehensherrschaft weiterbestand (UBZH, Bd. 2, Nr. 599, 600). Derartige Lehensauftragungen zugunsten kirchlicher Institutionen verfolgten den Zweck, die Güter dem Zugriff territorialer Konkurrenten oder politischer Kontrahenten zu entziehen, vgl. Sablonier 1981, S. 41-43. Nach dem Tod Hartmanns IV.Person: wurden von Seiten AnnasPerson: , der minderjährigen Tochter des 1263 verstorbenen Grafen Hartmann V.Person: , keine Forderungen bezüglich WinterthursOrt: gestellt, dagegen machten seine Witwe Margarethe von SavoyenPerson: und sein Neffe Graf Rudolf von HabsburgPerson: Besitzrechte geltend. 1260 war MargarethePerson: in Gegenwart RudolfsPerson: mit den StrassburgerOrt: Kirchenlehen belehnt worden (UBZH, Bd. 3, Nr. 1108). In einem Verzeichnis der Güter, die ihr RudolfPerson: nach dem Tod ihres Mannes entzogen haben soll, wird die Stadt WinterthurOrt: aufgeführt (UBZH, Bd. 4, Nr. 1304). Eine Chronik, die ein Ende des 13. Jahrhunderts im Auftrag des StrassburgerOrt: Bürgers EllenhardPerson: zusammengestellter Codex enthält, berichtet, wie Graf RudolfPerson: mehrere Burgen sowie die Stadt WinterthurOrt: von MargarethesPerson: Bruder, dem Grafen Peter von SavoyenPerson: , erobert habe (Ellenhardi Chronicon, S. 123).

Die Aufzeichnung von Rechtsnormen demonstrierte einerseits RudolfsPerson: Herrschaftsanspruch über WinterthurOrt: und förderte andererseits die Verständigung mit den Bürgern, die Zugeständnisse wie den Verzicht auf den Wiederaufbau der Burg erzielten. Dass sich der HabsburgerPerson: noch zu Lebzeiten seines Onkels um eine günstige Ausgangsposition im erwartbaren Kampf um das KyburgerOrganisation: Erbe bemühte, geht aus dem Vergleich hervor, den er am 18. Juni 1264 mit dem Bischof von KonstanzOrt: schloss. Demnach hatte Graf HartmannPerson: seinem Neffen Lehen der KonstanzerOrt: Kirche übertragen, die der offenbar übergangene Bischof zurückforderte (UBZH, Bd. 3, Nr. 1266). Vergleichbare Widerstände gegen eine Lehenübertragung waren von dem StrassburgerOrt: Bischof Heinrich von GeroldseckPerson: nicht zu erwarten. Seine Position war infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen seines Vorgängers mit den Bürgern der Stadt StrassburgOrt: , die von Graf Rudolf von HabsburgPerson: unterstützt worden waren, geschwächt, vgl. Wiegand 1878, S. 65-66, 84-88. Die Lehensherrschaft über die Stadt WinterthurOrt: geriet jedoch nicht in Vergessenheit, wie ein Verzeichnis der Lehen der StrassburgerOrt: Kirche zu Zeiten des Bischofs Berthold von BucheggPerson: (1328-1353) zeigt (ADBR G 377, fol. 80r; Edition: Grandidier 1865-1867, Bd. 4, S. 554).

Die im 12. und 13. Jahrhundert vierlerorts erfolgenden städtischen Rechtsaufzeichnungen basierten auf einer mündlich tradierten Rechtskultur («consuetudines») und dienten einerseits der Abgrenzung zum Landrecht, andererseits der Absicherung von neuem Recht, für dessen Eindeutigkeit, Anerkennung, Übertragbarkeit und Veränderbarkeit die schriftliche Fixierung Voraussetzung war, vgl. Dilcher 1992, S. 12-19. Zu den grundlegenden Bedürfnissen einer Stadtgemeinde gehörte die Vereinheitlichung des rechtlichen Status der Bürgerinnen und Bürger, die Garantie der persönlichen und güterrechtlichen Freiheit sowie der Zuständigkeit des örtlichen Gerichts, vgl. hierzu Isenmann 2012, S. 163-171; Dilcher 1989, S. 22-26. Gerade bei einem Herrschaftswechsel lag zudem die Festschreibung des über die städtischen Mauern hinaus sich ausdehnenden Rechtsbezirks und Allmendgebiets im Interesse der Gemeinde, vgl. Patze 1977, S. 172-174. Welche Vorlagen für die WinterthurerOrt: Rechtsaufzeichnung von 1264 herangezogen wurden, muss offen bleiben. Die inhaltlich und formal heterogene Struktur des Textes ist verschiedentlich thematisiert worden, vgl. Kläui 1964a, S. 25-31. Die erste deutsche Übersetzung lag bereits im Jahr 1297 vor. Ergänzt um Bestimmungen, die auf ein Privileg König RudolfsPerson: von 1275 zurückgehen sollen, und geltende Rechtsgewohnheiten, wurden die Rechtsnormen anderen Städten mitgeteilt (SSRQ ZH NF I/2/1 7-1), mehrfach überarbeitet und erweitert (SSRQ ZH NF I/2/1 170-1; STAW URK 2157; SSRQ ZH NF I/2/1 260-1).

Bei dem Schreiber lassen sich die Buchstaben «c» und «t» kaum voneinander unterscheiden.

Editionstext


Ruͦdolfus comes de HabsburchPerson: universis christifidelibus, ad quos presens scriptum pervenerit, salutem cum notitia subscriptorum. Gesta nobilium et magnorum in oblivionis puteo processu temporis mergerentur, nisi per scripture medelam, sicut a prudentibus est previsum, tale periculum tolleretur.
Elucescat igitur universis et singulis evidenter, quod nos civibus nostre ville in WintirturOrt: Organisation: iura subscripta pro gratia spetiali tenenda statuimus perhenniter et servanda, volentes, quod universa, que ab exteriori vallo superioris loci seu suburbii, quod vulgo dicitur VorstatSprachwechsel: DeutschOrt: , usque ad castrum quondam super
monte prope eandem villam situm et a castro directe usque ad ecclesiam Sancti MontisOrt: Organisation: et ab ecclesia usque ad fontem dictum WidebrunnenOrt: et in descensu ab eodem fonte usque ad aque transitum dictum DiͤtstegOrt: et abinde per ambitum pratorum et hortorum usque in superioris predicti valli terminum resupinum sunt
inclusa,1 preter curias cellerariorum et quorundam aliorum, qui dicuntur huͦbarii,2 abhinc inantea ius fori debeant obtinere cum omni iure ville dicte WintirturOrt: attinendo. Necnon sub eodem iure permanere debet, quicquid de predio nostro pro censu determinato ab hominibus infra predictas metas residentibus
possidetur.
Item statuimus, quod super omnibus illis bonis et possessionibus, quibus attinet ius forense, quod vulgo dicitur marchsrehtSprachwechsel: Deutsch,3 si forsan super eisdem questio mota vel suborta fuerit aliqualis, nullus debet alias quam coram nobis vel nostris successoribus, qui villam predictam possidebunt, et coram eiusdem ville sculteto
seu ministro, qui tunc fuerit, in aliorum civium presentia stare iuri.
Nec etiam in scultetum seu ministrum eiusdem ville quisquam debet eligi vel admitti, nisi de communi consilio civium unus ex eis eligatur, qui nec sit miles nec ad gradum debeat militie promoveri.4 Item ordinavimus, quod, si quemquam predictorum
civium dominus prefate civitatis impetit super aliquo forefacto, pro quo forsan aput ipsum erit aliquis accusatus vel etiam infamatus, huius impetitionis tenore in iam dicta villa WintirturOrt: coram civibus et iudicio denudato culpam vel innocentiam civis accusati debet idem dominus ibidem plene cognoscere, contentus,
quicquid super hoc ab eisdem civibus fuerit sententia publica diffinitum.
Item nullus dominus ratione cuiusdam iuris, quod in vulgari dicitur valSprachwechsel: Deutsch, post decessum aliquorum infra predictas metas residentium bona mortuaria debet exigere, nisi servum haberet, qui nullum superstitem vel heredem relinqueret, tunc potiri
deberet iuxta consilium civium suo iure.5
Item silva dicta EschaberchOrt: eo iure communi, quod vulgo dicitur gimeinmercheSprachwechsel: Deutsch, quemadmodum hactenus ab antiquo fuisse dinoscitur, in usum ville cedet abhinc inantea memoratæ.6 Item nullus dominus debet ratione proprietatis, quam habet in suos proprios homines, in predium
eorundem situm infra metas predictas, ad quas extenditur ius fori, succedere tamquam heres.
Item quicumque in predicto loco se receperint contrahendi matrimonialiter viri cum uxoribus et e converso, ubicumque placuerit, filios et filias suas legitima coniunctione copulandi, ad quemcumque locum voluerint, disparitate conditionis
et dominii non obstante, plenam habent et liberam potestatem.
Item quia scimus, predictam civitatem ratione divisionis super hereditate quorundam bonorum a nostris antecessoribus facte debere persolvere centum librasWährung: 100 Pfund , fixo tenore decrevimus, quod homines infra metas eiusdem civitatis permanentes ratione stipendii nobis et nostris successoribus
semel in annoWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr, videlicet in festo sancti MartiniPerson: Datum: 11. November (Termin/Frist), centum libras monete TuricensisWährung: 100 Zürcher Pfund et non amplius dare debent.7 Insuper ad nos et nostros successores eiusdem civitatis officia debent simul et iudicia pertinere.
Item quicumque civis est vel erit in predicto loco, si idem a suo domino in patria existente, cui ratione servilis conditionis proprie dicitur attinere, infra annum et diem unumZeitspanne: 1 Jahr 3 Tage pro nullo servitio fuerit requisitus, tunc abinde inposterum nulli domino servire tenetur, nisi qui prenominatam in firma possessione tenuerit civitatem. Hoc tamen addito, quod sine illius voluntate, qui iam dictam civitatem in sua tenuerit potestate, quemquam
in civem recipere non debemus.
Item a gratia domini iam dicte civitatis nullus meretur excludi, nisi qui fraudem et perfidiam enormem vel homicidium perpetraverit aut qui alium excecaverit vel in aliis menbris mutilaverit aut qui tale nefas horrendum commiserit, quod vulgo dicitur mortSprachwechsel: Deutsch, vel aliud quocumque nomine
nuncupetur, quod huic fuerit equipollens.8 Item qui alium armata manu volneraverit, aut quinque librasWährung: 5 Pfund persolvet aut manu truncabitur pro emenda. Qui autem alias insolentias vel contumacias fecerit, que fuerint per iudicium emendande, aut cum pena trium librarumWährung: 3 Pfund satisfaciat aut memoratam civitatem
per annumZeitspanne: 1 Jahr integrum evitabit.
Item nostre voluntatis est, quod castrum montis adiacens prefate ville numquam debeat repariri. Huius rei testes sunt Chuͦnradus de TenginPerson: , Chuͦno de Tu̍finPerson: , HenHenricus de HuͦmelinconPerson: , nobiles, Johannes de BluͦmenberchPerson: , Uͦlricus de HetlingenPerson: et ...Lücke in der Vorlage (3 cm)a frater suus dictus
Dapifer de DiͤssenhovenPerson: , BurBurchardus de WidaPerson: , RAbkürzungPerson: , quondam advocatus in VrowenveltOrt: , Nicolaus de GirsperchPerson: , milites, et quamplures alii, quorum nomina, ne fastidium generent, sunt ommissa.
Ut autem ea, que prefate civitati seu civibus in ea commorantibus indulsimus, non solum apud nos verum etiam apud nostros
successores firmiora permaneant nec violari possint nec debeant in futurum, presens cirographum super hoc contulimus nostri sigilli karactere communitum.
Acta sunt hec anno domini mo cco lxo iiiio, decimo kalendas iulii, indictione septimaOriginaldatierung: 22.6.1264.9
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 15. Jh.:]
Umb unsern friedkreis und b–nit meBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung–b
ze stür geben söllen denn cBeschädigung durch verblasste Tinte, unsichere LesungcWährung: 100 Pfund und
ander friheit, alz unser rodel wist.
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] Graaf Rudolfs
von Habsburg
Person:
freyheitsbrieff der statt WinterthurOrt: ,
anno 1264 d

Anmerkungen

  1. Lücke in der Vorlage (3 cm).
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  3. Beschädigung durch verblasste Tinte, unsichere Lesung.
  4. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von Hand des 19. Jh.: 22 BrachmBrachmonat.
  1. Zur räumlichen Ausdehnung des sogenannten Friedkreises vgl. Kläui 1964a, S. 37, 39. Er wurde 1442 durch König Friedrich III.Person: erweitert (SSRQ ZH NF I/2/1 74-1).
  2. Die Kelnhöfe und Schuppisengüter innerhalb des WinterthurerOrt: Friedkreises waren von der städtischen Gerichtsbarkeit ausgenommen und gelangten mit der Herrschaft KyburgOrt: in den Besitz der Stadt ZürichOrt: , die keine Eingriffe der WinterthurerOrganisation: in den Zuständigkeitsbereich des Schuppisengerichts duldete (StAZH A 155.1, Nr. 113; StAZH B II 106, S. 10).
  3. Zur Bedeutung des «ius fori» oder «ius forense» (Markrecht) vgl. Kläui 1964a, S. 35-37.
  4. Zur Schultheissenwahl durch die Bürger vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 34-1.
  5. Zum Problem der Leibeigenschaft von Stadtbewohnern und Bürgern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 55-1; SSRQ ZH NF I/2/1 120-1; SSRQ ZH NF I/2/1 247-1; SSRQ ZH NF I/2/1 286-1.
  6. Zu städtischen Nutzungsrechten im Wald EschenbergOrt: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 17-1.
  7. Der Steuerbetrag variierte später, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 13-1.
  8. Zu den Folgen des Huldverlusts vgl. Holenstein 1991, S. 172-174.
  9. In den späteren deutschen Übersetzungen ist das Datum unrichtig aufgelöst: 10. Tag des Heumonats (Juli).